Bewertung

Review: #2.03 Duell zweier Damen

Foto: Katie Leclerc & Vanessa Marano, Switched at Birth - Copyright: ABC Family
Katie Leclerc & Vanessa Marano, Switched at Birth
© ABC Family

In dieser Folge spitzte sich die Handlung rund um Bay und ihre Probleme in der neuen Schule zu und gleichzeitig gab es eine große Neuigkeit, die für einige Charaktere ganz schrecklich war. Mit ein paar netten Nebenhandlungen wurde eine solide Folge geschaffen, die aber, genau wie die letzten beiden, noch nicht gänzlich überzeugen konnte.

"That's the whole problem, hearies calling the shots." - "Um, okay, I'll start. Natalie Pierce is a bully." - "Bay Kennish is a poser."

Die arme Bay. Sie gibt sich wirklich Mühe, sich in der neuen Schule zu integrieren, doch so leicht geht das eben nicht. Auf der einen Seite kann man es gut verstehen, dass die Kids an der Carlton-Schule genervt davon sind, nun auch noch in der Schulzeit Rücksicht nehmen zu müssen auf die "hearing kids". Auf der anderen Seite rechtfertigt das keinesfalls das Mobbing, das sich da abspielt. Das sieht Emmett ähnlich und durch seine Beschwere bei seiner Mutter werden die Schüler kurzerhand in ein Camp geschickt, um an den Problemen zu arbeiten. Es ist ein beliebtes Mittel von amerikanischen Serien, die Hauptcharaktere irgendwo in den Wald zu schicken, damit sich dort alle Emotionen entladen und die Konflikte ihren Höhepunkt erreichen. In diesem Falle ist dies allerdings nicht wirklich geschehen, weshalb ich den Sinn dieses Camps noch nicht so ganz verstanden habe. Immerhin führte es zu einem Schritt in Richtung Versöhnung zwischen Bay und Natalie. Ich kann mir gut vorstellen, dass Bay sich letzten Endes noch mit Natalie anfreunden wird, denn sie scheinen sich doch ähnlicher zu sein, als sie zugeben wollen.

Im Camp selbst kamen noch einige andere Probleme zutage. Da wäre einmal Noah, ein Mitschüler von Bay im Pilotprojekt, der sich mit ihr anfreundet. Ich habe mich ehrlich gesagt gefragt, wo denn Teo geblieben ist, denn der war mir auf Anhieb irgendwie sympathischer als Noah. Wir erfahren, dass Noah an einer Krankheit leidet, infolge derer er eines Tages ebenfalls gehörlos werden wird. Man selbst kann sich gar nicht vorstellen, wie schrecklich das wahrscheinlich für ihn ist, doch es muss um einiges schlimmer sein, als wenn man die Gehörlosigkeit schon von Geburt an gewohnt ist. Bay macht Noah allerdings klar, dass gehörlos zu sein nicht das bedeuten muss, wovor er solche Angst hat und gibt ihm durchaus Hoffnung. Dieses Gespräch und ihre Außenseiterrolle schweißt die beiden natürlich zusammen, was Emmett selbstverständlich nicht entgeht.

Doch statt ihr eifersüchtig eine Szene zu machen, tut er etwas sehr Erwachsenes: Er spricht mit ihr und fragt sich, wo die beiden denn nun eigentich stehen. Bay gibt ihm allerdings eine erschütternde Antwort. Man kann sowohl ihn als auch Bay verstehen, trotzdem hat es einem das Herz gebrochen, als Bay ihm verkündete, momentan an mehr als einer Freundschaft nicht interessiert zu sein und mit mehr momentan nicht umgehen zu können. In ihrem Leben geht momentan eben alles drauf und drunter. Doch als Bay- und Emmett-Fan kann man darüber nur den Kopf schütteln, denn Emmett wäre ihr ja keinesfalls eine zusätzliche Last, im Gegenteil. Für ihn ist diese "Freundschaft" allerdings zu schmerzhaft und jetzt ist man gespannt, ob es tatsächlich erst einmal das "Ende" war von Bay und Emmett. Ich hoffe natürlich, dass es nicht so ist und bin eigentlich auch guter Dinge.

"You are not in my body. You do not know how I feel. And if you really think I am not trying hard enough, then you really are not my friend."

In Reginas Leben geht es gerade drunter und drüber und das sogar ganz ohne Angelo. Ich habe ihn in dieser Folge ganz und gar nicht vermisst, denn auch ohne ihn gab es schon genug Chaos. Regina erfährt also, dass es ihrem Arm bzw. Handgelenk immer noch nicht besser geht. Es kommt sogar noch dicker: Sollte sie nicht etwas an ihren Gewohnheiten ändern, könnte es noch schlimmer werden. Das bedeutet konkret, dass sie ihren Beruf ändern muss - was sie natürlich vor eine große Herausforderung stellt - und außerdem möglicherweise nie wieder Gebärdensprache benutzen darf. Wir können uns wahrscheinlich gar nicht im vollen Maße vorstellen, was das für sie und Daphne bedeutet, doch man kann zumindest versuchen sich in die Situation hineinzuversetzen. Für Daphne ist es, als könnte sie nie wieder auf ihre Art und Weise mit ihrer Mutter kommunizieren. So ist eine Welt für sie zusammengebrochen, was natürlich niemandem mehr wehtut als Regina selbst. Diese ist - wie Noah schön formulierte - mit Sicherheit noch wütender als Daphne und weiß selbst nicht, wo ihr der Kopf steht. So traurig dieser Handlungsstrang natürlich ist, so interessant kann er gleichzeitig werden, denn ich bin wirklich gespannt, welche Karriere man sich für Regina nun überlegen wird.

Den größten Schock mussten wir allerdings bei ihrer Konfrontation mit Melody erleben. Denn diese warf Regina allen Ernstes vor, ihre Krankheit nur vorzutäuschen. So schwer es auch mir fällt, mir eine Krankheit vorzustellen, bei der man keine Gebärdensprache mehr benutzen kann (und ich muss ehrlich sagen, dass mir der Gedanke, sie könne es doch einfach mit einer Hand versuchen, auch schon gekommen ist), so ist mir auf jeden Fall klar, dass Regina alles versuchen würde, um mit Daphne in ihrer Sprache reden zu können. So gut müsste Melody ihre beste Freundin eigentlich auch kennen, weshalb ihr Misstrauen absolut unangebracht ist. Von Melody erfuhren wir schon einige Male Charakterzüge, die mir persönlich überhaupt nicht gefielen und sie zeigte schon oft leise Abneigung gegen "normalhörige" Menschen, doch dies schlägt wirklich dem Fass den Boden aus. Momentan sieht es aus, als wäre es das Ende ihrer Freundschaft, doch wahrscheinlich wird es nicht dabei bleiben. Trotzdem hat Melody meiner Meinung nach jetzt ganz schön etwas gutzumachen, denn dies war wirklich eine heftige Nummer.

"If you're in the stronger position, you don't get aggressive, you hold steady and you let the other team make the mistakes."

Kathryn versucht unterdessen verzweifelt, John in seinem Wahlkampf zu unterstützen. Doch wie es sich herausstellt, gefällt die Art und Weise, wie sie das versucht, weder der Presse noch ihrem Ehemann selbst. Ich finde es wirklich traurig und gleichzeitig so realistisch, dass dieser Wahlkampf offenbar nur durch Sympathiepunkte und nicht durch tatsächliche Visionen oder Vorhaben entschieden wird. In diesem Falle wird es wahrscheinlich zum Vorteil aller sein, da John ja wirklich gute Dinge vorhat, doch in der Realität sieht das oftmals ganz anders aus. Es war jedenfalls gleichzeitig bizarr und gleichzeitig eben sehr realitätsnah dargestellt, wie Kathryn die ganze Zeit versuchte, die Überzeugungen ihres Mannes darzustellen und ihre Interviewpartnerin nicht aufhörte, sie mit Fragen über Kochrezepte zu löchern. Für den Moment hat Kathryn sich zurückgezogen und nachgegeben, doch ich glaube, dass dies für John noch Folgen haben wird, denn dass er so gar keinen Kampfgeist zeigt und sich darauf verlässt und es gutheißt, nur wegen seiner Sympathie zu gewinnen, gefällt ihr - und auch mir - ganz und gar nicht.

"Yes, we are definitely going to the hospital."

Ganz am Rande spielte sich noch ein Handlungsstrang ab, der sehr leise und zaghaft anfing und in Zukunft möglicherweise noch in einem ganz großen Knall münden wird. Denn Toby gerät mitten hinein in den Schlamassel, den Angelo angerichtet hat. Weil er Lana wegen ihres kaputten Autos nach Hause fährt, erfährt er, dass diese Angelos Baby zur Adoption freigeben will, da sie sich noch nicht bereit fühlt, es aufzuziehen. Kurz musste ich überlegen, ob die Autoren es möglicherweise in Erwägung ziehen könnten, eine romantische Verbindung zwischen den beiden anzuzetteln - schließlich wurde eigentlich nie verraten, wie alt Lana wirklich ist - doch wahrscheinlich war diese Annährung eher dafür gut, das Kind irgendwie in die schon sehr große Patchwork-Familie einzuführen. Auf eines mehr oder weniger kommt es schließlich auch nicht mehr an, oder?

Tobys Freundin Nikki glänzte in dieser Folge genau wie Angelo durch Abwesenheit und ich frage mich sowieso, wie lange sie uns noch erhalten bleiben wird, denn die große Leidenschaft war zwischen ihr und Toby bisher noch nicht zu spüren. Andererseits würde ich schon gerne weitere Szenen mit ihr, Toby und Emmett sehen, denn die Band ist doch durchaus noch aktuell, oder etwa nicht?

Fazit

So langweilig diese Tendenz auch wirken mag, es gibt mal wieder solide sechs Punkte für diese Folge. Während die Enthüllung rund um Reginas Verletzung viel Potential für weitere Handlungen bot, so wurden Bays Integration in die neue Schule und der Camp-Ausflug nicht ganz überzeugend umgesetzt. Auch hier konnte der Funke noch nicht hundertprozentig überspringen und es stehen auf jeden Fall noch Verbesserungsmöglichkeiten offen.

Klara G. - myFanbase

Die Serie "Switched at Birth" ansehen:


Vorherige Review:
#2.02 Das Erwachen des Gewissens
Alle ReviewsNächste Review:
#2.04 Ankleiden für die Charade

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier oder in unserem Forum mit anderen Fans von "Switched at Birth" über die Folge #2.03 Duell zweier Damen diskutieren.