Bewertung

Review: #6.03 08:00 - 09:00 Uhr

Actionreich war die Episode nicht gerade, doch die Spannung zwischen Hamri Al-Assad und dem CTU-Agenten Curtis Manning war kaum auszuhalten, obwohl wohl eher der letztere mehr darüber weiß, warum das eigentlich so ist.

(Un)gewohnte Kooperation

Die Zusammenarbeit zwischen Jack und Assad gefällt mir im Prinzip sehr gut. Er vertraut Jack, jedoch der CTU nicht, aber ob Jack ihm zu hundert Prozent vertraut, das weiß man eigentlich nicht. Es sieht jedenfalls so aus, denn schließlich bleibt Bauer erst einmal keine andere Wahl. Assad macht auf mich einen glaubwürdigen Eindruck, dass er dem Terrorismus abgeschworen hat, jedoch weiß man bei dieser Serie nie, was als nächstes kommt und da es eh noch einige Folgen sind, garantiere ich für nichts. Ich möchte ihm einfach glauben.

Dass Jack mit dem Präsidenten kooperiert, ist nichts Neues, doch dieser, also Wayne Palmer, scheint mit der ganzen Situation in Amerika überfordert zu sein und in manchen Situationen erinnert er mich an seinen Bruder, obwohl David Palmer einen selbstsicheren Eindruck hinterließ als sein Bruder momentan. Zurecht haben Karen und er jetzt ein schlechtes Gewissen, was Jack Bauer angeht, da sie ihn in #6.01 06:00 - 07:00 Uhr an Abu Fayed ausliefern wollten, was noch milde ausgedrückt ist. Sie wollten (mussten) ihn opfern, obwohl ich mich immer noch frage, ob es keine andere Möglichkeit gab. Und da soll noch jemand glauben, die USA geht keinen Handel mit Terroristen ein, aber das ist eben "24 - Twenty Four". Doch die Krönung war für mich, als sie Jack nicht glaubten, dass Assad dem Terrorismus abgeschworen hat und er ihnen helfen will. Und das, nachdem sie Jack auslieferten, und dieser gerade mal aus der Gefangenschaft frei war. Dass Jack da erstmal Funkstille bewahrt, dem Präsidenten und der CTU gegenüber, ist voll nachziehbar, denn wem sollte er da noch vertrauen?

Doch zurück zu Palmer. Dieser lässt sich tatsächlich auf die Forderungen von Fayed ein, aber wozu braucht ein Terrorist so viele Gefangene? Hat sich das Wayne Palmer keine Sekunde lang gefragt oder habe ich was verpasst? Okay man hätte davon ausgehen können, Abu Fayed wolle eine Armee aufstellen und der USA jetzt den Tiefschlag versetzen, aber dass an Fayeds Forderung etwas faul war, konnte man schon ahnen. Am Ende wurde es dann durch die Flucht eines Verbündeten erwiesen.

Mannings Unruhe

Als Curtis von Bill Buchanan erfährt, dass Jack mit Assad kooperiert - und somit ebenfalls die CTU -, merkte man sofort, dass mit ihm etwas nicht stimmt. Nachdem sich Curtis bei Jack entschuldigte, kam dann sofort im selben Satz der Vorwurf, warum Jack nun mit Assad zusammenarbeite. Solche Entschuldigung, die mir nebenbei gesagt in dieser Folge sehr auf die Nerven gingen, weil sie Bauer gegenüber einfach unangebracht waren, habe ich noch nie gehört. Eigentlich ist Curtis ein Freund von Jack, doch anstatt ihm zu vertrauen, wirft er ihm, nach allem, was Bauer durchmachen musste, Landesverrat vor. Und das gerade mal, nachdem Jack an die drei Stunden wieder so einigermaßen auf den Beinen ist. Ich kann es nicht fassen.

Curtis’ Augen und Vorwürfe erzählten bei längerem Betrachten eigentlich eine ganz andere Geschichte, denn als er Jack andeutete, dass Assad nicht ohne Strafe davon käme, sah man ihm an, dass es eine persönliche Sache ist und ich frage mich, was das sein könnte. Es wurde nie eine Verbindung zwischen beiden in dieser Serie angedeutet, jedenfalls kann ich mich nicht erinnern. Als es schließlich zur Konfrontation zwischen Curtis und Assad kommt, erfährt man zwar, dass Curtis ihn kennt, aber Näheres leider nicht. Wiederum sprachen Curtis’ Blicke Bände, die man trotzdem noch nicht zuordnen kann. Jack spielt zwar stets Vermittler, kann aber wirklich nicht viel tun. Auf diese Entwicklung bin ich sehr gespannt, da man das Adrenalin bei Manning förmlich spürt.

Entschuldigung, Jack …

Auch Curtis reagierte wie Chloe und Jack wiederum gleichermaßen, wie er sich gegenüber Chloe verhielt. Sie meinen es sicher alle ernst und gut mit Jack, doch ich kann es wirklich nicht begreifen … Bei so etwas würde ich keine Entschuldigung akzeptieren und niemand kann nachvollziehen, was Jack überhaupt in den zwei Jahren im Gefängnis in China durchmachen musste, da es eben keiner weiß. Sutherland spielt den "anderen" Jack sehr überzeugend. Seit der ersten Episode der sechsten Staffel ist zu merken, dass er nicht mehr der alte ist, was wohl nach einem Gefängnisaufenthalt verständlich ist. Er ist verletzlicher, kann Situationen nicht mehr so optimal einschätzen, was allerdings auch Gefahren mit sich bringt.

Sein kurzer, (fast) lebloser Blick zu Curtis, als dieser sich entschuldigte, sagte viel aus. Ich bin mir sicher, wären Tony und Michelle noch am Leben, beide hätten versucht, ihn zu retten, so wie Chloe es versuchte, was zwar richtig in die Hosen ging, doch sie versuchte es jedenfalls zusammen mit Morris.

Die CTU

In der CTU arbeitet immer noch Morris, Chloes Ex-Mann, der mit Milo Pressmann häufig aneinandergerät, weil keiner den anderen ausstehen kann. Chloe erhält einen Anruf von Jack und ist tief gerührt (was man ihr aber kaum anmerkt), ein Lebenszeichen von ihm zu hören, doch über Jacks Kommentar musste ich dann gleich lachen. Dieser beschrieb sozusagen alles, was in den letzten zwei Stunden zuvor passierte, und sich keine Sau, um es mal hart auszudrücken, sich um Bauer einen Kopf scherte, sondern "nur" um das Land. Klar, das ist auch wichtig, doch Freundschaft, meiner Meinung nach, nach so vielen Jahren um so mehr.

Morris halte ich für einen witzigen, manchmal nervenden, aber doch immerhin charmanten Charakter, der in dieser Staffel wohl für den Humor sorgen soll, was bisher gut gelingt. Es ist eher der Sarkasmus, der ständig aus ihm spricht, doch er passt gut in die CTU. Außerdem ist es eine gute Abwechslung, da ich mich auch nicht erinnern kann, dass es bereits in einer anderen Staffel einen ähnlichen Charakter gab. Dass er Chloes Ex-Mann ist und Milo mit ihr einige Dates hatte, macht es noch knisternder und chaotischer im Team. Chloe sieht zwar oft genervt aus, sie hat aber ebenfalls ihre witzigen Seiten, so als Nadia ihr vorschreibt, was sie zu tun hat, obwohl sie längst dabei ist. Mit Nadia kann ich noch nicht viel anfangen, obwohl sie einen sympathischen Eindruck macht.

Die Geiselnahme und die Folgen

Ahmed Amar ist ebenfalls Bestandteil dieser Folge und hält die Familie Wallace, die Familie, die sich um ihn kümmerte, nachdem sein Vater verhaftet wurde, als Geisel fest und schickt schließlich Ray Wallace, den Vater, los, damit dieser das Paket abholt, was Ahmed eigentlich Fayed bringen sollte. Die Geiselnahme wurde nicht so thematisiert, was ich gut fand, da waren andere Aspekte wichtiger. Doch Ray, der inzwischen das Paket abholen möchte, wird soweit gebracht, dass er den Typen, der das Paket nicht herausrücken will, tötet, weil er sich Sorgen um seine Familie macht. Die Szene war schon etwas grotesk. Auf der einen Seite bittet und fleht er den Kontaktmann immer wieder an, das Geld zu nehmen, andererseits hört er nebenbei gar nicht auf, den Kopf des Mannes auf den Boden zu schlagen, sodass er schließlich daran stirbt. Kann man sehen, wie man möchte. Für mich war es eine Verzweiflungstat eines besorgten Ehemannes und Vaters - trotzdem grotesk.

Gerechtigkeit für alle

Sandra Palmer soll einer verstehen! Ihre Reaktion bei ihrer Verhaftung war wirklich noch nachvollziehbar, da sie für die Rechte unschuldiger Bürger steht, doch die Reaktion von Walid Al-Rezani fand ich dann doch sehr naiv. Wer geht denn schon freiwillig in den Knast, wenn man nichts getan hat? Palmer kam natürlich davon, weil sie die Schwester des Präsidenten ist, was ich unfair finde, doch zu meiner Überraschung sah es Sandra auch so. Im Gegensatz zu anderen VIPs will sie nämlich wie jeder andere behandelt werden, weil sie etwas verändern möchte. Obwohl Sandra Palmer jemand ist, der ebenfalls schnell nerven kann, hat sie mit dem, was sie sagt und tut, recht und das imponiert mir. Das FBI machte sich eher lustig über sie, was ich sehr unangebracht fand.

Das lag aber wohl daran, weil sie nicht wissen, wie sie sie betätscheln sollen, womit ich bei der anderen Seite von Sandra Palmer bin. Sie weiß auch nicht, zu was sie eigentlich stehen soll, denn wenn sie nicht weiter weiß, ruft sie ihren Bruder an, denn der kann ja helfen - der ist Präsident. Auch das hat man gemerkt, als das FBI sie von oben herab behandelte und es ihr absolut nicht in den Kram passte, obwohl sie wie jeder andere Mensch behandelt werden möchte. Da soll einer durchsehen! Wenn sie wie jeder andere behandelt werden möchte, dann sollte sie das bitte durchziehen und nicht mal hü, mal hott. Walids erster Ausraster, sich mit den Wachposten im Knast anzulegen, die nicht zögern hart zu zuschlagen, war wohl nicht der klügste. Es kam mir so vor, als wollte er jetzt auf Jack Bauer machen. Weiss er eigentlich, wer Bauer ist?

Fazit

Die Folge enttäuschte in keiner Weise, sie hält die Spannung weiterhin, auch wenn sie nicht gerade voller Action war, doch das muss nicht immer sein. Mich überzeugte vor allem die Konfrontation zwischen Curtis und Assad, und dass Jack immer wieder vermitteln musste, was aber gar nicht gelang. Die nächsten Stunden werden es mit Sicherheit ans Tageslicht bringen, ob es da etwas gibt, was wir noch nicht wissen. Bisher gefällt mir die sechste Staffel sehr gut. Man vergisst Jacks China-"Aufenthalt" in keiner Weise, da man ihn oft in Situationen zeigt, in denen er abwesend und überfordert ist. Er ist nicht mehr der Jack Bauer aus Staffel 5, was die Autoren bisher gut mit einbringen. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.

Dana Greve - myFanbase

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