Bewertung

Review: #2.22 Zwei Wege in die Hölle

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Die zweite Staffelhälfte war sehr schwach, weshalb es von vornherein schwierig erschien, einen runden Staffelabschluss hinzubekommen. "Quantico" hat im Rahmen seiner Möglichkeiten jedoch versucht, die Handlung einigermaßen zufriedenstellend abzuschließen und hält sich zugleich für die Zukunft alle Möglichkeiten offen.

"Stop trying to be smarter than them, surprise them."

Große Mission dieser Episode ist es natürlich, den Kollaborateuren rund um Henry Roarke das Handwerk zu legen. Wie man bereits ankündigte, rafft man die Zeit dafür ein wenig und als Zuschauer erlebt man die angesetzten 100 Tage bis zur Abstimmung darüber, ob CIA und FBI reformiert werden sollen, was im Fall der Kollaborateure nur den ersten Schritt hin zu einer radikalen Umstrukturierung der Verfassung der USA darstellen soll. Wie man das Ganze aufzog, überzeugte mich nicht sonderlich, denn die sinnlos wirkenden Gespräche zwischen den Task Force und den Mitgliedern, die über den Zusammenschluss von CIA und FBI zu DISA debattierten, erschienen sehr gestellt. Nicht nur wirkt es einfach unnötig, wieder und wieder den Wortwechsel der Figuren zu verfolgen, man fragt sich zudem, wo der tolle Plan ist, an dem die Task Force arbeitet, um die Kollaborateure zu stürzen.

Als man eben diesen Plan anschließend vor uns ausbreitet, blieb der Aha-Effekt vollkommen aus, denn die geheimen Treffen in einer Bar scheinen mir nicht sonderlich gut geeignet dafür zu sein, den Sturz der Regierung zu arrangieren. Ist es nicht ein wenig auffällig, sich dort Woche um Woche zu treffen und scheinbar keine Sicherheitsmaßnahmen einzusetzen? Hat die Task Force noch nie etwas von Wanzen und Überwachungskameras gehört? Die Frage danach wird ziemlich schnell beantwortet, denn natürlich haben die Kollaborateure erkannt, dass die Task Force nicht wirklich auf ihrer Seite steht, sondern nur so getan hat. Für mich keine große Überraschung, denn das Ganze wirkte ziemlich stümperhaft.

Nun ist es also an der Zeit, sich nach 100 Tagen unsinniger Recherche zur Abstimmung - die nebenbei bemerkt sehr an Episode #2.17 Frau mit Hidschab, in der die Task Force ebenfalls versuchen musste, bei einer Abstimmung noch ein paar Gegenstimmen zu sichern, erinnert – mit etwas mehr Anstrengung darauf zu konzentrieren, Roarke aus der Reserve zu locken und wie sollte es auch anders sein, der Plan funktioniert ohne weitere Zwischenfälle. Mich hat es an dieser Stelle zwar gefreut, Iris unerwarteter Weise wiederzusehen, doch das Vorgehen von ihr und Will wirkte sehr an den Haaren herbeigezogen. Die beiden geben sich also als Paar in einer offenen Beziehung aus und verführen mal eben Peter Theo, damit sie an seinen Computer können und belastende Informationen über Roarke erhalten, während Theo kurz einen Drink holt? Was will man dazu noch sagen.

Das Ende vom Lied kam sehr abrupt und passte nicht wirklich zu dem verworrenen Bild der allmächtigen Kollaborateure, das man in den vergangenen Episoden gezeichnet hat. Man bringt die Russen ins Spiel, um Roarke die Preisgabe vertraulicher Informationen vorzuwerfen – eine Idee, die man bereits in #2.20 Machtwechsel hatte – und dann schaltet Alex einen Live-Stream, in dem sie Roarke vor allen Augen anprangert und den Präsidenten der USA als Verräter darstellt. Innerhalb von Sekunden wendet sich das Blatt für die Kollaborateure: Roarke muss abdanken, Nimah und Raina

werden freigelassen, alle haben tolle Jobs und die Paare bekommen ein Happyend. Dieser rasche Schwenk harmoniert einfach nicht. Zudem empfinde ich es als äußerst fragwürdig, dass Roarke 100 Tage nach der Absetzung von Claire noch immer als Präsident bezeichnet wird. Wird in so einem Fall keine Neuwahl abgehalten?

"I think I've finally come to grips with doing bad for the greater good."

Während man somit ungeschickt die Geschichte zum Abschluss bringt, versucht man gleichzeitig die auf der Strecke gebliebenen Beziehungen der Charaktere wieder aufzugreifen und spendiert so gut wie jedem ein Happyend, wobei man keine Zeit auf Erklärungen verschwendet:

  • Alex & Ryan sitzen beide im Flieger und wollen in eine gemeinsame und ungewisse Zukunft starten, nachdem Alex fluchtartig das Land verlassen musste, um nicht den Zorn der Kollaborateure auf sich zu ziehen. Fragen darauf, wie Ryan es in den Flieger geschafft hat und ob die beiden nun endlich Schluss machen mit dem ewigen Hin und Her werden nicht beantwortet und lassen einen etwas unbefriedigt zurück. Nett war hingegen, dass man das erste Zusammentreffen von Alex und Ryan aufgegriffen hat und dadurch einen kleinen nostalgischen Moment kreierte.
  • Aus Shelby und Clay ist kein Paar geworden. Einerseits kann man sich dafür nur bedanken, da Shelby mit genug Haas-Männern im Bett war, andererseits haben die beiden in letzter Zeit ein gutes Team abgegeben. Die Trennung von Clay und Maxine wurde jedoch nur oberflächlich angekratzt und es wirkte bereits zuvor so, als sei Shelby für Clay nur der Trostpreis. Dass Clay nun total zurückrudert, Maxime wieder an seiner Seite ist und die beiden sogar geheiratet haben, scheint jedoch etwas überstürzt. Ich glaube nicht, dass wir von den beiden in Staffel 3 noch etwas hören werden.
  • Owen ist zum Leiter der CIA ernannt worden und konnte somit endlich einmal einen Erfolg verbuchen. Glückwunsch, auch wenn man sich fragt, wie man ihn trotz seiner Fehltritte in der Vergangenheit in solch einen Posten erheben konnte.
  • Die Zwillingsschwestern sind wieder vereint und auch hier bemüht man sich nicht, die Freilassung von Raina und Nimah näher zu erklären. Die Devise lautet wohl einfach Kollaborateure überführt und alles ist gut.
  • Einzig für Miranda endet die Staffel nicht mit einem Happyend, denn nachdem sie fingiert auf Alex geschossen hat – um ihr somit die Flucht vor den Kollaborateuren zu ermöglichen – ist sie verhaftet worden und befindet sich nun im Gefängnis. Wenn Alex auf der Flucht ist und Miranda im Auftrag des FBI gearbeitet hat, weshalb muss sie dann hinter Gitter? Auch hier fügen sich die Puzzleteile nicht sonderlich leicht zusammen.

Fazit

Die zweite Staffel von "Quantico" endet mit einem Sieg der Task Force auf beruflicher und persönlicher Ebene. Oberflächlich betrachtet mag dies ein netter Abschluss sein und man kann in der kommenden Staffel viele neue Türen öffnen, doch alles in allem wirkt die Auflösung des Ganzen sehr gekünstelt und übereilt. Betrachtet man jedoch die ohnehin sehr schwache zweite Staffelhälfte, ist dies wohl das Beste, was die Autoren aus der miesen Lage noch machen konnten.

Marie Florschütz - myFanbase

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