Bewertung
Jim Sheridan

Brothers - Zwei Brüder. Eine Liebe

"Nur wer stirbt, hat das Ende des Krieges erlebt."

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Inhalt

Marine-Captain Sam Cahill (Tobey Maguire) lebt als glücklich verheirateter Mann mit seiner Frau Grace (Natalie Portman) und seinen beiden Töchtern Isabelle (Bailee Madison) und Maggie (Taylor Geare) in einem amerikanischen Vorort und genießt den ganzen Stolz seines Veteranen-Vaters Hank (Sam Shepard). Kurze Zeit nach der Entlassung seines jüngeren Bruders Tommy (Jake Gyllenhaal) aus dem Gefängnis, der als das schwarze Schaf der Familie gilt, verlässt Sam das Land für einen Einsatz in Afghanistan.

Nach einem Helikopterabsturz wird Sam vom US-Militär als gefallen gemeldet. Diesem tragischen Schicksalsschlag geschuldet, entschließt sich Tommy, sich um die Familie seines Bruders zu kümmern. Als sich das neue Familiengerüst zu stabilisieren scheint, stellt eine ungeahnte Nachricht aus Südasien alles auf den Kopf...

Kritik

Remakes werden in Hollywood wie am Fließband produziert. Dass sie dabei nicht selten das Niveau des Originals halten können, haben Filme wie "The Time Machine", "Poseidon" und "The Fog - Nebel des Grauens" eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Demnach ist es nicht verwunderlich, wenn die Filmliebhaber dieser Welt solchen Filmprojekten kritisch gegenüberstehen. Wo reiht sich nun jedoch Jim Sheridans "Brothers" ein?

Jim Sheridan ist bekannt dafür, aus seinen Protagonisten das Maximale herauszukitzeln und erreicht damit ausdrucksstarke und authentische Schauspielleistungen, wie man sie in "Im Namen des Vaters" (1993) und "In America" (2003) bestaunen durfte. Nach seiner Entgleisung mit "Get Rich Or Die Tryin'" (2005) meldet er sich mit dem Remake des dänischen Originals von Susanne Bier aus dem Jahre 2004 zurück.

Anders als es die Thematik vermuten lassen würde, weist "Brothers" keine melodramatischen Züge auf oder verfällt in übertriebene Gestiken und Mimiken. Vielmehr zeichnet sich dieser Film durch Präzision und sein überschaubares Tempo aus. Dass der Film keine überraschenden Plots bereithält und sich Zeit lässt, mag oberflächlich betrachtet eine Schwäche darstellen, ist aber bei genauerer Betrachtung nötig, um die unterschiedlichen Phasen der familiären Neugründung auf die Leinwand zu projizieren. Die Hilflosigkeit von Sams Frau, die innere Zerrissenheit seines Vaters und die schwere psychische Belastung Sams, sind jederzeit greifbar. Hervorzuheben ist das Abendessen der Familie, bei dem deutlich wird, welch familiäre Anspannungen es gibt. Auch ohne Worte ahnt der Zuschauer, dass dieses Szenario einer tickenden Zeitbombe gleicht.

Der größte Gewinner dieses Films ist zweifelsohne der, ausgenommen von seiner Rolle in "Die Wonder Boys" (2000), nicht für die höchste Schauspielkunst bekannte Tobey Maguire ("Spider-Man"). Er meistert den Grad zwischen liebevollem Familienvater und traumatisiertem Soldat mit Bravour und wurde dafür mit einer Nominierung für den Golden Globe belohnt. Seine verstörende und agressieve Darbietung kann ohne Übertreibung als seine beste Schauspielleistung bezeichnet werden. Ebenfalls zu überzeugen weiß Natalie Portman ("Hautnah", "Black Swan"), als liebende Ehefrau und Mutter. Sie spielt die verzweifelte, starke und herzliche Grace wie von ihr gewohnt überzeugend, reicht jedoch nicht gänzlich an Connie Nielsen aus dem Original heran. Solide und routiniert verkörpert Jake Gyllenhaal ("Brokeback Mountain", "Prince of Persia") seinen Tommy. Die emotionale Tiefe seiner Person ist jedoch deutlich beschränkter als Sams und so verwundert es nicht, dass er im direkten Vergleich zu Maguire den Kürzeren zieht. Eine gesonderte Nennung verdienen sich die beiden Jungdarstellerinnen Bailee Madison und Taylor Geare, die die Cahilltöchter erfrischend sympathisch und unaufgesetzt spielen.

Die einzige wirkliche Schwäche des Films ist die zu plumpe Fokussierung auf das Militär und so verpasst er es knapp, das Original zu übertreffen.

Fazit

Wer bei dem Kriegsdrama "Brothers" großes Popkornkino und atemberaubende Aktionszenen erwartet, wird enttäuscht. Glaubwürdiges und emotionales Schauspiel sowie eine berührende Story mit der notwendigen Intensität sind die vorherrschenden Komponenten und machen diesen Film zu einem packenden Erlebnis.

Jérôme Rusch - myFanbase
25.01.2011

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