Bewertung

Review: #14.13 Anruf aus Madrid

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Als man verkündet hat, ein zweites Spin-Off von "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" produzieren zu wollen, diesmal mit Feuerwehrmännern- und frauen im Fokus, war ich sicherlich nicht der Einzige, der so seine Zweifel an der ganzen Sache hatte. Zwar habe ich mich gefreut, denn nicht jeder Serie wird in ihrem vierzehnten Jahr ein Spin-Off spendiert, in diesem Fall sogar das zweite nach "Private Practice". Dennoch wirkte es auf mich, ohne dass ich jemals eine der Chicago-Serien gesehen habe, eher wie ein Abklatsch des "Chicagoverse" von Dick Wolf. Schließlich hat sich die Serie meiner Meinung nach etwas lächerlich gemacht, da man Monate gebraucht hat, bevor man die Serie überhaupt benannt hat, um daraufhin den unspektakulären Namen "Station 19" zu wählen. Die Trailer, die daraufhin veröffentlicht wurden, haben mich auch nicht wirklich vom Hocker gehauen. Und nun der groß angekündigte Backdoor-Pilot, das Aufeinandertreffen von Meredith Grey mit der Leading Lady aus "Station 19", Andy Herrera.

Und erneut muss ich sagen, dass ich das ganze eher unspektakulär empfunden habe, wenn nicht sogar das Gefühl habe, die Autoren machen es sich mit diesem Spin-Off viel zu einfach. Klar, Andy ist heldenhaft, eine starke Persönlichkeit, ist smart und durchsetzungsfähig und es ist bewundernswert, wie sie ihre Hand in einen jungen Patienten reingesteckt, um ihm das Leben zu retten…. Warte mal, kommt das einem nicht bekannt vor? Man nehme Meredith Grey, nehme die Power und die Stärke, die sie vor allem in den späteren Staffeln entwickelt hat, ziehe dem ganzen eine Feuerwehruniform an und tada: Andy Herrera. Alleine die Tatsache, dass Andys Vater ebenfalls Feuerwehrmann ist und somit, ähnlich wie Meredith im Krankenhaus, auf einer Feuerwache aufgewachsen ist, hat bei mir Augenrollen hervorgebracht. Auch, dass man wohl Merediths größte Herausforderung als Anfängerin, nämlich das Bombenunglück im OP, spiegelt und Andy in dieselbe Situation versetzt, ohne, dass dies überhaupt zur Sprache kommt, finde ich ziemlich plump.

Klar, Andy hatte gute Szenen, insbesondere mit Meredith und gerade der Moment, in dem sie Merediths Forschungsprojekt durch ihre Spanischkenntnisse rettet, hat mir sehr gefallen. Doch insgesamt bleibt sie mir doch zu blass und ich bin, nach anfänglicher Skepsis, wenn möglich noch uninteressierter an "Station 19" geworden. Auch mit Ben kann man mich nicht wirklich ködern – zwar ist er wegen Bailey für "Grey's Anatomy" eine wichtige Figur, doch in dieser Folge war er mir nicht wirklich sympathisch. Seine Sorge um die beiden Jungs sowie um Bailey war rührend, ja, aber dass seine Entscheidung, eine gut bezahlten Job aufgrund seines Verlangens nach Adrenalin und Action aufzugeben, wahnwitzig und gelinde gesagt bescheuert ist, wird mir ehrlich gesagt auch erst in dieser Folge bewusst. Davor habe ich auch dem Ganzen nicht meine größte Aufmerksamkeit geschenkt und erst jetzt, wo man den Fokus darauf legt, wird mir klar, wie konstruiert das Ganze ist und wie bemüht die Autoren sind, eine Brücke zwischen "Station 19" und "Grey's Anatomy" zu schlagen. Bens eigene Begründung, der erste sein zu wollen, der den Patienten zu retten, wohlgemerkt mit allen möglichen Mitteln, die es am Notfallort gibt, wirkt auf mich wie ein Äquivalent zu Kommentareschreibern auf Youtube, die immer "Erster" schreiben müssen.

Ich bin also alles in allem von diesem ersten Eindruck auf "Station 19" unterwältigt. Und die Tatsache, dass ich Bens konstruierten Ausstieg erst jetzt wirklich realisiere, beweist mir, dass man seit Ankündigung der Serie kein wirkliches Interesse an ihr generieren konnte. Doch wer weiß, "Private Practice" hatte auch einen schwachen Einstieg und hat sich danach gemausert – vielleicht täuscht mich mein erster Eindruck.

Was sonst noch geschah

Tom Koracick is back! Ich muss gestehen, dass ich einen Narren an diesem überheblichen, arroganten Mann gefressen habe und ich heimlich Petitionen plane, um Greg Germann länger an die Serie zu binden. Nicht nur, dass er es genießt, wie Sam ihn anhimmelt, dass er Amelia hemmungslos anbaggert oder auch Alex Mal für Mal mit einem anderen Vornamen anspricht, nein, er ist auch ein überraschend mitfühlender Arzt, der sich ein herrliches Musical-Battle mit der zuckersüßen Kimmie liefert. Ich fand es auch spannend, dass er im Gegensatz zu Amelia oder Alex nicht emotional argumentiert und rational urteilt – auch, wenn es zunächst zum Nachteil von Kimmie wäre. Seine Debatte mit Amelia war darüber hinaus grandios und es war wunderbar mit ansehen zu dürfen, wie die beiden Ärzte schlussendlich die Lösung für Kimmie gefunden haben.

Mir gefällt auch Alex' Engagement in diesem Fall. Seine Sorge um Kimmie ist überdeutlich zu erkennen und gerade die Szene, in der die beiden gemeinsamen gesungen haben, war wunderschön. Auch seine Beziehung mit Jo gefällt mir hierbei sehr gut: In einem schwierigen Moment ist sie einfach für ihn da und tröstet ihn. So kann es gerne zwischen den beiden weitergehen.

Generell scheint ein großes Thema dieser Folge zu sein, dass die Ärzte sich umeinander sorgen. So übernimmt Webber wie selbstverständlich die Rolle des Babysitters für Bailey, die nach ihrem Herzinfarkt wieder ans Krankenhaus zurückkehrt. Das Motiv, das Ärzte, die eine schwere Zeit hinter sich haben, bemuttert werden und ihnen kaum etwas wirklich zugetraut wird, ist so alt wie die Serie selbst und damit hat mich das Ganze hier auch nicht gerade vom Hocker gehauen. Mir hat hier Owen interessanterweise am besten gefallen, der einige wunderbare Oneliner wie "That was your vacation!" hatte oder ein toller Lehrer für die Anfängerin Dahlia Qadri war. Sie hatte ebenfalls ein paar gute Momente, insbesondere, als sie ihr Kopftuch verwendet hat, um die Blutung ihres Patienten zu stillen – ihr Engagement hat mir wirklich imponiert und gefallen.

Der chirurgische Wettstreit, der uns in der letzten Folge noch als die große Storyline angeteasert wurde, wird in dieser Folge kaum näher betrachtet. Maggie führt ihre Rechnungen mit Zola durch, Meredith will verhindern, dass April von ihrem Fehler mitbekommt, was für einige lustige Momente sorgt, aber ansonsten bleibt diese groß angekündigte Storyline erstmal wieder ruhen. Etwas schade, hatte ich doch vermutet, dass man jetzt erst so richtig durchstartet.

Dagegen scheint April endlich die Aufmerksamkeit und die Sorge ihrer Freunde zu erhalten, die sie verdient. Während Arizona das Verhalten ihrer Freundin zunächst nicht groß beachtet und meint, dass sich April nach ihrer Scheidung ausprobieren will, zeigt sich Jackson um eine April besorgt, die erneut betrunken zur Arbeit erscheint, die Nächte mit den Anfängern durchfeiert und weiterhin mit Vik Roy schläft. Jackson, den ich schon länger nicht mehr so sympathisch finde, irritiert mich in dieser Folge ziemlich, da er zum einen offensichtlich weiterhin an Maggie interessiert ist, sich aber auch eifersüchtig zeigt, als er von Roys Techtelmechtel mit April erfährt und ihn daraufhin zu ekligen Aufgaben verdonnert. Aprils Storyline erscheint mir momentan immer noch die interessanteste zu sein, doch ich finde es schade, dass man auch nicht wirklich viel von Aprils innerem Kampf mitbekommt und man nur am Rande von ihrem April-untypischen Verhalten erfährt. Ich befürchte allerdings, dass die weitaus interessantere Storyline, Aprils Glaubenskrise, auf lange Sicht untergehen wird, und das Love Triangle um Jackson, April und Maggie in den Mittelpunkt gerückt wird.

Fazit

Dies ist einer der seltenen Momente, in denen mir erst beim Schreiben der Review bewusst wird, wie mir die Folge tatsächlich gefallen hat, nämlich trotz einiger witziger Momente oder Charakteren wie Tom Koracick oder Alex, nicht allzu sehr. Aprils Storyline interessiert mich weiterhin am meisten, doch hier werden bis jetzt noch die falschen Akzente gesetzt. Der Backdoor-Pilot zu "Station 19" funktioniert für mich hingegen kaum und das Spin-Off wird wohl auf mich als Zuschauer verzichten müssen.

Lux H. - myFanbase

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