Bewertung

Review: #1.13 15 Prozent

Foto: Kristen Schaal, Rico Rodriguez & Sofía Vergara, Modern Family - Copyright: 2009 Twentieth Century Fox Film Corporation.  All rights reserved.
Kristen Schaal, Rico Rodriguez & Sofía Vergara, Modern Family
© 2009 Twentieth Century Fox Film Corporation. All rights reserved.

15 % klingen erst mal nicht besonders viel, doch wenn man den Kontext betrachtet, kann das ganz schön viel werden. So geht es in dieser Episode um die mögliche Charakterveränderung einer Person um eben jede Prozentzahl.

What's a receiver

Zunächst haben wir Claire, die man noch dem ersten Teil dieser Staffel hinlänglich als zielstrebige, aber auch engstirnige und unflexible Mutter kennen gelernt haben. Diese Episode fügt ihr technische Unzulänglichkeiten hinzu, ein sehr klischeebeladenes Defizit, dass in diesem Falle aber sehr gut zu Claire passt, ist sie doch eher der praktikablere Typ, der für Spielereien nicht viel übrig hat und technischen Fortschritt nicht gleich greift (herrliche Szene mit Dylan). Phil hingegen ist da voll in seinem Element und gefällt sich in der Rolle des überlegenes Teil des Paares, ist er doch ziemlich selten in dieser Rolle. Claire mag mit ihrer Theorie da durchaus richtig liegen. Phil genießt es, hier besser zu sein und setzt auf seine naiv-kindliche Weise wohl eher unbewusst Claire auf eine sehr tiefe Ebene, die natürlich zu einem kleinen Streit führt. Ab hier nimmt diese Geschichte richtig Fahrt auf. Phil ist überzeugt, dass die Fernbedienung einfach zu handhaben ist und will Claire das beweisen, indem er ihrem dümmsten Kind die Bedienung in zwanzig Minuten beibringt. Allein die Diskussion, wer das dümmste Kind sei, ist so herrlich absurd, dass man sich köstlich amüsieren kann. Was dabei etwas außen vor bleibt, ist die Tatsache, dass jüngere Generationen viel affiner für neue Technik sind, doch Claire will sich gewiss auch nicht als zu alt deklarieren lassen.

Letztlich ist es eh nur eine Frage der Motivation, ob man etwas lernen kann oder nicht. Phil kann Haley jedenfalls gegen ihre Mutter ausspielen und wunderbar motivieren. Die Überprüfung ist dann herrlich, weil Angst und Bangen, Hoffen und schließlich Freude so nah beieinander liegen. Was gibt es auch Schöneres, als Claire zu beweisen, dass sie ausnahmsweise mal nicht recht hat, in diesem Falle sogar echt (nicht wie der Sieg von Phil beim Joggen). Schön ist es, dass Claire sich davon nun auch herausgefordert fühlt und ebenfalls zur Expertin wird. Dass hier ganz nebenbei noch ein kurzer, seltener harmonischer Mutter-Tochter-Moment kreiert wurde, rundet die Story schön ab. Eigentlich fehlte nur der ein oder andere abwertende Kommentar von Alex, die der Szenerie das Sahnehäubchen hätte verpassen können.

A friend of my son

Deutlich tiefgründiger geht es bei Jay zu. Dieser trifft in seiner Pause zufällig auf Cam und stellt diesen seinen Kumpels als einen Freund von Mitch vor, was diesen sehr aufregt, weil er seine Homosexualität darin verleumdet sieht. Dass Mitch daraufhin Jay auf einen seiner Kumpels ansetzt, weil er diesen als homosexuell zu identifizieren vorgibt, ist dann eine sehr eigenwillige Art der "Rache", erfüllt aber glaubhaft ihren Zweck, auch wenn man Shorty etwas zu offensichtlich doppeldeutig agieren und kommunizieren ließ. Trotzdem wusste die gesamte Geschichte zu gefallen, weil sie Jay einen wirklich großen, kleinen Sprung in seiner Entwicklung machen ließ und man dabei gelungen aufzeigen konnte, wie Mitch und Jay die Situation um Mitchs Outing erlebt haben. Dabei ist es vor allem gelungen, Jay trotz seiner zu verurteilenden Vorbehalte als liebevollen Vater darzustellen, in dessen Position man sich auch hineinversetzen konnte. Die Komik spielte dann auch nur eine untergeordnete Rolle und offenbarte sich vor allem in der Spielschuldenauflösung, die allerdings wenig überraschend kam. Insgesamt hatte die Story also Schwächen in der inhaltlichen Inszenierung, war aber sehr stark in ihrer Emotionalität.

Manny is an old soul

Die dritte Geschichte der Episode glänzte dann wieder mit dem herrlich frühreifen Manny, der im Internet eine Frau kennen gelernt hat und diese nun zu einem Blind Date kommt. Natürlich ist die Frau kein kleines Mädchen sondern eine erwachsene Frau, die sich als hoffnungsloser Single mit niedrigen Selbstbewusstsein entpuppt. Kann dieser Frau etwas Schlimmeres passieren? Eigentlich nicht, doch sie hat Glück im Unglück, denn Gloria ist zur Stelle und baut die Frau wieder auf, indem sie ihr ein neues Selbstbewusstsein vermittelt, dass dann typischerweise im Erstbesten Hoffnungsschimmer verfestigt wird. Natürlich verguckt sie sich sofort in Cam. Sehr wahrscheinlich wird man nicht weiter erfahren, wie es ihr ergehen wird, aber das ist letztlich auch nicht wichtig. Dieser kleine Abschnitt der Episode überzeugte durch Manny und Gloria in ihren Dialogen und ist einfach nur Beiwerk, welches das Thema der Episode nicht nur auf die Hauptcharaktere legt, sondern auch mal in deren Umfeld auslagert.

Fazit

Diese Episode weiß erneut prächtig zu unterhalten, auch wenn es die ein oder andere zu offensichtliche Inszenierung gab, die den Gesamteindruck zwar kaum schmälert, eine Höchstpunktzahl aber trotzdem nicht zulässt.

Emil Groth - myFanbase

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