Bewertung

Review: #3.02 Zeit für Streit

Nach dem durchwachsenen Start in die dritte Staffel von "Chicago Med" ist auch #3.02 Nothing To Fear nicht bei allen Handlungsbögen überzeugend. Dennoch gibt es bei Will Halstead und Natalie Manning einen schönen Moment, der unterstreicht, wie tief die Gefühle der beiden füreinander sind.

Das erste richtige Date

In meiner letzten Review war ich nicht ganz glücklich darüber, dass es bei Will und Natalie noch immer so wirkt, als würden die beiden etwas Verbotenes tun, sobald sie zu ihren Gefühlen stehen. Obwohl es mir auch ganz gut gefallen hat, als ihr gemeinsamer Patientenfall dafür gesorgt hat, dass sie sich aussprechen und zu ihren Gefühlen stehen. Leider war ich auch damit nicht ganz zufrieden. Wir haben zwar erfahren, dass Natalie über Will nachgedacht hat, allerdings wurde uns verschwiegen, über was sie genau nachgedacht hat. Dadurch wuchs meine Angst, wir müssten es noch weiterhin ertragen, dass die beiden sich nicht darüber einig sind, ob sie zu ihren Gefühlen stehen sollen oder nicht.

Obwohl Krankenhausserien meistens doch etwas vorhersehbar sind, muss ich sagen, dass mir der Ausgang dieser Storyline doch ziemlich gut gefallen hat. Natürlich muss man auch hier sagen, dass es am Anfang wieder so wirkte, als würden die beiden etwas Verbotenes tun und sie sich dadurch mehr wie Geschwister verhalten haben und nicht wie zwei Verliebte, die ihr erstes Date planen. Doch bevor es überhaupt zu diesem Date kommen konnte, mussten die beiden erst einmal einen ganz besonderen Fall betreuen, der letztlich zu einer romantischen Zweisamkeit zwischen Will und Natalie geführt hat.

Julia ist eine schwangere Frau, die mit Herzrhythmusstörungen ins Med eingeliefert wird. Die Schwangerschaft scheint auch völlig normal zu verlaufen, solange Will und Natalie glauben, dass ihre Patientin im fünften Monat schwanger ist, allerdings ist sie bereits im achten Monat schwanger und das wiederum bedeutet: Sie und das Baby sind unterernährt. Die Frage nach dem Warum ist schnell geklärt. Julia achtet sehr auf ihre Ernährung – ein bisschen zu sehr, zumal sie auch eine Nahrungszuführung ablehnt und damit Will und Natalie zwingt Sharon Goodwin einzuschalten, die eine Ethikkommission einberuft. Dabei war für mich nicht überraschend, dass diese entschieden hat, dass Julia noch immer eigene Entscheidungen treffen kann, denn auch auf mich machte sie einen sehr gefestigten und entschlossenen Eindruck. Aus diesem Grund missfiel mir auch wieder Natalies Alleingang, als sie Julia Flüssignahrung gegeben hat, auch wenn sie so gesehen, das Okay von Julias Mann hatte. Natürlich habe ich Verständnis dafür, dass es Natalie dabei in erster Linie um das Baby selbst ging, schließlich ist sie Kinderärztin, für die das Wohl der Kinder an erster Stelle steht und sie ist selbst Mutter. Es sind aber zwei Faktoren, die sie meiner Meinung nach nicht dazu berechtigen, solch einen Alleingang zu machen, zumal ihr hätte klar sein müssen, dass das nicht gut ausgeht.

Für mich persönlich wäre es auch nicht nötig gewesen, dass Natalie von ihrem Sohn und ihrem toten Ehemann erzählt. Das zeigt zwar, dass sie durchaus weiß, was Julia fühlt, aber für Natalie als Charakter wirkt es fast ein bisschen einfallslos. Versteht mich nicht falsch. Ich sehe Natalie durchaus als starke Persönlichkeit an, aber ich finde, die "Ich habe meinen Mann verloren und muss mein Kind alleine aufziehen"-Karte wurde jetzt schon etwas zu oft ausgespielt, um Patienten zu vermitteln, dass sie nicht alleine sind und verstanden werden. Das lenkt Natalie für mich zeitweise in eine Richtung, die sie etwas einseitig macht und man das Gefühl bekommt, sie habe keine anderen Möglichkeiten zum Argumentieren.

Letztlich hat aber auch genau diese Argumentation dazu gehört, dass Will und Natalie ein sehr romantisches erstes Date hatten. Für mich war es nämlich tatsächlich überraschend, als Will sie am Abend zu einem Riesenrad führte, damit sie sich auch selbst ihren Ängsten stellt. Das unterstreicht in meinen Augen nur noch einmal, wie gut sich die beiden kennen und wie sehr sie sich gegenseitig vertrauen können. Endlich sind die beiden auf dem richtigen Weg, eine gute Beziehung zu führen. Bitte mehr davon.

Privates und Berufliches haben sich vermischt

Während sich Will und Natalie auf einem guten Weg befinden, ihre Beziehung zu festigen, scheinen April Sexton und Ethan Choi noch immer nicht ganz zu wissen, was sie füreinander empfinden. Bereits in der letzten Episode wirkte es so, als hätten die beiden nur eine sexuelle Beziehung zueinander und genau das wird mit dem Schäferstündchen der beiden am Anfang dieser Episode nur noch mehr gefestigt.

Zeitweise wirkt ihr Miteinander aber auch so, als seien die beiden darüber frustriert, zum einen ihre Beziehung (?) nicht öffentlich machen zu dürfen. Zum anderen wirkt es aber auch so, als haben sie selbst ein großes Problem damit, einen unterschiedlichen Status im Krankenhaus zu haben und genau das wird immer wieder beim gemeinsamen Patienten Henry Lee deutlich.

Henry Lee kommt schon einige Zeit ins Med und hat ein gutes Vertrauensverhältnis zu April. Allerdings ist Ethan der Arzt und hat letztlich auch das letzte Wort. Dass er zwar besonders in diesem Fall April um Unterstützung und Einverständnis bittet, zeigt zwar, dass er sie doch irgendwie ernst nimmt, andererseits bekommt man aber auch den Eindruck, dass er das nur tut, weil etwas zwischen ihnen läuft und genau diesen Eindruck hatte auch April.

Und genau das ist auch der Streitpunkt der beiden, der sich durch die ganze Episode zieht und mir zeitweise doch etwas aufgestoßen ist. Denn es machte das Verfolgen dieser Handlung doch anstrengend, da man schon regelrecht darauf gewartet hat, wann sich die beiden denn wieder über die Behandlung von Henry streiten werden. Ich bin wirklich mal gespannt, wann das restliche Personal mitbekommt, was zwischen April und Ethan läuft. Dass Maggie Lockwood damit gedroht hat, die beiden arbeitsmäßig zu trennen, zeigt auch, wie unsicher sich die beiden sind, ob sie nun eine Beziehung eingehen sollten oder nicht und genau das ist es in meinen Augen auch, warum sich ihr Privates und Berufliches so sehr miteinander vermischt hat. Ich fände es in jedem Fall schade, wenn man jetzt eine komplizierte Sache machen würde, die so schön angefangen hat.

Das Vertrauen darf nicht leiden

Ich hatte ja die Vermutung, dass sich die Zusammenarbeit zwischen Daniel Charles, Sharon und Sarah Reese nach der Gerichtsverhandlung als eher schwierig und unterkühlt gestalten wird. Doch manchmal kommt es anders, als man denkt und genau das ist auch hier der Fall.

Natürlich war abzusehen, dass das erste Aufeinandertreffen zwischen Daniel und Sharon wie Daniel und Sarah etwas distanziert ablaufen wird. Aber ehrlich gesagt habe ich mir das Ganze doch schlimmer vorgestellt, als es letztlich war. Vor allem war interessant zu sehen, dass nicht etwa Daniel – das Schussopfer – Probleme hat, sich wieder in die Arbeit einzufinden, sondern Sarah selbst.

Ich hätte mir zwar durchaus gewünscht, dass man bei Daniel vielleicht die ein oder andere Verhaltensauffälligkeit bemerken wird, muss aber sagen, dass ich diesen Weiterführung durchaus interessant finde. Vor allem da es zeitweise so wirkte, als sei Sarah paranoid. Sarah musste nämlich eine Patientin behandeln, die zum Gericht sollte, um ihre Scheidung rechtskräftig zu machen. Da sie sich dazu noch nicht bereit fühlte, hat sie sich Insulin gespritzt, um einen Notfall vorzutäuschen und nun möchte sie eine ärztliche Bestätigung, die Sarah ihr allerdings verweigert. Ich finde, dass man das sogar verstehen kann, denn immerhin soll sie Patienten helfen und sie nicht noch in ihrem Wahn unterstützen. Da Daniel aber eine andere Meinung dazu hat und Sarah von ihrer Patientin nach einem Gespräch bestohlen wird, geraten sie und Daniel in einen Streit bzw. bekommt er von seinem Schützling eine Ansage, die ihn als zu weich und gutgläubig hinstellt. Das sind harte Worte die vielleicht auch zeigen, dass Sarah sauer auf ihren Mentor ist, dass ihm das widerfahren ist und spiegelt eben zugleich ihre eigene Angst, dass ihr das gleiche passieren könnte. Letztlich musste sie aber erkennen, dass Daniel über den Vorfall hinweg ist und eigentlich sie selbst noch immer damit zu kämpfen hat. Wobei man natürlich die zerstochenen Autoreifen durchaus ein Indiz dafür sein könnten, dass man es auf sie abgesehen sehen hat. Ich bin auf jeden Fall gespannt und würde mir wünschen, dass sie zu Daniel wieder ein Vertrauensverhältnis aufbaut.

Sehr schön als Kontrast hat mir der Handlungsbogen mit Sharon gefallen. Auch sie scheint in gewisser Weise darunter zu leiden, dass jemand von ihrem Personal von einem Patienten niedergeschossen worden ist, wodurch sie nun Metalldetektoren an die Eingangstüren anbringen lassen möchte. An sich ist das durchaus eine Sicherheitsmaßnahme, die solche Vorfälle verhindert. Sehr gut hat mir hier Daniels Einwand gefallen, denn er hat als allererstes an das Vertrauen der Patienten zum Personal gedacht, obwohl er natürlich jedes Recht dazu hätte, sich der Meinung von Sharon anzuschließen. Aber er hat eben auch recht, dass solche Metalldetektoren das Vertrauensverhältnis der Patienten stören würde und ich denke, dass Sharons Meinungsänderung auch der erste versöhnliche Schritt zu Daniel gewesen ist. Denn in gewisser Weise ist ja auch das Vertrauensverhältnis der beiden Freunde etwas gestört.

Steht er kurz vor einem Burnout?

Der angefangene Handlungsbogen von Connor Rhodes spitzt sich immer mehr zu. Nachdem Robyn Charles bereits in der letzten Episode den ein oder anderen Aussetzer hatte, verstärken sich dieser jetzt noch mehr. Durch diese körperliche und emotionale Belastung wird auch Connors Berufsalltag erschwert, was sich vor allem in erster Linie an seinem körperlichen Zustand zeigt. Nicht nur, dass er zu spät zur Arbeit kommt, er sieht auch körperlich fertig aus und muss sich dann auch noch mit seiner neuen, eher unliebsamen Kollegin Ava Bekker auseinandersetzen. Diese wiederum kann es nicht lassen ihren Kollegen auf Fehler hinzuweisen.

Ich bin wirklich mal gespannt, was zwischen den beiden noch passieren wird. Denn obwohl sich die beiden bisher absolut nicht ausstehen können, habe ich den Eindruck, dass sie schon bald ein vertrautes Verhältnis zueinander haben werden. Der Grundstein dafür wird meiner Meinung nach schon deutlich gelegt, indem man Connors Zusammenleben mit Robin immer schwieriger gestaltet und man sie durch ihre Aussetzer immer mehr zu einer Belastung für ihn werden lässt.

Zwar ist Connor noch immer davon überzeugt, dass sich alles wieder einpendeln wird, doch nach dem Cliffhanger scheint er langsam selbst zu befürchten, Isidore Latham könnte recht haben und Connor steht kurz vor einem Burnout. So ganz weiß ich noch nicht, was ich von dieser möglichen Entwicklung halten soll, deswegen lass ich es einfach auf mich zukommen.

Fazit

"Chicago Med" hat diesmal einige Handlungsstränge in die richtige Richtung gelenkt. Einzig und alleine die Storyline rund um April und Ethan bereitet mir Sorgen. Nett war auch das kleine Crossover mit "Chicago Fire", auch wenn es nicht wirklich wichtig gewesen ist.

Daniela S. - myFanbase

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