Bewertung

Review: #1.04 Murphys Gesetz

Foto: Eliza Taylor, The 100 - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Eliza Taylor, The 100
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Mit der dritten Folge hat das Science-Fiction-Teen-Drama "The 100" einen frühen vorläufigen Höhepunkt gesetzt und gezeigt, dass die Macher der Serie bereit sind einen kompromisslosen, bestürzenden und harten Weg zu beschreiten, welcher der Ausgangsprämisse gerecht wird. Die Gnadenlosigkeit der letzten Folge, in der gleich zwei Charaktere starben, wird nun in der vierten Folge fortgesetzt, in der das Erzähltempo der Serie immer weiter zunimmt und sich eine grausige Grundstimmung breit macht, die nur zum Ende der Folge durch einen explosiv-romantischen Moment durchbrochen wird.

"She's just a kid."

Sie ist nur ein Kind: Der bisher grausigste Moment dieser Serie war, weil er so unvermittelt über den Zuschauer hineinbricht, sicherlich der Mord der jungen Charlotte an dem immer mehr Sympathien gewinnenden Wells. Ein extremer Versuch, sich dadurch ihrer eigenen seelischen Qualen zu entledigen. Dieser Mord und die damit verbundenen Konsequenzen bilden den Mittelpunkt der Folge einer Serie, die einen immer mehr überrascht und verstört. Besonders das angeschlagene und sich immer weiter beschleunigende Erzähltempo ist bemerkenswert. So verunsichert es zunächst schon, dass Charlotte sich so früh in der Folge zu dem Mord an Wells bekennt und davor keine größeren Momente der Trauerarbeit gezeigt werden. Dies ist schlussendlich aber nur logisch, ist die Erde doch ein Ort permanenter Gefahr, der eine kaum Zeit zum Verschnaufen oder für Momente menschlicher Trauer lässt. Dabei unterstreicht auch gerade wieder diese Folge, dass eine der momentan größten Gefahren nicht die Gegebenheiten der Erde oder die irgendwo draußen lauernden anderen Bewohner sind, sondern die Gruppe und die Menschen selbst. Die Figur des Murphy, der als rachsüchtiger Sozioipath dargestellt wird, ist in diesem Zusammenhang zwar mehr eine grausige Karikatur, trotzdem zeigt gerade diese Figur deutlich, was ein solcher Mensch mit einer stets wankenden und auf Probe gestellten Gruppendynamik anrichten kann.

Schon im ersten Teil der Folge ist es grausig zu sehen, wie schnell und ohne größere Diskussionen die Todesstrafe für Murphy und später auch für die junge Charlotte gefordert wird. Es ist gerade das Aufzeigen menschlicher Urinstinkte und Grausamkeiten, die sich in dieser sozialen Ausnahmesituation zeigen, was diese Folge, aber auch die Serie im Gesamtem aktuell so spannend und fesselnd macht. Die vierte Folge ist ähnlich wie dritte eine der permanenten Spannungserzeugung, angereichert mit Momenten tiefer Verstörung. So ist die Selbstmordszene von Charlotte, die sich nach nur zwei Folgen schon verabschiedet, ein weiterer Schlag in die Magengrube. Die Serie spielt sehr gut mit den Erwartungen der Zuschauer, die eine weichgespülte und romantisierte Version von "Herr der Fliegen" erwartet haben und spätestens jetzt eines besseren belehrt werden sollten, denn trotz der Orientierung an ein jüngeres Publikum, spart die Serie nicht an Grausamkeiten und schockierenden Entwicklungen. So ist Charlotte das nächste Opfer und auch Murphy wird schlussendlich verstoßen. Wann und wie man ihn wiedersehen wird, bleibt eine spannende und noch zu klärende Frage.

"You're not alone."

Trotz der tiefdüsteren Grundstimmung und der sich immer weiter überschlagenden Entwicklungen, die um Selbstjustiz, Rache und Vergeltung kreisen, hat man es hier im Kern natürlich immer noch mit einer The CW Serie zu tun, weshalb auch die romantischen Verwicklungen hier nicht zu kurz kommen. Aber auch auf dieser Ebene schlagen die Autoren ein ziemlich hohes Tempo an, was vielleicht auch damit zu tun hat, dass die erste Staffel aus übersichtlichen 13 Folgen besteht und man auch deshalb glücklicherweise kaum Zeit zum verschnaufen hat. So macht auch die romantische Anbahnung zwischen Clarke und Finn einen großen Sprung nach vorne, schlafen die Beiden doch zum Ende der Folge erstmals miteinander. Dieses Übereinanderherfallen kommt zunächst vielleicht etwas überhastet daher, macht aber in dem Kontext der Serie Sinn, könnte jeder Tag hier doch wirklich der letzte sein, weshalb jeder Moment und jedes aufkeimende Gefühl ausgekostet werden sollte. Parallel zu dieser Entwicklung gelingt es Raven auf der Ark mit der Unterstützung und großen Aufopferungsbereitschaft von Clarkes Mutter Abby, die kleine Kapsel zu reparieren, weshalb sie sich nun auf dem direkten Weg zur Erde befindet. Mit Raven schießt nun also auch eine verfahrene Dreiecksgeschichte auf den Zuschauer zu. Es bleibt zu hoffen, dass die Autoren sich in den nächsten Folgen nicht zu sehr in romantischen Verwicklungen und Herzschmerz verlieren, beziehungsweise dieses gut in die übergeordnete Geschichte des Überlebenskampfes auf der Erde integrieren können.

Insgesamt ging es auf der Ark viel um die Beschaffung eines dringende notwendigen Ersatzteiles für die Raumkapsel, mit der Abby und Raven auf die Erde zurückkehren wollen. In diesem Zusammenhang wird die Figur der Nygel eingeführt, die in allerhand illegale Geschäfte verstrickt ist und Abby schließlich an Kane verrät. Es wird weiterhin deutlich, dass Abby große Opfer in Kauf zu nehmen bereit ist, um ihre Tochter, aber auch den Rest der Menschheit auf ihre ganz eigene Weise zu retten. Die Vorkommnisse auf der Ark sind momentan noch nicht so spannend, wie die auf der Erde, dienen sie doch weiterhin eher der Vorbereitung zukünftiger Ereignisse.

Noch kurz zu erwähnen wäre der Aspekt des versuchten Kontaktversuches von Monty, der mit Hilfe von Clarkes Armband versucht Kontakt zur Ark aufzunehmen und scheitert. Dazu geht es in dieser Folge natürlich auch kurz um die Enthüllung, dass Clarkes Mutter für den Verrat an ihrem Vater verantwortlich ist. Dies wird im weiteren Verlauf der Serie sicherlich noch eine tragende Rolle spielen. Zuletzt kommt es dann noch zu einem kleinen süßen Moment zwischen Octavia und Jasper, welcher in all den Turbulenzen dieser Folge fast untergeht, aber eine dringend notwendige Aufheiterung in all der Düsternis darstellt.

Fazit

Die vierte Folge schließt direkt an die nervenaufreibende dritte an und bietet Hochspannung und eine sich ständig weiter überschlagende Handlung, die düsterer und grausamer ist, als es im Vorfeld zu erwarten war. Dazu werden auf verschiedenen Ebenen die Weichen gestellt für den weiteren Verlauf der Staffel einer Serie, die mit Problemen begonnen, sich aber in nur zwei Folgen gehörig gesteigert hat und schon jetzt gehörig zu fesseln vermag.

Moritz Stock – myFanbase

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