Bewertung

Review: #10.14 Säuretest

Wer nicht involviert ist, aber Regeln und Richtlinien aufstellt, der findet nur, dass sie vom Papier her umsetzbar sind. Die Person weiß aber nicht, ob das auch in der Praxis der Fall ist. Dass Überprüfungen wichtig sind, streite ich gar nicht ab, aber gerade wenn man mit Menschen arbeitet, sollte man etwas offener sein, sie manchmal etwas auszudehnen.

Zu Beginn der Staffel wurde ein Krankenhaus geschlossen, weswegen John Frost seine Ausbildung im Med fortsetzt. Ich muss zugeben, dass ich der Erwähnung der Schließung gar nicht so viel Beachtung geschenkt habe. Vielmehr dachte ich, nach der Sache mit Jack Dayton wäre das Med eher die Anlaufstelle für andere. Aber dass man sie überprüft und möglicherweise schließt, damit hätte ich nicht gerechnet. Vor allem hat sich Reed ziemlich hervorgehoben. Mir ist klar, dass solche Prüfer sich nicht zu erkennen geben dürfen, aber mit der Maske erschien er mir ohnehin nicht allzu geheuer und ich dachte tatsächlich zunächst, er wäre vielleicht ein Psycho. Vielleicht wäre der zunächst sogar besser gewesen, diesen hätte man zumindest einweisen können, auch wenn Daniel Charles nicht anwesend war. Ich muss aber auch mal wieder sagen, wie toll ich Sharon Goodwin in ihrem Job als Leiterin finde. Zwar finde ich es noch immer unlogisch, wie schnell sie einer Therapie zugestimmt hat und ich mir gerne ihren inneren Kampf dahingehend noch lieber angesehen hätte, aber ich mag es, dass sie nach wie vor ihre Ansichten und Meinungen so selbstsicher vertritt und sich vor ihr Personal stellt. Wie ich eingangs schrieb, stellen immer die die Regeln und Richtlinien auf, die nicht damit tagtäglich arbeiten müssen. Allein schon, dass er kritisiert hat, dass in einer Notaufnahme die Regel herrscht, dass, wenn ein bedrohlicher Notfall reinkommt, man warten muss und jetzt wird das in Frage gestellt? Ich weiß nicht. Sicherlich ist es nervig, wenn immer vertröstet wird, aber Menschen sollten schon ein bisschen Empathie haben. Sie wären schließlich auch froh, wenn ihnen der Vortritt gegeben wird. Aber offenbar soll man Patient*innen jetzt wie am Fließband abarbeiten. Das ist eine wirklich grausame Vorstellung und ich bin wirklich froh, dass Sharon ein Machtwort gesprochen hat, denn den Abstand der Mülleimer als Kritikpunkt und somit ein bisschen näher an einer möglichen Schließung zu sein, aufzuführen, ist echt lachhaft... Jedoch glaube ich auch, dass Reed nicht allzu viel Mitspracherecht hat, da auch die Rede von seiner Frustration war und die kommt sicher nicht nur durch die Schließungen, sondern wohl eher sind es die Gründe, die dazu führen. Viel wichtiger wäre es ja mal ein Auge darauf zu haben, dass mehr Personal eingestellt wird. Aber stattdessen ist die Rede von weiteren Schließungen. Wenn das der Standard wird, dann kann man sich irgendwann selbst verarzten. Die Story war also wenig gewinnbringend und diente wohl mehr als Lückenfüller. Ich hätte es spannender gefunden, wenn Reed ein Patient gewesen wäre, der noch immer mit den Nachwirkungen von Covid bzw. mit den Vorgaben zu kämpfen hat, weil seine Psyche dadurch und durch die Lockdowns in Mitleidenschaft gezogen worden ist. Oder vielleicht auch, dass die Impfung ihn verändert hat. Aber wie gesagt, Reeds eigentliche Funktion in der Episode war einfach dämlich, besonders, weil man durch die anderen Patientenfälle erlebt hat, dass es nicht machbar ist, jede*n Patient*in innerhalb einer Stunde abzufertigen, da so kein Arzt-Patienten-Verhältnis funktioniert und das dazu gehörige Vertrauen aufgebaut werden kann.

Genial an dem Ganzen war aber Dean Archer. Grumpy Doc war wie ausgewechselt und hat Reed aufgezeigt, dass er seinen Beruf mit Leidenschaft betreibt. Dean ist sonst immer ziemlich ernst und eben jemand, der nicht allzu viel Humor hat. Aber ein LSD-Blogger sorgt sogar bei ihm für gute Stimmung und vor allem, dafür, dass er offen ausspricht, was er für Menschen empfindet. Aber eben nur für die, mit denen er enger ist. Auch wenn Dean es nie wirklich ausgesprochen hat, merkt man ihm doch an, dass er Maggie Lockwood mag und er ihr dankbar ist, nach seiner Nierenerkrankung für ihn da gewesen zu sein. Die schönsten Worte hat Dean aber für Hannah Asher gefunden. Mir ist durchaus auch bewusst, dass man schon seit einiger Zeit versucht, uns Dean und Hannah als potenzielles Liebespaar schmackhaft zu machen. Theoretisch habe ich auch gar nichts dagegen, Steven Weber und Jessy Schram haben ohnehin eine tolle Chemie zusammen. Ich finde es nur (noch) etwas befremdlich, weil man uns die beiden erst als platonische Freunde präsentiert hat und ich würde mir wünschen, dass man es so lässt. Immerhin hat Deans Drogentrip dafür gesorgt, dass er die schönsten Worte gefunden hat, um Hannah zu zeigen und zu verdeutlichen, wie positiv sie sich entwickelt hat. Und bei diesen Worten ging mir ebenfalls das Herz auf. Vielleicht lagen seine Worte doch darin begründet, dass er mit der Erde verbunden war (Achtung, das funktioniert offenbar auch nur barfuß am besten!). Dennoch hat er recht, sie hat soviel durchgemacht, woran auch er nicht ganz unschuldig war und dennoch ist sie so positiv, so verständnisvoll, so empathisch und vor allem nahbar, was mich zu ihrem Patientenfall führt.

Die Zeiten zu damals sind anders, was auch bedeutet, dass die Kids und Tennies von heute viel reifer und weiter sind, daher fand ich die zwölfjährige Arianna wirklich passend für diese Story. Das Mädchen hat ein entsprechendes Alter, seine Menstruation zu bekommen und Interesse an Jungs und es hieß schon damals: Wem etwas verboten wird, wird dennoch einen Weg finden, es zu machen. War bei ihr genauso und das endete beinahe in ihrem Tod und das alles nur, weil ihre Mutter ihr alles verboten hat und das Mädel dadurch verständlicherweise zu viel Angst hatte, ihrer Mutter was zu erzählen. Verwundert war ich dennoch, dass Arianna nicht wusste, wie man ein Tampon entfernt, wenn sie sich doch einen von einer Freundin geliehen hat. Aber das nur am Rande. Es ist schon krass, dass ein Tampon zu einem septischen Schock führen kann, wobei ein vergessenes OP-Tuch ja zu ähnlichen Symptomen führen kann. Fand ich die Mutter seltsam? Ja. Habe ich mit solchen Enthüllungen gerechnet? Eher nicht. Erst am Ende ergab alles für mich einen Sinn. Auch wenn Jocelyn es nicht genau benannt hat, was ihr damals widerfahren ist (was auch gar nicht nötig war), konnten wir und Hannah sehr deutlich merken, dass es etwas war, was heute noch immer eines der wichtigsten Themen überhaupt ist und es ist klar, dass sie das ihrer Tochter ersparen will. Grundsätzlich ist das auch der richtige Weg, Jocelyn hat es aber (verständlicherweise) nur zu gut gemeint und vergessen, dass sie schon eine bessere Mutter bzw. ein besserer Elternteil war, als sie dachte, und ich bin froh, dass Hannah so empathisch ist, da ihr Gespräch mit Jocelyn nicht viele Worte, sondern eine einzige Tat gebraucht hat, die einfach sehr viel mehr ausgedrückt hat.

Und das ist genau das, was Dean ausgedrückt hat. Hannah leuchtet trotz allem noch immer und deswegen hatte sie dann wohl auch die Kraft, Mitch Ripley zu sagen, wie sie ihre Beziehung sieht und ich kann dem nur zustimmen. Es gab mal eine Phase, da habe ich sie tatsächlich gerne als Paar gesehen. Aber Mitch hat es innerhalb weniger Episoden geschafft, das alles zu zerstören. Er ist eigentlich genau das Gegenteil zu Hannah, an der er sich orientieren sollte und ihr nicht noch immer einen reinzudrücken. Ich kann aber auch verstehen, dass er in seiner Trauer festhängt, weil Lynne Murphy genau das gesagt hat, was auch schon Amelia Shepherd zu Violet Turner in "Private Practice" gesagt hat. Für andere geht es weiter, während man selbst noch in der Trauer festhängt. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass es zum Kuss mit Lynne kam, den Mitch zwar nicht erwidert hat, was aber in meinen Augen nur noch eine Frage der Zeit ist nach der Abfuhr von Hannah, die vollkommen berechtigt war, auch wenn ich kein Fan davon bin, sich von jemandem abzuwenden, dem es schon schlecht geht. Mitch hat aber mehrmals eine Chance von Hannah bekommen. Schön aber, dass wir MK nochmal gesehen haben. Sie ist die wirklich außenstehende Person, die Mitch gebraucht hat, nur eben um einiges früher. Mit Mitch und Hannah ist es wohl vorbei. Allerdings wird es sicherlich noch interessant werden, ob er und mit wem er den Weg zurückfindet.

Den Fall von Caitlin Lenox und John war auch spannend und hat meiner Ansicht nach mehr von Caitlin offenbart, als ihr lieb war. Mir tat die Mutter in diesem Fall ziemlich leid. Nicht nur, weil sie mit der Schuld leben muss, ihren jüngsten Sohn angeschossen zu haben und keinen anderen Rat wusste, als die Tat ihrem älteren Sohn anzulasten. Wobei zu erkennen war, dass dies im Einverständnis dessen geschehen ist. Dennoch hat sie als Mutter eben die Verantwortung für beide Söhne. Und dann haben wir noch ihren gewaltigen Mann, der dazu noch ein hohes Tier in der Politik ist, was heißt, es wäre völlig egal gewesen, was sie gemacht hätte, sie hätte den Kürzeren gezogen und das hat ihr Mann eben ausgenutzt. Dass Caitlin und John diesen Fall übernehmen, macht Sinn, da wir von denen eben wissen, dass sie selbst große Schwierigkeiten mit ihren Eltern haben oder hatten. Und mir gefällt, dass Caitlin immer mehr menschliche Seiten bekommt, die sie sympathisch machen.

Fazit

"Chicago Med" ist in dieser Jubiläumsstaffel extrem stark und macht mit Patientenfällen weitere Seiten der Charaktere sichtbar und deutlich, sodass es richtig Spaß macht, dabei zuzusehen und mit Spannung und Freude die nächste Episode zu erwarten.

Daniela S. - myFanbase

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