Bewertung
Ethan Coen & Joel Coen

Joel & Ethan Coen – The New Collection

"I guess there's a certain amount of poking fun at certain characters, but that's because there is something amusing about them or about the way they behave, so I guess you can say that that's poking fun at the character. But the character is your own invention, so who cares?" - Joel Coen

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Inhalt

Ganze 16 Filme haben die Regiebrüder Joel und Ethan Coen seit 1984 kreiert. Die mehrfachen Oscarpreisträger schafften 1996 mit "Fargo" ihren Durchbruch und präsentierten zwei Jahre später die mittlerweile schon als Kultfilm gefeierte Komödie "The Big Lebowski". Doch vor allem in den letzten Jahren gaben die Coens wieder Vollgas: 2007 gewann ihr Meisterwerk "No Country For Old Men" vier Oscars, darunter den für den Besten Film, 2008 gelang ihnen mit der herrlich skurillen Komödie "Burn After Reading" ihr kommerziell bisher größte Erfolg, und 2009 konnte "A Serious Man" zwei weitere Oscarnominierungen ergattern. Diese drei Filme gibt es nun schön verpackt als DVD-Kollektion zu kaufen.

Kritik

Gar keine Frage: Die Coen-Brüder sind speziell. Nicht jeder wird mit der manchmal doch ziemlich kuriosen Art ihres Filmemachens zurecht kommen und einige werden sich nicht ganz zu Unrecht fragen, was dieser oder jener Film jetzt eigentlich soll. Doch eben dieses Eigenartige, dieses Skurrile ist es, das die Coens ausmacht und sie in den letzten Jahren und Jahrzehnten von ihren Regie- und Autorenkollegen abgehoben hat. Das Kino braucht Leute wie die Coens, die sich trauen, abgefahrene Stories zu erzählen, gnadenlos schwarzen Humor auf die Leinwand zu bringen und das Leben in all seinen ominösen und erstaunlichen Facetten zu zeigen. Und kaum einer macht dies so konsequent, so künstlerisch und so originell wie Ethan und Joel Coen.

Weshalb diese DVD-Kollektion "The New Collection" genannt wird, erklärt ein Blick auf die Filmauswahl: Mit "No Country For Old Men", "Burn After Reading" und "A Serious Man" wurden die drei neuesten Werke der Brüder ausgewählt, die allesamt ein äußerst positives Kritikerecho bekamen und von denen zumindest die ersten beiden finanziell ein Riesenerfolg an den Kinokassen waren. In der Tat sind alle drei Filme äußerst sehenswert und bieten Filmunterhaltung vom Allerfeinsten.

Während "Burn After Reading" und "A Serious Man" Originaldrehbücher der Coens zugrunde liegen, so ist "No Country For Old Men" eine Filmadaption des gleichnamigen Buches von Cormac McCarthy und der beste Beweis dafür, dass die Coens aus egal welchem Material, sei es von ihnen selbst oder von jemand anderem, etwas Großartiges zu zaubern wissen. Besetzt mit absolut hochkarätigen Schauspielern (überragend: Oscarpreisträger Javier Bardem) entfaltet der Thriller eine unglaublich beklemmende Atmosphäre und ist dabei so aufwühlend und so spannend, dass man als Zuschauer überhaupt nicht mehr blinzeln mag, um ja nichts zu verpassen. Was die Coens hier erschaffen haben ist ein sowohl in dramaturgischer als auch in inszenatorischer Hinsicht schlichtweg fantastischer moderner Western, der den Oscar als Bester Film völlig zurecht erhalten hat.

Die enorme Wandlungsfähigkeit der Coen-Brüder zeigt sich in ihrem folgenden Werk, "Burn After Reading", welches ein totales Kontrastprogramm zu "No Country For Old Men" präsentiert. Die Coens liefern hier eine pointierte schwarze Komödie, bei der sich Brad Pitt, George Clooney und John Malkovich die Ehre geben und Charaktere verkörpern, von denen der eine schrulliger ist als der andere. Vor diesem Film hätte man es wahrscheinlich nie für möglich gehalten, wie ein Fitnessstudio, die CIA und Schönheitsoperationen in einer Geschichte unter einen Hut passen können – und wie witzig das sein kann.

Herrlich komisch, aber gleichzeitig auch tieftraurig, ist hingegen "A Serious Man", welcher 2010 als Bester Film und für das Beste Originaldrehbuch bei den Oscars nominiert wurde. Wer den Film als Komödie bezeichnet, tut ihm eigentlich Unrecht, auch wenn er stellenweise unglaublich witzig sein kann – doch in Wahrheit dreht sich "A Serious Man", wie der Titel bereits andeutet, um viel ernstere Themen und zeigt, wie das Leben eines ganz normalen und eigentlich sehr liebenswerten Mannes komplett zusammenbricht und wie er verzweifelt versucht, aus der ganzen desolaten Situation einen Sinn zu ziehen. In seinem Kern ist "A Serious Man" fast noch düsterer als "No Country For Old Men" und verweigert dem Zuschauer bewusst eine Auflösung, geschweige denn ein Happy-End. Das ist auch gar nicht das, was die Coens wollen. Sie erzählen Geschichten, zeigen Ausschnitte menschlichen Lebens, animieren den Zuschauer zum Nachdenken – und streuen über alles eine Prise rabenschwarzen Humor.

Fazit

Auch wenn es schön gewesen wäre, Coen-Klassiker wie "Fargo" oder "The Big Lebowski" in dieser Kollektion zu sehen und sie so zu einem "Best of" der Coens auszuweiten, so ist "The New Collection" dennoch eine wertvolle Investition für Filmfans. "No Country For Old Men", "Burn After Reading" und "A Serious Man" sind drei großartige Filme, die es sich lohnt, im Regal stehen zu haben.

Maria Gruber - myFanbase
24.01.2011

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