Bewertung

Serenity - Flucht in neue Welten

They aim to misbehave.

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Inhalt

Etwa 500 Jahre in der Zukunft hat die Menschheit die ausgebeutete und verseuchte Erde verlassen, um nach neuen Planeten zu suchen. Sie finden ein Planetensystem, bei dem viele Planeten und Monde bewohnbar gemacht werden konnten. Die Zentralplaneten formen hierbei die sogenannte Allianz, den Regierungsapparat, und bieten einen vergleichsweise hohen Lebensstandard, während es parallel dazu zahlreiche Randplaneten gibt, die noch am Anfang der Besiedlung stehen und wo größtenteils Gesetzlosigkeit herrscht.

In diesem Setting taucht der Raumfrachter "Serenity" unter der Führung von Captain Malcolm "Mal" Reynolds (Nathan Fillion) auf. Mal und seine Crew, bestehend aus Mals alter Gefährtin aus dem Bürgerkrieg der Browncoats gegen die Allianz, Zoë Washburne (Gina Torres), ihrem Mann und Piloten Hoban "Wash" Washburne (Alan Tudyk), dem Söldner Jayne Cobb (Adam Baldwin) und der Mechanikerin Kaywinnit Lee "Kaylee" Frye (Jewel Staite), bestreiten ihren Lebensunterhalt durch Diebstahl, Schmuggel und kleinere Transportaufträge. Als schließlich die Geschwister Tam, Simon (Sean Maher) und River (Summer Glau) mit an Bord der "Serenity" kommen, findet sich der Raumfrachter inmitten einer Verschwörung wieder, die ihr Leben bedroht. Eine Schlüsselrolle hierbei spielt River, deren Leben durch Experimente der Allianz und damit verbundene neu gewonnene Fähigkeiten im psychischen und physischen Bereich für immer verändert wurde.

Kritik

Die TV-Serie "Firefly – Aufbruch der Serenity", eine wüste Mischung aus Weltall, Wildem Westen, Drama und einer ordentlichen Portion Humor, wurde ab 2002 auf dem US-Sender Fox ausgestrahlt. Doch nach einigen falschen kreativen Entscheidungen von Seiten des Senders, die unter anderem eine falsche Sendereihenfolge beinhaltet, wurde "Firefly" bereits nach elf Episoden abgesetzt und der Zuschauer in den USA musste sage und schreibe drei Jahre warten, bis er im heimischen Fernsehen zumindest die drei verbleibenden Folgen begutachten konnte. Der letztendliche Sendezeitpunkt des auf das Science-Fiction-Genre abzielenden Spartensenders Sci Fi Channel war hierbei vor allem – aus Sicht des Senders - deshalb glücklich gewählt, weil nur kurze Zeit später "Serenity – Flucht in neue Welten" auf die Kinoleinwand kam. Dass es überhaupt zur Kinoadaption kam, ist den Fans und Serienbeteiligten zu verdanken, die derart hartnäckig waren, dass sie nicht zuließen, das Projekt Firefly/Serenity einfach so sterben zu lassen. Und so wurde Joss Whedon, dem Mastermind hinter "Buffy – Im Bann der Dämonen" und "Angel – Jäger der Finsternis", ein üppiges Budget von 40 Millionen US-Dollar zugestanden, mit dem ihm die undankbare Aufgabe zukam, sowohl die Fans der TV-Serie als auch Neueinsteiger in das "Firefly"-Universum zu überzeugen.

Was Whedon letzten Endes gelungen ist, ist beides, aber vor allem ein Appetitmacher für diejenigen, die die Serie bisher nicht kannten. Wenn man die Anzahl der Kinozuschauer bzw. vor allem die Verkaufszahlen der DVD betrachtet, war "Serenity" letzten Endes mit Sicherheit ein kommerzieller Erfolg. Dennoch soll der Film gleichzeitig natürlich auch als Abschluss für eine rundum gelungene und viel zu früh abgesetzte TV-Serie dienen. Dementsprechend musste versucht werden, Verbindungen zwischen Film und Serie herzustellen, gleichzeitig aber nicht zu viele Insider zu erschaffen, die den Neuling völlig ahnungslos zurücklassen.

Daher lebt der Film auch ganz offensichtlich von den Verbindungen, die sich die Zuschauer, die auch "Firefly" gesehen haben, im Kopf machen, während sie "Serenity" sehen, sei es die Tatsache, dass die einzelnen Charaktere vielschichtiger, liebwürdiger und witziger rüberkommen, wenn man ihre Vorgeschichte kennt (siehe Jayne), oder die Andeutung und Darstellung von Beziehungen, deren Bedeutung sich ein Neuling zwangsläufig nicht bewusst werden kann, weil er das Hin und Her und die sich aufbauende Spannung zwischen den Figuren gar nicht kennt. Daher wirken allgemein so manche Nebenplots für Kenner interessanter und passender, weil sie wissen, welchen Weg beispielsweise Mal und Inara oder Simon und Kaylee bis dorthin durchgemacht haben. Doch auch bei Kennern schleichen sich hier und da kleinere Enttäuschungen ein, agieren manche Charaktere doch teilweise komplett gegensätzlich zu ihrem Verhalten in der Serie. So ist unter anderem die Figur des Simon nur bedingt nachvollziehbar, wenn man ihn in "Firefly" kennengelernt hat.

Für sich genommen funktionieren die einzelnen Charaktere und ihre Beziehungen untereinander dennoch sowohl für Kenner als auch für Neulinge gut, im Zweifel werden sie eben durch Spannung und Action ein wenig "überspielt". Das eigentlich Schöne an den Special Effects, die die Action unterstützen, ist jedoch nicht, dass sie gut aussehen und man deutlich anmerkt, dass mehr Geld in die Hand genommen werden konnte als noch für die trashigen Darstellungen der Serie. Nein, regelrecht charmant ist die Tatsache, dass die Special Effects eher Mittel zum Zweck sind und nicht nur Elemente eines charakterlosen Actionspektakels. Denn wenn etwas schon dargestellt wird, dann kann man das auch ruhig ansprechend machen. Deswegen kommt es aber trotzdem nur zu derartigen Szenen, wenn sie für den Handlungsverlauf wirklich wichtig sind und nicht, weil sie eben schön aussehen.

Der wichtigste Handlungsstrang der Serie und der zweifelsohne plottechnische Pluspunkt, nämlich das Mysterium um River, wird im Film konsequent weiter erzählt und wirkt vor allem deshalb so faszinierend, weil zahlreiche Einzelheiten dazu nie abschließend geklärt wurden. Und so ist "Serenity" auch charmanterweise keine Komplettauflösung dieses Handlungsstranges, kann er aufgrund der Kürze der Zeit auch nicht, vor allem wenn man bedenkt, wie viele TV-Episoden zu sehen hätten sein müssen, um an einen derartigen Punkt zu gelangen. Daher wirkt der Plot auch nicht gehetzt, sondern fügt sich harmonisch ans Ende der Serie. Dies ist einer der großen Unterschiede zwischen "Serenity" und anderen Filmen, die zu schnell zu viel wollen. Der andere besteht darin, dass zwei mehr oder weniger wichtige Charaktere sterben. Trotz des großartigen Humors von Serie und Film, befindet man sich eben immer noch in einem weitestgehend gesetz- und gewissenlosen Teil des Weltalls, und dieser ist nun einmal gefährlich.

Ganz allgemein ist die Portion an Humor für eine derart durchaus ernste Handlung auffällig groß, aber nie unpassend, tragen sie doch maßgeblich dazu bei, die Besatzung der "Serenity" sehr schnell ins Herz zu schließen. Vor allem Mals lakonische One-Liner oder Jaynes draufgängerische und teilweise einfach nur minderbemittelte Art sorgen so für zahlreiche humoristische Highlights, die den handlungstechnisch grundsätzlich düsteren Grundtenor des Films durchgehend erhellen.

Fazit

"Serenity" ist ein Genremix sondergleichen, der vor allem durch die Charakterkonstellationen und den Humor zu punkten weiß. Auch wenn es handlungstechnisch teilweise recht vorhersehbar zugeht, wirkt der Film nie gewöhnlich oder altbacken. Und auch wenn Neulinge Teile des Films aufgrund der ihnen fehlenden Vorgeschichte nicht ausreichend zu schätzen wissen und Kenner der Serie sich teilweise die Augen reiben werden, weil sie diese in seltenen Augenblicken nur bedingt erkennen, ist und bleibt "Serenity" tolle kurzweilige Unterhaltung und/oder der versöhnliche Abschluss für eine großartige TV-Serie.

Andreas K. - myFanbase
10.10.2009

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