Review: #4.02 Harte Schule

Veränderungen stehen in dieser vierten Staffel für "Modern Family" an, denn die zeitbedingte Weiterentwicklung der Charaktere eröffnet neues Potenzial, was in dieser Episode bestens genutzt wurde und für eine unterhaltsame und kurzweilige Episode sorgte.

I think I know how to keep a baby safe.

Fangen wir mit der Storyline an, die ich am drittbesten fand. Manny macht sich fürchterliche Sorgen um das kommende Baby und schickt deshalb Gloria und Jay in einen Geburtsvorbereitungskurs, bei dem sich die beiden völlig überflüssig wähnen. Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass sie sich da nicht gut aufgehoben fühlen. In der Regel ist so ein Kurs dafür da, um Ängste der werdenden Eltern zu nehmen und ihnen ein Gefühl zu vermitteln, dass man die neuen Herausforderungen schon schaffen wird. Jay und Gloria versuchen sich ihren Spaß daraus zu machen, ecken aber natürlich an. Nun mag die ein oder andere Praxis der beiden nicht mehr zeitgemäß sein, aber letztlich sind die Details eh nicht in einem Vorbereitungskurs zu schaffen. Die Haltung der beiden ist also nachvollziehbar, aber ich bin froh, nicht die Lehrerin sein zu müssen. Überzeugen könnte die Geschichte auch vor allem durch die kleinen Spaße, insbesondere durch Jay. Mein Lieblingsmoment: "I think they made a mistake – at the hospital." Großartig. Da die Geschichte am Ende auch noch einen emotionalen Hintergrund erhält, weil Manny seine Sorgen äußert und Jay ihn auffordert, einfach mal ein Kind zu sein, kann man von einem gelungenen Bogen sprechen, auch wenn Manny Argumente für seine Zweifel hat. Ich kann mir übrigens nur zu gut vorstellen, wie Manny früher seiner Mutter erklärt hat, welche Sicherheitsmaßnahmen sie treffen sollte, damit ihm nichts passieren kann. Hier wäre eine Rückblende das i-Tüpfelchen gewesen. Insgesamt war die Geschichte also gelungen. Einzig die Tatsache, dass nicht schon durch die Anmeldung deutlich wurde, welche Sorgen Manny hat, finde ich etwas unrealistisch und somit dramaturgisch erzwungen.

But gay men and lesbians? Nothing!

Meine zweitliebste Storyline der Episode war Lilys erster Tag im Kindergarten, der definitiv unvergesslich sein wird. Zunächst war schon herrlich, wie schwer Cam der Abschied fiel, während Lily es quasi kaum erwarten konnte. Cams Zurbrustnahme des Jungen war dann auch herrlich. Ein munterer Einstieg, der getoppt wurde, als Connors Altern der Raum betreten. Die ganze Mimik und Gestik von Mitch und Cam war einfach nur herrlich, mit Sahnehäubchen bei der Erklärung warum diese beiden Gruppen nicht gut miteinander können. Dass beide Paare sich unterteilen in den harmoniebedürftigen (femininen) Teil und den eher aggressiven (maskulinen) Teil, bedient zwar etwas unnötig ein Klischee, sorgte aber natürlich für eine wunderbare Fehde zwischen Pam und Cam, die sehr unterhaltsam war. Lange war mir allerdings nicht klar, wohin das führen soll. Dass sich Lily und Connor verstehen werden, war absehbar. Dass auch die beiden Paare noch in dieser Episode über die recht übertriebene Sorge zusammen finden, hatte ich zunächst nicht gedacht. Eher hatte ich den Eindruck, dass sie hier eine mehrere Episoden dauernde Story eröffnen. Dies ist natürlich immer noch möglich, aber ein Stück weit ist der Konflikt bereits entschärft. Mal schauen, was da noch kommen wird.

If you love something, set it free – unless it's a tiger

Das Highlight dieser Episode war mal wieder der Dunphy-Clan. Haleys Auszug ist natürlich ein riesiger Moment für alle Beteiligten. Luke vermisst seine Schwester bereits und will seine Emotionen verstecken. Alex ist vielleicht ein Stück weit froh und wird gewiss eine interessante Entwicklung erfahren und für die Eltern ist es eh brutal, wenn ein Kind das traute Heim verlässt. Claire wollte sich zunächst noch stark geben, während Phil gleich wusste, dass es ihm zusetzen wird. Das wurde in der dritten Staffel bereits herzerwärmend dargestellt, als er mit Haley das College besuchte. Nun ist also der Tag gekommen und Phil hat sich perfekt darauf vorbereitet. Die naiv-tollpatschige Art sorgte natürlich für sehr viel Scham und Haley ist heilfroh, als sie ihre Eltern wegschicken konnte. Das ist für jeden sehr gut nachvollziehbar gewesen. Man will solch eine Veränderung dann eben auch erst mal für sich verarbeiten. Dass sie dann aber am Abend anruft und all das zu ihren Eltern sagt, was man von dieser Seite so gerne hören möchte, war großartig. Obwohl ich noch so weit von diesem Moment entfernt bin, stiegen mir Tränen in die Augen, vor allem, wenn man gesehen hat, wie Haley auch noch das T-Shirt trug und amüsiert und neugierig im Buch blätterte. Ein wahnsinnig emotionaler Abschluss dieser Episode.

Ein paar Worte muss ich natürlich noch über Phils Buch voller Weisheiten sagen. Bereits der Titel ist grandios "Phil's-osophy", aber der Inhalt ist noch grandioser. Besser kann man das ganze Wesen von Phil eigentlich nicht auf den Punkt bringen. Jeder einzelne Spruch war herrlich, die mimischen Reaktionen darauf natürlich noch besser. Ich mag es ja ungeheuer, wenn man bei einem Witz einen kurzen Moment nachdenken muss. Man muss erst mal auf solche Ideen kommen, aber das dann auch noch so grandios umzusetzen, ist aller Ehren wert. "Watch a sunrise at least once a day" will ich jetzt mal als weiteres Beispiel mit anfügen. Ich konnte mich so köstlich amüsieren. Schon während der Episode in den kurzen Sequenzen, aber natürlich noch am Ende der Episode, als die Familie stutzend und stirnrunzelnd aus dem Buch vorgelesen hatte. Da wurden aus den feuchten Augen gleich noch ein paar Lachtränen vergossen. Herrlich, rundum perfekt. Notiz an mich. Falls ich meiner Tochter mal so ein Buch erstellen sollte, dann kommt da folgende Weisheit mit rein: "Watch a "Modern Family" episode at least once a week".

Fazit

Nach der Art Überbrückungsepisode zum Auftakt ist diese Episode für mich der richtige Start in die neue Staffel. Da hier alles dabei ist, was das "Modern Family"-Herz höher schlagen lässt, kann man hier guten Gewissens acht Punkte verteilen, denn es sind nur Nuancen, die der Episode zur Perfektion fehlen.

Emil Groth - myFanbase

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