Bewertung

Review: #1.13 Berufung

Während Sarah Reese darauf wartet, in welcher Abteilung sie demnächst arbeiten wird, bekommt sie erste Zweifel. Dr. Will Halstead muss hingehen erkennen, dass der Prozess der Familie Baker gegen ihn ein trauriges Ende nimmt und Dr. Natalie Manning schenkt ihrem Sohn Owen eine zweite Familie.

Eine zweifelhafte Entscheidung

Als "Chicago Med" gestartet ist, erlebten die Zuschauer eine recht unbeholfene und schüchterne Sarah Reese, die nicht mal die offensichtlichsten Dinge erkennen konnte, dass man sich gefragt hat, ob es sich jemals ändern wird. Ja, es hat sich geändert und Sarah ist eine starke Frau geworden, die zwar hin und wieder noch immer Selbstzweifel hat, doch diese kann sie mittlerweile hinten anstellen, wenn es wirklich drauf ankommt. Ihre Wandlung konnte man schon in der letzten Folge erkennen, in der es aber mehr darum ging, auf Menschen zuzugehen und Einfühlungsvermögen zu zeigen. Doch in #1.13 Berufung ging es um die Fähigkeiten, die ein guter Arzt bzw. eine gute Ärztin mitbringen sollte.

Obwohl Sarah nur einen einzigen Patienten hatte, mit dem weder sie selbst noch die Zuschauer viel zu tun hatten, wurde durch ihr beherztes Eingreifen einmal mehr deutlich, dass sie sich mit der Zeit immer besser in die Arbeit der Notaufnahme eingefügt und ihr Können unter Beweis gestellt hat. Ich fand es großartig, wie tough sie gewesen ist, als sie ihrem Patienten das Loch in den Schädel gebohrt hat. Wenn man an die Anfänge von ihr denkt, kann man sich gar nicht richtig vorstellen, dass diese Person ein und dieselbe ist. Natürlich hätte sie nicht selbst handeln dürfen, da ein Arzt in der Nähe war, der sie hätte anleiten können. Aber immerhin hat Dr. Ethan Choi Sarah in dieser Sache vertraut und ist auch noch für sie eingestanden. Das unterstreicht einmal mehr, wie sehr sich Sarah in letzter Zeit gemacht hat und dass sie nun ein wirklicher Teil der Med-Gruppe ist. Umso trauriger, aber vorhersehbar, fand ich, dass sie nun in die Pathologie versetzt wird. Ich könnte mir aber gut vorstellen, dass sie auf lange Sicht in dieser Abteilung nicht glücklich wird. Dafür hängt ihr Herz schon viel zu sehr an der Notaufnahme, die für Sarah in der Vergangenheit vielmehr als bloß eine Arbeitsstelle geworden ist.

Ich würde mir wünschen, dass man Sarahs Werdegang auch weiterhin miterleben wird. Zumal sicherlich davon auszugehen ist, dass es bald einen Beziehungsstreit zwischen ihr und Joey geben wird. Schön, dass die Autoren aus den beiden ein Paar gemacht haben, auch wenn es still und heimlich geschehen ist. Doch wenn man die Charakterzüge der beiden bedenkt, macht diese Heimlichkeit durchaus Sinn. Aber wie gesagt, können wir sicherlich davon ausgehen, dass es bald zu Streitigkeiten kommen wird. Joey macht auf mich eher den Eindruck, als wolle er Sarahs eigenartige Reaktion auf die Nachricht gar nicht sehen wollen.

Die Sorgen alleinerziehender Eltern

Die zweite Storyline dreht sich vor allem um Natalie und Tate Jenkins, dem Vater eines kleinen Jungen, der zwei Magnete verschluckt hat und die lebensbedrohlich werden könnten. Tate ist seit der Scheidung seiner Frau alleine für die Erziehung seines Sohnes verantwortlich und ich kann mir sehr gut vorstellen, welcher Belastung er ausgesetzt ist. Dass die Autoren gerade Natalie in den Fall mit eingebunden haben, ist für mich nachvollziehbar. Seit der Geburt von Owen ist sie ebenfalls einer solchen Belastung ausgesetzt, alles alleine entscheiden zu müssen. Ich fand es gut, dass sie Partei für Jenkins ergriffen hat, auch wenn Natalie aufgrund ihrer Aussage gegenüber Dr. Connor Rhodes für mich etwas zickig herüberkam. Es unterstrich aber auch, wie sehr sie sich mit allem alleine fühlt. Schon kürzlich hatte ich ja angemerkt, wie bedauerlich es ist, dass Natalie offenbar keine Hilfe der anderen bekommt. Ich bin mir ja nicht so sicher, ob Will tatsächlich der richtige Ansprechpartner für Owens Taufe gewesen ist. Schließlich ist er nach wie vor in Natalie verliebt, was ihm nicht mal verübelt werden kann, dennoch hat Maggie Lockwood vollkommen recht, dass er Natalie nicht überfordern darf. Ganz anders ist da Connor, der eher unfreiwillig in diese Entscheidung mit hinein gezogen worden ist. Mir hat die Szene zwischen den beiden sehr gut gefallen und es wäre sogar denkbar, das die beiden nun öfter miteinander zu tun haben werden, wo Owen von nun an auch ein Teil der Familie des Chicago Meds ist. Eine bessere Entscheidung hätte Natalie gar nicht treffen können, denn vielleicht fühlen sich alle nun für Owen verantwortlich, was nur wünschenswert wäre.

Vielleicht kann sich Tate mit seinen Sorgen immer mal wieder an April Sexton wenden. Es ist davon auszugehen, Tate nun öfter im Krankenhaus zu sehen, weil er ein Auge auf April geworfen hat. Dadurch rückt man diesen Charakter etwas mehr in den Vordergrund, was man meiner Meinung nach sowieso schon eine ganze Weile schleifen ließ. Ich glaube zwar nicht, dass es eine längere Geschichte wird, aber da es dem Krankenhauspersonal untersagt ist, etwas mit Patienten und deren Angehörigen anzufangen, könnten sich einige Probleme einstellen, die sicherlich Potenzial haben und April von einer anderen Seite zeigen.

Man kann sich in Menschen täuschen

Schon seit einigen Folgen muss sich Will mit der Klage der Familie Baker gegen ihn herumschlagen. Wie ich schon öfter geschrieben habe, kann ich beide Seiten sehr gut verstehen und doch bin ich ein wenig darüber verärgert, wie man mit der Storyline verfahren ist, diese hatte nämlich durchaus Potenzial, was aber ein wenig verschenkt worden ist. Nachdem man in einer der letzten Folgen erfahren hat, dass Jennifer Baker nicht in die Gruppe mit dem Medikament, sondern in die mit dem Placebo eingeteilt wurde, habe ich regelrecht darauf gewartet, dass sich Will den Vorschriften widersetzt. Natürlich hat es mir gefallen, wie man Connor in die Handlung mit eingebaut hat und ich fand die Vorgehensweise auch richtig. Das ändert aber leider nichts daran, dass ich darüber enttäuscht bin, wie die Handlung ausgegangen ist, über die man anfangs soviel Wirbel gemacht hat. Die Klage ist fallen gelassen worden und Jennifer ist gestorben. Es ist genau das passiert, was ich schon länger befürchtet hatte. Nachvollziehbar ist auch für mich, weswegen Sal Baker sich bei Will bedankt hat, so hatte er zumindest noch ein bisschen mehr Zeit mit seiner Frau, auch wenn diese sicherlich alles andere als rosig gewesen ist. Dennoch hätte ich mir gewünscht, die Autoren hätte es irgendwie anders gemacht. So wirkt es leider nur so, als hätte man Will nur eine Art Denkzettel verpasst, damit er bei anderen erkennt, wo sein eigener Fehler lag, als er darauf bestanden hat, Jennifer in die Studie zu bringen.

Durch seinen eigenen Patientenfall um die komatöse Frau, die nur noch durch Maschinen am Leben erhalten wird, scheint es Will überhaupt besser zu verstehen, welchen Fehler er bei Jennifer Baker gemacht hat. Nach einem schweren Unfall liegt eine Frau im Koma, die aufgrund einer schweren Kopfverletzung nicht mehr gerettet werden kann. Alleine das wäre für mich schon dramatisch genug. Allerdings muss der Ehemann nicht nur diesen Verlust hinnehmen, sondern auch noch, dass seine Frau ihn offenbar darüber belogen hat, was den gemeinsamen Kinderwunsch angeht. Ich mag mir gar nicht vorstellen, was in dem Mann nun gefühlsmäßig vorgeht. All die Jahre dachte er, seine Frau wolle auch Kinder und dann muss er erfahren, dass sie eine Spirale hat, die eine Schwangerschaft eigentlich ausschließt. Ich gehe mal davon aus, dass er diese Tatsache noch gar nicht realisiert hat und alleine deswegen weiterhin daran festhält, mit den Eizellen ein Kind bekommen zu wollen. Verübeln kann man es ihm nicht. Denn sollte er wirklich damit Erfolg haben, würde ihm immer ein Andenken an seine Frau bleiben. Aber vielleicht ist es dann vielmehr eine Qual, weil ihm bewusst werden könnte, diesen Kinderwunsch immer alleine gehabt zu haben und sich vollkommen in seiner Frau getäuscht hat.

Ähnliches könnte auch in Dr. Daniel Charles vorgehen, der es seiner Ansicht nach nicht geschafft hat, seinen und Ethans Patienten davon zu überzeugen, mit zwei Armen zu leben. Ich habe ja seit dem Ereignis mit Dr. Unger die Befürchtung, Daniel fällt in ein tiefes Loch, weil er an seinen Fähigkeiten als Arzt zweifelt. Dabei hat er nur das getan, was er für das Beste hielt: Den Patienten vor einem schlimmen Fehler bewahren. Allerdings kann man einen Menschen schlecht von etwas abbringen, was dieser schon längst beschlossen hat. Ich hoffe wirklich, Daniel erholt sich wieder und wird von dem Gedanken abgehalten, zu glauben, er würde sich in Menschen täuschen. Dass es ausgerechnet Ethan ist, der Daniel ins Gewissen redet, gefällt mir sehr gut. Durch die gemeinsamen Sitzungen, von denen ich mir aber doch etwas mehr erhofft hatte, sind die beiden ein prima Gespann geworden, von dem ich gerne noch mehr sehen würde.

Randnotizen

  • Dass Sharon Goodwin auf Wunsch ihres Mannes in Rente gehen soll, finde ich lachhaft, da ich mir das Krankenhaus ohne sie absolut nicht vorstellen kann. Auch wenn sie noch keinen eigenen Handlungsstrang hatte, so würde doch ein erheblicher Teil fehlen, wäre sie nicht mehr da.
  • Mir hat die gemeinsame Szene zwischen Will und Jay Halstead sehr gut gefallen. Ich habe ja bis jetzt immer gedacht, Will wäre derjenige, der Jay moralisch unterstützt, doch jetzt hat man gesehen, dass es genau andersrum zu sein scheint und macht mir Will noch etwas sympathischer.

Fazit

Es konnte vor allem die Handlung um Sarah Reese überzeugen, die schon seit Beginn der Serie eine schöne Wandlung durchgemacht hat, bei der es schade wäre, würde man sie durch die Versetzung verkommen lassen. Etwas Sorgen macht mir Daniel, der sich wiederum in eine Richtung entwickelt, von der ich momentan wenig begeistert bin. Alles in allem war es eine solide Folge mit tollen Momenten.

Daniela S. - myFanbase

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