Review: #1.23 Hawaii und die Theorie der Entspannung

Während der erste Teil der Hawaii-Urlaubssache ein amüsantes, chaotisches und hektisches Treiben war, gibt es nun wieder klarere Storylines. Aber es funktioniert einfach besonders fantastisch, wenn die gesamte Familie an einem Ort ist. Oder anders gesagt in einer gemeinsamen großen Story. Diese Episode ist nicht nur sehr amüsant und mit all den hübschen Hawaii-Bildern ein Genuss für das Auge. Es gibt auch teils aufschlüssige Informationen und schöne Entwicklungen.

Phil bemüht sich beispielsweise sehr darum, mit Claire die versäumten Flitterwochen nachzuholen. Jay verfällt nach einem Bruder-Telefonat vor Angst in eine Besessenheit, sich fit zu halten. Dagegen verliert Cam die Lust auf die aktionsreich gestaltete Urlaubs-Variante. Luke und Manny krachen aneinander, während es auch bei Haley richtig rund geht.

Zwei kultivierte Jungs

Mensch ist es lustig zu sehen, wie Luke und Manny sich diesmal streiten. Manny besteht auf Ordnung, Sauberkeit und kultiviertes Verhalten, beabsichtigt Mädchen ins Zimmer einzuladen und mit diesen Cocktails zu trinken etc. Schließlich ist er der frühreife Gentleman und das zu jeder Sekunde. Doch da zieht Luke nicht mit ihm an einem Strang. Ungewollt natürlich durch seine chaotische, unordentliche Art. So kristallklar wurde bislang noch nie vor Augen geführt, wie unterschiedlich die zwei Jungs eigentlich sind. Bei allen Szenen amüsierte ich mich äußerst. Vor allem die Dialoge sind sehr pfiffig umgesetzt, sodass man aus dem Lachen kaum herauskommt. Der beschwichtende Manny zum Beispiel, der seine hübsche Kleidung vor Luke retten will. Auf der anderen Seite ist Luke, der keine Nachrichten gucken und einfach andere Interessen verfolgen will. Viele köstliche Momente werden gezeigt. Die Situation eskaliert dann förmlich, als Manny Luke aus dem Zimmer wirft, oder auch beim Abendessen am Familientisch, als Manny auf Lukes Aktion mit dem Bügeleisen anspielt. Man hat hier beide Charaktere bestens ins Geschehen eingebracht.

Das Handy geht baden

Einmal mehr finde ich es schade, dass Alex wieder so wenig zur Geltung kommt. Wenigstens kann sie mit ihrer Ansage auftrumpfen, als sie ihrer Mutter von der betrunkenen Haley berichtet. Wie sie es sagt und ausdrückt, ist der Hammer. Der Moment zwischen der betrunkenen Haley und Mutter Claire gefiel mir dann auch äußerst gut. Das war sehr emotional und authentisch. Als Teenager hat der erste Rausch natürlich noch eine ganz andere Wirkung. Man ist da überfordert und überwältigt von der Situation. Ich hätte nur gern mehr von der betrunkenen Haley gesehen. Der lustigste Moment im Bezug auf Haley erfolgte zuvor, als Phil Haleys Handy aufgrund der nörgelnden abgelenkten Claire ins Wasser wirft. Tja, kommt aber auch blöd, im so schönen Urlaubsparadies nur am Handy zu hängen. Ansonsten spielen die Mädchen auch eher eine Nebenrolle. Im passenden Rahmen jedoch und in guter Situationskomik.

"Dein Argument ist nicht so überzeugend wie du denkst"

Cameron offenbart hier, dass er sich lange Zeit verstellte und nur so tat, als wäre er der große Abenteurer im Urlaub. Auweia, das ist natürlich eine aufschlussreiche Sache. Aber ich verstehe ihn da, da man ja sonst oft genug auf Achse sein muss. Da will man im Urlaub natürlich auch gerne mal relaxen. Wobei ich auch Mitchell gut verstehen kann, dass man nicht nur rumliegen und aus Neugierde die Gegend erforschen will. Ein lustiger Moment ist natürlich, als Cam kurz vor dieser Lavendel-Erkundung damit rausrückt. Diese Unternehmung hörte sich für mich jetzt auch nicht gerade aufregend an. Mitchell bekommt durch Cams Streik natürlich mal wieder einen Grund geliefert, um zu nörgeln. Doch lange hält das nicht an, denn Cam weiß, was zu tun ist. Nämlich Mitchell mit in den Relax-Sumpf ziehen.

Die spätere Situation, als Lily alleine im Fahrstuhl zurückbleibt, erinnerte mich sehr an #1.06 Mit Poncho & Panflöte. Es wirkte daher abgekupfert, amüsiert aber dennoch sehr. Wie Cam die bereits verschlossene Lifttür mit bloßen Händen aufreißen möchte oder das panische Rumgekreische waren kleine Highlights. Stellenweise wird es aber schon zu übertrieben mit Cam zur Schau gestellt. Aber sein Spruch, wie regelt die Insel ab, kommt da ganz gut. Letztendlich wird Lily von Gloria abgehalten die Insel zu verlassen. Auch sie lässt eine lustige Bemerkung vom Stapel. Am Ende zeigt sich Cam wohl kompromissbereit, als er mit Mitch/Lily eine Bananenplantage erkundet. Zu dumm nur, dass sie Lily Tarnfarben aufsetzten. Ein ebenfalls lustiger Moment ist, als Mitch die Äußerung bezüglich Vietnam bringt. Insgesamt war dieser Part eine ganz nette Storyline, die gut mit dem Rest harmoniert.

Panik-Attacke

Dann hätten wir hier noch Jay, der diesmal von jetzt auf gleich seine Urlaubsvision ummodelt. Lange sieht man ihn jedenfalls nicht am Pool faul rumliegen, denn ein Anruf seines Bruders, den ich unbedingt in der Serie noch sehen will, genügt zur Neuplanung. Gloria reißt er gleich mit, denn alleine macht es ja weniger Spaß. Die arme Gloria dachte ich da nur. Die Frau haut hier aber Hammersprüche raus. Beispielsweise als sie verkündet, dass Bekannte aus Kolumbien auch rumruderten und rumrannten etc., um ins Land zu gelangen. So spitze Bemerkungen sind es, die "Modern Family" immer wieder die großen Lacher einbringen. Etwas gewagter Humor darf es schon sein.

Davon hat die Jay-Storyline auch noch mehr zu bieten. Beispielsweise als er sämtliche seiner Kids und einen Angestellten in den Pool wirft. Zudem jagt ihm sein Übereifer als älterer Herr einen fiesen Hexenschuss in den Rücken. Auch das doppeldeutig wirkende Hängematten-Szenario mit Phil kommt sehr witzig zur Geltung. Insgesamt war ich am Ende aber wieder froh, als Jay mit dem panisch bedingten Stress stoppte. Schließlich kann das übertriebene Maß auch ungut sein, wie er es hier am eigenen Leib spüren muss. Von Jays Geburtstag bekam man selbst wenig mit. Weder einen selbst geschriebenen Song von Manny noch eine andere Überraschung. Zum Glück gibt es genug andere lustige Momente, sodass das nicht wirklich fehlt.

Romantik pur

Wenn wir schon bei zwanghaften Methoden sind, dann muss man da diesmal auch Phil mit ins Boot nehmen. Eigentlich kennt man diese zwanghafte Tour eher von Claire. Doch diesmal ist es Phil. Er möchte um alles in der Welt, dass Claire sich zurücklehnt, mit ihm herumturtelt und das Umfeld vergisst. Das bekommt er auch hin, doch die Quittung dafür ist natürlich nicht unerheblich. Wobei ja eigentlich streng genommen Claire da wieder überreagiert. Okay, Haley ist betrunken und es hätte schon schlimmer ausufern können. Doch Phils These mal zu entspannen und locker zu sein ist keinesfalls falsch. Claire, dieser amüsante Kontrollroboter an Mutter, sollte dringend öfter mal ausspannen. Vor allem die Poolszene mit den Beiden empfand ich sehr süß.

Noch einen draufgesetzt haben die Autoren mit der Erneut-Hochzeit der Beiden. Sehr viel Aufschluss gab uns diese Folge auch über die Ehe von Phil und Claire. So romantisch klang deren Interview darüber nicht gerade. So passt es wirklich super, dass man es nun in Hawaii erneut aufrollt. Die "Eye Of The Tiger"-Akkustik-Version ist wirklich schön und auch etwas unfreiwillig albern, wenn man die rockige, sehr vertraute Version im Ohr dazu hat. Beim Rückflug gab es auch noch eine witzige Szene. Die Phil/Claire-Storyline ist übrigens auch absolut für das Staffelfinale würdig und hätte dort gut hingepasst. Aber was die anstehende Finalfolge angeht, da lasse ich mich gerne überraschen...

Fazit

Die Hawaii-Fortsetzung hält, was der Auftakt #1.22 Hawaii in weiter Ferne versprochen hatte. Die Charaktere an einem Ort bringen viele erinnerungswürdige, witzige Momente hervor. Auch charakterlich interessante Aspekte werden behandelt und sogar die Romantik ist hier im größeren Ausmaß vorhanden. Die Episode wirkt mit allen toll verwobenen kleinen Storys sehr einheitlich. Was mir jedoch fehlt, ist der letzte Kick für die volle Punktezahl und eine mehr zur Geltung gebrachte Alex.

Samuel W. - myFanbase

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