Bewertung

Review: #6.15 Ein hoher Preis

Foto: Seattle Firefighters - Copyright: Disney+
Seattle Firefighters
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Diesmal ist der Funke eindeutig nicht übergesprungen, aber ich bin unsicher, ob das mehr an dem Drehbuch oder an der Regiearbeit lag. Doch alleine die Überlegung zeigt schon, dass uns eine recht unausgegorene Episode von "Seattle Firefighters - Die jungen Helden" geboten wurde, die im gesamten Serienverlauf sicherlich schnell vergessen ist.

Da Drehbuch und Regie doch oft Hand in Hand gehen, will ich das gar nicht klar abtrennen und stattdessen einfach ein paar Punkte nennen, die mich nicht überzeugen konnten. Oft genug habe ich in Bezug auf "Seattle Firefighters" schon mal kritisiert, dass mir die Feuerwehrarbeit öfters zu kurz kommt. Dementsprechend war bei dem Einsatz in dem Haus, wo June alkoholsüchtigen Jugendlichen und Männern auf die Beine hilft, sofort zu merken, dass hier etwas richtig Spannendes in der Luft liegt. Auch am Ende der Episode würde ich dabei bleiben, dass es von den ganzen Grundkomponenten ein gut konzipierter Fall war, der aber in der Folge selbst nicht ideal rübergekommen ist. "Seattle Firefighters" hat oft hektische Szenenwechsel, wo wir einen kurzen Schnipsel erleben, bevor schon wieder zur nächsten Handlung gesprungen wird. An die Stilistik gewöhnt man sich mit der Zeit natürlich, aber gerade bei diesem Einsatz ist es mir wieder überdeutlich aufgefallen, dass es an den spannendsten Punkten keine gute Wahl ist, weil die Spannung so nicht weiter ausgereizt wird, sondern eher genervt verpufft. Das mag diesmal auch entscheidender ins Auge gefallen sein, weil mich die anderen Handlungsbögen nicht restlos begeistern konnten, aber diesmal fiel es mir einfach als größeres Manko ins Auge. Zudem finde ich auch, dass June und was sie für ihre Hausbewohner tut, gerne noch prominenter ins Zentrum gerückt gehabt hätte, denn was sie auf sich nimmt, das ist wirklich beeindruckend.

Bei den anderen beiden größeren Handlungsbogen hatte ich unterschiedliche Kritikpunkte. Maya Bishop und Carina DeLucas gemeinsame Szenen gingen eher schwach los, wurden aber mit der Episode immer besser. Insgesamt muss ich aber auch sagen, dass wir hier auch mal eine vorläufige Klammer drum machen können. Die Handlung sollte in meinen Augen nicht einseitig werden und beim letzten Mal war schon klar, die beiden sind auf einem richtig guten Weg. Dementsprechend hätte ich gut damit leben können, sie erstmal im Off sich weiter annähern zu lassen. Die Szenen in der Bar fand ich völlig überflüssig, weil die Erkenntnis, dass sie sich gegenseitig immer als Erste anrufen würden, schon gut dazu passte, wo Maya eben für sie und für sich selbst die Erpressung von Natasha Ross hat fallen lassen. Erst dann die Szene nach dem ersten gemeinsamen Sex nach langer Zeit war wieder gut, weil es völlig verständlich war, dass die gemeinsame Wohnung für Carina zu viel hochgeholt hat, aber das hätte man eben auch einbauen können, ohne das ganze Trara zuvor. Mir ist bewusst, dass Marina bei den Fans als Pärchen sehr beliebt ist und ich bin genauso froh, dass es wieder hingebogen wurde, aber dennoch kann es sich in der Waage halten.

Natashas Eingeständnis gegenüber der Gewerkschaft und wie sie sich richtig in Rage geredet hat, das fand ich eigentlich sehr gut und passt insgesamt zu dem positiven Bild, das ich mehr und mehr über die Staffel hinweg von ihr bekommen habe. Dennoch fand ich die Darstellung des ganzen Handlungsbogens auch etwas chaotisch. Natasha war sehr wankelmütig und impulsiv diesmal, dahingehend verstehe ich auch die spätere Kritik von Robert Sullivan, dass sie die Entscheidung alleine getroffen hat. Aber gleichzeitig wurde ich auch den Eindruck nicht los, dass Natasha unbedingt mit dem Kopf durch die Wand musste, damit sie und Sullivan sich am Ende des Tages wieder fetzen können. Auch wenn ich tendenziell pro Natasha bin, so ist gerade etwas schwierig, das zu sortieren, vielleicht auch, weil mir keine ideale Lösung einfällt, wie man den Konflikt auflösen kann. Hinzu kommt dann auch noch der Disput, der bekanntlich zwischen Sullivan und Andy Herrera schwelt. Sie hat sich erstmal einverstanden erklärt, dass Natasha zuerst mit ihm reden darf, aber ich hätte doch gedacht, dass es am Ende der Episode über die Bühne geht. Das wird also für einen großen Knall aufgebauscht, wirkt aber künstlich. Zumal Andy eben auch sehr impulsiv ist und gerade mit dem für sie sehr emotionalen Einsatz hätte es hervorragend gepasst, wenn einfach etwas aus ihr herausgebrochen wäre.

Diese Inkonsequenz im Handlungsbogen ist aber speziell bei Theo Ruiz und Victoria "Vic" Hughes auf die Spitze getrieben worden. Bei der Szene zu Beginn der Episode in der Küche frohlockte ich noch, denn erstmals seit drei Episoden hatte ich von der Harmonie her ein gutes Grundgefühl. Klar, Andy und Sullivan standen noch im Raum, aber Theo als Führungskraft wirkte entspannter und auch mit Vic schien für dieses Mal alles im Lot zu sein. Dann wird aber völlig aus dem Nichts ein Streitgespräch heraufbeschworen, das Theo sehr übel aussehen lässt, denn beruflich wird es entspannter und dennoch ist er ein schlechter Freund. Dann wird mit Kate Powell noch ein Ersatz für Ben Warren aus dem Hut gezaubert, die eine Vergangenheit mit Theo und Travis Montgomery hat und den Rest kann ich mir selbst erzählen. Am Ende war bezeichnend, dass es nicht nur Vic war, die unbehaglich auf das Trio schaute, sondern der Rest auch. Wache 19 kämpft nun schon bald volle zwei Staffeln um dieses unwiderrufliche Familiengefühl, was empfindlich durch Sean Beckett gestört wurde und nun ist er (erstmal) weg und trotzdem will dort keine Ruhe reinkommen. Auch wenn ich Kate jetzt erstmal als Persönlichkeit nichts unterstelle, aber sie wird den Laden alleine aufgrund ihrer Präsenz wieder völlig aufmischen. Dabei würde ich mir mehr 19 gegen alle als alle wild gegeneinander wünschen.

Nach dem ganzen Gemecker will ich aber doch versöhnlich enden, denn es hat auch gute Momente gegeben. Es war bislang nicht wirklich Bens Staffel, aber der Einsatz und vor welch unmögliche Entscheidung er gestellt wurde, das war für ihn sehr interessant. Daran wird er auch noch zu knabbern haben und da er nun gesundheitlich erstmal ausfällt, bleibt eben auch mehr Raum, sich dunkle Gedanken zu machen, dass Taylor in den Flammen sterben musste. Bens Sturz durch das Dach war aber auch ein beeindruckendes Motiv, weil es für Andy so nah am Tod ihres Vaters war. Sie hat es zwar damals nicht selbst mitansehen müssen, weil sie noch im Gebäude gefangen war, aber sie konnte sich aufgrund ihrer beruflichen Erfahrung natürlich vorstellen, was passiert ist. Es hat mich auch sehr mitgenommen, wie Ben dort in die Tiefe stürzte und dazu dann Andys Gesicht. Auch später als er wieder aus dem Haus raus war und Andy immer noch nur sah, wie er genauso hätte tot sein können. Das wiederum führt zu Andy und Travis, denn alle anderen haben auch erkannt, was das Erlebnis für sie bedeutet haben muss und es war passend, dass ausgerechnet Travis da so federführend war, eben weil Eli Stern doch noch unsichtbar zwischen ihnen stand. Kommt dieser nun also doch wieder und ergibt es wirklich Sinn, da etwas mit Travis zu initiieren? Ich bin noch unsicher, aber ich habe Andy auf jeden Fall geglaubt, dass sie das Kapitel für sich abgehakt hat und ich bin auch stolz, wie erwachsen sie das lösen konnten.

Fazit

Ich habe diese "Seattle Firefighters"-Episode zwar nicht frustriert geguckt, aber blicke ich auf den bisherigen Staffelverlauf, dann ist diesmal nicht der große Wurf gelungen. Der gute Einsatz wurde durch die Inszenierung der Folge etwas zerrissen, dazu wirkte das Geschehen durch begonnene Konflikte unfertig. Dafür wurde am Ende aus dem Nichts eine neue Herausforderung kreiert. Ob die Episode nun einfach auf etwas Großes hinsteuert, das muss sich erst noch zeigen.

Lena Donth – myFanbase

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