Review: #6.16 Schmutzige Wäsche
Nach dem Durchhänger vom letzten Mal ist "Seattle Firefighters - Die jungen Helden" diesmal wieder in der Spur. Das Erfolgsrezept? Emotionale Einsätze, Gemeinschaftsmomente und sehr, sehr wichtige Ansprachen. Dennoch sind einige sehr gewaltige Sturmwolken nicht wegzudiskutieren. Angesichts des nahenden Finales aber wohl sehr nötig.
Fangen wir doch einfach mal mit dem Ende der Episode an, denn das hat die Stimmung der gesamten Episode etwas getrübt. Es hatte sich bis dato alles gut zusammengefügt und vielleicht hätte man nach dem gemeinsamen Steakessen einfach einen Cut machen sollen. Stattdessen sind noch einige kleinere Fetzen angeknüpft worden, die auch soweit genehm waren, bis eben die letzte Szene im Büro vom Captain. Zuletzt war es für Victoria 'Vic' Hughes und Theo Ruiz wahrlich nicht einfach, weswegen sich diese Episode nach Erholung anfühlte. Zumal es auch diesmal kein Unken wegen Theos Führungsqualitäten gab, was automatisch auch ihm dann wieder besser gestanden hat. Er war der größte Skeptiker von Sean Beckett, weswegen es gepasst hat, dass seine vorläufige Akzeptanz der Entschuldigung am wichtigsten war. Warum also dann noch diese finalen Momente? Nachdem Beckett Theo die Axt überreicht hat (dazu später mehr) und Vic sich Gedanken macht, was das alles in Summe bedeutet, macht Theo diese wirklich gehässige Bemerkung, dass man nicht alles psychologisch tiefenanalysieren muss. Auch wenn das keinen richtigen Streit wie zuletzt ausgelöst hat, es war definitiv ein Hinweis darauf, was Theo aktuell an seiner Freundin nicht gefällt, weil sie auch ihn analysiert. Vic hat relativ cool reagiert, aber es war auch offensichtlich, dass sie nur noch wegwollte, was ich ihr nicht verdenken kann. Leider habe ich aktuell wirklich den Eindruck, dass man Theo kaputt schreibt. Das ist speziell bei "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" den Männerfiguren oft genug schon passiert. In "Seattle Firefighters" ist mir das speziell so noch nicht aufgefallen, weil es eher umgekehrt war und viele eher unsympathisch eingeführt werden und dann sich wandeln. Theo kam aber wunderbar daher und aktuell würde man ihn gerne zum Mond schießen. Sollen wir schon Wetten abschließen, dass das Pärchen diese Staffel 6 nicht überleben wird? Streitigkeiten bei Pärchen hin oder her, aber ich finde es schade, wenn eine Figur dafür so umgedreht werden muss.
Aber das war wie gesagt nur ganz am Ende ein Moment, der zwar einiges in mir ausgelöst hat, aber zum Glück nicht die ganze Episode mit sich in die Tiefe gerissen hat. Ganz am Anfang hatte schon Kate Powell die Macht, die Folge zu verteufeln, weil ihre dämlichen Sprüche wirklich ärgerlich waren, aber sie hat dann in der Episode kaum noch eine Rolle gespielt. Gut so! Sie wird sicherlich dann noch den endgültigen Keil zwischen Theo und Vic treiben und dann aber bye, würde ich sagen. Ansonsten hat die Episode einen sehr überraschenden Faktor. Es ist nicht die Tatsache an sich, dass Beckett zurück ist, immerhin ist er als Hauptfigur gelistet. Es ist vielmehr sein Verhalten. Von seiner Grundausrichtung her war es eigentlich der beste Beckett, den wir bislang erlebt haben. Zurückhaltend in seinen Sprüchen, empathisch mit einem Opfer, Initiator für ein gemeinschaftliches Essen und großzügiger Geschenkgeber. Auch wenn ich definitiv auf Vics Seite bin, weil das alle Alarmsignale schrillen lässt, weil man so schnell nicht ein geänderter Mensch ist, so war es dennoch angenehm. Es war vor allem auch ein Schnipsel auf das, was Josh Randall anbieten könnte, wenn er losgelöster spielen dürfte. Vor allem sein Blick am Tisch mit den ganzen Steaks, den fand ich richtig gut. Auch wenn ich eben ahne, dass da mehr hintersteckt, so konnte ich das im Moment mitnehmen. Speziell sein Eingeständnis gegenüber Paige, dass er sich für den Tod eines Kollegen verantwortlich fühlt, das war ein ganz starker Moment und vermutlich auch sein ehrlichster in dieser Episode.
Beckett entscheidet sich weiterhin, nicht mehr Captain sein zu wollen, was das Rennen nun also wieder eröffnet. Kein Wunder also, dass diese Episode viele typische Captain-Momente enthält, um die Bewerber schon in Position zu bringen. Theo ist es gerade eh und hat gerade gelingende Einsätze auf seiner Habenseite. Dann haben wir Maya Bishop, die wohl auch wegen des Regiedebüts ihrer Darstellerin Danielle Savre diesmal eine untergeordnete Rolle hat, aber immerhin diese tolle Ansprache an den nörgelnden Fahrer hat, der es unverschämt findet, dass da Menschen auf der Straße sterben und verhindern, dass er von Punkt A nach B kommt, ja wirklich unverschämt! Es war wirklich ein toller Moment, der da raus ging an alle Gaffer, Nörgler und Wutbürger, die lieber zusehen oder sich aufregen, wenn Menschen Hilfe brauchen, aber diese Hilfe erbarmungslos einfordern, wenn sie selbst in der Notlage sind. Das war also Mayas Bewerbung, aber sie wird ihren Namen wohl eher nicht in den Ring werfen, weil es eben mit Carina DeLuca gerade zu gut läuft. Wir haben auch Robert Sullivan, der in üblicher Manier sehr griesgrämig ist. Ich fühle mich zwar betrogen um sein richtiges Streitgespräch mit Andy Herrera, weil ich mir das explosiver vorgestellt hätte, aber immerhin haben ihre Worte an ihn gewirkt. Mir tut er natürlich auch leid, wie er nun überall die Sprüche abkriegt, aber seien wir ehrlich, er hat es nur halb so schlimm wie Natasha Ross gerade. Aber sein Ego hat er eben weglegen können, als es darum ging, die Ehre von Natasha zu verteidigen. Sullivan hat schon eine gute Menschenkenntnis und er hat sich als Führungskraft auch schon beweisen dürfen. Er kann Ansprachen, er kann Menschen mitreißen, aber er ist wohl der unwahrscheinliche Kandidat gerade.
Ich selbst bin Team Andy, weil sie sich in diesen sechs Staffeln wirklich extrem gemacht hat und weil ihre Liebe für die 19 die ehrlichste ist. Ihre Captain-Bewerbung liegt darin, dass sie Natasha in der Spur hält. Sie soll ihr Schicksal nicht selbst besiegeln, sondern lieber ausharren und das Momentum auf ihre Seite ziehen. Natürlich ist Natasha Bemerkung richtig, dass das etwas kindlich-naiv wirkt, denn wir wissen alle, dass das Leben kein Wunschkonzert und nur bedingt steuerbar ist. Zudem wissen wir alle, dass sich speziell unterdrückte Gruppen, in diesem Falle die Frauen, oft Stereotypen ausgesetzt sehen, die umgekehrt beim Mann nicht eine Sekunde ein Argument wären. In dem Sinne klar, Natasha, die sich an den Job klammert, da finden wir bestimmt einige nette Wörter, um das ins Lächerlich-Hysterische zu ziehen. Gleichzeitig will ich sie aber auch kämpfen sehen. Sie hat Andy vor einem Jahr nicht von Frau zu Frau unterstützt, das interessiert diese aber nicht, sie will Natasha dennoch das geben, was ihr verwehrt wurde. Ich bin gespannt, was nun dabei rauskommt, wenn Natasha ihr Narrativ über die Presse steuert. Das kann gewaltig nach hinten losgehen, aber auch viel Positives bewirken. Insgesamt bin ich auch dankbar für die Verletzlichkeit von Natasha gerade, ich kann sie gut verstehen, dass sie beides will, den Job und den Mann. Ich hoffe, dass für sie beides in Erfüllung geht, denn sie ist bislang die heimliche Gewinnerin dieser Staffel, so dass sie sich ein Zwischen-Happyend verdient hat. Noch kurz zu Andy: sie wollte den Job, wenn es für immer ist. Sie wird All-in gehen, nur hoffentlich übertreibt sie dabei nicht.
Jack Gibson hat einen kleinen Moment, wo er sich seinen Wandel eingestehen darf und mit Travis Montgomery knuddelt (was kleines Süßes für zwischendurch), aber Ben Warren hat emotional gerade mehr zu stemmen. Wie erwartet lässt ihn Milo nicht los und er harrt an seiner Seite aus. Die Einführung von Moira, aber dazu auch die beiden Opfergeschichten aus der Massenkarambolage, diese Momente mochte ich diesmal sehr, denn es waren sehr echte Erlebnisse, die unweigerlich ans Herz gehen mussten. Bei Ben hat Moira natürlich dazu gedient, dass er von ihr auf ein unerreichbares Podest gehoben wurde, das dann von dem erwachten Milo mal eben eingerissen wurde. Mit nur ein wenig Neutralität ist zu konstatieren, dass Ben keine andere Wahl hatte, dementsprechend sollte es keine Selbstvorwürfe oder Milos Ausbruch geben. Aber es ist unendlich menschlich die beiden Figuren so zu erleben. Ich weiß nicht, wie weit das jetzt noch getrieben wird, aber ich hoffe, dass Ben und Milo irgendwann beide ihren Frieden machen können, denn die Ehrung für die Tapferkeit, das ist der Anker, das ist die Wahrheit.
Fazit
Danielle Savre kann sich auf die Schulter klopfen. Sie hat eine Episode inszenieren dürfen, die alles in allem doch gut zu überzeugen weiß und die oben erwähnte Erfolgsformel aufweist. Einzig das Ende hätte ich gerne rausgestrichen, aber wir gehen eben in den Showdown zur Staffel und da wird es nicht für alle einen guten Ausgang geben.
Lena Donth – myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Dirty LaundryErstausstrahlung (US): 04.05.2023
Erstausstrahlung (DE): 07.08.2023
Regie: Danielle Savre
Drehbuch: Emily Culver
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