Big Sky - Review Staffel 1A

Normalerweise würde ich nicht auf die Idee kommen, mitten in einer Staffel ein Fazit zu ziehen, aber offensichtlich hat sich die neue Krimiserie "Big Sky" von ABC, die hierzulande beim Streamingdienst Disney+ zu sehen ist, ein eher seltenes Konzept überlegt. So ist nach Episode 9 ein inhaltlicher Schnitt zu erwarten, denn der Fall der vermissten Teenager (dargestellt von Natalie Alyn Lind und Jade Pettyjohn) und der vermissen Prostituierten (Jesse James Keitel) ist bis auf eine kleinere offene Frage abgeschlossen. Diese kreative Entscheidung ist offensichtlich auf der Grundlage getroffen worden, dass die Vorlage der Serie eine Krimireihe von C.J. Box ist, weswegen die Produktion offenbar auch mehrere Ermittlungen abbilden will. Wenn das nicht der geeignete Zeitpunkt ist, um ein erstes Zwischenfazit zu ziehen, dann weiß ich es auch nicht. Also los geht's!
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Diese kreative Entscheidung, die Staffel zweigeteilt zu entwickeln, ist sicherlich lobenswert. Gerade Serien, die ein vermeintlich großes Mysterium ins Zentrum stellen, tendieren dann gerne dazu, alles fürchterlich in die Länge zu ziehen und dabei die Zuschauer zu verlieren. Dieses Ziel hat sich "Big Sky" definitiv nicht gesetzt und das tut der Serie in der ersten Staffelhälfte ungemein gut. Denn so ist ein sehr schnelles Erzähltempo erlaubt, das keine Episode zu einem Durchhänger werden lässt. Bereits der Auftakt hat mit dem sofortigen Tod von Cody Hoyt (Ryan Phillippe) für große Überraschung gesorgt und ich hätte nicht gedacht, dass diese eine Szene eine Kampfansage sein würde, den Zuschauer nach jeder Episode mit einem ungläubigen Gesichtsausdruck aus der Episode zu entlassen. Doch genau das ist passiert und hat diese erste Staffelhälfte zu einer wilden Achterbahnfahrt werden lassen.
In meiner Review zum Piloten war ich doch etwas abgestoßen, wie klischeehaft die Kulisse daherkommt und wie plump die meisten Dialoge konzipiert sind. Doch ich hatte meine Hoffnung formuliert, dass der erfahrene Serienmacher David E. Kelley seine Stärken noch ausspielen würde und ja, der Mann hat mit seinem Produktionsteam geliefert. Natürlich bleiben auch noch genug schwächere Aspekte hängen, die ich auch gleich noch ansprechen möchte, aber vorherrschend bleibt Zufriedenheit zurück und das hätte ich wirklich nicht gedacht. Das angesprochene schnelle Erzähltempo habe ich bereits angesprochen, aber was noch mehr in Erinnerung bleiben wird, sind die zahlreichen WTF-Momente, die "Big Sky" in nur einer Staffelhälfte abliefert. Und dann bleibt positiv bei mir auch nicht der Eindruck zurück, dass Schocken die oberste Priorität der Serie war, denn die ganzen WTF-Momente sind zwar unerwartet und lassen immer wieder die Phrase "Gibt's doch nicht!" entweichen, aber sie wirken dennoch nicht konstruiert, sondern geben der Serie immer wieder neue Richtungen vor, die dann auch konsequent gegangen werden.
Was definitiv ein weiteres Highlight für mich ist, ist die Tatsache, dass sich die Serie so viel Mühe gibt, dem Bösen stets ins Auge zu sehen. Sei es Rick Legarski (John Carroll Lynch) oder Ronald Pergman (Brian Geraghty), die unterschiedlicher nicht sein könnten, weswegen es gleichermaßen faszinierend ist, in ihre Psyche tiefer eintauchen zu dürfen. Zudem ist es auch für ihre Darsteller Lynch und Geraghty schauspielerisch ein Geschenk. Die Figur von Ersterem ist wohl die coolste Sau auf der Erde und dabei so gerissen und der andere wird von Mal zu Mal wahnsinniger. Beide dürften bei der Darstellung also gehörigen Spaß gehabt haben. Bei diesem wahnsinnigen Erzähltempo ist es natürlich nicht möglich, eine umfassende Psychoanalyse zu betreiben, aber alle Ansätze dürften mehr als deutlich beim Zuschauer angekommen sein. Lynch und Geraghty haben ihre Rollen auch so überzeugend interpretiert, dass einem wirklich Angst und Bange werden konnten, was da wohl noch passieren wird, denn eine offensichtliche Grenze zum Unmöglichen hin gab es nicht.
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Aber wo das Böse ist, muss es auch Helden geben und lustigerweise fallen mir dabei in erster Linie nicht Jenny Hoyt (Katheryn Winnick) und Cassie Dewell (Kylie Bunbury) ein, die naheliegend gewesen wären, sondern die ums Überleben kämpfenden Geschwister Danielle und Grace sowie Jerrie. Wo ich im ersten Moment gedacht hätte, dass die drei ganz schön hilflos sein werden, so haben sie doch einen beeindruckenden Überlebenskampf dargeboten und vor allem Pettyjohn als Grace hat mich völlig mitgerissen. Schade nur, dass die drei nach ihrer Rettung recht schnell auf die Ersatzbank geschoben wurden. Wobei wir schon bei einer ersten Schwäche der Serien wären. Sie führt nicht immer die Handlungsstränge so stringent zu Ende, wie man das eigentlich verlangen dürfte. Aber das ist bei schnell erzählten Serien oft der Nachteil, dass andere Entwicklungen, die mehr Zeit brauchen, schlichtweg auf der Strecke bleiben.
Jenny und Cassie waren für mich im Pilot der entscheidende Faktor für Klischee und plumpe Inszenierung. Das kann man den beiden mit Abschluss der ersten Staffelhälfte nicht mehr nachsagen, aber sie haben die Serie auch noch nicht so an sich gerissen, wie ich mir das erhofft hätte. Gerade weil Winnick und Bunbury für mich sehr überzeugende Schauspielerinnen sind, ist das zu wenig. Sie sind definitiv beide Badass und als Charaktere, die sich gegen Unrecht stemmen, genau richtig, aber das Miteinander und auch beide einzeln kommt dabei für die zentralen Hauptfiguren viel zu kurz. Zunächst steht zwischen den beiden, dass sie in denselben Mann verliebt sind, dann schweißt sie die Sorge um ihn zusammen, aber all diese Schritte erfolgen off-screen. Dabei gibt es bei beiden sehr gute Ansätze. Cassie als alleinerziehende Mutter, die ihren Mann verloren hat und die mit ihrer Hautfarbe in diesem Landstrich definitiv eine Außenseiterin sein dürfte. Und auf der anderen Seite Jenny, die eine bewegte Vergangenheit durch viel Undercoverarbeit hat und nun ebenfalls alleinerziehende Mutter ist. Aber warum sind die beiden beruflich, was sie sind? Wie wird sich ihre Zusammenarbeit in Zukunft gestalten? Die Serie bleibt bislang noch einiges schuldig, woran definitiv zu arbeiten ist. Dennoch sollten dabei die steten Überraschungsmomente nicht verloren gehen.
Die Serie "Big Sky" ansehen:
Fazit
"Big Sky" hat das Steuer mit der ersten Staffelhälfte definitiv Richtung 'positiver Eindruck' rumgerissen. Zwar ist die Charakterarbeit an einigen Stellen noch mangelhaft, aber dafür ist eine extrem spannende Krimireihe entstanden, die den Zuschauer so oft überrascht, dass man schnell das Zählen einstellt. Zudem wurde das Böse sehr nachhaltig inszeniert. Damit ist nicht zu leugnen, dass ich extrem gespannt bin, ob der zweite Kriminalfall hier mithalten kann.
Lena Donth - myFanbase
Kommentare
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25.11.2025 19:51 von chili.vanilli
Malice: Malice
Hab die Serie jetzt beeendet und schon lange keinen so... mehr






28.11.2025 00:19 von Sonia
F.B.I.: F.B.I.
Es wird immer abstruser... Jetzt sehe ich, dass die FBI... mehr