Bewertung

Review: #8.04 Vivante

Foto: Cynthia Nixon & Sara Ramírez, And Just Like That... - Copyright: 2023 WarnerMedia Direct, LLC. All Rights Reserved. HBO Max™ is used under license.
Cynthia Nixon & Sara Ramírez, And Just Like That...
© 2023 WarnerMedia Direct, LLC. All Rights Reserved. HBO Max™ is used under license.

In dieser Episode muss sich Carrie mit dem Alter befassen, Miranda testet ihre Grenzen aus, Charlotte wird zum General und Lisa muss sich mit den Konsequenzen einer berufstätigen Mutter beschäftigen. Wie das im Endergebnis aussieht, das verrate ich euch jetzt.

"Du hast tiefe Taschen!"

Als es hieß, Enid kommt zurück, habe ich überlegt, wie man sie wieder einbringen wird. So richtig konnte ich mir das nämlich nicht vorstellen. Ich war früher schon kein großer Fan von der Dame, was sich nicht geändert hat. Wobei ich sagen muss, dass Enid es schon immer gut geschafft hat, Carrie aus der Reserve zu locken und diesmal ist es wieder so. Das Zusammentreffen der beiden hat erstmal schon die Fronten geklärt und das war schon nett mitanzusehen und anzuhören. Mit einem neuen Online-Magazin namens 'Vivante' wird bei Carrie auch die Frage aufgeworfen, was ihr Alter für sie bedeutet. Feststeht zumindest, dass sie nicht so alt ist wie ihre ehemalige Redaktorin, die sie aber genau in diese Altersschiene pressen will. Carrie ist zwar in jedem Fall älter und reifer geworden, jedoch hat sie meiner Meinung nach eine ganz andere Lebenseinstellung als Enid. Gerade deshalb fand ich es wichtig, dass ihr Seema das begreiflich gemacht hat. Wobei bei Seema das das einzige war, was sie diesmal zu tun hatte, was ich etwas wenig fand und für diesen Charakter schon fast zu schade. Bei dem Gespräch zwischen den beiden hat man aber auch durchaus gemerkt, dass Seema durch und durch Geschäftsfrau ist und immer und überall ein Geschäft wittert. So ganz dumm ist das nicht, denn wie überall: Eine Hand wäscht die andere. So ging Carrie also doch zu der Event-Party, um 'Vivante' vorzustellen und sie musste erkennen, dass es doch viele ältere Damen gibt und dass sie selbst Vorurteile hatte. Mir hat die Rede von Gloria Steinem sehr gut gefallen. Als Journalistin und Frauenrechtlerin hatten ihre Worte auch einfach nochmal mehr Gewicht und fairerweise muss ich gestehen, dass es das einzige war, was mir bei dem Ganzen gefallen hat. Letztlich war Enid nämlich selbst Geschäftsfrau und hat Carrie nur eingeladen, damit sie eine Spende gibt, dabei war das Schwanzbild nur Beiwerk, aber wirklich wichtig oder gar zur Auflockerung hat das nicht beigetragen. Unglaublich toll war dann ihre Retourkutsche, die ich gefeiert habe. Gefeiert habe ich aber auch Bitsy. Die finde ich zwar in weiten Teilen einfach nur überdreht, anstrengend und nervig und auch ihr Verkupplungsversuch war eher daneben, aber sie hat eine Art an sich, die ich erfrischend und amüsant finde. Ich bin gespannt, ob sie nochmal auftauchen wird und ich bin gespannt, ob man Carrie durch das Treffen mit Enid den Anstoß gegeben hat, etwas wirklich Eigenes auf die Beine zu stellen.

Der spermalose Sex

Wenn die Katze aus dem Haus ist, tanzen die Mäuse auf dem Tisch. So ist das Sprichwort, was man in "And Just Like That..." ganz schnell mal umwandeln kann: Wenn die Kinder aus dem Haus sind, sind die Eltern wild im Bett oder so ähnlich. Es hat mich ehrlich gesagt etwas überrascht, dass Charlotte so aus sich herauskommt. Ich hatte immer das Gefühl, sie ist etwas verschlossen und nicht der Typ, der so offen über Sex oder auch die Schwierigkeiten gesprochen hat. Bei Harrys spermalosem Orgasmus ist das aber anders und ich fand es wirklich amüsant, dem Gespräch beim Essen zu folgen. Für mich passt auch Anthony gut in die Truppe, der etwas Pepp in die Gespräche bringt. Bei dem Gespräch wurde auch wieder mal angedeutet bzw. daraufhin hingedeutet, warum Miranda mittlerweile mit Che zusammen ist, was ich bis jetzt immer noch nicht verstehe. Miranda hat andeutet, dass sie vielleicht schon immer auf Frauen gestanden zu haben. Ich kann mich aber noch gut dran erinnern, dass es in der Mutterserie eine Folge gab, in der man angedeutet hat, sie stünde auf Frauen, was sie aber abgestritten hat. Ich hatte also den Eindruck, man versucht auch in dieser Staffel, Mirandas Beziehung mit Che auf Biegen und Brechen zu verteidigen und schmackhaft zu machen. Achtung! Spoilergefahr: Hat bei mir nicht funktioniert. Aber auch Carries Bemerkung, noch nie über spermalosen Sex nachgedacht zu haben, fand ich seltsam. Sie hat vor 25 Jahren Sex-Kolumnen geschrieben und will uns erzählen, dass sie noch nie drüber nachgedacht hat? Also Entschuldigung, aber das ist dämlich und glaube ich nicht. Es wirkt fast so, als wolle man uns Carrie als prüde verkaufen. In diesem Vergleich gefiel mir Charlotte besser, die diesmal den General gegeben hat, was ich amüsant fand und es wird deutlich, dass sie wohl die Hosen anhat. Man darf diese Seite an ihr ruhig öfter zeigen.

Verheiratet, Grenzen und die (kaputte) Couch

Wie schon angedeutet, habe ich noch immer das Gefühl, man will Miranda mit ihrer Beziehung zu Che verteidigen. Man hätte aber völlig anders anfangen müssen. Denn ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich anfangen soll. In der letzten Episode hat mir gut gefallen, dass Miranda als besorgte und fürsorgliche Mutter agiert, nur um jetzt feststellen zu müssen, dass es eigentlich nur ein Puff und schon wieder vorbei ist. Sie schläft zuhause auf der Couch, ist unterschwellig dauergenervt, Steve wohnt auch noch bei seiner Familie, ist aber auch dauergenervt und dann ist da noch Brady, der seine Trauer um die Beziehung mit Louisa nach drei Wochen überwunden hat und eigentlich mehr und mehr genervt von seinen Eltern ist und die Therapiestunde eher dafür nutzt, um seinen Eltern aufzuzeigen, dass es eine Veränderung braucht und er nicht aufs College will. Alles in innerhalb von ein paar Minuten geklärt und Miranda, die wegen Bradys Entscheidung verärgert ist, hält einfach den Mund und schwirrt mit Carrie zu Ches Einweihungsparty ein, wo sie auch noch auf deren Noch-Ehemann Lyle trifft. Ich verstehe das einfach nicht, was mit Miranda passiert ist. Ihr Familienleben ist ihr nahezu egal, sie hält den Mund und tritt die Flucht an, um sich damit nicht auseinanderzusetzen. Ich verstehe es wirklich nicht und ich verstehe auch nicht, wohin das mit Che führen soll. Mit der Einführung ihres Mannes Lyle baut man vielleicht eine Dreiecksbeziehung auf... wenn schon kein Dreier klappt. Wobei ich auch bezweifle, ob eine mögliche Dreiecksbeziehung auch den gewünschten Erfolg bringt. Man hat zwar in dieser Episode angedeutet, dass Che offenbar nicht ohne Miranda kann, aber vielleicht auch nicht ohne Lyle. Oder man will somit tatsächlich zeigen, dass Miranda einfach eine Abwechslung gesucht hat. So richtig eine Beziehung sehe ich nämlich mit Che nicht.

Die Zeiten haben sich geändert...

Kommen wir jetzt mal zu Lisa und Herbert, die mir mit Abstand am besten gefallen haben. Die beiden harmonieren als Paar noch am besten und stehen sich gegenseitig bei. Bei ihnen hat man aber auch gleich vier wichtige Punkte angesprochen, die in der heutigen Zeit große Bedeutung haben. Pünktlich wenn die Kids ins Sommerlager fahren, steht bei den Wexleys der 20. Hochzeitstag an, der gebührend und mit vielen Gästen gefeiert werden soll. Doch so reibungslos geht das nicht von der Bühne, was ehrlich gesagt zu erwarten war. Ich bin vielleicht altmodisch, aber ich finde eine persönliche oder schriftliche Einladung per Post für solche Events sehr viel schöner und angemessener. Hier hat man ein Mischmasch gemacht. Charlotte, Harry, sowie Eunice als auch der Galerist Mark wurden persönlich eingeladen und sind gekommen, die anderen nicht, da Harry vergessen hat, bei der App auf 'abschicken' zu klicken. Ehrlich gesagt hat mir das doch glatt ein Augenrollen verursacht, weil es einfach zeigt, wie faul und bequem die Menschen geworden sind, weil ihre Arbeit sie förmlich auffrisst, was mich gleich zum zweiten Punkt bringt und wo ich Eunice leider recht geben muss – zumindest in Teilpunkten. Ich kann verstehen, dass Lisa den Kuchen nicht selbst gemacht hat, was ich auch vollkommen verständlich finde. Ebenso verständlich und nachvollziehbar fand ich dann aber auch die Anmerkungen von Eunice. Sie kommt zwar aus einer anderen Generation, hat aber auch nicht unrecht, dass sie sich damals für die Familie entschieden hat und somit gegen ihren Berufswunsch. Mir kommt sie aber auch nicht so vor, als würde sie diese Entscheidung aufs Tiefste bereuen. Damit hat man aber einen Streitgespräch zwischen Eunice und Lisas Vater Lawrence auf den Tisch gebracht (als ob da nicht schon genug auf dem Tisch stand), was ich interessant fand und ganz so falsch lag er damit ja nun auch nicht. Besonders in der ersten Staffel wurde deutlich, dass es Herbert fast immer nur ums Geld ging, was Lisa ja auch kritisiert hat. Ebenso gut konnte ich diesmal auch verstehen, dass sie sich vor ihren Mann stellt, und ihm eigentlich die Entscheidung abgenommen hat, für den City Comptroller zu kandidieren. Ich glaube aber auch, dass man sich bei Lisa in Richtung Burnout voran arbeitet, zumal mit Herberts Kandidatur wird sie noch mehr belastet sein und bereits im Staffelauftakt wurde deutlich, dass sie schon jetzt überfordert ist. Für Charlotte würde es mich sehr freuen, würde sie wieder als Galeristin arbeiten und Victor Garber darf dann auch gerne öfters vorbeischauen, der einen sehr sympathischen Eindruck hinterlassen hat und Charlotte auch gerne unter seine Fittiche und ihr vielleicht auch die Angst nehmen kann.

Fazit

Von Weitem betrachtet hat Michael Patrick King nicht gelogen, dass die zweite Staffel von "And Just Like That..." mehr wie "Sex and the City" ist. Betrachtet man es aber von Nahem, wirkt es auf mich immer noch so, als würde man aktuelle Themen in ein Format pressen wollen, das aber immer noch zu stark das Gerüst der Mutterserie hat und es wie ein Puzzle ist, wo die einzelnen Teile vor einem liegen, aber nicht in ein entsprechendes Gesamtbild passen (wollen), so sehr man es auch versucht.

Daniela S. - myFanbase

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