Review: #3.01 Experiment Touristenranch

Bei den Primetime-Emmy-Awards dominierte "Modern Family" und war der große Gewinner des Abends. Diese Einseitigkeit stieß nicht überall auf Begeisterung. Die Eröffnungsepisode der dritten Staffel hat untermauert, warum diese Kritik leider nicht ganz unberechtigt ist.

Das soll nicht heißen, dass "Modern Family" eine schlechte Comedy wäre - das Gegenteil ist der Fall. Der Cast ist großartig und die Storylines sind oft einfühlsam und ausbalanciert geschrieben. Aber mitunter fehlen einem die großen Entwicklungen und Witze.

Diesmal unternimmt die Großfamilie Pritchett/Dunphy einen Trip zu einer Ranch in Wyoming, bei dem auch Haleys Freund Dylan mit von der Partie sein darf. Doch der Ausflug macht nicht nur Spaß, sondern bringt auch alte Spannungen wieder hervor. Durch Claires abfälliges Verhalten Dylan gegenüber wird Phil daran erinnert, dass auch er Jay als Schwiegersohn niemals gut genug war. Beim gemeinsamen Ritt mit Jay platzt Phil der Kragen und er erinnert seinen Schwiegervater daran, dass er Claire immer ein treuer Ehemann und Haley, Alex und Luke ein großartiger Vater gewesen ist. Diese Spannungen wurden zwar im Laufe der Serie immer mal wieder thematisiert und wie auch hier schlussendlich beigelegt, aber wie das bei langgehegten Gefühlen nun einmal so ist, werden sie durch ein, zwei Gespräche nicht gleich zu Grabe getragen - insofern stellt ihr Wiederaufkeimen eine realistische Darstellung dar.

Auch Claire kann nicht aus ihrer Haut. Obwohl sie akzeptiert, dass Dylan die Familie auf ihrem Trip begleitet, springt sie bei seinem Heiratsantrag an Haley auf und versucht ihm den Ring zu entreißen. Das sorgt natürlich dafür, dass Haley, die den Heiratsantrag überhaupt nicht annehmen wollte, verärgert ist, da sie den Antrag gerne ohne die Hilfe ihrer Mutter abgelehnt hätte und sich wie ein Kind behandelt fühlt. Auch hier wurden die Samen für den Konflikt vor langer Zeit gesät. Claires Gespräch mit Dylan und dessen Annahme, sie würde ihn anbaggern wollen, gehören zu den wenigen wirklich lustigen Momenten dieser Folge. Überhaupt ist es schade, dass Dylan in Wyoming bleibt. "Modern Family" hat so viele neurotische, zickige Charaktere, dass Dylan mit seiner lässigen Coolness und Albernheit immer ein willkommenes Kontrastprogramm darstellte.

Ernster ging es bei Mitchell und Cameron zu. Wie so oft plagten Mitchell mal wieder Selbstzweifel – vor allem die Angst, einem möglichen Adoptivsohn als Vater nicht maskulin genug zu sein bzw. ihm nicht die Männersachen beibringen zu können, die andere Väter ihnen Söhnen lehren. Nach einem Gespräch mit dem wunderbar putzigen Luke, in dessen Folge er mit seinem Neffen ein Vogelhaus mit Hilfe eines Böllers in die Luft sprengt, kehrt seine Selbstsicherheit wieder zurück.

Nicht unbedingt witzig, aber unglaublich süß war auch Alex, die ihren ersten Kuss erleben durfte und sich erst nicht eingestehen wollte, dass es ihr gefallen hatte. Bleibt auszuwarten, was sich aus ihr und ihrem Kusspartner noch entwickelt. Angesichts der Entfernung leider wohl nicht viel.

Am schlechtesten eingesetzt wurde Gloria, die hier nur den Part der unglaublich attraktiven und unbeholfenen Südamerikanerin mimen durfte, die mit einem Greis verheiratet ist und von jüngeren Männern angegrabscht wird. Ernsthaft, "Modern Family" - ich dachte, über dieses Stadium wären wir hinaus.

Ansonsten haben mich die Spitznamen amüsiert, die vom Rancher ausgeteilt wurden - "Cactus Flower" für Gloria, "Bossy" für Claire, "Hollywood" für Manny, "Buffalo Phil" für Phil und natürlich "Old Timer" für Jay. Im Großen und Ganzen ein passabler Staffelauftakt, allerdings dürfte sich die Serie in dieser Staffel ruhig um mehr Entwicklungen und unvorhersehbare Pointen bemühen.

Eva T. - myFanbase

Die Serie "Modern Family" ansehen: