Die besten Storylines 2010/2011
Rise and Fall of Bryce Craine (Taras Welten)

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Einerseits ist es eine Schande, dass die Showtime-Serie "Taras Welten" in diesem Frühjahr nach der 3. Staffel eingestellt wurde. Andererseits ist der Zeitpunkt doch gar nicht so verkehrt, denn die Serie hat in ihrem letzten Jahr ihre Charaktere und damit auch die Prämisse der Serie mit einer äußerst gelungenen Storyline, die sich im Laufe der Staffel mehr wie ein Thriller entfaltete, zu solchen Extremen geführt, dass man sich eine nachfolgende Staffel irgendwie nur schwer vorstellen kann. Und das alles, in einer als Comedy-Serie klassifizierten Show, da kann man schon einmal den Hut ziehen.

Nach allem, was wir in diesem Jahr über Taras Krankheit der Dissoziativen Idenditätsstörung erfahren haben, besonders aber deren Einflüsse auf die ihr nahestehenden Menschen, wäre jegliche Rückbesinnung zum alten Status Quo, welche eine neue Staffel zwangsläufig vollführen müßte (denn wäre Tara geheilt, wäre dies nicht nur sehr unrealistisch, es gäbe auch keine Serie mehr) ein Schritt zurück und würde sich wohl als Enttäuschung anfühlen.

Bryce will play

Es hat mit den unscheinbaren Worten "youwillnotwin" auf Taras Computerbildschirm angefangen und sich dann im Laufe der Staffel immer weiter gesteigert, bis im letzten Drittel die Bedrohung voll zu Tage kam. Denn Taras Krankheit hat ein neues Alter Ego produziert, welches sich ganz gezielt gegen die anderen Persönlichkeiten und Tara selbst richtet. Dabei handelt es sich um das Abbild ihres gewalttätigen Halbbruders Bryce, der immer mehr die Macht über Tara und langsam auch über die ganze Familie Gregson übernimmt. Anfangs ist diese Geschichte noch geprägt vom Zusammenspiel Taras mit ihrem zweifelnden Professor für Psychologie, Dr. Hatteras. Hatteras wird von Eddie Izzard dargestellt und das Zusammenspiel der beiden schauspielerischen Schwergewichte Eddie Izzard und Toni Collette ist ein wahres Gedicht. Als dann aber Bryce immer mehr in den Vordergrund tritt, wendet sich das Bild und aus dem guten Gespann Tara/Hatteras, welches Tara noch so etwas wie Hoffnung gibt, entsteht eine bedrohliche, ja sogar lebensgefährliche Situation. Denn Bryce hat es sich zur Aufgabe gemacht, Tara komplett zu übernehmen und schaltet dafür nicht nur deren Alter Egos aus (mit sehr einfallsreichen Mordmethoden für imaginäre Personen), sondern verübt auch einen direkten Anschlag auf Hatteras Leben. Es ist eine Schande, dass nach diesem schockierenden Zwischenfall der Charakter Hatteras aus der Serie verschwindet, auch wenn dieser Schritt natürlich erzählerisch notwendig war. Denn nun beginnt Bryce an den Grundfesten der Familie zu rütteln. Dabei gelingt es, die extremen Umstände, in denen sich Taras Angehörige Tag für Tag befinden bis ins letzte Detail zu exorzieren. Wurde die Krankheit ganz am Anfang der Serie manchmal noch als seltsame, teilweise amüsante Macke dargestellt, schreckt man hier nicht davor zurück, die grausamen Auswirkungen auf alle bis ins letzte Detail zu zeigen.

Taras Sohn Marshall steht kurz davor, alles hinter sich zu lassen, denn nicht einmal als er um einen guten Freund trauert, ist sein Schmerz wirklich der Mittelpunkt, denn wieder einmal drängt sich seine Mutter davor. Ihre Schwester Charmaine weiß nicht, wie sich mit ihrer Verantwortung ihrer neugeborenen Tochter und ihrer Schwester gegenüber umgehen soll und Taras Ehemann Max zerbricht fast an all den Prüfungen, die man ihm und Tara auferlegt. Dabei ist die Stimmungslage kurz vorm Ende der Staffel so angespannt und fragil, dass es fast keinen Ausweg mehr zu geben scheint.

Am Ende wird dies doch mit einem gewissen Gefühl der Hoffnung aufgelöst, wenn Tara ihren inneren Bryce besiegt und sich auf den Weg zu einer neuen Therapie nach Boston macht. Wäre die Serie aber mit einer 4. Staffel zurück gekommen, hätte man sie unweigerlich wieder Rückschritte machen lassen, und nach allem was man als Zuschauer mit den Gregsons, die für mich persönlich als Familie immer die herausstechende Stärke der Serie waren, mitmachen musste, wäre dies wirklich schwer zu ertragen gewesen. So durften wir einer Kulmination der Zustände beiwohnen, die an Spannung und Intensität kaum zu überbieten war, die alle an den Rande ihrer Schmerzgrenzen geführt hat und indem sie die Familie zu zerreißen drohte, diese am Ende doch näher zusammenschweißte. "Taras Welten" endet auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft, und das ist eine ganze Menge mehr, als viele andere Serien nach drei Staffeln von sich behaupten können.

Cindy Scholz - myFanbase

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