Review: #12.17 Schwelbrand
Diese Staffel fühlt sich immer mehr wie ein bedrohliches Schlachtfeld an, auf dem unzählige Schlachten geschlagen, Konflikt gelöst oder weiter verfochten werden, nur um weitere Konflikte hervorzurufen. In dieser Folge spitzen sich alle Streitereien weiter zu und ich warte nur noch darauf, dass bei einigen das Feuer losgeht – damit wir endlich von einigen Geschichten erlöst werden. Denn keine der Storylines dieser Folge kann komplett überzeugen und so langsam macht sich bei mir Frustration breit.
Owen vs. Nathan
Der Konflikt zwischen Owen und Nathan konnte mich nie wirklich überzeugen, wirkte er doch auf mich wie ein wirres Spiegelbild von Meredith und Amelia und sein Nervlevel steigt von Folge zu Folge. Es werden einfach kaum neue Akzente gesetzt: Stets ist es Owen, der Nathan zur Schnecke macht und ihm überdramatisch zu verstehen gibt, sich von ihm und seinen Freunden fernzuhalten (warum hier April nicht genannt wird, finde ich komisch). Und es ist auch immer Nathan, der Owen dazu auffordert, dieses Verhalten sein zu lassen und über die ganze Sache zu stehen. Dazwischen stehen die anderen Ärzte, die wie der Zuschauer die Informationen wie Brotkrümel zugeworfen bekommen und daraus die wahren Hintergründe des Konflikts herauspicken wollen. In dieser Folge ist es Meredith, die mit den beiden festsitzt, doch leider machen die Autoren nicht wirklich was aus der "Im- Stau-stecken"-Situation, der Konflikt hätte richtig hochkochen und ausgefochten werden können, mit Meredith als Streitschlichter, die Tacheles redet und den beiden den Kopf wäscht. So verharren die Autoren leider in dem oben beschriebenen Schema, was bei mir persönlich nur noch ein Augenrollen hervorruft. Zumindest erfahren wir den Kern, warum Owen Nathan hasst und wo Nathan Meredith ziemlich dreist angelogen hat: Nathan hat Megan (vermutlich öfters) betrogen, weswegen sie vor ihm geflohen und in diesen Helikopter gestiegen ist. Ehrlich gesagt habe ich mir so was Ähnliches bereits gedacht. Alles in allem ein nerviger, langwieriger Handlungsstrang.
April vs. Jackson und Catherine
Auch April und Jackson frustrieren mich einmal mehr. Ähnlich wie Nathan und Owen läuft es hier auch nach dem stets gleichbleibenden Schema ab: Erst folgt eine Annäherung, dann eine neue Information für einen der beiden, darauf folgt eine komplett übertriebene Reaktion. So wie Jackson in #12.15 I am Not Waiting Anymore zunächst Aprils Nähe suchte und dann diesen Abtreibungsspruch rausgehauen hat, reagiert nun April mit der einstweiligen Verfügung komplett über. Und da dachte ich noch, dass nachdem April Jackson ein klärendes Gespräch in der letzten Folge #12.16 When It Hurts So Bad angeboten hatte, die beiden dieses trotz Catherine führen würden. Aber Pustekuchen: Kommunikation null! Schon wieder spielen die beiden gegeneinander statt miteinander, schon wieder läuft es zu einem ausufernden Konflikt aus, anstatt die beiden endlich die Lage für ihr Baby klären. Ich kann nur hoffen, dass April die einstweilige Verfügung schnell zurückzieht und die beiden bald wieder auf einer gemeinsamen Seite stehen, das könnte mich über meine Frustration über die beiden in dieser Folge hinwegtrösten.
Immerhin konnte das Drumherum um die beiden überzeugen. Aprils und Arizonas Konflikt ist wohl gelöst, was mich sehr freut, da ich die Freundschaft der beiden sehr mag und ich beide darin überzeugend finde. Aprils Verhalten gegenüber ihrer Patientin empfand ich als perfektes Beispiel für Doppelmoral und warum ihr Charakter immer schwieriger für mich wird: Obwohl sie sich vor kurzem in derselben Situation wie das Mädchen fand, handelt sie nun wie Arizona und setzt sich über den Wunsch des Mädchens hinweg, um es der Mutter zu erzählen. Dass sie selbst nicht wirklich einsehen kann, dass sie nun Arizonas Rolle eingenommen hat, ist eigentlich noch der Gipfel. Da es aber Arizona und April einander wieder annähert, kann ich darüber ein bisschen hinwegsehen, dennoch macht es April (genau wie Jackson übrigens) zurzeit mir nicht leicht, sie zu mögen.
Der beste Aspekt dieses Handlungsstrangs stellten aber die gemeinsamen Szenen von Webber und Catherine dar. Catherine ist und bleibt eine anstrengende Person, doch immerhin wird uns nun verständlich gemacht, warum sie sich besonders in dieser Situation für Jackson starkmachen will und sich in seine Angelegenheiten einmischen will: Jacksons Vater (der in dieser Staffel schon einige Male erwähnt wurde, was geradezu danach schreit, dass er bald auftaucht!) ist einst mit Jackson geflohen, weswegen Catherine um ihren Sohn kämpfen musste. Im Grunde genommen ist das eine deutliche Parallele zu Ellis, die mit Meredith einst wegflog und Thatcher in Seattle zurückließ. Webber überzeugt in dieser Storyline am meisten. Behutsam und liebevoll kann er Catherine zu verstehen geben, dass sie April eine zweite Chance geben soll und sie dazu bringen, sich aus Jacksons Angelegenheiten rauszuhalten. Seine Vorwürfe konnten mich dazu auch öfters zum Lachen bringen und insbesondere die Szene im Schlafzimmer war großartig. Ob Catherine allerdings wohl eine Chance zur Veränderung bekommen hat? Nach Aprils Überreaktion dauert es wohl nicht allzulange, bis Catherine sich wieder einmischen wird.
Stephanie (und Jo) vs. Penny
Ich habe bereits in meiner Review zu #12.14 Odd Man Out geschrieben, dass ich es zwar begrüße, dass Amelia durch eine gemeinsame Zusammenarbeit mit Penny ins Reine kommt, gleichzeitig aber befürchte, dass Penny zwischen Amelia und Stephanie kommt. Natürlich muss das auch passieren und Amelia scheint Penny während der Behandlung zu bevorzugen, was Stephanie, die um ihre Lieblingslehrerin fürchtet, natürlich nicht passt. Das Lästern mit Jo, das Penny dann überhört, fand ich ziemlich unnötig und als Reaktion schnappt Penny Jo und Stephanie den Preminger Grant, ein Forschungsstipendium für alle Assistenzärzte, in der letzten Sekunde weg. Irgendwie hat Stephanie das für ihr Verhalten Penny gegenüber auch verdient. Dennoch ist ihre verletzte Reaktion, als sie erfährt, dass auch Amelia sich scheinbar für Penny ausgesprochen zu haben scheint, absolut verständlich: Schließlich ist sie nicht nur eine hervorragende Ärztin, sondern hat Amelia bei Dereks Tod und der Rückkehr ihres Alkoholismus geholfen und war ihr stets eine Stütze, leider übertritt sie hier aber auch eine Grenze und verletzt Amelia. Sollte es hier wirklich zum Ende dieser Lehrer-Schüler-Beziehung kommen, wäre ich sehr enttäuscht, weil mir diese Freundschaft sehr ans Herz gewachsen ist. Einziges Trostpflaster war hier die Einführung von Kyle Diaz, der wohl als Love Interest für Stephanie fungieren soll und mit seiner provozierenden und anzüglichen Art mich etwas an Mark erinnert. Und sind wir mal ehrlich – selbst eine Kopie von Mark können wir momentan wirklich gut gebrauchen! Für Stephanie wäre solch eine Storyline durchaus wünschenswert.
Penny ist und bleibt ein sympathischer und interessanter, aber öfters fragwürdig wirkender, Charakter. Ihre Stellung im Krankenhaus hat sich von Staatsfeind Nummer eins zu "Everybody's Darling" gewandelt und wird von Steph noch mit "Remember when everybody hated you" wieder aufgegriffen und ist insgesamt eine komische 180 Grad Wandlung. Ihre medizinischen Künste werden von allen Seiten gelobt, was sich aufgrund der Tatsache, dass Stephanie bis dato immer als beste Assistenzärztin dargestellt wurde, ebenfalls seltsam anmutet. Die Freundschaft mit Jo und Stephanie hat mir allerdings immer gefallen, weswegen ich es schade finde, dass diese auf der Kippe steht. Ich kann Jo und Stephanie hier aber auch verstehen, obwohl die Feindseligkeit der beiden eindeutig übertrieben war. Pennys Verhalten ist hier einfach merkwürdig. Zunächst will sie nichts von der Bewerbung wissen, um ihre Beziehung zu Callie nicht zu gefährden, später will sie es Steph zeigen und bewirbt sich in der letzten Sekunde. Das zeugt nicht wirklich von einer wohlüberlegten Entscheidung oder einem wirklichen Herzenswunsch. Auch bin ich wirklich überrascht, dass sie tatsächlich den Preminger Grant gewonnen hat. Was bedeutet das aber für die Beziehung mit Callie? Stabil ist diese nicht wirklich, obwohl Callie oft betont, wie wichtig Penny ihr ist und sie langsam mehr an Farbe gewinnt. Penny wird wohl jetzt nur noch für wenige Zeit im Grey + Sloan Memorial verbleiben und wird dann das Stipendium antreten? Wird Callie ihr folgen wollen oder wird sie sich von ihr trennen? Und wenn sie ihr folgen möchte, was bedeutet das für Sofia und somit auch für Arizona? Als ob diese Staffel nicht schon genügend Konflikte zu lösen hätte…
Kurze Eindrücke
- Auch wenn mir die dramatischen Aspekte dieser Folge nicht wirklich zu gesagt haben, war der Humor einfach nur genial. Merediths "Why am I here" im Krankenwagen, Jos "I thought we were sharing" zu Stephanie, Aprils hastiges Zuziehen des Vorhangs, Callies "And I'm having sex tonight" nach Pennys Monolog… Diese Momente waren einfach nur göttlich, haben mich richtig zum Lachen gebracht und somit die ganze Folge aufgewertet.
- Nach der Einstiegsszene hatte ich, ebenso wie Maggie, meine Befürchtungen bezüglich Amelia und Meredith, was sich Gott sei Dank wohl erledigt hat. Maggies übertriebener Wunsch nach Harmonie zwischen den Schwestern entlockt Meredith und Amelia nämlich bloß ein belustigtes Grinsen. Der entspannte Umgang der beiden mit ihren Meinungsverschiedenheiten gehört zu den wenigen positiven Entwicklungen dieser Folge und hat mich deswegen umso mehr berührt.
- Maggies Ängste, Andrew über den Weg zu laufen, waren ebenfalls übertrieben. Giacomo Gianniotti war die ganze Folge nicht zu sehen.
- Während Ben und Bailey über die Preminger Grant sprechen und somit eine wunderschöne Szene in Bezug auf ihre Beziehung erhalten, wird dies Jo und Alex vorenthalten. Zwar dürfen beide über ihr fantastisches Sexleben prahlen, doch es fällt auf, dass ihre Beziehung seit Alex' Wiedereinzig nicht mehr thematisiert wird, geschweige denn, dass man die beiden zusammen in einer Szene sieht. Das ist vor allem bezüglich Alex schade: Seine Entwicklung ist so gravierend und eine passende Storyline könnte das unterstreichen. Und Jo hat durchaus Potenzial, doch ich kann leider einfach keine Sympathie zu ihr entwickeln, da dieses immer verschwendet wird. Shonda Rhimes, da hast du aber zu Beginn der Staffel anderes versprochen!
Fazit
Es ist nicht so, dass ich diese Folge nicht gemocht habe: Der Humor war wunderbar und hat bei mir Lachanfälle ausgelöst, aber die Geschichten an sich sind es, die mir nicht wirklich gefallen haben. Hatten mir schon die Beziehungsenden von Maggie und Andrew sowie Amelia und Owen aus der letzten Folge nicht zugesagt, sind es nun die ewigen Konflikte um April und Jackson und sowie Nathan und Owen, die an den Nerven zehren und viel zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Anstatt Lösungswege aufzuzeigen, verharren diese Figuren in ihren Handlungsweisen und machen Rückschritte, was wirklich schade ist. Dennoch gab es auch Lichtpunkte - so bleibt Webber weiterhin der weise Ratgeber und zwischen Meredith und Amelia scheint Frieden zu herrschen. Ich hoffe inständig, dass die angesprochenen Konflikte diesem Beispiel folgen und die Staffel wieder zu der Unbeschwertheit und der Leichtigkeit zu ihrem Beginn zurückkehrt.
Lux H. - myFanbase
Die Serie "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" ansehen:
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: I Wear the FaceErstausstrahlung (US): 07.04.2016
Erstausstrahlung (DE): 02.11.2016
Regie: Chandra Wilson
Drehbuch: Karin Gist
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