Bewertung

Review: #5.13 Der beste Handwerker aller Zeiten

Foto: Beau Bridges, Desperate Housewives - Copyright: 2008 American Broadcasting Companies, Inc. All rights reserved.
Beau Bridges, Desperate Housewives
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Jubiläum! Die dreizehnte Episode der fünften Staffel ist zugleich ein Jubiläum für die Desperate Housewives, nämlich die mittlerweile 100. Folge der Serie. Das muss natürlich gefeiert werden, denn wenn man bedenkt, dass die US-amerikanischen Networks jedes Jahr zahllose qualitativ mal gute, mal weniger gute neue Serien anlaufen lassen, und die meisten aufgrund mieser Einschaltquoten noch nicht einmal eine Staffel überleben, so sind solche Episoden fast schon eine Rarität geworden.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie man als Macher an eine solche Episode herangeht. Entweder, man lässt die vergangenen 99 Episoden Revue passieren und spickt die gesamte Folge mit schon gezeigten Szenen, sozusagen ein "Best of", oder man holt zum großen Paukenschlag aus und lässt ein Ereignis stattfinden, auf das man als Zuschauer schon lange gewartet hat, wie zum Beispiel eine große Hochzeit. Aber dann gibt es noch die Möglichkeit, einen Charakter, der zuvor noch niemals in der Serie zu sehen war und der auch noch nie erwähnt worden ist, einfach mal sterben zu lassen und die gesamte Episode damit zu füllen, dass die Protagonisten zurückdenken, was für ein toller Mensch diese (uns unbekannte) Person doch war.

Nun ja: man nehme als Protagonisten unsere Hausfrauen, als Verstorbenen einen Handwerker namens Eli Scruggs et voilà, fertig ist die 100. Episode der Desperate Housewives … und das ist kein Scherz. Im Prinzip ist es einfach: entweder mag man solche Episoden, oder nicht. Ich persönlich tendiere eher zu einem Nein. Zwar finde ich diese Art immer noch besser als uns ein einfaches Best of hinzuklatschen, dennoch finde ich es ärgerlich, dass der Hauptfluss unterbrochen wird, denn in dieser Episode wurden wir storytechnisch rein gar nicht weitergebracht. Na gut, Susans Story als auch Lynettes wurden ja in der vorherigen Episode abgeschlossen, dennoch hatte ich gehofft, dass wenigstens das Staffelgeheimnis etwas voran kommt, nachdem es in der letzten Episode anfing wieder etwas spannender zu werden. Doch obwohl mich solche Episoden nicht gerade zu Luftsaltos bewegen, muss ich zugeben, dass die Autoren es wirklich geschafft haben, dass ich Eli Scruggs in diesen kurzen 45 Minuten lieb gewonnen habe. Aber man muss auch zugeben, dass die Autoren sich da schon stark ihrer Fantasie bedient haben, wenn Eli Scruggs immer dann, wenn es Ärger gibt, zur Stelle ist und alles mitbekommt und es immer wieder schafft, die Leute glücklicher zu machen. Schön wäre es, wenn es solche Menschen wirklich geben würde, und nicht nur in der Wistiria Lane.

Die gute alte Gabrielle

Ich fange einfach mal mit Gabys Erinnerungen an Eli an, die mir noch am besten gefallen haben. Ihr Auftreten zu Beginn ihrer Erinnerung war wirklich typisch für die alte Gaby und lässt auf die gute alte Zeit zurückblicken als Gaby noch ein kleines Glamourmäuschen war und keine gestresste Mutter zweier Kinder. Bei solchen Szenen wird mir erst wieder bewusst, wie sehr mir die alte Gaby eigentlich fehlt. Ihr Kommentar, dass sie sich, würde sie so ein Leben führen wie die anderen Hausfrauen, schon längst eine Kugel in den Kopf geschossen hätte und dabei lachend Mary – Alice anschubst gehört definitiv zu den Highlights dieser Folge. Auch war es zwar interessant und schön zu sehen, wie Gaby dank Eli in die Gruppe integriert worden ist, allerdings bin ich gleichzeitig etwas verwirrt. Wir erinnern uns: im Finale der zweiten Staffel gab es zahlreiche Rückblicke, unter anderem auch eine Szene die zeigt, wie die Hausfrauen das erste Mal auf Gabrielle treffen. Nun, in dieser Folge treffen die Hausfrauen wieder einmal das erste mal auf Gaby, allerdings auf einer ganz anderen Art und Weise. Entweder haben die Autoren einen kleinen Fehler gemacht, oder alle unsere Hausfrauen leiden an Alzheimer. Oder vielleicht leiden auch die Autoren an Alzheimer, wer weiß.

Lynette

Lynettes Stories drehten sich in den ersten Staffeln zu geschätzten 50% um ihre berufliche Karriere und noch einmal zu 25% um ihr gestresstes Mutterdasein. Also war es für mich kein Wunder, dass in ihren Erinnerungen an Eli eben genau diese Stories noch einmal aufgegriffen wurden. Fand ich schade, denn man hätte ihre Rückblicke auch anders thematisieren können. Zum Beispiel wie Eli sie immer wieder aufrappelte, nachdem sie eine schwere Zeit durchgemacht hat. Wie etwa nach dem Geiseldrama im Supermarkt, nach der Nachricht, dass Tom noch ein Kind hat, usw. Diese Variante hätte ich etwas anspruchsvoller gefunden als die uns hier gezeigte. Übrigens: in der Szene, in der Lynette und Tom bei Bree und Rex zum Essen eingeladen sind und die schwangere Lynette sich über Toms Fortpflanzungstrieb aufregt, kommt mir doch irgendwie bekannt vor ... wo war das noch gleich? Achso ja, schon wieder das Finale der 2. Staffel. Dort regt sich Lynette bei ihrem ersten Zusammentreffen mit den Hausfrauen auch so darüber auf, dass der liebe Tom sie mit Zwillingen geschwängert hat. Also langsam mache ich mir ernsthafte Sorgen um die Autoren, was ihr Erinnerungsvermögen betrifft.

Susan – The same old Story

Auch hier waren die Autoren nicht wirklich kreativ. Denn was wird wieder thematisiert? Genau das, was glaube ich die gesamten 99 Episoden zuvor immer Thema bei Susan war: Männer und ihre gescheiterten Beziehungen mit diesen. Hier hätte ich mir ebenfalls mehr Einfallsreichtum gewünscht, außer Eli durch all ihre gescheiterten Beziehungen durchzuschleppen. Jedoch gibt es eine Sache, die ich doch sehr begrüße. Und das ist die Tatsache, dass Susan anscheinend wirklich etwas gelernt hat, was ihre Beziehungen betrifft. Hat sie nach der Trennung von Karl und Mike noch verbittert getrauert, kommt sie nun nach der Trennung von Jackson viel erwachsener und selbstsicherer Eli gegenüber rüber, und das fand ich spitze. Ich hoffe nur, dass die Autoren diesen Weg auch weiter gehen und Susan einfach mal keine Beziehungen mit einem Mann eingehen wird. Aber Susan ohne Beziehung? Das ist für die Macher anscheinend unvorstellbar. Vielleicht wagen die Autoren einmal einen vollen Umbruch und lassen Susan einfach lesbisch werden. Und soll ich euch was sagen? Das fände ich klasse! Ernsthaft. So merkwürdig das auch klingen mag, doch eine lesbische Beziehung würde in die Wistiria Lane perfekt hineinpassen. Aber ok, das ist vielleicht etwas zu weit dahergeholt. Schließlich trauen sich die großen amerikanischen Networks selten, solche Schritte zu realisieren, was man auch schon durch das schnelle Verschwinden von Erica Hahn aus "Grey's Anatomy" erkennen konnte, als sich eine lesbische Beziehung zwischen ihr und Callie Torres andeutete.

Bree und Edie

Eli ist also dafür verantwortlich, dass Bree nun die neue Martha Huber ist. Da wurde mir wirklich warm ums Herz als der liebenswerte Eli Bree bei ihren schweren Stunden die jahrelang verstauten Rezeptnotizen zurück gibt. Außerdem war es toll, den fabelhaften Steven Culp als Rex mal wieder zu bewundern, den ich doch ziemlich gemocht hatte.

Edies Rückblick hingegen hat mich ziemlich enttäuscht und sogar ein wenig aufgeregt. Wir haben langsam begriffen, dass sie mit jedem ins Bett steigt. Wäre schön gewesen, vielleicht einmal eine andere Seite von Edie zu zeigen als die Übliche. Noch nicht einmal Eli blieb von dem blonden Meneater verschont. Aber na ja, wie war das mit der Kreativität der Autoren noch mal?

Mary-Alice

Zu guter letzt haben wir noch Mary-Alice. Habe ich schon erwähnt, dass ich sie wirklich toll finde und Brenda Strong wohl eine der sympathischsten Schauspielerinnen ist, die ich kenne? Deshalb haben mir die Szenen mit ihr und Eli recht gut gefallen und auch, dass das Staffelgeheimnis der ersten Staffel noch einmal aufgegriffen wurde, gefiel mir. Die anschließende Szene, in der Eli dann fassungslos in seinem Auto sitzt, weil sich Mary-Alice erschossen hat, fand ich wirklich sehr emotional und nachdenklich. Hier wird wieder das eigentliche Hauptmotiv der Serie klar: Hinter der Fassade einer Hausfrau ist nichts so, wie es zu sein scheint.

Wo wir gerade bei Mary Alice sind, habe ich noch etwas zu kritisieren: wenn man schon so eine Folge gestalten will, wieso nimmt man dann einen Charakter, den man als Zuschauer wirklich noch nie zuvor zu Gesicht bekommen hat? Hätte man nicht einfach Mary-Alices Todestag als Anlass nehmen können, noch einmal an sie zurückzudenken? Bedenkt man den Fünfjahreszeitsprung, die sechs Monate zwischen der zweiten und der dritten Staffel und die sowieso schon vergangenen Jahre zwischen ihrem Selbstmord und den anderen Staffeln, so käme man doch bestimmt irgendwie auf zehn Jahre. Und wenn ein zehnter Todestag einer guten Freundin und der Frau, die uns seit fünf Jahren durch die Wistiria Lane führt, nicht Anlass genug ist, ein Jubiläum ihr zu widmen, dann weiß ich auch nicht. Vielleicht war das ja auch einfach zu unkreativ für die Autoren ... ich neige wieder einmal zur Ironie.

Kleines Lob am Rande

Hier sei einfach noch erwähnt, dass Beau Bridges die Rolle des liebenswerten Handwerkers Eli wirklich toll gespielt hat und er nicht um sonst als bester Gastdarsteller einer Serie für den Emmy 2009 nominiert worden ist. Schließlich hat er es geschafft, dass ich innerhalb einer Folge einen Charakter so lieb gewonnen habe, dass mir sein Tod wirklich nahe ging. Und das soll was heißen.

Fazit

Obwohl mir das Grundkonzept nicht wirklich zugesagt hat und es einige Szenen gab, die einfach nur unoriginell waren, hat die Folge trotzdem etwas, das mich über all das irgendwie hinwegsehen. Und so erinnere ich mich, wenn ich an diese Folge zurückdenke, an sowohl lustige und unterhaltsame als auch traurige und nachdenkliche Momente. Von einer Jubiläumsfolge hätte ich dennoch ein wenig mehr erwartet.

Manuel H. - myFanbase

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