Bewertung
Frank Miller, Robert Rodriguez

Sin City 2: A Dame to Kill For

Sieben Jahre nach dem ersten Teil kam 2014 die lang ersehnte Fortsetzung von "Sin City" ins Kino. Seit Januar 2015 gibt es den Film nun auf DVD und Bluray. Kann er den hohen Erwartungen gerecht werden?

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Inhalt

Marv (Mickey Rourke) kommt auf der Autobahn zu sich, umgeben von einer Gruppe Männer, allesamt halbtot. So recht hat er keine Ahnung, wie er überhaupt dorthin gekommen ist, aber eigentlich ist dies auch alles egal. Viel wichtiger ist, dass er jeden Tag zurück in Kadies Bar kommt, in der Nancy Callahan (Jessica Alba) noch immer als Tänzerin arbeitet. Sie hat den Tod ihres Geliebten, den Polizisten John Hartigan (Bruce Willis), noch immer nicht verkraftet und sinnt auf Rache an dem Mann, den sie für den Tod des Cops verantwortlich macht.

Unterdessen trifft der junge Glücksspieler Johnny (Joseph Gordon-Levitt) in Kadies Bar auf die Tänzerin Marcie und kürt sie zu seiner Glücksfee, während er sich aufmacht, sich mit dem mächtigsten Mann der Stadt, Senator Roark (Powers Boothe), anzulegen und ihn vor etlichen Männern bloßzustellen.

An anderer Stelle bekommt Dwight McCarthy (Josh Brolin) unverhofft einen Anruf von seiner alten Flamme Ava Lord (Eva Green), die ihn dringend um Hilfe bittet, weil sie körperlich und seelisch von ihrem Mann und deren Handlanger misshandelt wird. Dass Ava ein falsches Spiel spielt, muss Dwight bald am eigenen Leib spüren...

Rezension

Als 2007 der erste Teil von "Sin City" in die Kinos kam, bestach er durch eine unglaublich hohe Stardichte und eine interessante Optik, die ihresgleichen im Kino suchte. Die Bilder wirkten wie ein Comic, der zum Leben erwacht war und wusste nicht zuletzt auch aufgrund der erzählten Geschichten von der ersten bis zur letzten Minute zu fesseln, auch wenn die Brutalität, die an den Tag gelegt wurde, manchmal arg über die Strenge schlug.

Von der Faszination, die "Sin City" damals ausstrahlte, ist bei der Fortsetzung "A Dame to Kill For" nicht mehr viel übrig. Das Konzept kann längst nicht mehr überraschen, auch wenn die Bilder stellenweise durch die Koloration noch immer unglaublich eindinglich wirken und die Stadt Basin City wirklich sehenswert in Szene gesetzt wird. Es sind die Geschichten, die leider nicht zünden wollen. Weder Nancys Rachefeldzug gegen den Mörder ihres Geliebten, noch die Geschichte um Senator Roarks Sohn, der gekommen ist, um ihn zu demütigen, können für einen spannenden Moment sorgen. Sie wirken wie unnötiges Beiwerk zur Geschichte in der Mitte, die sich ganz um die Dame dreht, für die es sich laut dem Titel des Films zu töten lohnt. Beide Teilgeschichten, "Nancys Rachefeldzug" wie auch "The Long Bad Night", enttäuschen, weil keine von beiden genügend Substanz hat, um den Zuschauer zu fesseln. Gerade die Geschichte um Roarks Sohn wartet lediglich mit langweiligen Pokerszenen auf und bringt am Ende weder dem Titelhelden, noch dem Bösewicht dieses Streifens eine neue Facette.

Das größtes Problem des Films ist dabei, dass die Geschichten nicht nur belanglos sind, sondern auch noch vor einer Brutalität strotzen, die in vielen Situationen absolut fehl am Platz ist. Natürlich war auch Teil 1 kein Kind von Traurigkeit, doch hier wirken die Szenen oftmals so, als versuche man mit aller Gewalt noch eins draufzusetzen und zu zeigen, wie stilistisch beeindruckend man in Szene setzen kann, wenn eine Frau mit ihrem Schwert durch die Lüfte säbelt und Menschen den Kopf abhackt. "A Dame to Kill For" ist eine Gewaltorgie geworden, in der es kaum eine Szene gibt, in der nicht besagte Köpfe abgetrennt werden, Gliedmaßen zerstückelt oder verbogen oder Augen aus dem Kopf gerissen werden. Dies zeugt für mich einmal mehr davon, dass den Autoren (und darunter ist niemand anderes als Frank Miller höchstpersönlich) schlicht und ergreifend die Ideen für neue, spannende Geschichten ausgegangen sind und sie mit (durchaus gut choreographierten), an Brutalität nicht zu übertreffenden Szenen versucht haben, sich etwas Luft zu verschaffen. Am Ende können sie jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Konzept "Sin City" sich längst überlebt hat. Der Reiz des neuen ist verflogen, denn "A Dame to Kill For" kommt als ideenloser Abklatsch des ersten Teils daher, der genau an den falschen Stellen kopiert und weiter geht.

Schauspielerisch kann man keinem der Darsteller wirklich einen Vorwurf machen. Allen voran Eva Green mimt ihre Rolle als ruchlose Manipulatorin Ava Lord hervorragend und verleiht ihrem Charakter in der hahnebüchenen Geschichte so etwas wie Tiefe. Auch Josh Brolin und Mickey Rourke machen ihre Sache eigentlich ganz gut, der Rest setzt sich zusammen aus mal mehr, mal weniger gut aufgelegten Stars und Sternchen, die allesamt recht nett anzuschauen sind, die aber der Belanglosigkeit der Geschichte einfach kein Paroli bieten können. So bleibt der Film am Ende blutleer und langweilig.

Specials

Die Extras auf der Bluray führen die Zuschauer in die Entstehungsgeschichte des Films, was durchaus interessant ist. Man bekommt in den einzelnen Segmenten einen informativen Einblick in die Welt von "Sin City" und den Machern hinter der Kamera. So kommt beispielsweise neben Regisseur Robert Rodriguez auch einmal ein Stunt-Koordinator oder der Maskenbildner zu Wort. Die Extras sind also am Ende ein langes Making-Of eines visuell durchaus interessanten Films, der auf vielen anderen Ebenen aber leider nicht ein bisschen funktioniert.

Fazit

Selbst Fans von Frank Miller dürften von dem Ergebnis des zweiten Streifens "Sin City: A Dame to Kill For" enttäuscht sein. Belanglose Geschichten, in viel zu langsamen Tempo erzählt und mit viel zu willkürlich gesetzten Gewaltszenen, machen aus der Fortsetzung des Überraschungshits von 2007 eine überflüssige Farce. Da hilft weder die noch immer stellenweise beeindruckende Optik, noch die ansonsten durchaus gut ausgestattete Bluray. Dieser Film ist überflüssig wie ein Kropf.

Melanie Wolff - myFanbase
09.02.2015

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