Bewertung

Review: #2.07 Ein Mann ohne Ehre

Sowohl in Winterfell aus auch in der Hauptstadt stehen einige Veränderungen bevor, die dazu führen, dass die Charaktere in Zugzwang geraten. Man legt zwar auf keinen Handlungsstrang einen besonderen Fokus, vermittelt aber dennoch das Gefühl, sich sehr intensiv mit jeder einzelnen Figur zu beschäftigen.

Im Norden

Um seine Machtansprüche zu untermauern, wird Theon nun von Folge zu Folge verzweifelter und da er dieses Gefühl selbst nicht ertragen zu können scheint, schlägt es in dieser Episode endgültig um. Konnte man zuvor noch den Theon aus Staffel 1 durchschimmern sehen, der selbst ein halber Stark war, verschwindet dieser Eindruck nun endgültig. Denn Theons Unsicherheit äußert sich nun zunehmend in Verzweiflungstaten, die von Mal zu Mal grausamer werden. Zu Beginn der Episode köpft er Ser Rodrik, einen gutmütigen Mann, den er beinahe sein ganzes Leben lang kennt, dann bedrängt er den alten

Maester Luwin und zu guter Letzt präsentiert er der Bevölkerung von Winterfell die verbrannten Leichen der beiden Jungen, die ihn wie einen großen Bruder betrachtet haben.

Das alles scheinen mir Folgen von Theons Erziehung zu sein. Er wuchs zwar bei den Starks auf, doch durch seinen kurzen Aufenthalt auf den Eiseninseln wurde ihm klar, dass er weder zu den Starks noch zu seiner eigenen Familie richtig zu passen scheint. Diese Gefühl, zwischen den beiden verschiedenen Familien und ihren Weltanschauungen hin und her gerissen zu sein, spiegelt sich auf wunderbar tragische Weise in Theons Gesicht wieder und obwohl man ihn für seine Taten eigentlich nur hassen kann, muss man doch ein wenig mit ihm mitfühlen.

Immer mehr kann sich auch Osha in die Zuschauerherzen spielen, die nun beweist, dass ihr Bran und Rickon sehr am Herzen liegen. Schon zuvor nahm sie den Platz einer Mutter im Leben der Jungen ein und nachdem sie in dieser Folge zunächst so tut, als sei sie zu den Eisenmännern übergelaufen, schlägt sie sich klammheimlich auf die Seite der Starks. Diese Uneigennützigkeit und ihren Mut bewundere ich sehr, da Osha ganz genau weiß, in welche Gefahr sie sich selbst dadurch bringt. Es ist ihr jedoch wichtiger, Bran und Rickon vor Theons Unberechenbarkeit zu retten und sie setzt wirklich alles daran, um die Jungen aus seiner Schusslinie zu schaffen.

Noch weiter nördlich geben uns die Autoren mit Jon und Ygritte ein tolles Gespann, das den Unterhaltungswert dieser Episode extrem erhöht und einen guten Gegenpol zu den dramatischen Ereignissen in Winterfell bietet. Die kecken Sprüche, mit denen Ygritte Jon aus der Reserve locken will, verfehlen nie ihr Ziel und bewirken, dass Jon quasi die gesamte Zeit mit hochrotem Kopf durch die Eiswüste stapft. Dabei schaffen es die Autoren aber gleichzeitig, in Jon tiefsinnige Gedanken zu entfachen, indem er sich über Ygrittes Worte den Kopf zerbricht und selbst überlegen muss, warum er sich so viele Pflichten aufbürdet. Was ist Freiheit? Warum führen wir Krieg? Auf den ersten Blick kennt Jon die Antworten auf alle Fragen, doch plötzlich sieht er sich gezwungen, hinter die Fassaden zu blicken und muss erkennen, dass Ygritte nicht nur dumm vor sich her plappert, um ihn aus der Fassung zu bringen, sondern dass ihre Fragen durchaus berechtigt sind.

Im Süden

Mit dem Titel der Episode zielt man sehr deutlich auf Jaime, den Königsmörder, ab. Jener zeigt sich in dieser Episode nicht gerade von seiner besten Seite, als er versucht, mit allen Mitteln der Gefangenschaft zu entkommen und dafür einen unschuldigen Knappen tötet. Jaime könnte nicht verblüffter sein, als er trotz seiner Taten von Catelyn vor Lord Karstark gerettet wird. Doch seine Art lässt es nicht zu, dass er sich einfach bei ihr bedankt. Obwohl er ihr schon genügend Leid bereitet hat, indem er Bran lähmte, kann er nicht anders und muss ihr noch ein paar unglimpfliche Worte an den Kopf werfen. Jaime ist für mich ein überaus interessanter Charakter, in dem viel mehr steckt, als zunächst preisgegeben wird. Für seine geliebte Schwester würde er alles tun, wie er uns schon bei Bran bewiesen hat und trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, dass hinter der eingebildeten Lannister-Fassade viel mehr steckt, als bloß der Königsmörder.

In Königsmund erwarten uns einige mitreißende Szenen. Zum einen muss Sansa feststellen, dass sie ihre erste Periode bekommen hat und nun mit Joffrey verheiratet werden kann. Ihr steht die pure Panik ins Gesicht geschrieben und verzweifelt versucht Sansa, die Spuren zu beseitigen, damit niemand erfährt, dass sie nun eine Frau ist. Doch in Königsmund bleibt nichts unbemerkt und kurz darauf weiß Cersei bereits Bescheid. Das Gespräch der beiden verläuft jedoch ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Statt Sansa die guten Eigenschaften ihres Sohnes vor Augen zu halten, eröffnet ihr Cersei völlig ehrlich, dass es für Sansa schwer werden wird, an Joffreys Seite ihr Glück zu finden. Diese Offenbarung einer Mutter, dass ihr eigenes Kind ein Ungeheuer ist, ist ein schweres Eingeständnis durch dass man die sonst sehr kalte Cersei nun in einem ganz anderen Licht sieht. Auch der Rat, niemanden als ihre Kinder zu lieben, bezeugen, dass Cersei in ihrem eigenen Leben nicht allzu viel Gutes wiederfahren zu sein scheint.

Die bedrückende Impression, die Cersei nach ihrem Gespräch mit Sansa hinterlässt, kommt erneut auf, als sie sich mit Tyrion unterhält. Bisher konnte man zwischen den beiden immer nur Verachtung, zumindest von Cerseis Seite aus, spüren, doch in dieser Episode ist alles anders. Es entsteht ein nahezu intimer geschwisterlicher Moment zwischen den beiden und Cersei gesteht, dass Joffrey wahrscheinlich solch boshafte Anwandlungen hat, weil er aus Inzucht hervorgegangen ist. Statt seiner Schwester einen schnippischen Kommentar vor die Füße zu werfen, ist auf Tyrion ganz handzahm und versucht, Cerseis Verhalten damit zu rechtfertigen, dass auch die Targaryens Inzucht betrieben. So eine intensive Szene wird es zwischen den beiden sicherlich nicht so schnell noch einmal geben und ich finde es wunderbar, dass die Autoren uns Einblick in die Beziehung der beiden gegeben haben.

Im Osten

Nachdem ihre Drachen gestohlen wurden, begibt sich Daenerys auf die Suche nach ihnen. Neben den verschwundenen Geschöpfen, die ihr bereits wie eigene Kinder ans Herz gewachsen sind, muss Daenerys erkennen, dass sich auch ihr Volk immer mehr dezimiert. Doch statt sich von den Selbstzweifeln zerfressen zu lassen, kann sie wir immer auf den treuen Jorah Mormont bauen, der wohl in jeder Lebenslage zu ihr halten wird. Indem er ihr bei der Suche nach den Drachen zur Seite stehen will, festigt sich ihre Bindung nun wieder, nachdem Daenerys sich in letzter Zeit sehr an ihren Gastgebern orientiert hatte. Dabei finde ist es für Jorah zwar traurig, dass Daenerys eher wie zu einem Vater zu ihm aufsieht und er sie inniglich liebt, aber deshalb umso schöner, dass die besondere Verbindung der beiden dennoch nie ganz zerbricht. Mit allen Mitteln die ihm zur Verfügung stehen, will er Daenerys ihre 'Kinder' zurückbringen und solche eiserne Treue sieht man in "Game of Thrones" nicht allzu oft.

Fazit

In dieser Episode vereinen sich Grausamkeit und Hilflosigkeit zu gleichen Teilen. Egal ob in Königsmund oder jenseits der Mauer, jeder hat sein Laster zu tragen und muss sich nun damit auseinandersetzen. Dies äußert sich in machen Fällen durch Gewalt, in anderen durch Tränen und durch dieses gelungene Zusammenspiel finde ich die Episode nahezu perfekt.

Marie Florschütz - myFanbase

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