Bewertung

Review: #1.09 Schaulaufen

Foto: Anne Dudek & January Jones, Mad Men - Copyright: Carin Baer/AMC
Anne Dudek & January Jones, Mad Men
© Carin Baer/AMC

In dieser Epsiode erfahren wir etwas mehr über Betty und ihre Vergangenheit als Model. Außerdem erhält Don die Möglichkeit, zum Konkurrenzunternehmen McCann Erickson zu wechseln.

"My mother hated it – Manhattan – She called me a prostitute"

Als ich die ersten Minuten der Episode gesehen habe, dachte ich mir schon, dass mit Betty etwas geschehen wird. Sie schneidet die Blätter im Garten und reagiert auf das Winken vom Nachbarn in einer Weise, die zeigt, dass ihr Leben ihr nicht zusagt. Und so kommt es dann, dass Betty eine Möglichkeit bekommt, ihrer Rolle als Hausfrau zu entfliehen. Die Storyline mit ihr als früheres Model hat mir gut gefallen und man nimmt es ihr auf jeden Fall auch ab. Schon im ersten Moment, als Jim Hobart ihr die Möglichkeit mit der Coca Cola Kampagne anbietet, sieht man Betty ihr Interesse daran an. Ihren Einsatz, von Don die Erlaubnis dafür zu bekommen, finde ich wirklich gut. Sie setzt sich dafür ein, das zu tun, was ihr Spaß macht. Außerdem kann sie so dem Alltagstrott entkommen.

Die Reaktion ihrer Mutter auf ihren damaligen Beruf, hatte sicherlich auch Einfluss auf Bettys Entscheidung. Bei ihrer Therapiesitzung wird deutlich, dass Betty kein perfektes Verhältnis zu ihrer Mutter gehabt hat, denn diese hat sie immerhin als Prostituierte beschimpft. Ich glaube, genauso wie der Therapeut von Betty, dass da noch einige Dinge ans Licht kommen werden, die Auswirkungen auf die Beziehung zwischen Betty und ihrer Mutter hatten. Die Wut, die über Betty kommt, als der Therapeut sich dazu äußert, hat auf jeden Fall etwas zu bedeuten. Selbst wenn Betty ihre Mutter dann doch verteidigt, muss es irgendeinen Grund geben, warum sie so reagiert hat. Vielleicht ist das auch einer der Gründe, warum sie unbedingt diesen Model-Job machen möchte. Ich finde es gut, dass Don sich ihr nicht in den Weg stellt. Man sieht zwar, das er nicht wirklich begeistert von der Idee ist, dennoch erlaubt er ihr sozusagen, den Job anzunehmen.

Und ich finde, sie macht es auch wirklich gut. Sie passt in das idyllische Familienbild perfekt rein, deshalb finde ich es umso schlimmer, das sie am Ende durch Dons Entscheidung leiden muss. Sie zeigt hier zum ersten Mal richtige Tränen und das bedeutet, dass es ihr viel mehr ausmacht, den Job nicht bekommen zu haben, als sie am Ende vor Don zeigt. Es ist ein schlimmes Bild, mit ansehen zu müssen, wie ihr der Schmuck abgenommen wird. Da möchte man sie am liebsten in den Arm nehmen. Seltsam finde ich am Schluss die Lüge vor Don, obwohl er genau weiß, warum sie den Job nicht bekommen hat. Wahrscheinlich will sie die Mutige spielen und ihren Schmerz vor ihm nicht zeigen. Die Frage ist nur warum? Don ist immerhin ihr Ehemann. Vielleicht hat diese Reaktion auch etwas mit ihrer Mutter zu tun. Das Ende der Episode war perfekt inszeniert. Betty ist wieder in ihrer Hausfrauenrolle und gibt vor, jeden Moment davon zu genießen, dabei ist sie wütend. Die Art und Weise, wie sie diese Wut zeigt, ist sehr überraschend, aber gut. Sie nimmt die Schrotflinte und schießt auf die Tauben des Nachbarn und verzieht dabei nicht einmal das Gesicht. Das hat perfekt gezeigt, dass Betty einiges für sich behält und mit niemandem teilt. Auf diese Geheimnisse bin ich wirklich gespannt.

"How drunk do you have to be?"

Die Storyline mit Pete und Peggy ging in dieser Episode leider nicht weiter. Pete muss sich zwar dumme Sprüche über Peggy von seinen Kollegen anhören, doch reagiert er nicht darauf, sondern hält sich zurück. Am Ende geht ihm das alles jedoch zu weit, sodass er sich für Peggy einsetzt und seinem Kollegen Ken ins Gesicht schlägt. Die beiden prügeln sich und keiner der Anwesenden kann wirklich verstehen, was gerade passiert. Nur Pete weiß, warum er Ken verprügelt. Er mag Peggy sehr und kann nicht mit anhören, wie die anderen Männer sich über sie lustig machen. Schade, dass Peggy nichts von der Schlägerei mitbekommen hat, aber das kann ja noch kommen. Übrigens fand ich die Reaktion von Don und Roger bei der Prügelei wirklich grandios. Diese Ignoranz der Situation war einfach so komisch, dass es mich laut zum lachen gebracht hat, was in dieser Serie ja nicht allzu oft vorkommt.

"I like the way you do business"

Don hat in dieser Episode ausnahmsweise keine Affäre. Die einzige Frau ist seine Frau Betty. Er wird durch sie in eine Situation gebracht, aus der er sich aber zu retten weiß. Jim Hobart, der Leiter des Konkurrenzunternehmens McCann Erickson möchte Jon für sein Unternehmen abwerben und bietet ihm viele lukrative Dinge: mehr Geld, sowie internationale Kampagnen. Don ist davon aber nicht überzeugt und wartet mit seiner Entscheidung. Im Laufe der Episode wird klar, dass Hobart mit seinem Jobangebot für Betty, ebenfalls Don für die Firma gewinnen will. Doch Don lässt sich nicht erpressen, weswegen er am Ende den Job auch nicht annimmt. Er möchte nicht Teil eines so unehrlichen Unternehmens werden, weshalb er am Schluss tatsächlich bei Sterling Cooper bleibt, auch wenn er dadurch natürlich seine Chance nutzt und mehr Gehalt herausholt. Denn Roger ist nicht bereit, Don einfach so gehen zulassen. Dons Verhalten zeigt auch, dass er von Anfang an nicht weiß, ob er überhaupt wechseln möchte. Trotzdem weiß er seine Karten gut zu spielen.

Natürlich könnte auch Betty etwas mit seiner Entscheidung zu tun haben. Ich kann mir gut vorstellen, dass auch das ein Grund war, warum er das Angebot nicht angenommen hat. Er hat schon geahnt, dass das Jobangebot für Betty nur zustande kam, um Don damit auch an Bord zu holen. Und Dons Reaktion auf Bettys zurück gewonnene Vorliebe fürs Modeln war nicht wirklich freudiger Natur. Er hat ihre Zusage akzeptiert, war aber nicht begeistert davon. Für ihn gehört seine Frau doch nach Hause und sollte sich um die Kinder kümmern, auch wenn er das vor ihr am Schluss nicht zugibt. Es kann natürlich auch sein, dass seine eigene Vergangenheit mit seiner Mutter so traumatisch für ihn war, dass er sich eine Mutter für seine Kinder wünscht, die ihnen Geborgenheit und Liebe schenkt.

Ich finde die Entscheidung von Don, Sterling Cooper nicht zu verlassen, wirklich gut. Denn irgendwie gehört er in dieses Unternehmen und hat sicherlich noch eine interessante Zukunft dort.

Fazit

Die Episode hat sehr viel Spaß gemacht. Die Storylines haben sehr gut zusammengepasst und waren gut aufeinander abgestimmt. Betty fand ich sehr überzeugend, da sie für ihre Interessen eingestanden ist, selbst wenn es am Schluss nicht gut für sie ausging. Ihre Wut, die sie an den Tauben auslässt, verspricht eine interessante Entwicklung. Auch Dons Story fand ich überzeugend. Vor allem lässt mich diese Episode ausnahmsweise nicht mit vielen Fragen zu Don Draper zurück.

Alex Olejnik - myFanbase

Die Serie "Mad Men" ansehen:


Vorherige Review:
#1.08 Ehrenmitglied
Alle ReviewsNächste Review:
#1.10 Herz oder Magen?

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier oder in unserem Forum mit anderen Fans von "Mad Men" über die Folge #1.09 Schaulaufen diskutieren.