Bewertung

Review: #5.21 Götter töten, Götter helfen

Nachdem der Tod in "Once Upon a Time" zuletzt etwas transparenter geworden ist und wir einige Vorstelllungen davon bekommen haben, was mit den Charakteren der Serie passiert, wenn sie das Zeitliche segnen, wird nun eine neue Art des Sterbens eingeführt, die wesentlich endgültiger ist. Mit dem Kristalldingsbums vom Olymp wird man nicht einfach getötet, man wird komplett ausgelöscht. Es gibt kein Ticket in die Unterwelt, kein helles Licht, einfach bumm und weg. Der erste, den es trifft, ist Robin Hood. Ein Schock, wenn auch einer, der sich verkraftbar anfühlt.

Nachruf auf Robin Hood

Der König der Diebe ist tot. Er hinterlässt zwei kleine Kinder, eine Böse Königin, eine Hexe des Westens und jede Menge jetzt nicht mehr besonders fröhliche Gesellen. Die Umstände seines Ablebens sind, wenn man darüber nachdenkt, ziemlich hart. Im Grunde wird hier eine der tiefsitzendsten Ur-Ängste des Menschen berührt: die Angst vor dem großen Nichts. Die Vorstellung, einfach zu sterben und dann auf keine Weise mehr zu existieren, in keiner Form, hat etwas ausgesprochen furchterregendes. Genau dies ist Robin nun wiederfahren. Er wurde einfach ausgelöscht. Damit gibt es auch für Regina und seine Kinder keine Chance mehr, jemals wieder mit ihm vereint zu werden. Sollte das so bleiben und es im Staffelfinale nicht noch eine magische Intervention in irgendeiner Form geben, die zumindest seinen Geist zurückholt und an den besseren Ort weiterziehen lässt, ist das schon recht heftig, besonders für eine Serie, in der Hoffnung immer ein wichtiges Element war. Man kann es selbstverständlich philosophisch sehen und sagen, dass er in seinem Sohn Roland und seiner nun nach ihm benannten Tochter weiterlebt, aber im Vergleich zu dem richtigen Nachleben, das z.B. Cora gerade genießt, ist das auch irgendwie ... nichts.

Von den Umständen abgesehen, kann ich nicht wirklich behaupten, dass mich Robins Tod trifft. Ich werde diesen Charakter nicht besonders vermissen, weil er dazu einfach nicht genug Eindruck hinterlassen hat. Er war als Hauptcharakter beileibe nicht so unnötig und sinnlos wie Will Scarlet, aber so richtig als eigenständige Figur hat man ihn auch nicht entwickelt. Er war entweder einfach an Reginas Seite oder im Wald. Gefühlt gab es immer irgendwo eine Ansammlung von Bäumen, in der man ihn parken konnte und er fernab aller Kameras irgendwen oder irgendwas beschützen sollte.

So beschäftigt uns auch jetzt besonders die Frage, welche Auswirkungen Robins Tod auf Regina haben wird. Ich hoffe, dass es den Autoren gelingt, hierbei zwei Aspekte unter einen Hut zu bekommen: zum einen natürlich Reginas Anfälligkeit für die dunkle Seite und ihre Tendenz, einen Schuldigen zu brauchen, auf den sie ihren Schmerz ausrichten kann, zum anderen aber auch ihre positive Weiterentwicklung, die Lehren, die sie gezogen und die Erfahrungen, die sie gemacht hat, nicht nur als Mitglied der Helden, sondern als Teil der Heldenfamilie. Dies ist ein großer Unterschied zu damals, als ihr Daniel genommen wurde. Regina ist jetzt Teil einer großen Familie, sie hat einen Sohn, eine Schwester, eine Nichte und viele Freunde. Es gibt Menschen, die sie brauchen. Die ersten Eindrücke von Regina nach Robins Tod, ihre Worte an Zelena vor allem, lassen darauf schließen, dass wir eine andere Regina sehen werden als nach Daniels Tod. Aber was genau uns erwartet, ist noch nicht klar. Hier steckt viel Potential, aber eben auch die Gefahr, vieles wieder zu zerstören.

Nachruf auf Hades

Robins Mörder Hades endet ebenfalls im Nichts. Der Herrscher der Unterwelt ist am Ende dieser Folge nur noch ein Aschehaufen. Selbstverständlich werde ich auch ihn nicht im klassischen Sinne vermissen, Zeus bewahre, aber es lässt sich das Fazit ziehen, dass er als Bösewicht überzeugt hat. Er brachte die richtige Mischung aus Kleinlichkeit, Rachsucht, Verzweiflung und Niedertracht mit, um sehr ungemütlich zu wirken und die Unterwelt zu einem sehr ungemütlichen Ort zu machen. Dass Zelena eine Weile gebraucht hat, um Hades zu durchschauen, werfe ich ihr nicht vor, schließlich befindet sie sich selbst noch ziemlich am Anfang ihrer Entwicklung weg von einer destruktiven Schurkin hin zu einer Familienmutter und großen Schwester. Angesichts ihrer von Zurückweisung geprägten Lebensgeschichte ist es durchaus nachvollziehbar, dass sie an dem Glauben festhält, die große Liebe gefunden zu haben. Die Vorstellung, aus dem Gott der Unterwelt einen besseren Mann machen zu können, verleiht ja auch durchaus Selbstvertrauen und lässt so manche Enttäuschung aus der Vergangenheit kleiner erscheinen. Leider war es nie wirklich möglich, aus dem Gott der Unterwelt einen netten, gerechten Familienmenschen zu machen, da er das auch nie sein wollte.

Nachruf auf Captain Hook. Mit Widerruf

Zunächst steht diese Episode im Zeichen von Hooks Tod, doch erwartungsgemäß ist seine und Emmas gemeinsame Reise noch lange nicht beendet. In Fortführung des Mythos von Orpheus und Eurydike können die beiden einfach nicht aufhören, sich nach dem anderen umzudrehen. Egal, was sie sich auch versprochen haben. So wird Hook schließlich zum Dank für seinen Beitrag zu Hades' Vernichtung von Zeus höchstselbst in die Welt der Lebenden zurückgeschickt. Ich habe bereits in vielen verschiedenen Filmen und Serien Interpretationen des griechischen Göttervaters gesehen, aber das war der unzeusigste Zeus, an den ich mich erinnere. Er hätte ruhig etwas älter sein oder zumindest eine Ausstrahlung haben dürfen, die ihn älter und weiser wirken lässt, als er aussieht. Wir haben ja nicht wirklich viel von ihm gesehen, trotzdem war das jetzt keine Casting-Entscheidung, für die ich eine olympische Medaille verleihen würde. Für dieses halbherzige Wortspiel allerdings auch nicht.

Emmas Reaktion auf den (vorübergehenden) Verlust von Hook hat mir eigentlich ganz gut gefallen. Sie war wütend und voller Schmerz, aber sie hat auch auf ihre Familie gehört und sich dadurch nicht von dem Leid überwältigen lassen. Schafft Regina das (diesmal) auch?

Nachruf auf König Arthur

Es schien zuletzt, als wäre die problematische Camelot-Storyline einfach ohne richtigen Abschluss abgebrochen worden. Nun wird der Faden doch wieder aufgegriffen und zu einem Ende geführt, das gar nicht so schlecht ist, aber sich trotzdem wie eine Verlegenheitslösung ausnimmt. Arthur zum neuen Herrscher der Unterwelt zu machen, um so Buße zu tun für seine Verfehlungen und ihm die Chance zu geben, endlich ein zerbrochenes Königreich wirklich zu reparieren, statt nur so zu tun als ob, ist ein interessanter Ansatz. Nur geht das alles natürlich sehr schnell. Dafür, dass Arthur über einen sehr langen Zeitraum viel Leid verursacht hat, weil er nicht aufhören konnte, an einer Prophezeiung festzuhalten, ist er plötzlich erstaunlich einsichtig und selbstreflektierend. Über Guinevere verliert er allerdings kein Wort. Ist die Wirkung des magischen Sandes jetzt gebrochen und sie will zurück zu Lancelot? Was passiert mit den anderen Camelotianern, die vermutlich immer noch in Storybrooke gestrandet sind? Auf die nicht wirklich geglückte Geschichte um König Arthur und Merlin werden hier hübsche Heftpflaster geklebt, mehr eigentlich nicht.

Nachruf auf Belle. Vorerst

Belle darf ihr Nickerchen noch eine Weile fortsetzen. Ihr Vater will sie nicht wachküssen, solange Mr. Gold an ihr hängt. Oder sie an ihm. Es wäre wohl besser, ihm nicht zu verraten, dass sie Mr. Golds Kind erwartet. Mir scheinen die Chancen, dass der väterliche Kuss der wahren Liebe überhaupt noch funktioniert, eh schon stark zu schwinden. Der gute Moe akzeptiert die Entscheidungen seiner Tochter nicht, hat kein Verständnis für sie und betrachtet sie mehr als sein Eigentum denn als ein eigenständiges Wesen. Das könnte noch problematisch werden.

Nachruf auf diese Folge

Es wurden uns viele Emotionen geboten, aber auch einige Erinnerungen an die Probleme, mit denen die Serie zuletzt zu kämpfen hatte, vor allem verschwendete Charaktere und lückenhafte Storylines. Vielleicht beerdigt man diese Schwächen jetzt, vielleicht schickt der Gott des Drehbuchgemetzels sie aber auch wieder zurück.

RIP Robin, wir kannten dich kaum, aber du hast einiges für Regina getan und viel Zeit an der frischen Luft verbracht.

RIP Hades, du warst ein sehenswerter Bösewicht, einer der besten der Serie.

RIP Arthur und viel Spaß mit Cruella.

Maret Hosemann - myFanbase

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