Bewertung
Robert Schwentke

Bestimmung, Die - Allegiant

Everyone is worth saving.

Foto: Copyright: 2016 Concorde Filmverleih GmbH
© 2016 Concorde Filmverleih GmbH

Inhalt

Seitdem Jeannine Matthews gestürzt wurde, ist Tobias' Mutter Evelyn (Naomi Watts) die selbsternannte Herrscherin Chicagos. Die Fraktionen wurden aufgelöst und die Videobotschaft von Edith Prior hat die Stadt in Aufruhr versetzt. Wer sind die Menschen hinter dem Zaun, die über Jahrhunderte dafür gesorgt haben, dass die Bewohner dachten, dass sie die einzigen Überlebenden nach einem alleszerstörenden Krieg seien? Dieser Frage wollen Tris (Shailene Woodley), Tobias (Theo James) und einige andere Freiwillige nachgehen und machen sich auf in eine unbekannte Welt. Dabei stoßen sie auf das Amt für genetisches Sozialwesen, das von David (Jeff Daniels) geleitet wird, der auch das Chicago-Experiment überwacht. Dort wird versucht herauszufinden, wie man die defekten Gene der Weltbevölkerung wieder heilen kann und Tris als einzige vollständige Unbestimmte soll der Schlüssel zur Rettung der Welt sein.

Währenddessen versammelt sich in Chicago eine Gruppe von Widerstandskämpfern um Johanna (Octavia Spencer), die sich die Getreuen nennen und Evelyn stürzen wollen. Doch anstatt einzuschreiten, sieht das Amt bloß zu und Tris wird bewusst, dass es auch dort nicht mit rechten Dingen vor sich geht.

Kritik

Manche Bücher sind nicht fürs Kino gemacht. Nachdem bereits "Die Bestimmung – Divergent" und dessen Fortsetzung "Die Bestimmung – Insurgent" eher mäßig zu überzeugen wussten, startet nun die Verfilmung des dritten Teils der Bestseller-Trilogie in den Kinos. Doch diesen Film hätte man sich sparen können. Es gibt ein paar durchaus sehenswerte Actionsequenzen, doch mehr hat "Die Bestimmung – Allegiant" nicht zu bieten.

In den letzten Jahren war es durchaus ein Erfolgsrezept, das letzte Buch einer Trilogie in zwei Filmen darzustellen und beispielsweise bei "Die Tribute von Panem" hat dies auch Sinn ergeben. Warum das allerdings bei der Reihe rund um Tris, Tobias und ihre Freunde sein musste, bleibt aus kreativer Sicht ein großes Rätsel, vor allem, da bis auf die letzten paar Seiten des Buches nichts mehr zu erzählen bleibt. Hier werden die Drehbuchautoren nun ihrer Fantasie freien Lauf lassen und eine Geschichte erzählen können, ganz wie sie es möchten, auch wenn das den Fans vermutlich nicht passen wird. Doch auch ohne einen Blick auf die Buchvorlage zu werfen, kann man diesen Film nicht als gut bezeichnen und das aus vielerlei Gründen.

Die Handlung ist, wie es auch schon beim Vorgänger der Fall war, größtenteils unlogisch. Wenn man sich schon nicht am Buch orientiert, dann sollte man nicht krampfhaft versuchen, aus genau eben diesem Elemente einzubringen, die im Film absolut keinen Sinn ergeben. Das ist der größte Fehler, den man bei "Die Bestimmung – Allegiant" begangen hat. Die Szenen wurden lieblos und zum Teil zusammenhanglos aneinandergereiht. Die ohnehin schon schwache Handlung plätschert langsam vor sich hin und man hofft inständig, dass zum Schluss der große Knall kommt. Dieser bleibt allerdings leider aus. Zwar lernt man die Welt außerhalb des Zauns kennen, doch bleibt diese fade und eindimensional, da man versucht hat, zu viel Handlung in einen zweistündigen Film zu pressen. Genau aus diesem Grund fällt es an einigen Stellen sehr schwer zu folgen. Kaum hat eine Szene begonnen, wird man in die nächste und an einen anderen Schauplatz geworfen, wobei aufkommende Fragen unbeantwortet bleiben.

Das Amt für genetisches Sozialwesen dient als zentraler Schauplatz. Es ist futuristisch ausgestattet und es gibt unzählige Wissenschaftler und Labormitarbeiter, die an den menschlichen Genen experimentieren und diverse Seren entwickeln. Hier kommt als neuer Hauptcharakter David ins Spiel, der das Chicago-Experiment leitet. Schon vom ersten Augenblick an weiß man, dass er nichts Gutes im Schilde führt, nur Tris ist naiv genug, ihm alles zu glauben, was er erzählt. Wie kann sie plötzlich nur das Gute in Menschen sehen, ohne David auch nur einen Moment lang zu hinterfragen? In den ersten beiden Filmen war sie noch diejenige mit hervorragender Intuition was Menschen betrifft, doch diese starke Charaktereigenschaft scheint nun endgültig verloren gegangen zu sein. Auch wenn mit David an sich ein guter Antagonist erschaffen wurde, so verliert man auch bei ihm ziemlich schnell den Faden, da es einfach an Erklärungen mangelt. Andauernd spricht der verrückte Wissenschaftler von genetischer Reinheit, defekten Genen und dem Reinheitskrieg ohne genauere Erläuterungen. An einer Stelle wird zwar kurz angeschnitten, was genau das Amt eigentlich macht, aber danach wird dieser Aspekt im gesamten Film nicht mehr aufgegriffen. Genauso wenig wie die Tatsache, dass das Amt Kinder von der Straße klaut und ihr Gedächtnis auslöscht. Warum genau tun sie das?

Doch auch was die anderen Charaktere betrifft, gibt es in diesem dritten Teil einen deutlichen Rückschritt im Vergleich zu den Vorgängern. Die Beziehung von Tris und Tobias kam ohnehin schon aus dem Nichts und wird immer unglaubwürdiger. Weder scheinen sie einander wirklich zu respektieren, noch zu vertrauen. Das sollte kein Grundstein für eine funktionierende Beziehung sein. Theo James hat in diesem Film nicht wirklich viel zu tun, außer grimmig durch die Gegend zu starren und ab und zu mit einer Waffe zu schießen. Er scheint genauso unterfordert zu sein, wie all die anderen sonst überzeugenden Darsteller. Die Entwicklung von Peter ist ebensowenig nachvollziehbar, wie die Handlung, in die er verwickelt ist. Hat er sich in "Insurgent" noch zu einem liebenswürdigen Charakter entwickelt, der Tris das Leben gerettet hat, so wendet sich das Blatt nun und er ist plötzlich wieder böse. Warum das so ist, erfährt man natürlich nicht.

Auch wenn die Schauplätze und Effekte hervorragend gelungen sind und ein einmaliges dystopisches Setting liefern, so ist der Film alles in allem doch eher eine Katastrophe. Zu viele Handlungsstränge werden angerissen, aber nicht ausgeführt, die Charaktere entwickeln sich in unerklärliche Richtungen und das Ende kommt so plötzlich und unlogisch daher, dass die Vorfreude auf den abschließenden Teil endgültig verschwindet. Schade, dass man hier so viel Potenzial einfach aus dem Fenster geworfen hat.

Fazit

Nach den ernüchternden ersten beiden Filmen, startet mit "Die Bestimmung – Allegiant" der mit Abstand schlechteste Teil der Reihe in den Kinos, der an Unlogik und Langeweile kaum noch zu übertreffen ist. Man hat zu viel Wert auf Setting und Effekte gelegt, anstatt auf ein gutes Drehbuch. So sind die Schauspieler unterfordert und können aus den schlecht geskripteten Rollen auch nichts mehr herausholen. Wem die ersten beiden Teile schon nicht gefallen haben, der braucht sich diesen gar nicht erst anzusehen.

Zum großen "Die Bestimmung"-Filmspecial auf myFanbase

Sanny Binder - myFanbase
09.03.2016

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