Review: #3.09 Vertrauenssache

"Chicago P.D." beendet das Jahr 2015 und damit die erste Hälfte von Staffel 3 mit einer der fokussiertesten Episoden bisher. Dabei gibt es zwei große Schwerpunkte. Zum einen die Leiche einer erotischen Tänzerin, die Hank Voight im Kreise von Bekannten ermitteln lässt und zum anderen Sean Roman, der endgültig die Gefahr durch Richie Gibson bannen möchte.

Auch wenn es durchaus seinen Reiz hat, wenn es mehrere Baustellen pro Episode gibt, weil es den Eindruck von Kurzweiligkeit begünstigt, so gibt es auch einfach Handlungsschwerpunkte, die davon profitieren, wenn wesentlich detaillierter und dadurch intensiver erzählt wird. Das hat man in dieser Episode deutlich gemerkt. Gleichzeitig ist aber nicht nur die Stilistik alleine dafür verantwortlich, aus etwas gleich ein Qualitätsmerkmal zu machen. Das war hier für mich dadurch zu merken, weil es inhaltlich bei dem Anteil von Hank für mich größere Schwächen gab. Er ist nun mal die Figur, die zwischen den Welten wandert und es ist klar, dass damit auch immer gearbeitet werden wird. Ich finde es einfach nur schade, wenn Hank in dem Zusammenhang so blauäugig naiv dargestellt wird. Denn Erin Lindsays Sorgen waren wahrlich nicht unbegründet. Er hat sich für mich von Anfang an verirrt, als klar war, in welchem Club die Tote getanzt hat und wem dieser gehört. Es ist sicherlich verständlich, dass er sein Team nur noch das Gröbste hat machen lassen, um selbst die Kontrolle zu haben. Denn er weiß um die Grenzen des Legalen und da ist seine Verantwortung doch groß genug, um es von den anderen am liebsten fernzuhalten. Aber dennoch erschien es für mich so idiotisch, dass Hank den dargebotenen Sündenbock ohne größere Nachfragen einfach genommen hat. Nur weil es schon so Kooperationen gab, in denen echte Schwerverbrecher den Kopf hinhalten mussten, so heißt das nicht, dass das ein ewig währender Deal ist.

Extrem gestört hat mich auch, dass sich eine riesige inhaltliche Lücke ergeben hat. Wusste Frank wer der eigentliche Täter war, als er die Fährte zu Charlie Koslo als Sündenbock gelegt hat? Das ist für mich nicht wirklich klar geworden. Und auch, wenn ich die verschiedenen Formen durchdenke, so ergibt sich doch für keine Seite eine Plausibilität. Denn selbst wenn Sheltie ein guter Anwalt ist, so wäre er doch wohl kaum tragbar, wenn er ohne das Wissen des Bosses von ihm Geld abzweigt, oder? Umgekehrt: Wenn Frank es nicht wusste, wen hatte er stattdessen im Kopf, dass er glaubte, einen Sündenbock zu brauchen? Denn ich kann mir kaum vorstellen, dass er seinen Boss Carlos Tafani im Kopf hatte, denn die beiden treffen wir entspannt zusammen an, da denke ich doch sehr, dass sich die beiden so ähnlich bedingungslos den Rücken freihalten, wie es Hank und Alvin Olinsky tun würden. Also ein Fall, der seine Tücken hatte und in der logischen Abfolge nicht das Ruder rumreißen konnte, es insgesamt spannender zu machen. Denn ehrlich, wer hatte Sheltie nicht direkt als Täter im Kopf, als dieser in Koslos Befragung stürmte und ihn regelrecht zum Fraß hingeworfen hat?

Aber bleiben wir nochmal bei Hank. Er hat darauf vertraut, dass mit Koslo schon jemand hinter Gittern geht, der es verdient, auch wenn er es nicht wirklich war. Naja, ganz schön kurzsichtig. Dass nun ausgerechnet Erin sich so aufgespielt hat, ja, auch etwas schwierig, denn sie weiß am besten, was in der Voight-Welt so abgeht und dass dort oft etwas zurechtgebogen wird. Es ist klar, dass sie nicht über alles Bescheid weiß, aber sie hat sich schon sehr aufgespielt als Hüterin um Hanks Gewissen. Umgekehrt ist aber natürlich spannend, wenn es ausgerechnet zwischen ihnen kracht, denn es ist augenscheinlich, dass bei ihnen Privates und Berufliches nicht wirklich getrennt wird. Klar, nimmt sich Erin dann mehr raus als die anderen, wenn sie mit Hank redet. Aber dass es ganz schön viel Lärm um nichts war, das hat man am Episodenende gemerkt, als er ihr nur sagen muss, dass er sie immer lieben wird und schwupps, da ist alles okay für Erin. Wenn schon solche Konflikte aufgebaut werden, dann darf man es sich am Ende nicht so leicht machen. Denn es war stark ersichtlich, dass es ähnlich wie kurz bei Hank und Alvin war. Ein Drink drauf und die Welt ist wieder in Ordnung. Das ist eigentlich nur eine Selbstlüge.

Gut, dass da alles rund um Sean schon deutlich spannender anmutet. Es war klar der Nebenplot, aber es war dennoch schauerlich, was für ein Kaliber Richie ist und wie er auch seine Familie gegen Sean aufgehetzt hat, als wäre dieser hinter seiner Exfrau her. Selbst wenn da etwas hätte entstehen können, aber so wie Sean zwischendurch nach Andrews Tod erstmal kein Kontakt hatte, so war es sicherlich keine stürmische Liebesgeschichte. Aber Kim Burgess' Sorgen haben sich eindeutig bestätigt. Auch wenn sie es vielleicht nicht wirklich benennen konnte, was sie innerlich so in Aufruhr versetzt, aber jetzt haben wir es gesehen. Richie eskaliert nämlich immer mehr. Von Zerstörungen im Haus hin zu körperlichem Missbrauch, da gab es irgendwann auch keine Grenze mehr. Damit war Sean dann aber unter Handlungsdruck und so gibt es eine Verfolgung im Dunkeln und er sieht Richie etwas ziehen und schießt, weil es für eine Waffe war. Aber wo war die Waffe anschließend? Auch wenn ich alles gesehen habe, so bin selbst ich am Zweifeln, was da eigentlich gerade passiert ist. Es wird extrem spannend werden, wie sich das alles aufklären wird. Aber für genau solche seltsamen Verwicklungen ist Hank dann ideal.

Bei Kevin Atwater und Whitaker gibt es derweil keinen neuen Input. Das mag für diese konzentriert erzählte Episode nun ausgespart worden sein, aber wenn dann nichts mehr kommt, dann wäre es lächerlich. Denn hat er nun beruflich was zu befürchten und wenn nicht, warum diese Aufregung?

Fazit

"Chicago P.D." verabschiedet sich mit einem spannenden Mysterium aus dem Jahr 2015, denn hatte Richie eine Waffe und wenn nicht, was bedeutet das für Sean? Dafür war leider der zweite Schwerpunkt rund um Hank und Erin enttäuschend. Im Konflikt wurde es sich zu einfach gemacht und der Fall war leider für mich unlogisch.

Lena Donth – myFanbase

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