Bewertung

Review: #10.02 Orientierung

Bei "Chicago P.D." ist es eher selten, dass neben dem Fall der Woche gleich zwei Themenblöcke fortgeführt werden, was nicht per se schlecht sein muss, weil so mehr Fokussierung möglich ist, denn der Fall nimmt schließlich auch immer schon eine gewisse Sendezeit ein. Manchmal ist es aber auch clever, doppelgleisig zu fahren, um eine Handlung nicht künstlich auszubremsen. Dementsprechend macht die Cop-Serie diesmal alleine vom Erzählstil her schon einiges richtig.

Insgesamt war meine Vorfreude auf #10.02 The Real You nicht besonders hoch, denn der Teaser hatte schon verraten, dass es um Kim Burgess und Adam Ruzek gehen würde. Da hat mich die neunte Staffel doch ein wenig als gebranntes Kind zurückgelassen, denn die Staffel war zu den beiden nicht immer gut. Vielversprechende Entwicklungen wurden dann immer gleich durch einen gewaltigen Rückschritt zunichte gemacht. Das war frustrierend. Dementsprechend groß war mein Aufstöhnen, als Adam bei der Zeugenaussage zu einem fünf Jahre alten Fall in Bedrängnis gerät und Kim etwas unbedacht etwas äußert, was die Zweifel in Adam säen, weil sie in der Vergangenheit zu oft nicht genug in ihn vertraut hat. Das war eben das große Problem in Staffel 9 zwischen ihnen und ich dachte nur: Machen wir wirklich so weiter? Somit war schon nach Minute 5 meine Laune etwas im Keller. Jedoch berappelt sich die Episode später, denn es geht nicht darum, Kims Vertrauen in ihn noch weiter zu erschüttern, vielmehr geht es darum, ihre Augen für das zu öffnen, was immer schon da war.

Im Grunde war es clever, einen älteren Fall als Basis für diese Episode zu nehmen, denn dieser Zeitraum lässt einen unweigerlich denken: Ach klar, kann es sein, dass Adam damals die Beweise zu seinen Gunsten verändert hat. Denn seien wir doch ehrlich, das alles haben wir ihn schon tun sehen, mit oder ohne Hank Voight. Aber gleichzeitig dürfen wir nicht vergessen, dass da dennoch auch immer schon der Mann war, der für ein kleines Mädchen namens Makayla alles stehen und liegen lassen würde, selbst wenn er es von sich selbst nicht gedacht hätte. Das unterstreicht die Episode auch schön, weil so gezeigt wird, dass Adam immer Adam sein wird, aber dennoch immer in loyal, immer in leidenschaftlich, immer zu 100% und so viel mehr. Dennoch hat es mir auch leid getan, dass er durch Kims Aussage so verunsichert wurde. Zwar glaube ich diesmal völlig, dass sie es nicht beabsichtigt hat, mangelndes Vertrauen zum Ausdruck zu bringen, aber es ist für ihn ganz eindeutig schon ein Trigger. Denn er sehnt sich nach Makayla in seinem Haus und er weiß genau, was Kim noch von einem Ja abhält, dementsprechend hat er eben mit sich gehadert, sich ändern zu müssen und so hat er bei dem Fall an einer Stelle zweifelnd gezögert. Letztlich erkennt Kim genau richtig, dass endlich Klarheit herrschen muss und die Faktenlage ist doch eindeutig. Wenn Adams Art wirklich ein völliges No-Go wäre, dann hätte sie schon vor Ewigkeiten alles falsch gemacht, denn schon an dem Punkt, als sie Makayla in ihrem Leben willkommen hieß, denn bereits dort hat Kim sich an Adam angelehnt. Letztlich hört sie wohl auf ihre innere Stimme und die hat Adam immer schon vertraut. Ich hoffe jetzt wirklich von Herzen, dass das Thema damit abgehakt ist und wir nicht noch weitere zehn Runden mitmachen müssen. Denn es gibt auch neue Themen, die man aus der Kleinfamilie rausholen kann oder man lässt sie auch mal wieder mehr mit anderen agieren.

Das andere Thema dieser Episode ist unser Sorgentrio derzeit. Auch wenn Hank letzte Woche vom neuen Boss eine klare Ansage gemacht bekommen hat, mysteriös geht es bei ihm immer noch zu. Im Verlauf der Episode erfahren wir, dass er wegen seiner Schulterwunde unter der Hand im Chicago Med war, was mit dem Ende der letzten Episode absolut logisch ist. Dennoch hätte es mich auch nicht gewundert, wenn er und Jay Halstead auf einer eigenen Mission unterwegs gewesen wären. Das liegt auch ganz klar am Verhalten von Jay, denn es ist wirklich zugeknöpft, wie soll das anders als suspekt bei uns Zuschauer*innen und bei Hailey Upton ankommen? Ich kann nur wieder sagen, mir bereitet die aktuelle Entwicklung große Sorgen, denn es ist deutlich, dass hier Jays Ausstieg vorbereitet wird, aber die Zeichen sehen nicht prickelnd aus. Ich habe die Diskussionen zu dem Thema etwas online verfolgt und die meisten sind gegen einen Serientod. Auch wenn mit der aktuellen Entwicklung ein Serientod weder ausgeschlossen noch bestätigt ist, so sind die Hinweise für mich eher ausschlagend gen Weggang aus Chicago, denn warum sonst die emotionale Entfernung zwischen Jay und Hailey? Wie oft sie in dieser Episoden den Kopf geschüttelt hat, wie oft sie auf ihn gewartet hat, wie oft sie gezweifelt hat, sie tat mir furchtbar leid, denn sie sieht dabei zu, wie er ihr entgleitet. Nun könnte man sagen, ausgleichende Gerechtigkeit, denn lange war es doch Hailey, die immer wieder Jay entglitt, weswegen er sich doppelt anstrengen musste, sie für sich zurückzuholen. Aber in dieser Konstellation war es wenigstens sinnig. Aber aktuell ist Jay für mich der Joker im Spiel und es passt vor allem nicht zu ihm, so unempathisch gegenüber Haileys Gefühlen zu sein.

Natürlich wird nun schon zum zweiten Mal in Folge deutlich, dass Jay aktuell alles dem Zustand von Hank unterwirft, aber das völlig widersprüchlich. Denn einerseits steht ihm die große Sorge um den Boss ins Gesicht geschrieben. Alleine die Szene, als Hank einen kleinen Klaps gegen die verwundete Schulter bekommt und Jay sofort im Verteidigungsmodus war. Aber seine durchaus berechtigte Sorge, denn machen wir uns doch nichts vor, Hank geht es hundemiserabel, ist kein Grund zu einem anderen Menschen zu werden. Ich habe bei Jay aktuell wirklich den Eindruck, dass er ein Bodyguard für Hank ist, aber wo auch immer diese stupide Loyalität gerade herrührt, denn die Ereignisse in Staffel 9 haben zwar für ein anderes Verständnis gesorgt, aber eigentlich wurde die Verbindung zwischen den Eheleuten gestärkt. Dementsprechend blicke ich mit Sorgenfalten auf die kommenden Wochen. Noch wissen wir nicht, wann Jesse Lee Soffer seinen letzten Auftritt haben wird, aber aktuell sieht alles so aus, als ob es kein würdiger Abschied wird…

Fazit

Nach dem soliden Auftakt geht es schon in eine vielversprechende Richtung, denn entgegen meiner Sorge gibt es für Adam Ruzek und Kim Burgess mal wieder einen positiven Endpunkt, der schön herausgearbeitet wurde. Dementsprechend würde ich es mir wünschen, dass sich meine Sorgen in Bezug auf Jay Halstead auch nicht bewahrheiten, denn die Andeutungen in einer sonst geschickt erzählten Episoden sind der Wermutstropfen.

Lena Donth – myFanbase

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