Review: #13.06 Send Me
Mir hat gut gefallen, als in der 12. Staffel von "Chicago P.D." öfters Fälle dabei waren, die sich über mehrere Episoden gezogen haben. Das gibt den Ermittlungen mehr Raum, den Tätern aber auch den beteiligten Protagonisten. Dennoch hätte ich bei dieser Episode nicht darauf gewettet, dass wir gleich den zweiten offenen Fall angeboten bekommen.
Wir begleiten weiter Dante Torres persönliche Krise und was soll ich sagen? Mir gefällt's. Es wäre völlig vermessen zu behaupten, dass ich mich da völlig drin wiedererkennen kann, aber Teilaspekte stimmen überein. Dementsprechend ist es interessant, dies so intensiv ausgearbeitet zu sehen und meine eigenen Emotionen wiederzuerkennen oder aber andere angeboten zu bekommen, die mich nachdenklich machen. Wir starten gleich mit Torres und Jimena Sanz, die metaphorische offene Wunde. Ich fand es im Nachhinein gut, dass sie in der Folge keine größere Rolle gespielt hat. Es war eine Erinnerung, dass sie in seinem Leben noch präsent ist und sie offenbar ihr Ritual mit Selbstverletzung plus Sex fortsetzen, aber gleichzeitig fühlte es sich auch schon nach Distanz an. Denn trotz des Rituals lag Torres wach da. Das zeigt für mich, dass er vielleicht auf dem richtigen Weg ist. Er kann erkennen, dass selbstzerstörerisches Verhalten ihn nicht näher an die Erlösung bringen wird, aber er hat noch keine andere Alternative gefunden.
Zeit also, dass eine höhere Macht einschreitet?! Der Glaube von Torres war zuletzt immer präsent bei ihm und der Weg wird konsequent fortgesetzt. Es saßen für mich auch sehr viele Einzelelemente und vor allem die Offenheit, wie das Thema eingebunden wird. Es entsteht nicht das Gefühl einer Sekte und dass wir alle indoktriniert werden sollen, nein, stattdessen sind es Fragestellungen, woran man glaubt, ob man einen Eigenwillen hat und was Nächstenliebe eigentlich ist. Ein wichtiges Puzzleteil ist Chad L. Coleman, der als Odell Morgan die wichtigste Gastrolle bekommen hat. Er ist im TV ohnehin kein Unbekannter, aber ich hatte ihn noch extrem aus "Superman & Lois" und der dritten Staffel im Kopf, wo er Bruno Mannheim gespielt hat. Ein Antagonist, der aber höchst vielschichtig aufgebaut wurde und daher emotional viel zu bieten hatte. Odell passte da perfekt und dementsprechend ist das Casting von Coleman mit das größte Geschenk, was das Castingteam dieser Episode machen konnte. Er hat eine Präsenz, die einen einschüchtert. Dementsprechend hat er den vermeintlichen Häftling auf der Flucht genial gespielt. Genauso passte dann aber auch, dass wir erfahren, dass Odell ein ganz normaler Familienvater war, dessen Leben von heute auf morgen auf den Kopf gestellt wurde. Auch wenn er gegenüber Torres wüste Drohungen ausspricht, aber irgendwann setzt sich durch, dass dieser Mann höchstens in die Enge getrieben um sich schlagen wird, aber ansonsten ein gutes Herz hat.
Mit dieser Ausgangslage wird er dann der tragische Held dieser Episode und es ist extrem schade, dass der Fall zwar noch aktiv ist, wir Odell aber leider nicht mehr werden erleben können. Es war aber die richtige Entscheidung, die Rolle am Ende sterben zu lassen. Odell ist der Erste, der anspricht, dass es Schicksal gewesen sein muss, dass der Fahrer des Transporters einen medizinischen Vorfall hatte, sodass er Torres in die Seite gekracht ist. Ich hatte zuerst gedacht, weil Odell so auf Intelligence Unit reagiert hat, dass er da mit wem ein Hühnchen zu rupfen hat. Nein, es ging nur darum, dass es die Einheit mit der höchsten Aufklärungsrate von Chicago ist. Dementsprechend hat sich für Odell alles zusammengesetzt, dass sie beide aufeinandertreffen sollten. Torres brauchte da schon was länger, um an Schicksal zu denken. Denn vor allem bei Gabi und Sohn Caleb war deutlich zu sehen, dass er da gerne die Oberhand gewonnen hätte, um die Polizei alarmieren zu können. Letztlich hat Torres aber immer mehr von Odells Persönlichkeit präsentiert bekommen und an seine Unschuld glauben können. Und dann kam auch für ihn der Gedanke des Schicksals, sodass er seine Kollegen nicht informiert hat, als er die Chance hatte. In der Logik wurde auch der Episodentitel gewählt. Zu Beginn der Episode spricht Torres mit Jimena über Engelsflügel und "Send Me" greift den Schutzengel-Gedanken eindeutig auf. Als ob Torres sich irgendwann denken würde: 'Wenn ich mich von Gott abwende, dann übergibt er mir eine Aufgabe, um mir zu beweisen, dass er weiterhin an mich glaubt.' Deswegen musste Odell letztlich auch sterben, denn die Aufgabe war nicht, Odell zu retten, die Aufgabe war es, diesen Fall aufzuklären und das hört auch mit seinem Tod nicht auf. Ich bin überzeugt, dass Torres darin nun seine Prüfung sieht. In der Konsequenz ist es auch gut, dass das jetzt nicht innerhalb einer Episode geklärt wurde, denn zuvor wurde es schon langsam aufgebaut, dann muss man das jetzt auch langsam wieder abbauen.
Die Rückkehr von Torres zu Gott wurde für mich auch durch die Involvierung von Pater Avila unterstrichen. Er ist bislang ohnehin als sympathische Figur gezeichnet worden. Das wurde jetzt nochmal verstärkt. Auch wenn er Torres schon länger nicht mehr gesehen hatte, so hat er mit offenen Armen agiert und hat eigentlich schon gewusst, was er brauchte, bevor er es überhaupt ausgesprochen hat. Ich habe an Torres' Persönlichkeit ohnehin nicht gezweifelt, aber wir bekommen es gleich doppelt bestätigt. Denn nicht nur Avila stellt keine Fragen und beweist daher tiefes Vertrauen, sondern auch Hank Voight hat es unterstrichen, weil er überzeugt war, dass Torres Trudy Platt niemals im Regen stehen lassen würde, nachdem er sich bereit erklärt hatte, zum Gericht zu fahren. Tiefes Vertrauen zu spüren, ist definitiv auch etwas, was einen zu einem selbst zurückführen kann und da wären wir dann auch wieder bei den echten Formen von Nächstenliebe, was nämlich nichts ist, was man immer nur betonen kann, man muss es auch umsetzen.
Der Fall war gut und spannend. Es ist noch in keiner Weise abzuschätzen, was vor fünf Jahren bei Simone Carter passiert ist, dementsprechend bin ich nicht besorgt, dass die Ermittlungen öde werden könnten. Spannend wird auch sein, ob Dominique Morgan, als Tochter von Odell und Simone, noch eine größere Rolle spielen wird. Die Endszene war sehr berührend. Sie hat sich nach dem Urteil von ihrem Vater abgewendet, nur um nach seinem Tod die Wahrheit zu erfahren und das muss schmerzen. Wer weiß, ob sie nicht zur Auflösung beitragen können, ob sie noch in Gefahr gerät etc. Und wer weiß, vielleicht könnte sie das Engelchen zu Jimenas Teufelchen werden?!
Zum Abschluss muss ich nochmal auf Trudy kommen. Sie bekommt zwar weiter nicht die Bühne, die sie verdient hätte, aber sie wird auch wieder vermehrt für einen humorvollen Unterton genutzt und das ist clever und richtig. Ihr Monolog wegen Randall 'Mouch' McHolland war sehr charmant und Torres ist mit dem Spielball auch genial umgegangen. Werden wir so gefüttert, dann vermisse ich Trudy im Mittelpunkt auch etwas weniger.
Fazit
Der Lauf bleibt erhalten und das freut mich extrem. Wir haben ein neuerliches offenes Ende, das Spannung für die Zukunft verspricht und wir haben weiter tolle Charakterarbeit. Auch der Gastauftritt von Chad L. Coleman sticht heraus. Unterm Strich auch eine Episode, die beweist, dass es gar nicht viel braucht, um gut zu unterhalten.
Lena Donth – myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Send MeErstausstrahlung (US): 05.11.2025
Erstausstrahlung (DE): kein Termin
Regie: Lisa Robinson
Drehbuch: Gwen Sigan & Tiffany Bratcher
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