Bewertung

Review: #9.10 Kopfsache

Die Folge nach dem Winterfinale hat im Grunde genommen dieselbe Aufgabe wie ein Stafelauftakt. Sie fokussiert meistens unmittelbar die Ereignisse nach einem Cliffhanger und sollte die Spannung nach der mehrwöchigen Pause direkt wieder aufgreifen können. Das Problem mit Episode #9.10 Road Trip ist allerdings, dass sie nach der letzten Folge keine guten Voraussetzungen hat, da der sich anbahnende Konflikt zwischen den Brüdern hinauszögert wurde und dieser jetzt nun mal nicht zufriedenstellend gelöst wird.

Guilt-ridden

Dean fühlt sich für Kevins Tod selbstverständlich verantwortlich und so sieht man zunächst einen Wutausbruch von ihm, der uns tief in seine emotionale Verfassung blicken lässt. Dass ihn Schuldgefühlen plagen, ist bei diesem Charakter wahrlich nichts Neues und im Laufe der neun Jahre habe ich auch irgendwann aufgehört mitzuverfolgen, wie lang nun die Liste geworden ist, die jedes Schuldgefühl des älteren Winchesters verzeichnet. Und dennoch kann man dieses Mal ein paar neue Akzente setzen, indem Dean nicht sofort in den typischen Verdrängungsmodus flüchtet, sondern tatsächlich mit Castiel über die ganze Situation spricht. Und nicht nur das. Dean erzählt Castiel die ganze Wahrheit über Gadreel und aus welchen Beweggründen er es zuließ, dass ein Engel Besitz von Sams Körper genommen hat. Castiel reagiert sehr verständnisvoll, indem er betont, dass Dean sich zwar nicht sonderlich schlau verhalten hat, aber dafür doch gute Gründe hatte. Es ist klar, dass Dean seinen Bruder nicht sterben lassen wollte und jegliche Moral über den Haufen wirft oder sonstige Strapazen auf sich nimmt, um Sam zu retten. Das Problem ist allerdings, dass Sam selbst jegliche Entscheidungsfreiheit genommen wurde und das macht alles umso schlimmer. Aber dazu gleich mehr.

Dieses Gespräch zwischen Dean und Castiel wie auch das spätere, als Dean nicht mitansehen kann, wie Gadreel in Sams Körper gefoltert wird, stechen positiv aus der Folge heraus. Castiel ist die einzige Stütze für Dean, die ihn noch beim klaren Verstand hält. Diese Freundschaft ist schon was ganz besonderes, gerade weil sie losgelöst von der Beziehung der Brüder funktioniert und mittlerweile auch so viele Berg- und Talfahrten überstanden hat. Und obwohl Castiel sicherlich für beide Brüder da ist, wenn sie ihn brauchen, so ist die Bindung zwischen dem Engel und Dean deutlich fester. Erst jetzt beim Schauen dieser Folge fiel mir richtig auf, dass Sam so was fehlt. Er bräuchte auch so einen Freund, denn auch Charlie baute eher eine emotionalere Bindung zu Dean auf. Nach den Ereignissen in dieser Episode und wenngleich es ein weit hergeholter Gedanke ist, würde ich gerne Crowley als einen Verbündeten von Sam sehen.

Crowley war schlicht und ergreifend das Unterhaltsamste, was die knapp 40-Minuten Laufzeit hergaben, von seiner Anwesenheit profitiert der Gesamteindruck der ganzen Episode. Die Interaktion zwischen ihm, Castiel und Dean sorgten für humorvolle Momente. Allen voran wäre da das Gezanke zwischen Crowley und Castiel als sie gemeinsam hinten im Auto sitzen müssen, oder der schöne Seitenhieb auf die gerade hochaktuelle NSA-Affäre, kurz bevor sich Crowley mit der Dämonin Cecily getroffen hat. Seine bissigen und ironischen Kommentare haben die Geschehnisse aufgelockert und meinen Wunsch danach verstärkt, dass seine menschliche Seite zum Vorschein kommt und er so auf längere Sicht ein konstanter Verbündeter der Brüder sein kann. Ohne seine Hilfe wären Dean und Castiel nicht in der Lage gewesen zu Sam durchzudringen und ihn somit aufzufordern, Gadreel aus seinem Körper zu verdrängen. Und die Art und Weise wie Crowley in Sams Unterbewusstsein den jüngeren Winchester dazu aufgefordert hat, gegen Gadreel zu kämpfen, klang so als würde er sich sorgen beziehungsweise als wäre Sam ihm wichtig. Mag sein, dass ich da jetzt was hineinlesen will, aber es ist schließlich Sams Blut, welches er sich sogar selber injiziert hat. Vielleicht hat das eine Bedeutung.

Political Animals

Das Verhältnis zwischen Metatron und Gadreel scheint sehr angespannt zu sein und es gab mehrere Szenen in dieser Folge, wo deutlich wurde, dass Gadreel nicht zufrieden ist mit seiner Rolle als Auftragskiller. Metatron nennt ihm einfach immer wieder weitere Namen und Gadreel muss sogar seinen Freund Abner töten. "Müssen" ist vielleicht das falsche Wort, schließlich hätte er es auch ablehnen können, doch irgendwie fühlt sich Gadreel weiterhin verpflichtet, auf Metatron zu hören. Tief im Innern möchte er vielleicht einfach seine Reputation verbessern, denn jetzt erfuhr man auch die ganze Geschichte über seinen Fehltritt damals als Wächter im Paradies. Er ließ Luzifer höchstpersönlich eben dort hinein und Castiel nennt das als Ursache, weswegen Gott verschwunden ist. Demnach ist es schon eine immense Last, die da auf Gadreels Schultern liegt. Das heißt aber natürlich nicht, dass ich Mitleid mit diesem Engel empfinde.

Um politische Machenschaften geht es auch bei Abaddon und Crowley, die beide gerne an der Spitze der Hölle stehen würden. In Crowleys Abwesenheit hat sich Abaddon ja bekanntlich erst mal die Macht unter den Nagel gerissen, doch wie es sich herausstellt, ist die ganze Angelegenheit auch mit einem Beliebtheitswettbewerb verbunden. Crowley scheint durchaus noch ein Sympathieträger unter den Dämonen zu sein. Das kann daran liegen, dass er meistens zu seinem Wort steht, so wie man es auch schon mehrmals in Bezug auf die Winchesters gesehen hat. Es deutet darauf hin, dass Abaddon und Crowley letztlich einen übernatürlichen Wahlkampf betreiben werden und auf die Umsetzung bin ich gespannt.

Separate Ways... Again

Zum Schluss gab es dann noch eine Konfrontation zwischen den Brüdern, vor der es mir schon seit Monaten gegraut hat und ich muss zugeben, dass ich eine klitzekleine Hoffnung hatte, dass die Konfrontation anders ausgehen würde, als man es sich bereits vorstellen konnte. Naja, ich wurde wieder mal enttäuscht und bin fast schon geneigt zu sagen, dass ich besagte Szene langweilig fand. Es hat mich einfach nicht mehr berührt zu sehen, wie die Brüder sich immer und immer wieder so was antun und es zu keinem konstanten Fortschritt kommt. Man könnte einwenden, dass Dean sich auch wirklich als der Schuldige sieht und seinen Bruder nicht weiter in den Schlamassel hereinziehen möchte, doch das bereits entstandene Leid ist dennoch vorhanden. Im Endeffekt haben die Autoren wieder so eine verkorkste Situation kreiert, die einen erneuten Tiefpunkt in der Beziehung der Brüder zeigt. Dementsprechend ist es auch nichts Neues, dass die beiden getrennte Wege gehen und Dean Gadreel alleine töten will. Das einzig neue hier wäre, wenn sie tatsächlich über mehrere Episoden hin getrennt bleiben und die Storyline anders erzählt wird als bisher. Vermutlich werden die Brüder aber spätestens in der übernächsten Episode wieder zusammen arbeiten.

Fazit

Es waren durchaus tolle Szenen vorhanden, die vor allem auf Crowleys Konto gehen und auch auf das der Freundschaft von Dean und Castiel. Das Wesentliche ist aber immer noch die Beziehung der Brüder, die das Fallen und Steigen der Qualität einer Folge maßgeblich beeinflusst. Und da steckt nun mal der Wurm drin. Eigentlich dürfte meine Vorfreude auf die nächste Folge nicht nur davon getragen sein zu sehen, was mit Crowley passiert.

Lukas Ostrowski - myFanbase

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