Die enttäuschendsten Beziehungen 2009/2010
Platz 9: Katherine & Robin (Desperate Housewives)

Eines vorweg: Gäbe es bei uns die Rubrik 'Schwachsinnigste Charakterentwicklung' wäre Katherine Mayfair spätestens nach der sechsten Staffel von "Desperate Housewives" auf den obersten Rängen. Lässt man ihren Charakter einmal Revue passieren und vergleicht ihren ersten Auftritt in der vierten Staffel mit ihrem Abgang in der sechsten Runde, so kommt man einfach nicht umher, ihren Charakter zu kritisieren. War sie anfangs noch eine toughe und konservative Hausfrau, die alles getan hat, um ihre Tochter zu beschützen und dabei sogar eiskalt ihren Ex-Mann erschoss, war sie eine Staffel später eine übertrieben eifersüchtige Liebhaberin, die ihren potentiellen Ehemann sogar erbärmlich belügt, nur damit dieser sie heiratet. Daraufhin entwickelte sich Katherine dann auch noch zu einer psychisch gestörten Stalkerin, ehe sie noch in der gleichen Staffel den krönenden Abschluss lieferte und letztendlich lesbisch wurde. Und genau diese Charakterentwicklung ist einer der Gründe, weshalb Katherine bereits zum zweiten Mal (letztes Jahr war es ihre Beziehung mit Mike) in unserer Liste der schlechtesten Beziehungen auftaucht.
"Did you just say Katherine is a leprechaun?" "Lesbian. Katherine is a lesbian." "Ok. The first one made more sense."
Ich habe natürlich nichts gegen lesbische Beziehungen im Fernsehen. Wenn solche Beziehungen jedoch überstürzt, rudimentär und unglaubwürdig inszeniert werden und noch dabei Szenen liefern, die an "Und täglich grüßt das Murmeltier" erinnern, dann haben die Autoren definitiv etwas falsch gemacht. Als es in #6.15 Lovely die erste Andeutung gab, dass Katherine eventuell auf den anderen Pfad aufspringt, war ich durchaus noch angetan. Und das, obwohl es bereits recht lächerlich war, dass Katherine plötzlich ihre Liebe zu Frauen entdeckt, nur weil zufällig die ehemalige Stripperin (!) Robin in die Nachbarschaft zieht, die dann eben zufällig auch noch lesbisch ist.
Nach der viel zu schnell abgehandelten Annäherung zwischen den beiden, gepaart mit sämtlichen Klischeemomenten à la 'Ich wurde von Männern nur enttäuscht, von daher versuche ich mein Glück jetzt mit einer Frau', steckte man also mitten drin in der Katherine/Robin-Beziehung, die sich eigentlich nur im Kreis gedreht hat und selten Dinge wie Originalität aufblitzen ließ, wo wir im Übrigen auch bei meinem Vergleich mit "Und täglich grüßt das Murmeltier" wären. Denn in den kommenden Folgen gab es im Prinzip immer die gleichen Szenen, nur mit leicht veränderten Dialogzeilen, die aber alle nach dem gleichen Schema abliefen: a) Katherine denkt über ihre Beziehung nach, b) Katherine wird klar, dass sie keine Frau lieben kann, c) sie spricht mit jemandem darüber, d) sie packt Robins Koffer, e) Robin überzeugt sie, dass sie zu ihren Gefühlen stehen muss und f) Happily ever after. Hier und da blitzten mal ein paar wenige gute Momente auf, doch das alles reichte leider nicht, um als eigenständige Storyline zu überzeugen. Vieles wirkte einfallslos, und auch den Autoren schienen wohl langsam die Ideen auszugehen – sowohl was die Story betrifft, als auch was den gesamten Charakter Katherine angeht. Deshalb kam es auch zu einem der flopwürdigsten Darstellerausstiege überhaupt, der an Klischees wohl kaum zu überbieten ist. Natürlich hat Katherine Angst, in einer amerikanischen Vorstadt als Lesbe nicht die nötige Toleranz zu erhalten. Doch statt der Nachbarschaft zu beweisen, dass sie sich nicht unterkriegen lässt und gemütlich das Liedchen "I am what I am" von ihrem Balkon aus zu trällern, verschwindet sie still und heimlich mit ihrer neuen Flamme Robin, um ein neues Leben in Paris zu beginnen. Kein Gespräch mit ihren langjährigen Freundinnen, die sie gerade erst wieder in der Wisteria Lane willkommen geheißen hatten und keine tränenreichen Abschiede. Im Prinzip verschwindet Katherine klanglos, ohne dass jemand Wind davon bekommt, geschweige denn, dass ihr Verschwinden in den späteren Folgen noch einmal thematisiert wird. Es ist schade.
Und somit ist das Experiment "The L Word" meets "Desperate Housewives" wohl gescheitert und ich persönlich komme einfach nicht von dem Verdacht weg, dass die ganze Storyline mehr als Werbung für die Serie und den Sender diente, die mit einer vermeidlich gewagten Lesben-Storyline die konservativen Richtlinien eines US-Networks durchbrechen wollten. Leider half das den Einschaltquoten nicht wirklich und wenn man sich die Qualität der Story anschaut, so kann man die Entscheidung der US-amerikanischen Zuschauern, denen wohl von Anfang an klar war, dass diese Storyline nicht das hält, was sie verspricht, sogar ausnahmsweise einmal nachvollziehen. Zumal Pay-TV-Sender wie AMC, HBO oder Showtime die Messlatte für solche, in Amerika immer noch als Tabu gesehenen Themen wie Homosexualität, hoch gelegt haben, weshalb die Versuche der Networks zum Scheitern verdammt sind. Keine Kritik allerdings an Dana Delany und Julie Benz, die ihre Rollen wirklich gut verkörpert und eine höhere Platzierung in dieser Flopliste somit vermieden haben.
Nichtsdestotrotz gehört ihre Beziehung leider zu dem Schlechtesten, was diese Season in dem Bereich zu bieten hatte. Das sah wohl auch Dana Delany so, die ihre Hausfrauenschürze an den Nagel gehängt hat und in der kommenden Season lieber Leichen aufschnippeln wird, während Julie Benz wohl eine desperate Super-Housewives wird, die im Herbst das weibliche Oberhaupt einer Superheldenfamilie mimt. Und das ist wohl auch besser so...
Manuel H. - myFanbase
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