Bewertung

Review: #1.14 Verdacht

Nachdem Sarah Reese ihre Abteilung zugewiesen bekommen hat, stellen sich nun erste Probleme ein, die sie in ihrer Arbeit behindern. Dr. Ethan Choi erkennt durch einen Patienten, dass er an sich arbeiten muss und Dr. Natalie Manning steht erneut vor dem Verdacht einer Kindermisshandlung.

Es belastet sie

In der letzten Folge haben wir erfahren, dass Sarah in die Pathologie wechseln wird. Doch schon zu diesem Zeitpunkt konnte man als Zuschauer erkennen, dass sie nicht ganz glücklich über diese Entscheidung ist. Verwunderlich ist das Ganze absolut nicht, nachdem sich Sarah nach einem etwas steinigen Weg immer weiter gesteigert hat und mittlerweile sogar als vollwertiges Teammitglied angesehen wird.

Doch anders als von mir gedacht, bereitet der bevorstehende Abteilungswechsel keinerlei Probleme in ihrer Beziehung zu Joey Thomas, sondern ist viel gravierender. Ich finde es sehr interessant, dass es sich bei Sarah körperlich bemerkbar macht. Diese Entwicklung ist noch nicht mal so abwegig, immerhin heißt es, dass Körper und Geist im Einklang sein müssen, damit es einem gut geht. Dass dies bei Sarah absolut nicht zutrifft, zeigte auch die gemeinsame Szene zwischen ihr und Dr. Will Halstead. Ich kann mich momentan gar nicht daran erinnern, überhaupt jemals eine solche Szene zwischen den beiden Ärzten gesehen zu haben. Schön wäre es noch gewesen, wenn man als Zuschauer Zeuge davon geworden wäre, wie das darauffolgende Gespräch zwischen Sarah und Will abgelaufen wäre. Zwar würde ich mir wünschen, es würde nochmal thematisiert werden, allerdings habe ich da wenig Hoffnung. Vielmehr hoffe deswegen darauf, dass sich Dr. Daniel Charles ihr annehmen wird. Vielleicht schafft er es ja, Sharon Goodwin zumindest dazu bewegen zu können, ein gutes Wort für Sarah einzulegen. Leider hat Sharon für meinen Geschmack etwas zu abweisend reagiert, aber vielleicht wendet sich das Blatt schon bald.

Hier hat mir Joey sehr viel besser gefallen, denn ich hatte wirklich angenommen, er würde sehr ungehalten reagieren, wenn er erfährt, dass Sarah lieber in der Notaufnahme bleiben würde. Das schließt aber noch nicht aus, dass es nicht doch mal zu Meinungsverschiedenheiten kommen wird.

Die zerrissenen Eltern

Natalie und Daniel müssen sich mit einem Fall beschäftigen, der nicht so klar am Anfang gewesen ist. Der kleine Bo wird nach einem Sturz von Natalie behandelt, wobei es schon bei der Anamnese erste Unstimmigkeiten gegeben hat und auch die Röntgenaufnahmen gezeigt haben, dass sich der Junge nicht zum ersten Mal verletzt hat. Nicht grundlos kommt bei Natalie der Verdacht auf, dass die Mutter ihren Sohn misshandelt hat. Ich fand es aber gut, als der Fall eine andere Wendung genommen hat und man auch die Zerrissenheit der Mutter nachvollziehen konnte, auch wenn man selbst keine Mutter ist. Denn nicht die Eltern haben den kleinen Bo misshandelt, sondern der eigene Bruder.

Da ich außer "Chicago Med" bereits andere Krankenhausserien angeschaut habe, ist mir diese Thematik nicht völlig fremd. Jedoch hat es bisher nur diese Serie geschafft, dass man die behandelnde Ärztin so emotional mit einbezieht, wie es bei Natalie der Fall gewesen ist. Doch darauf gehe ich gleich nochmal etwas genauer ein. Interessanter war für mich vor allem die Frage, ob die Eltern von Griffins Veranlagung gewusst haben oder es vielmehr geahnt haben. Es erschien einem als Zuschauer schon recht seltsam, dass sowohl die Mutter als auch der Vater den bereits verheilten Bruch von Bo als Nichtigkeit abgetan haben. Das hat mich doch etwas stutzig gemacht, weil es mir so vorkam, als wussten sie ganz genau, dass es sich um einen Bruch handelt, und nicht wie sie behauptet haben, um eine Verstauchung. Zudem wäre es noch interessant, ob es eine familiäre Vorerkrankung gegeben hat. Da dies nicht geklärt wurde und der Handlungsstrang aller Wahrscheinlichkeit beendet ist, finde ich schade.

Aber vielleicht diente der ganze Handlungsstrang auch nur dazu, Natalie vor Augen zu führen, wie stark die Mutterliebe ist und man es als Mutter nicht übers Herz bringt, sein eigenes Kind wegzugeben, auch wenn man ganz tief im Inneren weiß, dass es die beste Entscheidung wäre. Mir tat die Mutter sehr leid, weil man ihre Zerrissenheit nicht nur gesehen hat, sondern auch gespürt hat, welchen inneren Kampf sie mit sich führt. Dementsprechend missfiel mir auch Sharons Bemerkung, sie wünschte, sie hätten mehr tun können. Natürlich kann ich die Sichtweise durchaus verstehen und als Verwaltungschefin trägt sie auch eine gewisse Verantwortung und dennoch oder vielleicht kam es mir deswegen so vor, als könnte sie sich gar nicht richtig in die Eltern hineinversetzen.

Natalie gefiel mir in diesem Punkt etwas besser. Obwohl sie auch einen ähnlichen Eindruck gemacht hat, fand ich es gut, dass ihr die Worte der Mutter anscheinend nicht aus dem Kopf gingen und sie selbst darüber nachgedacht hat, wie sie selbst entscheiden würde. Deswegen finde ich es auch sehr schade, dass man als Zuschauer nie in den Genuss kommt, Natalie mal in einem vertraulichen Gespräch mit Maggie Lockwood zu sehen. Gerade weil ihr das als Mutter selbst so nahe geht, wäre es gut wenn sie sich auch mal wen anvertrauen würde. Ich würde mir wünschen, dass man spätestens in der zweiten Staffel mal mehr darauf eingehen würde.

Arzt, heile dich selbst

Seit einiger Zeit wissen wir, dass Ethan noch immer unter einem Trauma aus der Kriegszeit leidet. Ich finde es zwar schade, dass man das Thema so am Rande behandelt, aber vielleicht ändert sich in den nächsten Folgen etwas daran. Zumindest scheint man auf dem richtigen Weg zu sein. Ethan muss einen Patienten behandeln, der seinen Herzschlag im Kopf bemerkt. Zugegeben erschien dieser Fall zunächst etwas weit hergeholt. Allerdings kennt es wohl jeder, wenn man sein Blut im Ohr pulsieren hört. Demnach sind wohl die Beschwerden des Patienten doch nicht so sehr aus der Luft gegriffen. Doch wie bei den meisten Fällen dieser Art, wird viel zu schnell eine psychische Störung diagnostiziert.

Zum Glück achtet Ethan auf Kleinigkeiten, die besonders in diesem Fall zu einer Diagnose führten, die es nicht allzu oft gibt. Durch die Einsätze im Krieg, hat sich bei Ethans Patienten eine Art Raum um das Herz entwickelt, wenn ich das noch richtig im Kopf habe, was den Herzschlag verstärkt. Ich kann mir dadurch sehr gut vorstellen, wie nervig und belastend das ist, besonders wenn bisher gar keine richtige Diagnose gestellt worden ist. Ich hoffe sehr, dass Ethans Patient damit leben kann, auch wenn er weiß, dass es nichts gibt, was man dagegen tun kann.

Etwas einfallslos finde ich es, ebenso wie bei Natalie, dass man auch bei Ethan den Patientenfall dafür genutzt hat, ihm aufzuzeigen, worauf es im Leben ankommt. Das mag vielleicht nützlich für Ethan sein, doch für die weitere Entwicklung der Storyline und des Charakters ist es doch für meinen Geschmack zu wenig. Ich würde mir wünschen, man würde ein bisschen mehr auf seine Probleme eingehen.

Im Fall von Dr. Connor Rhodes habe ich da noch etwas mehr Hoffnung. Es muss schrecklich sein, eine Patientin auf dem OP-Tisch zu verlieren. Vielleicht entscheiden sich die Autoren ja dazu, Connors Gefühlsleben dahingehend mehr zu beleuchten. Wie wir ja gesehen haben, ging ihm dieser Verlust sehr nahe. Gut gefallen hat mir, dass man Will einbezogen und ihn als eine Art Freund für Connor hingestellt hat. Ein wenig erinnert mich die Konstellation an Matthew Casey und Kelly Severide aus "Chicago Fire" nachdem Letzterer nur sehr schwer mit dem Tod von Leslie Shay zurechtkam. Es wäre schön, wenn Will eine ähnliche Funktion bei Connor einnehmen würde, wie es Casey für Severide in der dritten Staffel getan hat.

Randnotizen

  • Obwohl es diesmal nur wenig Interaktionen zwischen Tate Jenkins und April Sexton gegeben hat, war doch deutlich zu spüren, dass die beiden etwas für einander empfinden. Ich hoffe, wir sehen davon noch etwas mehr.
  • Gut gefällt mir das freundschaftliche Verhältnis zwischen Maggie und Sharon. Man merkt zwar, dass Sharon Maggies Chefin ist, allerdings mag ich es, dass man dadurch etwas mehr von Sharons Leben außerhalb des Krankenhauses erfährt.

Fazit

Obwohl #1.14 Verdacht einige gute Ansätze hatte, verlaufen doch viele am Ende im Sande, was die Handlungsstränge einfallslos und lieblos wirken lässt. Besonders bei den Fällen von Ethan und Natalie hätte ich mir mehr Ideenreichtum gewünscht, damit sich die Charaktere weiterentwickeln können. Einzig und alleine konnte einmal wieder Sarah Reese überzeugen, die sehr unglücklich mit ihrer bevorstehenden Versetzung in die Pathologie ist.

Daniela S. - myFanbase

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