Bewertung

Review: #3.05 Prioritäten

Foto: Taylor Kinney, Dreharbeiten zu "Chicago Fire" - Copyright: myFanbase/Annika Leichner
Taylor Kinney, Dreharbeiten zu "Chicago Fire"
© myFanbase/Annika Leichner

Vor allem Severide macht Shays Verlust immer noch schwer zu schaffen und er verbringt fast seine gesamte Freizeit in diversen Bars. Herrmann hat derweil ein Problem mit Dawson und deren Beziehung zu ihrem Vorgesetzten, während Casey eine schockierende Nachricht über seine Schwester erfährt und Sylvie sich zwischen ihrem Ex-Verlobten und ihrer neuen Heimat Chicago entscheiden muss.

"Let me guess bad clams?" – "Hangover"

Eigentlich war für mich in dieser Folge jeder Handlungsstrang von durchschnittlicher Qualität, etwas was bei "Chicago Fire" nicht allzu oft vorkommt, ist doch meistens etwas dabei, was vollkommen zu überzeugen weiß. Ich erkläre mir diese Folge jedoch so, dass sich die meisten Storys im Aufbau befinden und in dieser Episode erstmals die Grundsteine gelegt werden und der Zuschauer mit den nötigen Informationen versorgt wird.

Severide kämpft immer noch mit dem Verlust von Shay, was ich natürlich positiv werte, da es völlig unrealistisch wäre, wenn alle bereits jetzt schon über diesen schweren Schicksalsschlag hinweggekommen wären. Nichtsdestotrotz müssen die Autoren Severide wieder eine anständige Storyline geben, schließlich wollen wir ja jetzt nicht jede Woche sehen, wie Severide jeden Tag nach einem neuen Trinkkumpanen sucht, mit dem er sich am Abend in irgendeiner Bar volllaufen lassen kann. Ich hoffe auch nicht, dass die Autoren hier ein Alkoholproblem kreieren wollen, schließlich hatten wir so etwas ähnliches ja bereits mit Medikamenten, so dass so ein Handlungsstrang in gewisser Weise eine Wiederholung wäre. Auch sein Zwist mit Casey ist etwas schon Dagewesenes und ehrlich gesagt hätte ich es hier lieber gesehen, wenn die zwei sich nicht gleich wieder zerstreiten, sondern sich mal wieder unter die Arme greifen und man hier endlich die Freundschaft zu sehen bekommt, die zwischen den beiden mal gewesen ist. Es bleibt also nur zu hoffen, dass die Autoren mit dem Alkoholkonsum von Severide irgendeine neue Storyline vorbereiten, die dessen Gefühle im Bezug auf Shays Tod zwar nicht völlig Außen vor lässt, ihn aber auch nicht nur als betrunkenen Kerl zeigt, der auf gute Laune macht, obwohl er innerlich noch völlig zerbrochen ist.

"I'm worried about you Christie." – "You don't have to be" – "I'm your brother. Let me help you."

Caseys neuer Handlungsstrang wird hingegen schön vorbereitet und man sieht bereits in welche Richtung es sich hier entwickeln wird. Mir gefällt an der Storyline vor allem, dass man damit versucht die Geschwister einander wieder ein bisschen näher zu bringen, da sie sich durch die Sache mit ihrer Mutter doch sehr entfremdet haben. Auch wird dabei natürlich wieder schön Caseys hilfsbereiter Charakterzug unterstrichen, indem er seiner Schwester und seiner Nichte sofort zur Seite steht und den Kampf mit seinem Schwager aufnimmt. Auch wenn ich fast ein bisschen das Gefühl hatte, dass Casey die ganze Sache ein bisschen zu forsch und zu extrem angegangen ist. Klar bei Christie handelt es sich um seine Schwester, und sie und auch ihre Tochter Violet wecken bei Casey den Beschützerinstinkt, was auch absolut verständlich ist. Trotzdem wurde ich gerade zum Schluss der Folge das Gefühl nicht los, dass Casey seine Schwester fast dazu überreden will gegen ihren Noch-Ehemann vorzugehen, ohne groß auf ihre Gefühle Rücksicht zu nehmen. Hier hätte ich mir ein paar mehr intensive Momente zwischen Casey und Christie gewünscht, in denen sie die Sache besprechen und Christie sich gegenüber ihrem Bruder über ihre kaputte Ehe öffnet. Aber da der Handlungsstrang erst am Anfang steht, bleibt noch zu hoffen, dass die Beziehung von Casey und Christie noch etwas verstärkt wird und wir hier einige schöne Geschwistermomente erleben dürfen.

Gefreut habe ich mich natürlich über den Auftritt von Adam Ruzek, da ich ja ein großer Fan von Crossovern bin und es immer wieder grandios finde, wie es die Macher der Serien schaffen durch kleine oder auch größere Auftritte der Darsteller in der jeweils anderen Serie, die beiden Chicago-Serien schön miteinander zu verknüpfen. Gefragt habe ich mich natürlich, ob es realistisch ist, dass ein Polizist in so einem Fall auf Wunsch eines Bekannten einfach eine Person von A bis Z durchleuchtet und danach die Ergebnisse dem Bekannten auch gleich noch mitteilt, so dass dieser sie gegen die Person verwenden kann. Bei uns in der Schweiz wäre so etwas auf Grund des Datenschutzes nicht möglich, aber in den USA sieht die ganze Rechtslage da wohl anders aus. Trotzdem fand ich auch diese Reaktion von Casey etwas übertrieben, vor allem da er eigentlich gar nicht versucht hat, vorher das Gespräch mit seiner Schwester zu suchen, sondern gleich zur Polizei rennt, um Jim auf Herz und Nieren zu überprüfen. Und auch Ruzek stellt nicht viele Fragen und gräbt aufgrund einer sich anbahnenden Scheidung interne Informationen von Jims Firma aus und leitet diese vorbehaltslos an Casey weiter, der natürlich damit sofort Jim und dessen neue Flamme konfrontiert. Für mich ging hier alles ein bisschen zu schnell und zu einfach. Jim wurde von Anfang an als Bösewicht dargestellt, dessen Seite überhaupt nicht beleuchtet wurde. Nicht, dass ich hier irgendwelche Sympathien für ihn empfinde, trotzdem wäre es charaktertechnisch einfach spannender gewesen, wenn man etwas über die Hintergründe der Trennung erfahren hätte. Gespannt bin ich auf alle Fälle wie dieser Handlungsstrang weitergeführt wird, denn schließlich sollte hier ja dann vor allem Casey im Fokus stehen und nicht seine Schwester und ihr Noch-Ehemann Jim, was wohl entweder bedeutet, dass Casey einen Kleinkrieg mit Jim austragen wird, oder dass die Autoren den Fokus auf die Beziehung der Geschwister legen werden. Ich persönlich hoffe auf letzteres.

"... but when you rewarded her with a spot at 81 you didn't ask any of us how we felt having a candidate date her lieutenant."

Dass es für Dawson als Anwärterin nicht einfach werden würde, war bereits im Vorfeld klar, dass gerade Herrmann so nerven wird, damit hätte ich nun nicht gerechnet. Ich verstehe Herrmanns Standpunkt vollkommen und es ist natürlich auch nachvollziehbar, dass Dawsons Anwesenheit als Anwärterin Probleme im Team hervorruft und Herrmann mit der Wahl dieser Kandidatin nicht einverstanden ist. Doch ist dies nicht seine Entscheidung, schließlich hat er sich auch in diversen anderen Belangen in der Hierarchie zu fügen. Außerdem ist es ja nicht so, dass nur Casey Dawson anders behandelt, sondern sicherlich auch die anderen Teammitglieder inklusive Herrmann. Er kennt Dawson schließlich auch schon länger, führt mit ihr zusammen das Molly's und hat schon aus diesen Gründen eine völlig andere Beziehung zu ihr, als zu einem unbekannten, neuen Kandidaten. Und genau darüber hätte er sich durchaus auch bei Chief Boden beschweren dürfen, dass er sich aber hinter Dawson und Caseys Rücken über die beiden beim Chief aufregt, ohne vorher die zwei darauf anzusprechen, empfand ich alles andere als kollegial.

Klar hat sich Casey in dieser Episode gegenüber dem Team nicht ganz korrekt verhalten und Dawson von ihren Arbeiten entbunden, weil er jemanden zum Reden brauchte, und hat sie bei dem einen Einsatz unter seine Fittiche genommen, da er sich Sorgen um sie machte. Trotzdem hatte ich eigentlich nicht das Gefühl, dass er sie so extrem bevorzugt hat, dass eine so heftige Reaktion von Herrmann gerechtfertigt wäre. Schließlich ist es nicht das erste Mal, dass private Probleme in der Wache die Arbeit beeinflussen und bis jetzt hat man hier versucht einander zu helfen und einander beizustehen und nicht einander bei den Vorgesetzten anzuschwärzen.

Sicher ist nach dieser Folge jedoch, dass sich die Zusammenarbeit zwischen Casey und Dawson nicht so einfach gestalten wird, wie von den Beteiligten angenommen. Die Entscheidung Herrmann die Ausbildung von Dawson zu überlassen, gefällt mir jedoch sehr gut, so wird der Druck für Dawson und Casey als Paar etwas weniger und vielleicht schaffen es die Macher so, dem Paar zwar einige Steine in den Weg zu legen, die Storyline drum herum jedoch interessant zu halten ohne gleich eine Trennung zu kreieren.

"Harrison I haven't decided to leave." – "Someone broke into your apartment, they almost attack you. You can't stay here, you can't handle this kind of life."

Dass sich Sylvie gegen ihren Ex-Verlobten und für Chicago aussprechen würde, war ja keine Überraschung, da Kara Killmer ja nun doch schon seit einigen Folgen als Hauptdarstellerin gelistet ist. Trotzdem hat mir die Charakterentwicklung von Sylvie in dieser Folge eigentlich am besten gefallen. Bis jetzt konnte ich die neue Sanitäterin noch nicht wirklich einschätzen und ich wurde auch noch nicht wirklich warm mit ihr. In dieser Episode hat sich vor allem letzteres verändert, da es mich einerseits beeindruckt hat, wie sie gegenüber dem Einbrecher aufgetreten ist und andererseits, wie sie auch gegenüber Harrison ihren Willen und ihre Entscheidung durchgesetzt hat. Denn für ihn scheint sie immer noch die Frau zu sein, die nach seinem Willen tanzt und sich ihm kaum wiedersetzt. Für Sylvie scheint es dadurch definitiv die richtige Entscheidung zu sein in Chicago zu bleiben und erstmals zu sich selber zu finden, beziehungsweise ihren eigenen Weg zu gehen, ihre eigenen Erfahrungen, ob positiv oder negativ, zu machen und vor allem eigene Entscheidungen zu treffen.

Was mir weniger gefällt sind die kleinen Anzeichen, welche auf eine Beziehung zwischen Severide und Sylvie hindeuten. Ich hoffe ich bilde mir das entweder nur ein oder die Macher der Serie wollen den Zuschauer damit in die Irre führen, denn ich kann mir kaum vorstellen, dass sie in gewisser Weise auch in dieser Hinsicht ein Ersatz für Shay darstellen soll, das wäre definitiv zu billig für eine Serie wie "Chicago Fire".

Randbemerkungen

  • Der Nebenhandlungsstrang um den Fahrer des Trucks war richtig rührend und zeigte wieder einmal, wie nahe sich die Männer und Frauen der Wache 51 stehen. So stellt nicht nur Chief Boden seine Karriere hinten an, um die Suspendierung von Cruz zu verkürzen, beziehungsweise vorzeitig zu beenden, sondern auch Cruz selber verzichtet darauf sofort zu verkünden, dass er wieder den Truck fahren darf und gönnt somit Otis eine letzte Fahrt, um dessen Neffen zu beeindrucken.
  • Grandios war auch Mouchs Aktion mit den Strafzettelnn, welche er durch Trudy "verschwinden" lassen wollte. Niemand kann so charmant absichtlich jemanden falsch verstehen wie Trudy, was diese kurze Szene zu einem richtigen Highlight der Folge machte.
  • Die Fälle, welche in dieser Episode behandelt wurden, konnten auch nicht gerade mit wahnsinniger Spannung aufwarten und wurden so völlig zur Nebensache. In meinen Augen waren sie eigentlich nur dazu da, um Herrmanns Ärger über Dawson Angriffsfläche zu bieten.

Fazit

Eine Folge, die mich nicht wirklich überzeugen konnte, weder mit den Fällen, welche behandelt wurden, noch mit den Entwicklungen der Charaktere. Da die meisten Storylines jedoch noch in ihren Kinderschuhen stecken und erst gerade angerissen werden, lässt sich dies ein wenig relativieren, vor allem da doch in dem einen oder anderen Handlungsstrang durchaus Potential steckt.

Maria Schoch - myFanbase

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