Bewertung

Review: #1.16 Unerwartet

Foto: Tawny Cypress, Heroes - Copyright: 2010 Universal Pictures
Tawny Cypress, Heroes
© 2010 Universal Pictures

Wie erwartet: ein Knüller

Ich sagte es ja schon letztes Mal, in meiner Review zu #1.15 Flucht, dass #1.16 Unerwartet mit großer Wahrscheinlichkeit ein Knüller wird.

Ich behalte Recht: #1.16 ist großartig.

Das liegt zum einen daran, dass der nervigste Charakter der Serie endlich ins Jenseits befördert wurde, zum anderen aber auch an der Genialität mehrerer Szenen dieser Episode: der Auftritt von Hana; Mohinder und Sylar besuchen Dale, die Frau mit den Superlauschern; Ted Sprague am Grab seiner Frau, dessen Radioaktivität alles um ihn herum verwelken lässt; Claude greift Peter an, damit dieser eine Fähigkeit auspackt und schließlich entdeckt, dass er Telekinese kann; Peter, der mit Claude davon fliegt; das Gespräch zwischen Claire und ihrem Vater im Krankenhaus; Hiro, der auf Busfahrer Stan Lee trifft; Peter, der in Isaacs Atelier wütet.

Und natürlich insgesamt alle Szenen, in denen Sylar verkommt. Und Peter und Claude und Mr. Bennet.

RIP: Simone Deveaux. Endlich.

Noch nie war ich glücklicher über den Tod eines Seriencharakters. Simone Deveaux musste in dieser Folge dran glauben (die Serienmacher hatten bereits den Tod eines Hauptcharakters vorausgesagt) und als der Schuss schließlich auf Simone fiel, war ich mehr als erleichtert. Denn von allen Charakteren der Serie war sie der am schlechtesten konzipierte.

Simone, so hart das auch klingen mag, war für "Heroes" und den Plot im Großen und Ganzen relativ nutzlos. In den letzten Folgen begann sie sogar einem richtig auf die Nerven zu gehen. Das liegt nicht etwa an Schauspielerin Tawny Cypress, sondern schlichtweg am Charakter Simone selbst. Anfangs versuchte sie erfolglos, Isaac von den Drogen wegzubringen, dann verbrachte sie eine Nacht mit Peter und dann starb ihr Vater. Simones größte Leistung: Sie zeigte Peter in #1.09 Heimkehr einen Fotoausdruck des Gemäldes, das Isaac von ihm gemalt hatte und Peter schließlich nach Odessa führte, wo er Claire retten konnte.

Doch leider war das auch schon alles, was Simone der Serie brachte – zumindest lebend. Nun da sie tot (?) ist, könnte sich allerdings eine ganz neue Wirkung ihrer Person entfalten. Als die Frau zwischen Peter und Isaac könnte ihr Tod entweder dazu führen, dass die beiden Einsicht haben und zusammenarbeiten - oder ihr Tod wird die Feindschaft zwischen Peter und Isaac erst so richtig entfachen.

Damit verabschieden wir uns also von einem Hauptcharakter, doch mit keiner Träne im Auge. Sorry, Simone.

"DON'T lie to me!"

Milo Ventimiglia aka Peter Petrelli zeigte in dieser Folge, was an schauspielerischem Talent in ihm steckt. Er war schlichtweg großartig. Die Entwicklung des Charakters von einem naiven Träumer über einen verzweifelten Helden hin zu einem zornigen jungen Mann ist vor allem dadurch so überzeugend, weil Ventimiglia es so überzeugend darstellt. Und, weil die Autoren bei Peter genau das Gegenteil gemacht haben wie bei Simone: Sie haben ihm ein Profil gegeben, eine Seele, und haben den Charakter konstant weiterentwickelt.

In #1.16 lernt Peter eine ganz entscheidende Sache hinzu: Er lernt seine Fähigkeiten zu kontrollieren – und wird dadurch erschreckend mächtig. Diese Macht sehen wir, als Peter Isaac in seinem Atelier besucht, enttäuscht und wütend über dessen Verrat. Peter zeigt eine noch nie zuvor bei ihm da gewesene Rage und lässt Isaac seine Macht spüren. Die Luft knistert förmlich bei dieser Szene.

Überlegen wir, welche Fähigkeiten Peter bereits alle hat, kommt eine ganze Menge zusammen: Er kann fliegen (dank Nathan), kann die Zukunft malen (dank Isaac), ist so gut wie unsterblich (dank Claire), kann Gedanken lesen (dank Matt), sich unsichtbar machen (dank Claude) und kann Telekinese (dank Sylar). Besitzt Peter auch die anderen Fähigkeiten von Sylar – dieser besaß zum Zeitpunkt des Zusammentreffens in #1.09 Heimkehr auch ein Supergedächtnis (durch Charlie) und die Fähigkeit der Kryokinese –, dann hat er tatsächlich eine große Auswahl an Kräften. Wenn Peter auch die Fähigkeit von Zukunfts-Hiro absorbiert hat, dann kann er auch Zeit und Raum kontrollieren. Das nenne ich Potential.

Und Claude? Der hat seine Aufgabe vorerst erfüllt: Er hat Peter beigebracht, seine Kräfte zu kontrollieren. Wie bei jedem seiner Auftritte sorgte Claude auch dieses Mal für geniale Momente ("Fly, stop time, paint me a pretty picture, do something unexpected!") – und zeigte eine Angst gegenüber Mr. Bennet, die dem Zuschauer selbst Angst machte. Tief in Claude, der bislang unverwüstlich schien, schlummert also eine schreckliche Furcht, die dazu führte, dass er die letzten Jahre unsichtbar blieb. Wer weiß, was Hornbrille mit seinen Versuchsobjekten schon alles angestellt hat.

"Hey young fella, all by yourself?"

Einen tollen Cameoauftritt machte in dieser Episode Stan Lee, seines Zeichens eine Legende im Comicgeschäft (er erfand so ziemlich alle Superhelden, von Spider-Man bis zu den X-Men). Wunderbar subtil, ähnlich wie es bei George Takei in #1.14 der Fall war. Zwar hatte Lee als Busfahrer nur eine einzige Dialogzeile inne, doch diese war dafür umso bezeichnender: denn auf seine Frage "Hey young fella, all by yourself?" antwortet Hiro mit einem "Yes, just-o me." Aus und vorbei ist es mit dem Hiro-Ando-Gespann.

Neiiiin!

Oder doch?

Vielleicht, aber nur vielleicht ist diese Entwicklung ja gar nicht so schlecht. Das Abenteuer von Hiro und Ando hat in den letzten Folgen einen relativen Stillstand erfahren: die Schwert-Mission zieht sich dahin, dann taucht mit Hope auch noch einer der blödsten Charaktere der Serie auf. Hiro hat nun erkannt, dass er Andos Leben nicht mehr wegen seiner Mission aufs Spiel setzen kann – und will alleine weitermachen. Vielleicht führt das ja wieder zu neuer Spannung in Hiros Plot.

TeleMatt, RadioTed und Wireless

Matts Reunion mit unserem radioaktiven Freund Theodore Sprague war gut gelungen, genauso die Einführung des neuen Charakters Hana Gitelman aka Wireless. Für diejenigen, die nicht wöchentlich die Online Graphic Novels von NBC lesen – Zusatzgeschichten, die stark mit der Geschichte der Serie verwoben sind – wird das plötzliche Erscheinen Hanas etwas überraschend kommen. Alle, die die den vierteiligen "Wireless" Online-Comic gelesen haben, hatten sich hingegen schon auf Hana gefreut (ich zum Beispiel).

Dass Ted nun plötzlich bei Matt anruft und einen Plan zur Entführung von Hornbrille ausheckt, ist absolut unerwartet. Das Dreiergespannt TeleMatt, RadioTed und Wireless – allesamt wütende, nach Antworten suchende Heroes - funktioniert und dürfte sich in der nächsten Folge als sehr interessant erweisen.

Was Matts Ehe angeht: Hoffen wir, dass die Autoren nicht schon wieder in den ewigen Teufelskreis der Eheprobleme zurückfallen. Die Diamantensache ist... überflüssig. Und Janice Parkman ist die neue Besetzung für die Nummer Eins der nervigsten Charaktere.

Doch wie gesagt: #1.16 Unerwartet ist ein Knüller. Viel zu viele gute, nein, großartige Szenen. 8 von 9 Punkten.

Maria Gruber - myFanbase

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