Bewertung

Review: #1.14 Doppelleben

Foto: Priyanka Chopra & Yasmine Al Massri, Quantico - Copyright: 2016 ABC Studios; ABC/Phillipe Bosse
Priyanka Chopra & Yasmine Al Massri, Quantico
© 2016 ABC Studios; ABC/Phillipe Bosse

Wir kennen es von "Quantico", dass viele Fragen aufgeworfen werden und man immer in dem Gefühl gelassen wird, nicht alles zu wissen und die Situation noch nicht vollkommen durchschauen zu können. Daher fand ich den Episodentitel recht vielversprechend und habe gehofft, dass einige wichtige Antworten geliefert werden. Leider wurde man in dieser Hoffnung enttäuscht. Es gab zwar durchaus ein paar Antworten, doch eigentlich nur auf zweitrangige Fragen, oder sie wurden so knapp gegeben, dass man sich dennoch unbefriedigt fühlt.

Into the Woods

Seit der Winterpause grübeln wir, für wen die Explosion in #1.11 Inside tödlich ausgegangen ist und wer dem Anschlag entkommen konnte. Wir haben bereits erfahren, dass die meisten Hauptcharaktere überlebt haben und wir wissen, dass Clayton zu den Todesopfern zählt. Nun erfahren wir auch, dass die Amins sowie Caleb ebenfalls überlebt haben. Ich finde es durchaus erleichternd, nun Gewissheit zu haben, dennoch hinterlässt dieses Wissen einen merkwürdigen Beigeschmack. Wo befinden sich Raina und Caleb? Arbeiten sie nicht länger für das FBI? Wurden sie verletzt? Es soll sicherlich als Spannungsbringer dienen, diese Fragen offen zu lassen, doch langsam bekomme ich das dringliche Bedürfnis nach Antworten! Warum konnte man nicht einfach direkt an die Geschehnisse anknüpfen? Man hätte auch auf diese Weise erzählen können, wie Alex nach dem wahren Drahtzieher sucht. Dass dieses Thema immer nur so nebenbei angesprochen wird, lässt es irgendwie nebensächlich wirken, obwohl man durchaus versucht, uns zu zeigen, wie viel die Explosion in den Figuren verändert hat. Ich bin recht unzufrieden damit, dass man uns hier immer nur kleine Brocken hinwirft. Einzig bei der Handlung rund um Simon gibt man sich ein wenig mehr Mühe. Zunächst verstand ich nicht, weshalb er sich in die eisigen Wälder Vermonts zurückzog, doch durch sein Gespräch mit Alex wurde klar, wie groß seine Schuldgefühle sind und dass er sich für die Todesopfer der zweiten Explosion verantwortlich macht. Diese Seite an Simon konnte Tate Ellington vollkommen überzeugend auf die Bühne bringen, wobei Priyanka Chopra in meinen Augen ganz klein gewirkt hat, da ich ihr heiseres Geschrei wieder etwas übertrieben fand. Auch dass man Simon am Ende der Episode wieder mehr in die Story integriert und ihn zurück nach New York holt, hat mir sehr gefallen. Alex allein gegen die Terroristen vorgehen zu sehen, wäre recht langweilig gewesen. Seltsam finde ich jedoch, dass nach ihrem hysterischen Anfall am Ende der letzten Episode nun alles wieder gut ist und Alex abrupt zu ihrer Selbstsicherheit zurückgefunden hat. Mit der schauspielerischen Leistung von Chopra konnte ich mich daher nicht recht anfreunden und langsam frage ich mich, ob es ihrer Bollywood-Vergangenheit geschuldet ist, immer eine Spur zu dick aufzutragen.

Die Rückkehr von Simon und seine Kooperation mit Alex erinnern einen an den Beginn der Staffel zurück, da Simon auch bei ihrer Flucht vor dem FBI die erste Anlaufstelle von Alex war. Es sieht ein wenig so aus, als würde sich die Geschichte nun wiederholen, was ich nicht hoffen möchte. Noch einmal zu sehen, wie Alex nach und nach alle ungläubigen (Ex)Freunde auf ihre Seite ziehen kann, wäre einfach zu einfallslos.

Keine Tränen

Wie ich schon in der letzten Review erwähnte, werde ich Natalie nicht sonderlich vermissen und dass das Gleiche für die Figuren der Serie gilt, fühlt sich dann doch etwas falsch an. Denn da Alex ihren Tod geheim hält und man daher nur wenig Worte über sie verliert, kommt niemand darauf, Natalies Verlust anzusprechen und ihr Tod wirkt dadurch noch unwichtiger, als er es bereits in der letzten Folge war. Auch in der Gegenwartshandlung erwähnt man sie mit keiner Silbe und unterstreicht zusätzlich, dass sie in der Geschichte nicht länger gebraucht wird, wodurch mir ihr Ableben so erscheint, als wäre es längst überfällig gewesen. Ich finde es sehr schade, dass man die Story so sang- und klanglos im Sand verlaufen lässt und dass die Autoren uns den Eindruck vermitteln, dass Natalie vollkommen entbehrlich war. Da fragt man sich sofort, wessen Story sie als nächstes schleifen lassen und wie dieser unglückliche Kandidat dann aus der Serie aussteigen darf.

Alter Ego

Man hat uns schon einige Male gezeigt, dass Caleb ein Geheimnis wahrt und unter dem Decknamen Mark Raymond unterwegs ist. Erneut greift man diese Geschichte auf und ich hoffe sehr, dass man durch die Beteiligung von Will Olsen nun endlich etwas mehr Licht ins Dunkle bringt. Zu Beginn wollte ich gespannt erfahren, was Caleb unter dem falschen Namen treibt, doch da man bisher keinen Klärungsansatz gebracht hat, verliere ich langsam das Interesse.

Etwas besser steht es da noch um Raina, bei der ich die Handlung rund um die Entführer von Charlie und ihren Übergang zur dunklen Seite gefesselter verfolge. Das liegt sicherlich daran, dass die Story noch recht neu ist, der Reiz daran könnte also auch verfliegen, sollte man uns hier nicht bald etwas mehr Einsicht verschaffen. Ich möchte an dieser Stelle noch einmal Yasmine Al Masri loben, die die kleinen Unterschiede zwischen Raina und Nimah erneut sehr schön zur Schau gestellt hat. Selbst als sich Nimah als Raina verkleidete, hatte sie einen Ausdruck in den Augen, durch den man sehen konnte, dass es sich dabei um die selbstsichere Nimah und nicht die in sich gekehrte Raina handelt. Ich finde es fabelhaft, wie Al-Masri dieser Wechsel gelingt.

Nachdem man uns in der letzten Folge die verletzliche Seite von Drew gezeigt hat, erfährt man nun mehr über den Tod seiner Verlobten und es kommt ans Licht, dass Liam tatsächlich indirekt dafür verantwortlich ist. Sofort wird Drew zum Hulk und lässt keinen Zweifel daran, dass er Liam verachtet. Ich würde ganz gern sehen, wie das Kräftemessen von Drew und Liam weitergeht, befürchte aber, dass wir nach Mirandas Erkenntnis, dass Liam und Alex Sex hatten, keine Gelegenheit mehr dazu bekommen.

Zwischenbilanz

Bis auf Simon, der nun wieder mehr in die Handlung integriert wird und Raina, bei der man erklärt, wie sie sich nach und nach von Nimah entfremdet, werden in dieser Folge keine wichtigen Fakten geliefert, die die Handlung voran bringen. Auch die Charaktere treten auf der Stelle und können keine neuen Facetten an sich zeigen. Dadurch fühlt sich diese Episode wie ein Lückenfüller an.

Gegebene Antworten

  • Caleb, Nimah und Raina haben den zweiten Anschlag überlebt.
  • Alex und Liam sind in der Silvesternacht zusammen im Bett gelandet.
  • Liam war in den Tod von Drews Verlobter verwickelt.

Aufgeworfene Fragen

  • Läuft Raina zu den Terroristen über? Ist die Zusammenarbeit mit ihnen vielleicht der Stein, der alles ins Rollen bringt und dazu führt, dass sie sich an der Explosion der Grand Central Station beteiligt? Oder entwickelt sie sich einfach nur zu einer fabelhaften Ermittlerin, die ihr Undercover-Ich gut auszuleben weiß?
  • Wer ist Mark Raymond? Und was stellt Caleb in seinem Namen an?
  • Was führt Will im Schilde? Ist er vielleicht in Quantico, um Maulwürfe unter den Rekruten aufzuspüren?
  • Kann man Samar Hashmi trauen?
  • Wer muss die Akademie verlassen? Liam oder Drew?

Fazit

Das Gleichgewicht aus gestellten Fragen und gelieferten Antworten läuft immer mehr aus dem Ruder, was besonders bei einer Folge, die sogar im Titel ein paar Auflösungen verspricht, enttäuschend ist. Auch wenn die Folge gute Ansätze hat und Schauspieler wie Tate Ellington und Yasmine Al Masri viel von ihrem Können zeigen konnten, reicht dies nicht aus, um das Interesse der Leute noch lange bei der Stange zu halten. Es müssen Antworten her!

Marie Florschütz - myFanbase

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