Bewertung

Review: #12.21 Wer ist Mary?

Foto: Mark Sheppard, Supernatural - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Mark Sheppard, Supernatural
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Nachdem ich mich in meiner letzten Review bereits über den Tod von Alicia aufgeregt habe, kann ich jetzt eigentlich gleich weitermachen. Glücklicherweise gab es in #12.21 There's Something About Mary aber auch noch Mary und die britischen Men of Letters, die ins Zentrum der Geschichte gerückt wurden und die Handlung ordentlich vorangebracht haben.

"I wanna punch something in the face."

Fangen wir doch gleich mal bei meinem großen roten Tuch in dieser Folge an: Eileens Tod. Denn der war auf mehreren Ebenen einfach nicht okay. Zunächst einmal ist es natürlich schade, dass mal wieder ein sympathischer Nebencharakter dran glauben musste. Noch dazu, weil sich Sam echt gut mit ihr verstanden hat und die beiden wirklich nett zusammen waren. Dann musste wieder eine der Frauen sterben, die einem der Brüder etwas bedeutet hat, ohne dass es irgendeinen großen Zweck erfüllt hätte. Man hätte genauso gut irgendeinen x-beliebigen Jäger nehmen können. Aber sehen wir einfach mal da drüber hinweg. Sagen wir, dass jemand von der persönlichen Abschussliste der Men of Letters sterben musste, damit die Sache so richtig ins Rollen kommt. Trotzdem ändert das nichts an der Tatsache, dass die Inszenierung von Eileens Tod brutal und geschmacklos war. Eileen wird mal eben so kurz im Vorspann vom Höllenhund durch den Wald gehetzt, wie irgend so ein unbedeutendes Opfer des Falls der Woche. Dabei sorgt die Wahl eines unsichtbaren Monsters auch noch dafür, dass Eileen ohne ihr Gehör und nun auch ohne Sicht dem Monster wehrlos ausgeliefert ist, obwohl sie ansonsten doch zumindest passend für einen Jäger kämpfend hätte abtreten können. Und dann muss man auch noch dabei zusehen, wie sie in Stücke gerissen wird. Nein, es ist mir echt ein Rätsel, wieso man sich für so eine Inszenierung entschieden hat, obwohl es doch andere Wege gegeben hätte, die um einiges sauberer gewesen wären. Klar, die Men of Letters sind böse, sadistische Schweine ohne Moralkodex und so weiter, aber das wissen wir inzwischen längst. Kein Grund, einen beliebten Charakter derart brutal abzuschlachten. Bei so etwas bekomme ich automatisch Flashbacks zu Charlies Tod.

"Interesting choice. Soon you won't be making any."

Im Gegensatz dazu hat mir die Handlung rund um Mary und die Men of Letters ausnahmsweise mal größtenteils sehr gut gefallen. Hauptsächlich deswegen, weil Mary endlich hinter die Fassade der Men of Letters geblickt hat und eingesehen hat, dass man mit diesen Leuten einfach nicht zusammenarbeiten kann, noble Motive ihrerseits hin oder her. Es hat gut getan, dass auch Marys Zweckmäßigkeit ihre Grenzen hat. Nur zu schade, dass die Men of Letters auf so etwas vorbereitet waren und nun ihre Brainwashing-Methoden auspacken. Und so wird ein Großteil der Folge von Mary eingenommen, die langsam aber sicher immer tiefer in den MoL-Sumpf gezogen wird. Das war nicht nur unglaublich faszinierend anzusehen, sondern hat mich doch tatsächlich noch mit Mary mitfühlen lassen, für die (bzw. deren Staffel 12-Selbst) ich mich nie so ganz erwärmen konnte. Denn niemand hat es verdient, dass man ihn als "Natural Born Killer" benutzt, ohne dass man selbst es überhaupt mitbekommt. Noch dazu, wenn es keine Monster sind, die Mary da unbewusst tötet, sondern ihre Freunde und Mitjäger. Und ganz nebenbei kann sie sich von Toni in ihren wenigen wachen Momenten auch noch die harte Wahrheit über ihre Familie anhören. Wie die Kindheit von Sam und Dean wirklich abgelaufen ist (was von den beiden und ganz besonders Dean ja immer gern verharmlost wird). Das war nicht nur ein gemeiner Schlag gegen Marys wunden Punkt, sondern hat nur erneut aufgezeigt, wie beunruhigend viel die MoL über die Winchesters und die U.S.-Jäger generell wissen.

Apropos Wissen – wie sich herausgestellt hat, kennen sich Dr. Hess und Crowley nicht nur, sie haben sogar ein Abkommen am Laufen. Eine gewisse Anzahl an erlaubten Dämonendeals für Informationen. Normalerweise würde ich sagen, dass es Sinn macht, dass sich zwei so zentrale Institutionen auf eine Art Waffenstillstand einigen. Aber bei Crowley und den Men of Letters will das irgendwie so gar nicht passen. In welcher Welt lassen sich die MoL auf einen Deal mit Monstern ein (und das scheinbar ja nicht erst seit gestern), wenn sie gleichzeitig jede noch so harmlose Gestalt abschlachten? Und Crowley mag vielleicht immer auf seinen eigenen Vorteil aus sein und gerne mal ein langes Spiel spielen, aber dass er sich mit diesen Leuten einlässt? Da kommt mir sein Sinneswandel irgendwie herzlich spät.

"You don't know me. You wouldn't want to."

Was mir an der Men of Letters Storyline am besten gefallen hat – und das eigentlich schon die ganze Staffel lang – ist die Dynamik zwischen Mary und Ketch. Ketch ist das typische Bild eines Bösewichts. Er ist nicht nur der Gegenspieler der Winchesters, er quält und tötet mit Freude, hat kein Problem damit Frauen zu schlagen und Verbündete umzubringen und hat auch sonst herzlich wenig Eigenschaften an sich, die ihn beim Zuschauer sympathisch machen könnten. Und doch schafft es David Haydn-Jones irgendwie, diesem gnadenlosen Charakter eine gewisse Vielschichtigkeit einzubringen, die einen glauben lässt, dass er eben doch noch mehr ist, als die Lieblings-Killermaschine der MoL. Die meisten dieser Momente erlebt man zusammen mit Mary. In diesem Fall war das die Szene in Marys Versuchsraum, als die beiden sich wieder begegnen und endlich alle Karten auf dem Tisch liegen. Auch wenn ich es ein bisschen schade finde, dass man Mary in dieser Szene derart verzweifelt und verletzlich gezeigt hat, schließlich würde sich Mary Winchester ihren Feinden gegenüber wohl kaum so eine Schwäche erlauben. Doch vielleicht ist es eben genau das, dass sie Ketch nicht unbedingt als ihren Feind ansieht und noch hofft, ein Stück Empathie in ihm zu finden. Genau, wie Ketch hofft, dass Mary aus freiem Willen zu ihnen übertritt. Auf jeden Fall war das toll geschauspielert von beiden.

Umso bitterer ist es, dass Mary ihren Willen nicht bekommen hat und weiter für die MoL jagen muss. Noch dazu, wo es jetzt gegen ihre Söhne geht. Als Ketch, Mary und Co. im Bunker ankommen und gegen Sam und Dean kämpfen, haben wir ausnahmsweise mal eine richtige Schießerei mitbekommen, die man sonst bei "Supernatural" eher weniger zu sehen bekommt. Doch letztlich bleibt einem nicht die coole Actionszene in Erinnerung, sondern der am Boden zerstörte Blick der Brüder, als Mary die Waffe auf sie richtet.

Auch hier kann ich eine Entscheidung nicht nachvollziehen: Wieso sperrt Ketch die Winchesters und Toni im Bunker ein und bringt sie nicht einfach um? Sadistische Veranlagung oder nicht, Ketch ist vor allem eins: praktisch. Und es ist alles andere als klug, die Winchesters am Leben zu lassen, ob nun im Bunker versiegelt oder nicht. Sie bleiben immer noch ein gewisses Risiko.

"You had to know this was inevitable."

Nachdem man nun schon gefühlte Ewigkeiten darauf hingebaut hat, ist Luzifer nun endlich frei. Zeit wurde es, denn dieses ewige Hin und Her zwischen ihm und Crowley hat einfach nur Zeit verschwendet, ohne etwas zu bringen. Aber jetzt ist die Kontrolle von Crowley auf Luzifer übergegangen und Crowley muss nun nach seiner Pfeife tanzen. Irgendwie war das sehr vorhersehbar, aber immerhin kommt damit endlich Bewegung in die Hölle. Und wie. Zugegebenerweise, Crowleys vermeintliche Ermordung war dann doch etwas durchschaubar. Keine Lichtblitze, kein Rauch, keine Effekte, die des Todes eines Königs der Hölle würdig wären. Dafür eine Ratte, die seeehr im Mittelpunkt steht. Das einzig wirklich Überraschende an der ganzen Sache war, dass Crowley scheinbar auch Tiere besetzen kann. Nur wieso merkt Luzifer das nicht? Oder ist der im Geiste schon bei der Suche nach Kelly? Was sollte eigentlich diese kitschige Abschlussszene mit Luzifer im Sonnenschein auf dem Berg? Ganz kurz dachte ich ja schon, dass das der Werbeblock war.

Fazit

In dieser Folge gab es einige vielversprechende Storyelemente, die jedoch alle merkwürdig umgesetzt wurden. Irgendwie wollen die meisten Entscheidungen keinen wirklichen Sinn ergeben. Es kommt einem fast so vor, als hätten die Serienmacher eine ganz klare Vorstellung vom Finale und müssten nun mit aller Macht die Charaktere in ihre zugeteilten Positionen bewegen. Und dafür muss wohl Luzifer frei sein (wohl als Endgegner) und die Winchesters müssen erst mal um ihr Leben kämpfen (und sich mit Toni zusammentun, die vielleicht sogar zu ihnen überläuft, um ihren Konkurrenten Ketch auszuschalten).

Denise D. - myFanbase

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