Review: #3.12 Flugentfernung

Das Staffelfinale fängt ruhig an, endet aber, wie so oft bei "Girls", recht tragisch: Hannahs Beziehung zu Adam scheint zerbrochen, Shoshanna bekommt gleich zwei Hiobsbotschaften, Marnie verliert das letzte Fünkchen Würde, das sie noch hatte, und Jessa ist in einen Suizidversuch involviert. Doch es gibt auch Positives zu vermelden.

"Why did you tell me that thing about Iowa right before I went on stage?"

Gerade als es aussieht, dass alle, wirklich alle, außer Hannah sich weiterentwickeln - selbst Laird und Caroline, die einen Kurzauftritt zu Beginn haben, erwarten ein Kind - bekommt sie die Nachricht, dass sie für den renommierten Iowa Writers' Workshop angenommen wurde. Für alle, die ebenso wenig wie ich diesen Studiengang kannten, verrät die deutschsprachige Wikipedia: "Absolventen des Iowa Writers' Workshop haben zahlreiche Pulitzer-Preise und National Book Awards sowie weitere wichtige Literaturpreise gewonnen." Nach Iowa zu gehen könnte also einen bedeutenden Sprung in der nach wie vor recht überschaubaren Karriere Hannahs bedeuten.

Es ist wirklich anrührend, wie sehr sich Hannah über den Workshop freut. Das führt zu einer kurzen, aber schönen Szene mit ihrer ehemals besten Freundin Marnie, die sich genauso ehrlich für sie freut - wie lange ist es eigentlich her, dass die beiden eine Szene miteinander hatten, ohne sich zu streiten oder in Subtexten zu reden? Und so sehr Hannah über ihre beruflichen Neuigkeiten aus dem Häuschen ist, so ehrlich und unegoistisch ist sie auch von Adams Erfolg begeistert. Leider gibt es kaum eine Folge, in der ich Hannah nicht am liebsten schütteln würde, und da stellt auch das Finale der dritten Staffel keinen Unterschied dar. Obwohl Adam ihr mehrfach gesagt hat, dass er sich vor der Premiere von ihr fernhalten möchte, um persönliche Emotionen aus der Rolle herauszuhalten, geht sie wenige Minuten vor der Erstaufführung in seine Garderobe und erzählt ihm, dass sie für Iowa akzeptiert wurde und vorhat, hinzugehen.

Wie schon in den Episoden zuvor angedeutet stehen die beiden am Ende vor einer zerstörten Beziehung, auch wenn das noch nicht endgültig ausgesprochen ist. Sollte Hannah nach Iowa gehen, und ihr Gesichtsausdruck in der Schlussszene lässt sehr darauf schließen, würde das wohl der letzte Sargnagel für die fragile Beziehung sein.

"I want you back. I miss you, I made a mistake."

Während der gesamten Staffel schwang die Storyline um Shoshannas bevorstehenden Abschluss am Rande mit, obgleich dieser selten thematisiert wurde. Wider Erwarten hat die strebsame Shoshanna nicht bestanden. In ihren privaten vier Wänden verwandelt sie, die doch sonst immer Haltung bewahrt, sich in Mr. Hyde und verwüstet ihr Zimmer - kein Wunder, dass sie nach so viel Druck und Erwartungshaltung irgendwie Dampf ablassen muss. Sie wird von Marnie unterbrochen, die anhand des Chaos und Shoshannas Stimmung unschwer erkennen kann, dass sie zu einem unpassenden Moment aufkreuzt. Getreu dem Motto "Schlimmer geht immer" lässt sie dessen ungeachtet die Bombe mit dem Verhältnis von ihr und Ray platzen, anstatt Shoshanna beizustehen und zu einem anderen Zeitpunkt mit ihr zu reden.

Kaum erfährt Shoshanna von Marnie und Ray rennt sie zu Ray und sagt ihm, sie wolle ihn zurück. Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass ihr das schon vorher bewusst war, aber trotzdem sollte sie mehr Würde haben als Ray anzuflehen, sie zurückzunehmen, jetzt, wo sie ihn verloren weiß. Ray, der das wenige Wochen zuvor bestimmt auch noch gemacht hätte, weist sie ab. Hat er sein Herz an Marnie verloren? Zu wünschen ist es ihm nicht.

"Desi kissed the shit out of me."

Auch Marnie scheint sich um ihre eigene Würde nicht zu scheren. Kaum ist die Katze mit ihr und Ray aus dem Sack, passiert das, was sich seit mehreren Folgen schon anbahnte: Sie und Desi küssen sich. Schade, dass "Girls" manchmal so soapig sein muss. Was sie damit Ray und indirekt auch Shoshnna antut, ist Marnie gleichgültig. Richtig ätzend verhält sie sich am Ende der Folge, als sie wie eine Stalkerin Desi im Streit mit seiner Freundin Clementine beobachtet und sich heimtückisch über die Auseinandersetzung freut. Shame on you, Marnie!

"Call 911, I don't want to die!"

Auf einem ganz anderen Planeten als ihre Freunde, die eine Theaterpremiere am Broadway besuchen, befindet sich mal wieder Jessa. So leicht, wie sie den Assistentinnenjob bei Beedie bekam, musste dieser doch einen Haken haben. Und der Haken zeigt sich schnell: Jessa soll der Künstlerin dabei helfen, sich umzubringen. Und weil Jessa entweder wieder geistig umnachtet oder aber besonders altruistisch ist (die Motivation bleibt Auslegungssache), stimmt sie, ohne dass Beedie sie lange überzeugen müsste, ein. Zu dumm nur, dass die sich, nachdem sie die Pillen geschluckt hat, es wieder anders überlegt und doch nicht sterben will. Ob Beedie überlebt, werden wir erst in der nächsten Staffel erfahren. So oder so wird Jessa mit den Konsequenzen ihrer Entscheidung leben müssen, vor der Polizei auf jeden Fall und sollte Beedie sterben, dann auch vor sich selbst.

Fazit

Kein "Girls"-Staffelfinale ohne halbzerstörte Leben. In dieser Serie sind fröhliche Augenblicke wahrhaft rar gesät, wobei sich langsam ein Abnutzungseffekt einstellt. Die Dramen sind immer noch spannend, die Dialoge witzig, aber einige Stränge sind inzwischen vorhersehbar.

Und wie geht es jetzt weiter? Zumindest für Hannah und Marnie gibt es Lichtblicke, für die eine beruflich, für die andere im Liebesleben. Doch wie Shoshanna und Jessa mit den Schicksalsschlägen, die sie selbst verursacht haben (wenn auch Jessa willentlicher als Shoshanna) umgehen, das bleibt abzuwarten.

Isabella Caldart - myFanbase

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