Bewertung

Review: #2.08 Alles Gute zur ersten Lebenskrise!

Foto: Jesse Tyler Ferguson, Modern Family - Copyright: Twentieth Century Fox Home Entertainment
Jesse Tyler Ferguson, Modern Family
© Twentieth Century Fox Home Entertainment

Die Serie funktioniert nun wie ein gut eingespielter, geölter Motor. Den Autoren gelingt es hervorragend aus dem Leben gegriffene Situationen zu zeigen und durch intelligent gestreute Gags so sehr zu amüsieren. Erwähnen will ich auch mal, dass man hier auf das künstliche Lachen im Hintergrund verzichtet. Denn wie diese Episode erneut und besonders hervorstechend beweist, braucht es das nicht.

Manny ist diesmal im Mittelpunkt des Geschehens und seine Geburtstagsparty steht an. Während all seine Familien-Mitglieder in Eile geraten und auch in Streitigkeiten, ist es Manny, der seelenruhig aber regelrecht deprimiert darüber philosophiert, seine Kindheit versäumt zu haben. Schnell will er noch ein bißchen Kindheit nachholen und überlegt sich Taten dazu. Am meisten überrascht diesmal jedoch Mitchell, der komplett aus seiner charakterlichen Struktur herausbricht und das nicht gerade zur Freude Cams. Bei den Dunphys sorgen eine missverständliche Aussage und Familienpläne für emotionale wie auch herrlich abgedrehte Momente.

Die fiese Alex

Immer wieder gelingt es der jüngsten Dunphy-Tochter Alex Luke so richtig herrlich zu irritieren. Mal erzählt sie ihm, dass Phils Ex seine leibliche Mutter sei und hier, dass sich die Eltern streitbedingt trennten. Luke ist auch so herrlich naiv, aber was will man ihm da vorwerfen, immerhin ist er noch ein Kind. Die Trennung von Phil und Claire bezieht sich jedoch zum Glück nur auf ein Autofahrt-Wettrennen. Phil braucht es ja immer wieder mal, dass er die Bestätigung bekommt, der große Hero in der Familie zu sein und über Claire zu triumphieren. Doch ab diesem Punkt entschieden sich die Autoren nicht nochmals die Story aus #1.06 Mit Poncho & Panflöte in einer leicht abgeänderten Form darzustellen. Nein, man nimmt eine große Portion Ironie dazu und dreht die Emotionen auf überspitzte Weise auf. Claire dreht am Rad, da Luke in seiner Irritation bezüglich der Trennung sagte, lieber zu Dad zu wollen. Phil muss sich von seinen Töchtern anhören, dass diese nicht mehr ins Familien-Camp mitkommen möchten.

Was mir an der Storyline so sehr gefällt, ist, dass sie viele gelungene Dialoge hervorbringt. Es ist feinste Situationskomik, wenn man die Diskussionen mitverfolgt. Claires Gefühlsausbruch kann man auch gut verstehen, wäre sie doch auch gerne mal die Spaßkanone in der Familie, die ihre Kinder dadurch mitreißt. Aber sie hat recht damit, dass es nicht funktionieren würde, wären beide Elternteile derartige Kindsköpfe. Vielleicht gelingt es mal, dass es sich bei den Dunphys mehr verteilt bezüglich "guter Cop, böser Cop". Phils Heulerei und die der Töchter ist ganz klar überspitzt inszeniert. Hier wird wohl aufs Korn genommen, dass Väter mitunter so sehr am Familiensystem hängen und darin aufgehen, dass sie es nicht ertragen, wenn das auseinanderbricht. Phil stellt oft genug zur Schau gebraucht zu werden. Er ist eine Art Entertainer der Familie oder wenn man es böse sagen will, der Pausenclown. Ich finde es schön zu sehen, wie lebhaft die Familie Dunphy zur Geltung gebracht wird. Und, dass trotz all den kleinen Reibereien der Zusammenhalt dennoch besteht. Es wird aber wohl unabwendbar sein, dass die Familie mal auseinandergeht. Ich bin schon gespannt wie Phil dann eines Tages damit klar kommen wird, sollten seine Kinder ausziehen und ihr eigenes Leben starten? Die Autoren haben noch einiges an Potential übrig, wie hier, schöne Geschichten daraus zu entwickeln.

Entspann dich mal!

Bei Cam und Mitch wird sehr gerne auf deren Unterschiedlichkeit zurück gegriffen. Cam, der Helfer-Engel in der Not, und Mitch, der immer wieder gestresste und von Sorgen Geplagte. Hier wird das erneut in eine Story gepackt, die abgegriffen aber saukomisch wirkt. Wie sie den älteren Leuten ihre Verkupplungshilfe zelebrieren, die natürlich von Cam ausgeht, bringt einige Lacher mit sich. Mitch tat mir da auch kurz leid, als sein Handy erst runterfiel und es sich dann herausstellte, dass der ältere Herr bereits eine Frau hat. Praktisch war die ganze Aktion also für die Katz und das dürfte Mitch sicherlich gewaltig gefuchst haben. Die Autoren beweisen hier mal bestens einen guten Sinn für bösen Humor. Denn Cams Helfersyndrom dürfte gerne weiterhin als Storypotential dienen, das sehe ich schon kommen. Denn egal wie abgegriffen es auch wirken mag, es funktioniert einfach, den Zuschauer damit zu amüsieren.

Kurzzeitig fürchtete ich, dass Mitch völlig durchdrehen wird und ein größerer Streit sich anbahnt. Doch es kommt weit besser und so richtig verdient Cam gegenüber. Verdient deshalb, da ich finde, dass Cam etwas mehr auf Mitch eingehen sollte. Auf mich wirkt es etwas einseitig bei den beiden. Mitch nörgelt zwar viel, versucht aber öfter einen Kompromiss zu finden. Dagegen sieht man das bei Cam kaum bis gar nicht. Wenn er helfen will, wenn er was im Kopf hat, dann muss es trotz aller Konsequenzen erfolgen. Darum ist die gelungene Idee mit dem Flashmob, von dem Cam nichts weiß, Mitch jedoch schon, eine gelungene süße Rache. "Free Your Mind" als Song passt zu der Storyline wie die Faust aufs Auge. Unterschiedliche Meinungen sind ja auch das Thema, verpackt in die Hetzerei zu Manny Geburtstagsfete. Als Mitch sich dann tanzend mit anschloss, bei dieser witzigen Choreographie, ist es Cam, der völlig perplex am Rande steht. Das Highlight an Witz stellt natürlich dessen verzweifelte Versuche dar, sich da einzufinden. Der Flashmob selbst ist gekonnt eingespielt und inszeniert und schafft es der Episode den Stempel aufzudrücken. Flashmobs sind eine aufwendige Sache und es beweist nur positiv, wie viel Mühe man sich mit dieser Serie gibt. Die Versöhnung am Schluss ist dann auch süß. Dennoch wird es wohl noch dauern, bis die Beiden einen geschickten Weg finden werden, diese Streitigkeiten aus der Welt zu schaffen.

"Der Sprengkörper muss die richtige Temperatur haben"

Auch die dritte und letzte Hauptstory funktioniert einwandfrei und fügt dazu alles fein geschliffen zusammen. Bewusst nahm ich hier Jays Aussage von #2.06 als Zitat. Denn erneut wird Gloria Kritik ausgesetzt und da ist Fingerspitzengefühl angesagt. Etwas, dass der schwarz- und trockenhumorige Jay, der sich gerne mal spitzbübisch verhält, nicht wirklich drauf hat. Angeblich verlegt die süße Gloria immer wieder ihre Dinge, wie hier ihre Schlüssel. Etwas, was natürlich ärgerlich und vielen sicher sehr bekannt ist. Leicht ist man mal abgelenkt und schon ist es passiert und man sucht ewig rum. Manche haben halt das Glück, dazu sinnvolle Unterstützung zu haben. Doch dann gibt es wieder Leute wie Jay. Erst treibt er die temperamentvolle Gloria zur Weißglut (auf gewohnt witzige Weise). Später stellt sich heraus, dass er selbst die Schlüssel bei sich hat. Doch anstatt seiner Liebsten da die Nerven zu beruhigen, macht er es noch schlimmer und schiebt ihr den schwarzen Peter zu. Wenn man die öfter mal sehr explodierende Gloria erlebt, ist das verständlich. Doch Jay kennt sie, hatte seine Militär-Weisheit verkündet, wieso weiß er da nicht, wie er am geschicktesten mit Gloria umspringt. Als Zuschauer amüsiert einen dann natürlich Glorias Ausraster.

Noch eine Frage: Wieso muss Jay Kindern stets ein gefährliches Schussgerät zum Geburtstag schenken? Erst Luke, was einst eine Katastrophe auslöste, und nun Manny, was bedingt durch Gloria ihm beinahe selbst an die Gurgel ging. Lustig ist, dass sich Manny öfter mal erwachsener verhält als Jay beispielsweise. So hinterfragt er natürlich sein Geburtstagsgeschenk, wodurch ihn Jay durch seinen Kommentar dann regelrecht in die Sinnkrise stürzen lässt. Das ergibt die allerbesten Momente dieser Episode. Manny, der einen Scherzanruf startet, alte Kindergeschenke auspackt, allen auf den Zeiger geht mit seiner Grübelei, um ein Stück Kindheit zurück zu erlangen. Besonders hervorzuheben ist einmal mehr Glorias Ausraster, indem sie auf Mannys Luftboot schießt. Es erweist sich immer wieder als brillante Idee der Schreiberlinge Manny so altklug darzustellen. Schön auch am Ende seine Einsicht, dass er noch viel Zeit über hat Kind zu sein, und sein Seitenhieb Richtung der sich kindisch streitenden Erwachsenen.

Fazit

Neben #1.04 Nichts als Ärger mit der Mutter und #1.09 Fizbo ist wieder da! die bislang beste Episode der Serie. Das liegt daran, dass man in keiner Sekunde gelangweilt wird. Wenn einem die Charaktere bereits ans Herz wuchsen und die Serie von Beginn weg mitverfolgt wurde, dann erlebt man hier eine unglaubliche Gagdichte, welche sich rein aus den realitätsnahen Begebenheiten und das Verhalten der Charaktere ergibt. Anders als in #1.24 Familienfoto und andere Schwierigkeiten, der ich beinahe die volle Punktezahl gab, wirkt hier alles dichter. Dazu lässt man künstlich Aufgedonnertes aus oder fügt einen großen, gut erkenntlichen Ironie-Zwinker (Phils emotionaler Ausbruch) ein. Daher gebe ich nun mit gutem Gewissen die Höchstwertung ab und hoffe auf weitere derartige "Modern Family"-Episoden.

Samuel W. - myFanbase

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