Review: #3.04 Innerlich tot
So schnell kann's gehen - in der einen Folge nervt mich Hannahs Agent David noch, in der nächsten ist er schon tot. Und sein Protegé Hannah reagiert erwartungsgemäß.
"And no-one even began to tell me what was next for my e-book." - "Whaaaat…?!"
Das nennt sich doof gelaufen: Hannahs Berufsleben scheint endlich auf einem aufsteigenden Ast zu sein, als ihr Mentor und Agent David überraschend stirbt. Egomanin Hannah scheint der Tod an sich ziemlich egal zu sein, sie reagiert genau so, wie es der findige Zuschauer schon erwartet: Hannah interessiert nur ihr Buchdeal und was aus ihrer Zukunft wird und redet über nichts anderes als über sich selbst. Natürlich ist es verständlich, dass sie nach allen Rückschlägen um ihre Zukunft kämpft, aber die Art ist wieder einmal total daneben. Auch Adam, der sich in den ersten zwei Staffeln nicht gerade als einfühlsamer Mensch präsentiert hat, ist zu Recht geschockt von Hannahs egoistischer Reaktion auf Davids Tod.
Ray, der sich in der Episode zuvor noch mit David geprügelt hatte, zeigt ebenfalls Mitgefühl und versucht, Hannah emotional zu unterstützen, bis auch er sich von ihrer Reaktion auf Davids Tod vor den Kopf gestoßen fühlt. Interessant ist, dass sie David immer erst als "close friend" bezeichnet, um Aufmerksamkeit zu bekommen, dann aber ihre nicht vorhandene Trauer schnell damit rechtfertigt, dass sie ihn kaum gekannt habe. Hannah scheint sich in ihrem Reifeprozess immer schneller zurückzuentwickeln.
"See, when I was doing so badly I couldn't see outside myself and now I can but I don't know if that's any better, 'cause Adam is going to figure out what I'm actually like and there's no way he's gonna like it."
Die Kombination aus dem leicht verschrobenen Nachbarn Laird, Adams Schwester Caroline, die in dieser Episode angenehmerweise nur eine kleine Rolle spielt, und Hannah ist sehr erfrischend und funktioniert gut. Caroline als Nebenrolle ist (schweigend!) durchaus ertragbar, auch wenn ich nach wie vor auf diesen Charakter verzichten könnte.
Immer wenn man als Zuschauer Hannah (oder die anderen Girls) gerade aufgegeben hat, beweist sie, dass sie doch eine realistischere Selbstreflexion besitzt, als man ihr zutrauen würde. Ihre Ängste, Adam zu verlieren, sind bei so Verhaltensweisen wie nach Davids Tod auch nicht ganz unberechtigt. Aber anstatt mit ihm darüber zu reden, kann sich Hannah vor zwei Halbfremden viel besser öffnen. Auch wenn ihr das in Bezug auf Adam nichts bringt, so bringt es ihr selbst etwas. Sie müsste diese innere Sichtweise nur öfter besitzen und auch entsprechend handeln.
Caroline, als der pseudoverrückte Mensch, der sie ist, erzählt daraufhin eine erfundene Geschichte über eine tote Cousine. Genau aus diesen Gründen sollte Hannah sich überlegen, vor wem sie sich öffnet und verletzlich zeigt, denn Caroline zeigt sich als absolut falsche Ansprechpartnerin. Ich hoffe wirklich, dass sie in zukünftigen Folgen keine Rolle mehr spielen wird, mich nervt sie nämlich, sobald sie den Mund aufmacht. Mit einer Sache behält sie trotzdem Recht: Hannah stellt zu der Geschichte um die verstorbene Cousine merkwürdige Fragen, anstatt berührt zu sein, während Laird sogar zu weinen anfängt. Hannah bleibt kalt und sagt am Ende der Episode klischeehafte Phrasen zu Adam, von denen sie erwartet, dass man sie sagen müsste. Dass ihre Gedanken über das Leben klingen, als würde sie einen Film zitieren, macht das alles aber nicht besser. Als sie dann auch noch die erlogene Tote-Cousine-Geschichte erzählt, möchte man sie am liebsten schütteln und anschreien. Aaaaahhh!!!
"You had a fake funeral?!" - "We knew you wouldn't come."
Jessas neues, verbessertes "Ich" gefällt mir sehr gut. Die philosophischen Fragen, die sie recht wahllos und teilweise kontextfrei in Unterhaltungen einwirft, sind einerseits sehr amüsant, regen andererseits sogar zum Nachdenken an. Da sich diese Folge um den Tod dreht, beschäftigt auch Jessa sich mit diesem Thema. Eine Freundin von ihr ist vor längerer Zeit verstorben. Und die neue Jessa ist interessiert daran, das Grab zu besichtigen und Blumen zu bringen - Hut ab vor dieser Entwicklung! Aber noch bevor sie die kalte Wahrheit erfährt, ahnen wir es schon: Der Tod war nur vorgetäuscht, weil Jessa früher so ein schlechter Einfluss war, die Freundin lebt heute glücklich ohne sie. Ein bisschen tut Jessa einem ja Leid. Da bemüht sie sich erfolgreich um Besserung ihres Charakters, wird aber gleichzeitig immer wieder von der Vergangenheit eingeholt. Aber solche Erlebnisse werden ihr hoffentlich weiter helfen, zu erkennen, was für ein absolutes Miststück sie die ganze Zeit war.
"Of course I don't want to work here! This place fucking sucks, no-one wants to work here."
Marnie kommt nach wie vor nicht von ihrem hohen Ross herunter, dabei hat sie keinerlei Grund, so abgehoben zu sein. Gut, ihr Verhalten erklärt sich durch eine große Mauer an Selbstschutz vielleicht ein klitzkleines bisschen, trotzdem gibt ihr das kein Recht, ihre Mitmenschen so abfällig zu behandeln - "No-one wants to see you and you can't do anything", wirft sie Ray an den Kopf. Ray bleibt dabei erstaunlich ruhig. Der Ärmste muss sich Tag für Tag mit der Egomanin Hannah und der arroganten Marnie herumschlagen. Zumindest letztere stellt jetzt kein Problem mehr dar, denn Marnie kündigt und ist wieder einmal ohne Job. Aber da sie ja überzeugt davon ist, "fancy people wanna work with me", sollte Marnie keine Probleme haben, bald in der High Society New Yorks anzukommen. Ha. Ha.
Fazit
Marnie und Hannah werden immer unerträglicher, während das neue Hippie-Ich von Jessa für Schmunzler sorgt und Shoshanna in der Folge wieder zur Statistin degradiert wurde. Dennoch ist das eine unterhaltsame Episode, die vor allem die Geschichte durch Davids Tod weiter vorantreibt und viele Möglichkeiten für weitere Neuerungen bietet.
Isabella Caldart - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Dead InsideErstausstrahlung (US): 26.01.2014
Erstausstrahlung (DE): 23.09.2014
Regie: Jesse Peretz
Drehbuch: Judd Apatow & Lena Dunham
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