Bewertung

Review: #4.14 Maleficents Geschichte

Foto: Jared S. Gilmore, Once Upon a Time - Copyright: 2017 ABC Studios; ABC/Jack Rowand
Jared S. Gilmore, Once Upon a Time
© 2017 ABC Studios; ABC/Jack Rowand

Was machen legendäre Schurkinnen, die ihre Tage damit verbringen, Menschen zu verfluchen, eigentlich so nach Feierabend? Wie wir aus dieser Episode lernen, trinken sie unanständig viel, fahren alkoholisiert und unangeschnallt mitten durch die Ortschaft, beschädigen städtisches Eigentum und lassen sich auf selbstmörderische Mutproben ein. Am nächsten Morgen wissen sie dann das größte Wundermittel der magielosen Welt des 21. Jahrhunderts zu schätzen: Aspirin.

Regina muss, um das Vertrauen der Königinnen der Dunkelheit zu gewinnen, "Hangover 4 – Jetzt wird es verhext" mit ihnen aufführen und sich trinkend durchs nächtliche Storybrooke randalieren. Derweil macht sich Emma, die erst von der Undercover-Mission erfährt, als diese schon längst läuft, große Sorgen um Regina. Das ist irgendwie drollig und unterstreicht sehr schön die wachsende Freundschaft der beiden, wirkt aber stellenweise auch reichlich übertrieben. Wir sprechen hier immerhin von Regina, einer erfahrenen, mächtigen Zauberin, die schon mit Tricks und Täuschungen einen Dschinn dazu gebracht hat, für sie einen Mord zu begehen, und den verrückten Hutmacher als menschlichen Freifahrtschein durch das Wunderland zu benutzen wusste. Emma sollte wirklich öfter in dem Märchenbuch lesen, dessen Autor sie ja derzeit sucht, dann wüsste sie, dass Regina eine Undercover-Mission absolut zuzutrauen ist. Emmas Erfahrung als Kautionsagentin hat in diesem Fall Reginas Erfahrung als Böse Königin nun wirklich nichts voraus.

Passenderweise führen uns die Flashbacks zurück in Reginas frühe Jahre als Schurkin, in die Phase, als sie von Rumpelstilzchen unterrichtet wurde. Regina war damals aus den bekannten Gründen voller Hass und Rachsucht in Bezug auf Snow White, aber immer noch etwas naiv und ungestüm. Wie ein Teenager, der endlich mit dem ersten eigenen Auto losdüsen will, statt weiter Theorieunterricht zu nehmen. In seiner diabolischen Weisheit schickt Rumpelstilzchen sie zu Maleficent, um ihr eine Lektion zum Thema Rache zu erteilen. So kommt es zur ersten Begegnung zwischen Regina und Maleficent, einer Begegnung, die uns an das zeitlich später stattfindende Aufeinandertreffen aus #1.02 Das, was du am meisten liebst ... erinnert. An dieser Stelle folgt nun ein Schnelldurchlauf durch vier Jahre "Once Upon a Time" und ein halbes Jahrhundert Märchenwelt: Maleficent wollte sich aus nicht wirklich bekannten Gründen an Dornröschen rächen und hat diese mit dem Schlafzauber belegt, der aber von König Stefan durch den Kuss der wahren Liebe gebrochen wurde. Da hat wohl jemand unfairerweise die Gebrauchsanleitung gelesen. Maleficent fiel daraufhin in eine tiefe Depression, verlor sprich- und wortwörtlich ihr Feuer und vegetierte einsam vor sich hin, bis sie von der jungen Regina, dem ehrgeizigen Neuling unter den bösen Mädchen des Märchenlandes, wachgeküsst wurde – nur sprichwörtlich. Maleficent fand wieder zu alter Stärke zurück und verhängte den Schlafzauber nun über Dornröschens Tochter Aurora, die somit ihre eigene Hochzeit verschlief. Vorsorglich belegte Maleficent gleich noch Auroras Bräutigam Prinz Phillip mit einem eigenen Fluch, der ihn zu einer fremdartigen Kreatur werden ließ, so dass er seine Braut nicht erlösen konnte. Ein junges Ding namens Belle brach diesen Fluch später und rächte sich damit unwissentlich an Maleficent, die sie zuvor entführt hatte. Aber davon bekam Maleficent nicht mehr allzu viel mit. Ihr Schlafzauber hatte Regina so beeindruckt, dass sie den mächtigen, dunklen Fluch von Rumpelstilzchen bei Maleficent gegen besagten Schlafzauber eintauschte. Zuvor hatte Regina eine kleine Portion davon "umsonst" bekommen und begeistert an Snows Pferd ausgetestet. Man nennt diese Art der Verkaufsstrategie ja auch "anfixen". Maleficent wusste, wie gefährlich der dunkle Fluch war und wollte ihn schützen, aber Regina, die nun ihrerseits die Tücken des Schlafzaubers erkennen musste, der sich eben leider durch einen Kuss egalisieren lässt, holte sich den Fluch gewaltsam von einer wieder eher zurückgezogen lebenden (und wie wir inzwischen wissen schwangeren) Maleficent zurück.

Greift das alles wirklich ineinander? Halbwegs, würde ich sagen. Warum Maleficent, nachdem sie von Regina zu alter Stärke zurückgebracht wurde, doch wieder eher ein stilles, heimeliges Dasein führte, ist nicht ganz klar. Hat es mit dem dunklen Fluch zu tun? Oder mit ihrer Schwangerschaft? Ist König Stefan der Vater? Das wäre schon äußerst makaber. Was war da überhaupt zwischen Maleficent und Familie Dornröschen? Hier bleibt diese Folge sehr vage, was entweder bedeutet, dass wir noch einen Flashback bekommen, oder, was ich eher glaube, wir im Dunkel gelassen werden. Da hätte man sich den kurzen Auftritt von König Stefan auch schon fast schenken können. Von Dornröschen sehen wir ettäuschenderweise gar nichts. Darüber hinaus scheint der Schlafzauber nicht immer auf die gleiche Weise zu funktionieren, aber vielleicht hat Maleficent ihn auch verändert, als sie ihn Regina gab. Warum, erschließt sich freilich nicht.

Zwei Punkte sind an der Storyline um Reginas und Maleficents Kennenlernen bemerkenswert. Zum einen wird hier eine klassische Comeback-Geschichte mal aus einer völlig anderen Perspektive, die der Bösen, gezeigt. Es gibt unzählige Filme, Romane und auch Serien, die davon handeln, wie ein abgehalfterter Ex-Profisportler oder vergessener Künstler von einem Jungspund zurück in die Spur gebracht wird. Es ist dann immer ein rührender Moment, wenn der Ex-Irgendwas wieder einen großen Auftritt hat. Hier ist Maleficent der ehemalige Star, der ein Comeback feiert, allerdings bedeutet ihre Rückkehr zu alter Stärke, dass sie wieder andere Menschen ins Verderben stürzen kann.

Das zweite interessante Element ist der brennende Baum, der gewissermaßen ein Symbol für Maleficents Macht ist und ihr den Funken zurückgibt. Man kommt nicht umhin, an eines der berühmtesten Motive aus der Bibel, den brennenden Dornenbusch, zu denken. In Bezug auf Maleficent scheinen die Autoren jetzt wirklich alles auszureizen, was die Feuersymbolik so hergibt.

In Storybrooke läuft es für Mr. Gold wieder wie geschmiert. Es gelingt ihm, Belle hereinzulegen und von ihr den Dolch zu ergaunern sowie Pinocchio in August zurückzuverwandeln, um ihn nach der Identität des Autors zu befragen. Es war eigentlich sehr schön und angemessen, dass Mr. Gold am Ende der ersten Staffelhälfte gescheitert ist und mit Nichts dastand. Nun klappt wieder alles bei ihm und er trumpft mit heimtückischen Manövern auf, von denen wir bisher nicht wussten, dass er sie drauf hat. Anderseits gibt es da diese vereinzelten Momente, in denen Mr. Gold damit konfrontiert wird, dass Belle nun mit einem anderen Mann liiert ist, und in diesen Momenten wirkt der mächtige Bösewicht sehr verletzt und hilflos. Er verdient fraglos jeden einzelnen dieser Momente.

Das Wiedersehen mit August ist die größte Überraschung der gesamten Folge. Seine Verwandlung in Pinocchio hat seinerseits durchaus sehr gemischte Reaktionen in der Zuschauerschaft hervorgerufen. Vielen hat es nicht gefallen, dass August auf diese Weise komplett ausgelöscht wurde und seine Geschichte nicht weitererzählt werden konnte. Nun erhält seine Story doch noch mindestens ein weiteres Kapitel – eines, das uns neue Hinweise auf den Autor bringen könnte.

Maret Hosemann - myFanbase

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