Bewertung

Review: #9.12 Der Wolf im Schafspelz

Foto: Jared Padalecki, Supernatural - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Jared Padalecki, Supernatural
© Warner Bros. Entertainment Inc.

#9.12 Sharp Teeth hat es gar nicht leicht, einen positiven Eindruck zu hinterlassen. Vor allem wenn man an die letzte Folge zurückdenkt, die ungemein von Crowleys und Castiels Anwesenheit profitierte, fällt die Abwesenheit der beiden dieses Mal besonders auf. Das Konzentrieren auf einen Fall der Woche, der trotz Garths Auftauchen völlig unspektakulär ist, und die bedrückte Stimmung zwischen den Brüdern machen aus der Episode kein Vergnügen.

"Whatever happened, we are family. OK?" - "You say that like it's some sort of cure-all, like it can change the fact that everything that has ever gone wrong between us has been because we're family."

Bevor ich mich dem Fall der Woche und somit hauptsächlich Garth widme, möchte ich zunächst einmal auf die letzten Minuten der Folge eingehen, die sich in gewohnter Manier auf Sam und Dean konzentrieren. Wären diese abschließenden Gespräche der Brüder witzig, könnte man sie glatt als Running Gag bezeichnen, weil sie einfach seit Anbeginn der Serie ein fester Bestandteil sind und man nach ihnen die Uhr stellen kann. Aber natürlich sind die miteinander ausgetauschten Worte zwischen Sam und Dean meistens alles andere als humorvoll und diese Folge bildet da keine Ausnahme.

Nach neun Jahren des "Supernatural"-Schauens wünscht man sich als Zuschauer, dass die Brüder endlich zu neuen Erkenntnissen gelangen, wenn sie schon so lange zu zweit unterwegs sind, zumal ihre Beziehung mehr Tiefschläge als Höhenflüge erlebt hat. Diese neuen Erkenntnisse wünsche ich mir mittlerweile seit Jahren und man könnte Sams Worte an Dean als einen Wink mit dem Zaunpfahl verstehen. Sie haben etwas Gutes an sich, da sie die Situation ziemlich genau zusammenfassen und zeigen, dass zumindest einer der Brüder realisiert hat, was so mächtig schief läuft. Bei Dean muss man diesbezüglich eine Weiterentwicklung vermissen, da bei ihm das Wort "Familie" nach wie vor bedeutet, alles in Kauf zu nehmen - und seien die Konsequenzen noch so verheerend -, die Hauptsache ist, dass eben die Familie zusammenhält.

So lange hat man wegen Deans unerschütterlichem Glauben an die Familie immer wieder den Eindruck gewonnen, dass ihm Sam wichtiger ist, als es andersherum der Fall ist, doch nach neun Jahren sieht die Wahrheit ein wenig anders aus. Familie ist für Sam ebenso wichtig wie für seinen Bruder, doch er bestand einfach immer darauf, dass man sich gegenseitig die Freiheit lässt, eigene Entscheidungen zu treffen. So hat es damals schon vor den Ereignissen der ersten Staffel begonnen, als sich Sam für Stanford und gegen das Familienunternehmen entschieden hat. Hier schließt sich demnach der Bogen, was die Notwendigkeit deutlich macht, dass sich am Verhalten der Brüder etwas ändern muss, weil sie seit neun Staffeln demselben Verhaltensmuster folgen.

Fairerweise muss ich hier allerdings einwenden, dass Dean am Ende der fünften Staffel durchaus zugelassen hat, dass Sam, als er von Luzifer als Gefäß benutzt wurde, in das Loch springt, um so die Apokalypse abzuwenden. Es herrschte demnach eine ähnliche Situation wie am Ende der letzten Staffel, nur dass Dean seine Bedürfnisse damals nicht über die seines Bruders und die der Menschheit gestellt hat und eigentlich das passiert ist, was sich Sam jetzt so sehr wünscht, nämlich dass sich die Winchesters gegenseitig vertrauen. Zu diesem Vertrauen gehört dazu, seinen Bruder Entscheidungen zum Wohl von anderen treffen zu lassen (Sam opfert sich), anstatt dem Kollateralschaden (Kevins Tod) mit Schuldgefühlen entgegenzufiebern und die Familie als Entschuldigung zu benutzen, so wie es Dean tut. Heißt das, dass sich die Beziehung der Brüder eigentlich schon weiterentwickelt hatte und nur das wiederholte Verlängern der Serie dazu geführt hat, dass dieser Schritt wieder rückgängig gemacht wurde?

Natürlich muss noch erwähnt werden, dass - nach Sams Worten zu urteilen - es so klingt, als würde er Dean nicht mehr als seinen Bruder ansehen, doch darüber mache ich mir im Moment weniger Sorgen. Es war zwar radikal ausgedrückt, hat aber eben die Situation unmissverständlich klar gemacht, dass sie als Familie dysfunktional sind. An der Tatsache, dass Dean Sams Bruder ist, wird sich nie was ändern und da macht sich Sam meiner Meinung nach auch was vor, wenn er glaubt, dass er mit Dean eine reine Zweckgemeinschaft oder Arbeitsbeziehung führen kann. Früher oder später wird er sich wieder auf ihn verlassen müssen, weil es beim gemeinsamen Jagen nun mal darauf ankommt. Anstatt also jetzt wieder zusammen ins Auto zu steigen, wo die Stimmung im Moment nicht deprimierender hätte sein können, täte den beiden eine längere Auszeit gut.

"You two came busting in here like a house on fire. Guns waving, the jawlines and the hair. It's very intimidating."

Ehrlich gesagt habe ich Garth nicht wirklich vermisst und sein spurloses Verschwinden hat mich auch nicht in Angst und Schrecken versetzt, doch ein Wiedersehen mit diesem Charakter verspricht für gewöhnlich, dass es lustig zur Sache geht. Und dieser Episode hätte es wirklich gut getan, wenn hier und da der Humor mal durchblitzen würde, aber davon war, bis auf den oben zitierten Satz, nichts zu sehen.

Dass Garth in einen Werwolf verwandelt wurde, war eine Überraschung, mit der man nicht rechnen konnte, und es wäre vielleicht vorteilhafter gewesen, wenn man sich dann ausschließlich mit ihm beschäftigt hätte. Man hätte sich einfach auf den Prozess der Gewöhnung an das Werwolfs-Dasein konzentrieren und den Brüdern die Aufgabe zukommen lassen können, ihrem Freund dabei zu helfen. So eine detaillierte Ausarbeitung dieser Thematik, die man von Serien wie "Teen Wolf" gewohnt ist, kann man natürlich nicht in einer einzigen Folge erwarten, doch die Möglichkeit diese in ihren Grundzügen zu behandeln, wäre durchaus dagewesen. Der Fokus lag allerdings woanders und zwar auf der bereits bekannten Prämisse, dass es Monster gibt, die nicht zwangsläufig "böse" sind. Und anhand der Werwolf-Familie rund um Reverend Jim wird diese Prämisse sehr unspektakulär gestaltet. Es ist klar, dass Dean der Familie Myers mit Argwohn gegenübersteht, obwohl er einst mit Benny positive Erfahrungen gesammelt hatte, und irgendwann mussten ein paar Familienmitglieder halt ihr wahres Gesicht zeigen. Ein Werwolf-Kult klingt dabei zwar originell, doch der Idee fehlte es letztlich an Substanz und so leicht, wie Dean Joy aufhalten konnte, ist der ganze Fall nicht der Rede wert. So kann man abschließend sagen, dass es zumindest schön ist zu sehen, wie sich die Brüder für Garth und sein junges Eheglück freuen. Vielleicht kann ihnen Garth irgendwann doch noch als Werwolf bei einem Fall helfen, denn schließlich arbeiten die Brüder auch mit Engeln und Dämonen zusammen, wieso dann nicht auch mit einem Werwolf?!

Fazit

Da ein Fall der Woche auf der Tagesordnung steht, kommt die staffelübergreifende Handlung vorläufig zu einem Halt, worunter der Gesamteindruck der Folge stark leidet. Vor allem vermisst man Crowley und Castiel, die in letzter Zeit immer präsent waren. Ihre Abwesenheit konnte man leider nicht kompensieren. Garth hat nun ein völlig neues Leben als Werwolf und ist damit zufrieden. Von Zufriedenheit ist bei den Brüdern meilenweit nichts zu sehen und es bleibt nur zu hoffen, dass Sams Worte den Stein weiter ins Rollen bringen und sich die Beziehung der Brüder dauerhaft erholen wird.

Lukas Ostrowski - myFanbase

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