Review: #4.02 Kontakt
Wie erwartet, dreht sich in der ersten Iowa-Episode alles um Hannah. Das stört aber nicht: #4.02 Triggering ist eine recht unterhaltsame Folge.
"What do you think I can get for like 800?"
Oh, welch beschauliches Leben irgendwo im Mittleren Westen Amerikas. Für jemanden, der New York City gewohnt ist, könnte es kaum einen größeren Kulturschock geben. Im gesamten Bundesstaat Iowa leben nur rund drei Millionen Menschen - in New York sind es über acht Millionen, wenn man den Ballungsraum hinzurechnet sogar 18. Oder aber, um diesen Kontrast noch mehr zu verdeutlichen: In Iowa wohnen auf einem Quadratkilometer durchschnittlich 21 Einwohner, in New York hingegen über 10.000.
Und so muss sich Hannah mit einer gänzlich neuen Lebenssituation arrangieren, die sowohl Vor- als auch Nachteile bietet. Verglichen mit Brooklyn kann sie sich einen halben Palast leisten, bei dem sie nicht mit ausgestreckten Armen beinahe schon beide Wände berührt. Dafür muss sich Stadtpomeranze Hannah gänzlich neuen Herausforderungen stellen. In ihre neue Behausung wird unerwartet "eingebrochen": Eine Fledermaus zwingt sie dazu, sich in ihrem Bad zu verstecken.
Iowa ist ganz offensichtlich noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen und so funktionieren Handy- und Internetverbindung doch eher selten - während in New York ihre Generation nicht weiß, was ein R-Gespräch ist. Trotz der Hindernisse versucht Hannah, sich zu arrangieren, und fährt wackelig auf dem Fahrrad durch die Gegend, bis ihr das Rad natürlich direkt gestohlen wird. Auch das Handy überlebt die ersten Tage nicht. Wenn Hannah nicht gerade von Fettnäpfchen zu Fettnäpfchen hüpft, sondern sich ausnahmsweise mal bemüht, ist sie immer vom Pech verfolgt.
"I love you so much. I hate everyone who isn't you!" - "Me, too!"
Es ist nicht überraschend, dass Hannah zunächst einmal isoliert lebt. Vergeblich versucht sie, ihre Freundinnen zu kontaktieren. Adam ruft sie allerdings nicht an und belässt es dabei, Marnie über ihn auszufragen und Fotos von ihm anzuschauen.
Hannahs Eltern treten in dieser Folge auch auf. Ihre Mutter Loreen unterstützt sie bei der Wohnungssuche. Als Hannah aber anruft und suizidale Tendenzen andeutet, lassen sich die Eltern nicht aus der Ruhe bringen und spielen lieber Scrabble, anstatt sich mit ihrer Tochter zu beschäftigen. Ups! Es zeichnet sich also ob, dass Iowa eine einsame Zeit für Hannah werden könnte, bis ganz unverhofft plötzlich Beistand in Form von Elijah auftaucht, der sich erneut als der perfekte Partner für Hannah herausstellt. Die beiden selbstbezogenen Narzissten harmonieren wunderbar miteinander und machen zusammen die hiesige Partyszene (hört man in Iowa ernsthaft Lieder, die 2003 in den Charts waren?!) unsicher. Die Rampensäue drängen sich dabei, wie gewohnt, schamlos in den Mittelpunkt.
Elijah, der genau genommen nicht Hannah besuchen, sondern lieber dem Sündenpfuhl New York entfliehen wollte, macht weiter wie bisher und holt einem vermeintlichen Heterosexuellen auf dem Klo einen runter. Auch Hannah scheint egal zu sein, wie sie sich verhält und was ihre zukünftigen Kollegen und Nachbarn von ihr denken könnten, und verausgabt sich in einer beschämenden Version des Schlammcatchens. Interessant ist Hannahs Aussage auf der Party zu einem weinenden Mädchen, das sie "tröstet": Sie rät ihr dazu, ihren Freund, mit dem sie eine Fernbeziehung führt, zu betrügen. Ob sie das mit Adam ebenfalls machen würde?
"You're a survivor of abuse!"
Hannahs erster Tag im Writers' Workshop ist alles andere als erfolgreich. Ihre dürftige Kurzgeschichte über sexuelle Gewalt mit deutlich autobiographischen Zügen versucht sie mit einem pathetischen Schlusssatz aufzupeppen, was nicht gelingt - ihre Kommilitonen äußern harsche Kritik (und falls ihr euch fragt, wer das bekannte Gesicht ist: Es handelt sich um Dorota aus "Gossip Girl"!). Um im Kurs beeindrucken zu können, muss sich Hannah deutlich mehr Mühe geben und lernen, Kritik anzunehmen, anstatt die ganze Zeit auf Rechtfertigung und Konfrontation programmiert zu sein. Richtig unausstehlich wird sie, als sie einer Kollegin unterstellt, diese fände ihre Geschichte nur deswegen nicht gut, weil sie selbst Opfer eines Missbrauchs sei. Dieser Moment ist ein neuer Tiefpunkt in Hannahs langjähriger Karriere unzähliger Tiefpunkte. An den Szenen rund um den Workshop ist dramaturgisch zu bemängeln, dass der gesamte Handlungsstrang sehr vorhersehbar war. Eine Hannah, die den Zuschauer positiv überrascht, wäre eine erfrischende Abwechslung.
Fazit
Elijah rettet Hannahs Tag, mit ihm zusammen fühlt sie sich nicht mehr einsam. Aber wie lange wird Elijah, der schnell gelangweilt ist, schon bleiben? Beruflich gesehen - und darauf sollte es eigentlich bei dem Workshop ankommen - tut sich bei Hannah nichts. Anstatt ihr Werk zu überarbeiten, betrinkt sie sich lieber. Das macht für den Moment zwar mehr Spaß, klar, doch wenn sie ernsthaft eine literarische Zukunft haben möchte, muss sie einiges ändern. Die Weiterentwicklung ihres Charakters würde neuen Wind in die Serie bringen.
Isabella Caldart - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: TriggeringErstausstrahlung (US): 18.01.2015
Erstausstrahlung (DE): 01.10.2015
Regie: Lena Dunham
Drehbuch: Jenni Konner & Lena Dunham
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