Review: #2.11 Weihnachten auf Planet Abed
Es ist schlichtweg kompletter Wahnsinn, was "Community" mit dieser Episode auf die Beine stellt. Noch nie – ja, ich werde diesen Superlativ an dieser Stelle verwenden – wurde Weihnachten auf solch originelle, kreative und phantasievolle Art in einer TV-Serie thematisiert wie in #2.11 Abed's Uncontrollable Christmas. Wer überhaupt schon mal auf die Idee kommt, eine komplette Episode in Stop-Motion mit animierten Knetfiguren zu drehen, ist für mich ein schöpferisches Genie. Wer dann aber noch dazu fähig ist, derart intelligent mit Selbstreferenzialität zu spielen, dass die Stop-Motion-Technik nicht nur im Storyverlauf selbst eine Rolle spielt, sondern auch noch in der Entwicklung der Charaktere komplett Sinn ergibt, vor dem verneige ich mich tief.
Die Prämisse dieser Weihnachtsepisode ist eigentlich absolut verrückt und doch fällt es einem überhaupt nicht schwer, sie zu akzeptieren: Abed beginnt plötzlich, die Welt um sich herum in Stop-Motion zu sehen und mit ihm der Zuschauer. Wir tauchen damit ein in eine abgefahrene, fiktive Welt aus Knete, die stellenweise mit der Serienrealität verschmilzt und so ein unglaublich interessantes Wechselspiel zwischen Realität und Fiktion kreiert. Denn Abed droht nach einem Tanz auf dem Parkplatz, bei dem mehrere Autos zu Schaden gekommen sind, der Schulverweis. Professor Duncan soll nun Abeds psychologischen Zustand beurteilen, doch Abed will vielmehr die Bedeutung von Weihnachten ergründen und so begibt sich die Truppe auf eine Reise durch Abeds verrückt-geniales Winterwunderland, bei der sich ein Highlight ans nächste reiht.
Allein schon die einfallsreichen Knetfiguren, die die jeweiligen Charaktere repräsentieren, sind einen lauten Applaus wert: Jeff als Springteufel, Britta als Roboter, Annie als Ballerina, Troy als Spielzeugsoldat, Duncan als Magier, und ganz besonders Shirley als Baby (!) und Pierce als Teddybär (!!!) sind einfach zum Schießen. Die Liebe zum Detail, die sich nicht nur bei der Konzeption der Knetfiguren, sondern vor allem auch dem Aufbau des magischen Winterlandes zeigt, ist umwerfend. Die Macher setzen sich wirklich keinerlei kreative Grenzen, lassen Flugsaurier durch die Lüfte schweben, Killerbienen angreifen, die sich von Sarkasmus ernähren (was für eine großartige Idee!), entwerfen Blumen, die anstatt Sauerstoff Weihnachtsmelodien produzieren, und führen uns durch ein Weihnachtstal mit einem Menorah-Berg und einer Zeugen-Jehovas-Bucht. Überhaupt versteht es die Episode insgesamt ganz hervorragend, ein wohliges Weihnachtsfeeling aufkommen zu lassen und macht aus Abeds Suche nach dem Sinn von Weihnachten nicht oberflächliches Gewäsch, sondern vermittelt vielmehr eine aufrichtige und tiefgründige Weihnachtsbotschaft: Egal, welcher Religion man angehört und egal, ob man überhaupt an Gott glaubt, an Weihnachten geht es darum, die Leute, die uns am Herzen liegen, glücklich zu machen und mit ihnen zusammen zu sein. Eine überzeugte Agnostikerin wie Britta braucht Weihnachten genauso wie die jüdische Annie, denn wir alle brauchen mal einen Tag, an dem man ganz bewusst einfach friedlich beisammen ist: "It's the crazy notion that the longest, coldest, darkest night can be the warmest and brightest."
Die unwahrscheinlich witzige und abwechslungsreiche Reise, die zusätzlich noch mit musikalischen Einlagen gespickt ist, endet schließlich in der Werkstatt des Weihnachtsmannes, wo für Abed ein Paket bereit liegt, in dem er sich die Antwort auf seine Frage nach dem Sinn von Weihnachten erhofft. Genialerweise liegt in dem Paket jedoch die erste Staffel von "Lost" – eine Enthüllung, bei der wohl jeder eingefleischte "Lost"-Fan schallend loslachen muss. Dass "Community" es an dieser Stelle schafft, hier auch noch eine Popkulturreferenz einzubauen, einen Seitenhieb auf die Serie "Lost" zu bringen ("It's a metaphor. It represents lack of payoff.") und deren komplex-verwirrende Storylines dafür zu nutzen, um den Sinn von Weihnachten zu erklären, ist einfach spektakulär und sehr lustig.
Fürs Herz gibt es am Ende aber auch noch etwas, als wir erfahren, dass Abeds Spinnereien daher rühren, dass seine Mutter ihn dieses Jahr nicht an Weihnachten besuchen wird. Man kann einfach nur Mitgefühl entwickeln für den armen Abed, als dieser vor lauter Enttäuschung und Schmerz in Eis einfriert. Umso schöner ist es dann natürlich, als die Gruppe den wenig gefühlvollen Duncan in die Flucht schlägt und ein wunderbares Weihnachtsständchen für Abed singt. Der Eisblock schmilzt und Abed kann mithilfe seiner Freunde über seine Enttäuschung hinwegkommen. Was für ein rührendes, wunderschönes und vor allem weihnachtliches Ende für diese Episode, die definitiv als kultig einzustufen ist. So etwas wie #2.11 Abed's Uncontrollable Christmas hat es noch nie gegeben und wird erstmal schwer zu toppen sein. Eine rundum perfekte, ja wirklich außerordentliche Folge, die man sich immer wieder an Weihnachten ansehen kann.
Maria Gruber - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Abed's Uncontrollable ChristmasErstausstrahlung (US): 09.12.2010
Erstausstrahlung (DE): 26.12.2013
Regie: Duke Johnson
Drehbuch: Dino Stamatopoulos & Dan Harmon
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