DVD-Rezension: Eine himmlische Familie, Staffel 1

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Die erste Staffel der von Brenda Hampton und Aaron Spelling produzierten Serie "Eine himmlische Familie" lief vom 26. August 1996 bis zum 19. Mai 1997 auf dem Sender The WB. In Deutschland wurde die Serie ab 1999 auf VOX ausgestrahlt. Im Vordergrund der Serie steht das alltägliche Leben der Familie Camden, die in der fiktiven Stadt Glen Oak in Kalifornien lebt.

Inhalt

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Eric Camden (Stephen Collins) ist Pastor der protestantischen Gemeinde in Glen Oak und hat allerhand damit zu tun, die Probleme und Schwierigkeiten der Gemeinde zu lösen. Aber nicht nur sein Berufsleben hält ihn auf Trapp, sondern auch seine fünf Kinder Matt (Barry Watson), Mary (Jessica Biel), Lucy (Beverley Mitchell), Simon (David Gallagher) und Ruthie (Mackenzie Rosman) bereiten ihm oft Kummer und Sorgen. So muss er Matt das Rauchen mit ungewöhnlichen Mitteln austreiben und schweren Herzens akzeptieren, dass seine beiden ältesten Töchter sich nichts sehnlicher als einen Freund wünschen, obwohl sie in seinen Augen noch zu jung dafür sind, weswegen er ihre potentielle Kandidaten genau unter die Lupe nimmt. Simon möchte unbedingt einen Hund haben und bittet sogar Gott darum, während Ruthie eigentlich zu jung ist, um wirklich Ärger zu machen, aber gelegentlich auch Schabernack treibt. Auf dem Weg seine Kinder zu guten Christen zu erziehen, erhält er Unterstützung von seiner Frau Annie (Catherine Hicks), die ihm immer treu zur Seite steht. Aber auch auf Annie kommen Probleme hinzu, als sie von ihrer Mutter (Alice Hirson) einige beunruhigende Nachrichten erhält.

Rezension

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Catherine Hicks & Stephen Collins, Eine himmlische Familie
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Eigentlich verraten schon die ersten beiden Sätze der Inhaltsbeschreibung auf der DVD, womit man bei der Serie rechnen muss, wenn man sie sich anschaut: "Bei der Familie von Gemeindepfarrer Eric Camden (Stephen Collins) und seiner Frau (Catherine Hicks) ist die Welt noch in Ordnung. Sie führen mit ihren fünf Kindern (u.a. Jessica Biel) zumindest auf den ersten Blick ein ganz normales Familienleben voller Wärme und Harmonie in der romantischen Kleinstadt Glen Oak." Das trifft den Nagel ziemlich auf den Kopf, denn wer sich nach einer Serie mit einem kritischen Umgang der Kirche in Bezug auf das alltägliche Leben oder realistischen Familienproblemen wünscht, ist hier an der falschen Adresse. Teilweise ist das Familienleben mit fünf nicht erwachsenen Kinder, von denen sich zwei noch in der Pubertät befinden, ziemlich utopisch dargestellt. Es gibt zwar kleinere Streitereien unter den Geschwistern, aber die sind an sich ziemlich harmlos. Vielmehr passen sie permanent aufeinander auf, geben sich vernünftige Ratschläge, selbst die kleine Ruthie ist dazu schon in der Lage, und lieben sich über alle Maßen. Wenn ich daran denke, wie mein kleiner Bruder und ich uns wegen jedem erdenklichen Kleinkram gezofft haben – und das noch, bis ich ausgezogen bin – und damit meine Eltern in den Wahnsinn getrieben haben und es bei meinen Freunden und ihren Geschwistern nicht anders aussah, dann sind die Camdens schon fast lächerlich harmonisch und dadurch gelegentlich für mich schwer zu ertragen gewesen.

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Dorian Harewood & Stephen Collins, Eine himmlische Familie
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Das Kurioseste an den Camdens ist eigentlich überhaupt, dass sie so nette und vorbildliche Kinder haben. Denn Eric und Annie haben strikte Regeln und Moralvorstellungen, dazu zählt auch keinen Sex vor der Ehe, was in dieser Staffel noch nicht so thematisiert wird, wie in anderen. Zu den Regeln gehören unter anderem aber auch, dass man erst ab einem bestimmten Alter einen Freund haben darf, wie auch dass der Freund am besten gleichaltrig ist, der wöchentliche Sonntagsbesuch in der Kirche, kein Trinken von Alkohol, nicht Rauchen, das Verbieten von Flüchen – sehr schön die Szene, in der Eric wütend wird, weil Simon mit "Fahr zur Hölle!" seiner Schwester Ruthie den Begriff Hölle zu erklären versucht, und man als Zuschauer die Augen verdreht und sich denkt 1996 gab es bestimmt schon schlimmere Schimpfwörter als Hölle – und dazu natürlich die entsprechenden Strafen bei Verstoß gegen die Regeln, nach ausführlichen Gesprächen über das falsche Handeln, wie zum Beispiel Fahrverbot oder Hausarrest. Dass die drei ältesten Kinder nicht völlig gegen die strengen Auflagen ihre Eltern rebellieren, ist da schon eher erstaunlich. Matts Rauchen in der Auftaktepisode wird ihm ja auch dann ziemlich schnell ausgetrieben und von da an bleibt auch er eigentlich ein vorbildlicher und hilfsbereiter Christ. Das Schlimmste für mich während der ersten Staffel ist aber, dass obwohl Matt – mal abgesehen davon, dass er in jeder Episode unrealistischer Weise eine neue Freundin hat bzw. mit einem anderen Mädchen ausgeht – ein Traum von Sohn ist, Eric ihm unentwegt misstraut und immer gleich das Schrecklichste annimmt, anstatt einmal darauf zu vertrauen, dass sein Sohn wie nahezu immer das Richtige tut. Das führt bei mir dazu, dass der für andere immer ein offenes Ohr habende und stets fürsorgliche Eric leider die unsympathischste Figur der ersten Staffel war.

Was die Handlungen in der Staffel angeht, so gibt es kleinere Episoden übergreifende Handlungsstränge, aber keine all umfassende, die bis zum Staffelfinale reicht. Jede Episode stellt ein bestimmtes Thema in den Vordergrund, dass oftmals aus den verschiedenen Perspektiven der Familienmitglieder und Freunde behandelt wird. Das gelingt mal gut und mal weniger gut. Bei manchen Episoden, z. B. Konsum von legalen und illegalen Drogen und vorehelichem Sex, hat man das Gefühl, dass man durch die Einsichten, zu denen die Familie am Ende gelangt, in einer christlich-konservativen Sicht belehrt werden soll bzw. dass Eltern wichtige Ratschläge zur Erziehung ihrer Kinder gegeben werden sollen, was dann zu einem gelegentlichen Augenverdrehen oder genervten Aufstöhnen führt. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass die Serie aber auch gerade deswegen bei dem christlich konservativen Teil der amerikanischen Bevölkerung sehr gut ankam.

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Eine der Handlungen, die für mich zu den merkwürdigsten zählten, war die um den von Eric ehemals ausgebildeten Pastor Tom Harrison (Paul Johanson) in #1.17 Tag der Entscheidungen. Nachdem der unter Epilepsie leidende Pastor vor seiner eigenen Gemeinde einen Anfall hatte, womit er diese sehr überrascht und ängstigt, überlegt er, ob er weiterhin Pastor bleiben will und sucht daher das Haus der Camdens auf. Erst zum Ende der Episode erfährt der Zuschauer, was den Pastor plagt, und ich war überrascht, dass es sich "nur" um Epilepsie drehte. Klar, solche Anfälle sind schrecklich mit zu erleben – jeder der schon mal einen gesehen oder gar erlebt hat, weiß das - aber da wir nicht mehr im Mittelalter leben, weiß jeder, dass solche epileptischen Anfälle nicht ein Zeichen dafür sind, dass man vom Teufel besessen ist. Ich kann mir also nur schwer vorstellen, dass seine Gemeinde ihm in irgendeiner Weise so viel Druck gemacht hat, dass es ihm Grund gibt sich für diesen Vorfall zu schämen und aus der Kirche austreten zu wollen. Die Geschichte von Tom Harrison ist nicht die einzige, die manchmal extrem überzogen wirkt, und es gibt weitere, die einem das Vergnügen beim Schauen ein wenig verderben können. Wenn man aber darüber hinwegsehen kann, macht die Serie aber auch Spaß.

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Denn natürlich gibt es auch ein paar sehr schöne Momente in der Serie, die die negativen Aspekte ausgleichen können, wie zum Beispiel als Matt hilft, Lucy für die Bewerbung im Cheerleader-Team vorzubereiten und es ihm gelingt ihr Selbstvertrauen zu stärken. Auch schön, wie Ruthie sich bemüht die Hymne zu lernen, weil sie als einzige in der Familie diese nicht kann, und nach einem Wutausbruch ihres Vaters darüber, dass viele US-Amerikaner die Hymne nicht auswendig können, Angst hat, dass er sie sonst nicht mag. Irgendwie ist es unglaublich niedlich Ruthie zu zusehen, wie sie in jeder freien Minute ihren Bruder quält, ihr die Textzeilen beizubringen. Mein Lieblingsmoment ist jedoch, als Mary und Matt ihre Großeltern, den Colonel (Peter Graves) und Ruth Camden (Barbara Rush), sehr authentisch nachmachen, um Jimmy Moon (Matthew Linville) auf eine Begegnung mit ihnen vorzubereiten. Es ist die amüsanteste Szene der ersten Staffel und ich würde sogar so weit gehen und sagen, dass es der beste Moment der gesamten Serie ist, denn ich habe dabei wirklich Tränen gelacht.

Die 22 Episoden der ersten Staffel sind auf fünf DVDs zu finden, bei denen die Discs mit unterschiedlichen Motiven der Familienmitglieder bedruckt sind. Die Serie kann man nicht nur auf Deutsch, sondern auch im Originalton sehen. Leider gibt es kein Bonusmaterial, das einem Einblick hinter die Kulissen der Serie gibt.

Technische Details

Erscheinungstermin: 06. September 2012
FSK: ab 6 Jahren
Laufzeit: 939 Minuten (22 Episoden)
Bildformat: 4:3 - 1.33:1
Sprache (Tonformat): Deutsch (Dolby Digital 2.0), Englisch (Dolby Digital 2.0)

Fazit

Wenn man über das allzu harmonische und liebevolle Verhalten der Camdens, die belehrenden Aspekte und die ein oder andere unlogische bzw. übertriebene Handlung hinwegsehen kann, bietet "Eine himmlische Familie" durchaus kurzweilige Unterhaltung mit witzigen Momenten und ist optimal dafür ist, wenn man einfach mal beim Fernsehschauen nach einem anstrengenden Tag abschalten will.

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Ceren K. - myFanbase

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