Bewertung

Review: #7.11 Wir sind Negan

Foto: Jeffrey Dean Morgan & Josh McDermitt, The Walking Dead - Copyright: Gene Page/AMC
Jeffrey Dean Morgan & Josh McDermitt, The Walking Dead
© Gene Page/AMC

Nachdem man sich in den letzten Episoden hauptsächlich auf Rick und seine Gruppe konzentriert hat, kehren wir mit #7.11 Wir sind Negan ins Sanctuary zurück. Erfreulicherweise steht dabei nicht Negan und dessen Brutalität im Vordergrund, obwohl mal wieder eindrucksvoll demonstriert wird, warum er bei seinen Anhängern so gefürchtet ist. Aber statt auf Negan konzentriert man sich in erster Linie auf Eugene.

"I'm Negan. I'm utterly, completely, stone-cold Negan. I was Negan before I even met you. I just needet to meet your properly to know. I'm Negan."

Eugene ist nun keiner der Charaktere, die besonders interessant erscheinen. Der Hasenfuß hatte sich gerade in den letzten Episoden vor seiner Gefangennahme ein klein wenig besser in der Gruppe etabliert und nun findet er sich inmitten der Saviour wieder. Zwar als deren Gefangener, jedoch mit einigen Sonderbehandlungen. Anders als Daryl landet Eugene nämlich nicht in einer dunklen Zelle, sondern in einem schick eingerichteten Zimmerchen mit Fernsehsessel, Videospielen und einem Glas sauren Gurken.

Ob Eugene am Ende gebrochen wurde oder einfach nur erkannt hat, dass es für ihn besser ist, wenn er Negans Spiel ohne viel Widerstand mitspielt, das muss die Zeit zeigen. Im Moment ist es schwer zu durchschauen. Bei Negan genießt er Annehmlichkeiten, die er bei Rick nicht hatte. Er weiß aber auch, dass er jederzeit als Beißerfutter enden kann, sollte er nicht genau das tun, was Negan von ihm erwartet. Eugene ist vielleicht ein opportunistischer Angsthase, aber er ist ein intelligenter Mensch, so dass er höchstwahrscheinlich längst erkannt hat, wie er am besten Überleben kann. Davon kann man nun halten was man will. Gegen Despoten nur zu Schweigen, um das eigene Überleben zu sichern, spricht einen nicht von der Schuld frei, dabei zugesehen zu haben, wie Menschen sterben.

Vielleicht hofft Eugene, dass er die ganze Sache aussitzen kann und weiß, dass Rick und die anderen alles daran setzen werden, um Negan loszuwerden. Vielleicht aber müssen wir auch den Tatsachen in die Augen schauen und anerkennen, dass Eugene eben doch Opportunist ist und seine Loyalität nun bei Negan liegt.

Es ist eine sehr interessante Geschichte, die hier erzählt wird, gerade weil sie nicht so leicht zu durchschauen ist. Und es ist spannend zu sehen, dass Negan erkannt hat, welch ein Person in Eugene vor ihm steht. Anders als Rick hat Negan nämlich sehr wohl erkannt, dass Eugenes Fähigkeiten ihm Nützlich sein können.

"I trust you, Dwighty boy. Never should've doubted ya."

Während die Geschichte um Eugene durchaus ihre Stärken hat, kann ich mich weiterhin nicht mit Dwight anfreunden. Dass Daryl fliehen konnte, kreidet Negan Dwight an, der es zur Aufgabe bekommen hatte, ihn zu brechen und grandios daran gescheitert ist und beauftragt ihn, eine seiner Frauen (Dwights Ehefrau) zu finden, die ihn zur Flucht verholfen hat.

Dwight kehrt wohl in sein Haus in der Nähe des Sanctuary zurück, wo er einen Brief von ihr findet, in dem sie sich dafür entschuldigt, dass sie ihn gezwungen hat, so zu werden, wie er geworden ist. Hier wird das erste Mal klar, dass Dwight Leben schon seit Beginn der Seuche fremdbestimmt ist. Er wollte in einer Welt wie dieser nicht leben, wurde jedoch von seiner Frau dazu gedrängt, weiter zu machen. Sie landeten in Negans Gruppe und waren dort gezwungen, unter Umständen zu leben, die menschenunwürdig sind. Doch während Dwight einen Weg findet, sich anzupassen und mitzuschwimmen, auch wenn es ihm sehr, sehr schwer fällt, kann seine Frau nicht mehr und wagt am Ende die Flucht, egal ob es ihr das Leben kostet. Das ist eine mutige Entscheidung, die Dwight sehr sehr hart trifft.

Am Ende schiebt Dwight die Schuld an der Flucht von Daryl dem Arzt Dr. Carson zu, der dafür von Negan mal eben in einen Brennofen geworfen wird. Ja, Negan fackelt nicht lange, das wissen wir. Er arbeitet weiterhin mit Abschreckung und hat ein Gespür dafür, wie er seine Leute in Angst und Schrecken versetzen kann. Und dazu muss man auch schon mal einen Arzt opfern, obwohl ich mir sicher bin, dass er weiß, dass Dwight gelogen hat, als er sagte, er hat seine Frau gefunden und getötet.

Als dann am Ende die zwei Unglücksraben Dwight und Eugene dastehen und die Beißer beobachten, die um das Sanctuary als Schutz angekettet wurden und sich ein kleines Gespräch anbahnt zwischen den beiden, das Eugene mit den Worten "wir sind alle Negan" im Keim erstickt, da wird eigentlich klar, dass beide sich ihrer Situation absolut bewusst sind, sie beide jedoch keine Möglichkeit sehen, sich gegen Negan zur Wehr zu setzen. Sie sind zwei vollkommen entmachtete Männer, die hoffen, dass jemand anderes einen Weg findet, sie zu retten. In ihrem Fall hat Negan also geschafft, was er schaffen wollte – er hat sie gebrochen.

Randnotizen

  • "Easy Street" ist zurück und noch immer hat der Song nichts von seiner Sogkraft verloren.
  • Der Moment, in dem Eugene erklärt, dass er für das Human Genome Project gearbeitet hat, ist für mich eigentlich der Moment, der klar macht, dass er in seinen persönlichen "just survive somehow"-Überlebensmodus schaltet. Von da an weiß man, er würde alles sagen, nur um Negan nicht zum Opfer zu fallen.
  • "I'm going to call it a Gremblygunk." - Eugene und sein Stofftier. Irgendwie süß.

Fazit

Der kleine Ausflug in Eugenes Psyche hat durchaus seine Stärken, aber er nimmt mal wieder sehr viel von dem Momentum, das in den letzten beiden Episoden aufgebaut wurde. Aber das ist man bei "The Walking Dead" doch eigentlich schon gewöhnt. Ein Schritt vor, zwei zurück.

Melanie Wolff - myFanbase

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