Bewertung

Review: #2.05 Der Doktor aus einem anderen Land

Foto: David Anders, RingCon 2011 - Copyright: myFanbase/Nicole Oebel
David Anders, RingCon 2011
© myFanbase/Nicole Oebel

Passend zu ihrer US-Ausstrahlung kurz vor dem Halloweenfest 2012 (und ihrer deutschen Free-TV-Premiere fast genau ein Jahr später) präsentiert sich diese Episode im klassischen Horrorgewand und verarbeitet eine der berühmtesten Schauergeschichten aller Zeiten: "Frankenstein". Geschrieben wurde der Roman über den Wissenschaftler Dr. Victor Frankenstein, der aus Leichenteilen einen künstlichen Menschen erschafft, 1818 von der Engländerin Mary Shelley. Über die Jahrzehnte ist der Name Frankenstein zu einem gängigen Synonym für die unheimlichen Auswüchse der Wissenschaft geworden und hat auf vielfältige Weise Eingang in Literatur, Film und Musik gefunden.

In Storybrooke kennt man Dr. Victor Frankenstein unter dem Namen Dr. Whale. Ja, richtig, jener Dr. Whale, mit dem Mary Margaret einen One-Night-Stand hatte, als der Fluch noch intakt war, und der Davids behandelnder Arzt gewesen ist. Das muss man sich mal durch den Kopf gehen lassen: Schneewittchen hat mit Dr. Frankenstein geschlafen! Absolut grotesk und absolut genial.

Bei meinen Überlegung, Dr. Whales wahres Ich betreffend, habe ich mich immer sehr von dem Namen Whale, zu Deutsch Wal, irritieren lassen und eher an eine Märchenfigur mit Bezug zur Seefahrt gedacht. Nun, da wir wissen, dass wir es mit Dr. Frankenstein zu tun haben, lässt sich der Name Whale ganz anders erklären: 1931 drehte der Regisseur James Whale die erste Tonfilmfassung von "Frankenstein".

Frankenstein/Whale stammt nicht aus der Märchenwelt, sondern aus einem anderen Reich, in dem die Wissenschaft vor der Magie steht, wurde aber vom Fluch auch nach Storybrooke gebracht, weil Regina es so wollte. Frankenstein war einst gemeinsam mit Jefferson an einer Intrige von Rumpelstilzchen beteiligt, die Regina endgültig auf die dunkle Seite der Macht ziehen sollte. Indem Frankenstein Reginas letzte Hoffnung, Daniel doch noch zurückzubekommen, zerschmettert hat, sind bei ihr die letzten Fäden gerissen und sie war gänzlich offen für Rumpelstilzchens dunkle Magie. So hat Frankenstein also seinen Beitrag zur Erschaffung von Rumpelstilzchens Monster, der Bösen Königin, geleistet und ist seiner Rolle aus der Horrorliteratur auch im Märchenkosmos gerecht geworden. Frankenstein, der Monstermacher. Ich ziehe an dieser Stelle mal wieder Jeffersons Hut vor den "Once Upon a Time"-Autoren und ihren durchaus gewagten, aber hervorragend gemachten Vermischungen völlig verschiedener Genres und Motive.

Als Gegenleistung für seine Hilfe bei der Korrumpierung Reginas erhielt Frankenstein damals eines der Herzen, die Cora, Rumpelstilzchen und später auch Regina so gerne aus den Leibern ihrer Opfer reißen. Mit diesem Herz wollte er seinen Bruder von den Toten erwecken. Der "Once Upon a Time"-Frankenstein erschafft also grundsätzlich keine Kreaturen, die nur aus den Überresten fremder Menschen bestehen, sondern erweckt bestimmte Verstorbene mit Hilfe von einigen Ersatzteilen wieder zum Leben - oder versucht es zumindest. Dass er seinen eigenen Bruder zurückholen will, ist auch deshalb bemerkenswert, weil es sich in der Umgangssprache so eingebürgert hat, dass Frankensteins Monster oft selbst Frankenstein genannt wird, obwohl es eigentlich gar keinen Namen hat. Wenn das Monster allerdings Dr. Frankensteins Bruder ist, dann heißt er/es logischerweise auch Frankenstein.

Wie nach allen Episoden, die Reginas Vergangenheit thematisieren, steht wieder die Frage im Raum, ob und wie viel Verständnis die Böse Königin eigentlich verdient. Zwar kann ich durchaus von mir behaupten, Regina inzwischen mehr Nachsicht entgegenzubringen, als ich das während der ersten Staffel je für möglich gehalten hätte, aber grundsätzlich bleibe ich dabei, dass Regina auch einen anderen Weg hätte einschlagen können und man ihr die Eigenverantwortung für ihre schreckliche Taten - und davon hat sie ja einige begangen - nicht einfach absprechen kann. Sie ist korrumpiert worden, aber sie hat sich auch korrumpieren lassen. Anderen Menschen passieren ebenfalls schlimme Dinge, ohne dass sie zu hasserfüllten, grausamen Racheengeln werden. "Once Upon a Time" zeigt uns genug Beispiele dafür. Nichtsdestotrotz ist der Weg für Regina zurück zu einem anständigen Dasein offener denn je. Sie muss die Chance nur nutzen.

In dem, was noch von der Märchenwelt übrig ist, treffen Emma, Snow/Mary Margaret und ihre beiden Weggefährtinnen Mulan und Aurora auf Killian Jones, besser bekannt als Captain Hook, der sich als harmloser Schmied ausgibt, allerdings sofort durchschaut wird. Ich bin froh, dass sich die vier Frauen nicht an der Nase herumführen lassen, wobei vor allem Emma beweist, dass sie dazugelernt hat. Ihre Gabe, Lügen zu erkennen, scheint die längere Betriebspause beendet zu haben. Trotzdem ist der Deal mit Hook ausgesprochen riskant, denn dass er unter Zwang die Wahrheit enthüllt hat, könnte durchaus Teil einer neuen List sein, bei der er Cora nur zum Schein hintergeht.

Maret Hosemann - myFanbase

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