Bewertung

Review: #8.03 Die einzige Zeugin

Der Durchbruch! So muss man die neuste Episode der Cop-Serie "Chicago P.D." wohl übertiteln. Völlig unerwartet, tatsächlich 'out of the blue' kam dieser Kuss. Doch diesem werde ich mich erst am Ende der Review widmen, immerhin war er innerhalb der Episode auch erst ganz am Schluss platziert.

Wenn man dem Kuss nun doch noch kurz im Kopf behält, dann hätte ich mir eigentlich gedacht, dass die Episode inhaltlich ganz anders gestaltet ist, tatsächlich ist es aber eine Kim Burgess-Folge. Die sind mir schon länger eigentlich die liebsten, weil vor allem ihre Darstellerin Marina Squerciati das Herz der Serie geworden ist, ohne sich dafür unangenehm aufdrängen zu müssen. Zwar gibt es bei ihr eine inhaltliche Dominanz mit Vergewaltigungsfällen, die sie sich auch aufgrund des Schicksals ihrer Schwester sehr zu Herzen nimmt. Hier aber geht es um die Beteiligung eines Kindes, was diesmal als Thematik wirklich gut gewählt ist, hat sie doch immerhin in der vergangenen Staffel ihr gemeinsames Kind mit Adam Ruzek verloren.

Zu Beginn wird die Ausgangslage gut auf den Punkt gebracht. Kim und Adam führen im Grunde das gemeinsame Leben, das sie mit der Erwartung eines Kindes ausgehandelt haben. Sie sind eine Familie, ohne aber ein Liebespaar zu sein. Warum das so ist? Weiterhin unklar. Die Serie sollte ihren Figuren wirklich mal Glück gönnen, aber wenigstens liegen sie nicht im Clinch miteinander. Aber vor diesem Hintergrund ist es klar, dass Kim aktuell keine Bestrebungen zeigt, Mutter zu werden, zumal die Schwangerschaft ja auch nicht geplant war. Mit dieser Folge wird ihr aber mit Nachdruck aufgezeigt, dass es dennoch eine Möglichkeit ist. Daher fand ich sie dramaturgisch sehr gut gesetzt und konzipiert. Zwar hat Kim es bei Ermittlungen schon öfters mit Kindern zu tun bekommen, aber die mussten nur aus brenzligen Situationen gerettet werden. Hier ist Makayla aber eine wichtige Zeugin, die für alle sichtbar tief traumatisiert wurde, weil ihre gesamte Familie abgeschlachtet wurde. Natürlich hat Kim daher Zweifel, ob sie wirklich in dieser Situation, die Fingerspitzengefühl erfordert, die richtige Person ist. Letztlich beweist sie sich natürlich selbst das Gegenteil, aber die Reise dorthin war auch sehr schön mitanzusehen.

Kim ist nicht drängend, sie ist eher zurückhaltend, aber dennoch stets präsent und Makayla hat sich definitiv auf sie geprägt. Daher war es Freude und Schmerz zugleich, wie das Mädchen mehr und mehr Vertrauen zu ihr zeigt und sie nicht von ihrer Seite lässt. Das ist ein Urvertrauen, das Kinder tatsächlich nur wenigen zukommen lassen. Sie mögen zwar oft naiv sein, aber dennoch haben auch sie Instinkte. Auch wenn es so deutlich nicht thematisiert wird, so entsteht beim Zuschauer natürlich automatisch das Bild vor Augen, das Kim nun das erlebt, was sie beinahe für sich gehabt hätte. Spätestens wenn sie gemeinsam mit Adam den Schlaf von Makayla überwacht, ist die Kleinfamilie perfekt. Und ja, es ist Schmerz, denn ich bin immer noch traurig, dass die Entscheidung vor etwa einem Jahr nicht pro Schwangerschaft ausgefallen ist. Das hätte so tolle Szenen geben können und es hätte auch der gesamten Serie eine neue Seite verpasst. Und Neuerungen müssten nach sieben Staffeln immer mit offenen Armen aufgenommen werden. Aber gut, ich fand in jedem Fall, dass mit dieser Folge die Tür wieder weit geöffnet wird, denn spätestens mit Adams bekräftigenden Worten ist klar, dass Kim sich auch als Mutter großartig machen wird. Aber ob das mit Adam an ihrer Seite geschehen wird? Schwierig.

Neben dieser Thematik des Mutterinstinkts hat Kim noch eine weitere sehr starke Szene, die zwar daran angeknüpft ist, weil sie für Makayla ein Manöver wagt, aber man kann es trotzdem losgelöst betrachten. Wie sie die Tatverdächtige Nia austrickst, war wirklich großes Kino. Diese nimmt sie nämlich erst nicht für voll, denn Kim sieht nun mal eher harmlos aus. Aber sie lässt sich von so etwas schon lange nicht mehr einschüchtern, denn sie hat eben den Intellekt, den es braucht und ich liebe solche Momente für sie, wo sie völlig losgelöst von Emotionen, erhaben über die Situation ist. Denn Frauenfiguren müssen nicht immer nur emotional sein, sie können auch kühl-berechnend sein.

So, jetzt kommen wir natürlich doch noch zum Kuss, aber auch mein Spannungsaufbau dorthin kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass ich tatsächlich eher enttäuscht bin. Ich bin kein brennender Fan von Hailey Upton und Jay Halstead als Paar, aber ich habe gewiss auch keinen Widerwillen. Bei den beiden war es aber zu lange immer nur so häppchenweise, so dass es schwierig war, dort brennende Leidenschaft oder ähnliches zu konstatieren. Und wenn es dann doch Szenen gab, nach denen sich der nächste Schritt angeboten hätte, hat einer von beiden wieder einen Rückzug gemacht. Das war eher ermüdend als heiß machend. Nach einer Episode, die sich zu 90% Kim widmet, kommt diese Entwicklung daher völlig unerwartet. Ob das nun der Grund ist, warum ich so gar nichts dabei gefühlt habe und es sogar fast ungelenk fand? Das werden nur die kommenden Episoden zeigen. Das Gespräch zwischen den beiden, das durch das Jobangebot des FBIs an Hailey ausgelöst wurde, war inhaltlich gut. Vor allem Haileys Geständnis war berührend, aber die Emotionen, die sie nach außen getragen hat, waren bei Jay eher nicht zu spüren. Er hat eher wie ein stummer Fisch zugehört, um sie dann auf einmal zu küssen. Ich kann mir also nicht helfen, aber überzeugend war das so nicht. Dennoch finde ich es gut, dass der nächste Schritt nun endlich gegangen ist.

Fazit

"Chicago P.D." bietet eine inhaltlich starke Episode, was Kim anbelangt. Bei ihr wird die Mutterthematik wieder aufgegriffen und positiv gestimmt umgesetzt, was es nun spannend macht, was die Autoren wohl mit ihr vorhaben. Etwas unglücklich bin ich aber angesichts Jay und Haileys erstem Kuss, der von allen ersehnt wurde, aber leider nicht überzeugend rüberkommt. Auch hier muss die Zukunft zeigen, ob sich die Chemie wieder bessern kann.

Lena Donth – myFanbase

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