Bewertung

Review: #2.12 Fieber

Foto: Holly Marie Combs, Charmed - Copyright: Paramount Pictures
Holly Marie Combs, Charmed
© Paramount Pictures

Den Machern von "Charmed - Zauberhafte Hexen" ist es immer wieder gelungen, Handlungsstränge dermaßen fein auszuarbeiten, sodass zwischendurch richtige Highlight-Episoden zustande kommen. #2.12 Fieber ist solch eine Episode, die das vorhandene Potential der Serie total verdeutlichen und sehr hervorstechen lässt. In der zweiten Staffel von Charmed zieht diese Episode sämtliche Register.

Dan Gordons Charaktereinführung macht sich bezahlt

Zum Auftakt der zweiten Staffel von "Charmed" war ich mir noch unschlüssig, was der neue Hauptcharakter, der Serie bringen wird. Erst sah es in #2.01 Abraxas noch so aus, als wäre er der neue Love-Interest für Phoebe, da diese ihn sofort anschmachtete. Die Autoren bewiesen jedoch, eine weitaus geschicktere Idee auf Lager zu haben, indem sie Dan zwischen Piper und Leo trieben. Ich nenne das bewusst so, da für mich Piper und Leo das zusammenpassende Paar darstellen. Dan dagegen wirkt, simpel gesagt, wie ein Fremdkörper dazwischen. Eine Hürde, die es für Piper und Leo zu überwinden gibt. Auch wenn ich mich irren kann, wirkt für mich aktuell die Beziehung zwischen Dan und Piper nicht von Bestand. Schon die vorherige Episode #2.11 Drei Hexen und ein Baby machte mit Pipers (Selbst-)zweifel ziemlich deutlich, dass sie sich auf Dan nicht komplett einlassen kann. Es reicht einfach nicht aus, dass er der charmante, greifbare Nachbar von nebenan ist. Es kommt ganz auf die Gefühle an und die scheinen bei Dan weniger stark zu sein wie eben zu Leo.

Letztendlich bleibt abzuwarten, wie sich das Liebesdreieck weiter entwickeln wird. Doch seit dieser Episode wird es besonders interessant werden, da Piper zum falschen Zeitpunkt Leo's Namen erwähnt. Vermutlich wurden dadurch nun auch in Dan Zweifel geweckt und wir bekommen eventuell auch andere Facetten von seinem Charakter zu sehen. Der Darsteller Greg Vaughan sollte auch etwas mehr gefordert werden. Immer nur den makellosen, schmeichelnden Dan zu sehen, wirkte bislang reicht eindimensional. Mehr Tiefe in seiner Charakterzeichnung macht sich hier schon sehr bezahlt. Man bekommt einen emotionalen, verzweifelten Dan zu Gesicht und es beweist, dass Greg Vaughan durchaus schauspielerisches Talent aufweisen kann.

Piper im lebensbedrohlichen Zustand

Bislang gewann ich den Eindruck, dass Piper stets eine sehr verantwortungsbewusste Person darstellt. Doch hier werde ich eines Besseren belehrt. Verständlich ist aber, dass sie nach all den Herausforderungen, die zur P3-Eröffnung anfielen, den großen Erfolg nun auskosten möchte. Die Bude ist richtig voll, doch Piper überfordert sich regelrecht. Selbst halbkrank stellt sie sich noch Interviews, Thekenarbeiten etc. zur Verfügung. Da brauchte es jemand, der sie an die wichtigste Sache erinnert, nämlich auf sich selbst und die Gesundheit zu achten. Phoebe übernimmt in dieser Episode gleich mehrfach den verantwortungsvollen Part. Nebenher ergibt sich eine interessante Entwicklung bei Phoebe, die sich nun im College eingeschrieben hat und angenommen wurde.

Zurück zu Piper, denn deren Gesundheitszustand verpasst der Hauptstory eine dramatische Wende, wie es sie in "Charmed" bislang nur in den besten Momenten zu sehen gegeben hat. Als Piper durch das Oroya-Fieber ins Koma fällt, da die Medikamente fehlschlugen, liegt die Lösung auf der Hand. Leo würde das richten, selbst wenn Piper ihn nicht herbeiwünscht. So konnte ich selbst bei der Meldung, Piper fiel ins Koma, noch nicht emotional mitfiebern. Doch als sich herausstellt, dass Leo nicht eingreifen darf, wendete sich das Blatt enorm. Vorhersehbar war da nur, dass Piper nicht sterben konnte als Hauptcharakter, dennoch weiß man es letztendlich nicht immer, worauf die Autoren hinarbeiten. So packte mich das Drama um Piper dann ziemlich und ich hoffte, dass bald eine Lösung aufkommen wird.

Als Prue und Phoebe in Erwägung ziehen, die Regel des persönlichen Vorteils zu brechen, konnte ich dies ihnen nicht verübeln. Irgendwas war erforderlich zu tun, um Piper zu retten. Leos Argumente, weshalb er Piper nicht helfen dürfe, ließen mich etwas genervt zurück. Warum zum Kuckuck dachte ich mir. Die Macht der Drei gilt es ebenso zu retten wie auch Piper selbst. Interessant hier an der Story ist, wie sehr Phoebe die Verantwortungsbewusste darstellt. Erst redete sie Piper zu, besser auf sich zu achten und wies danach auch noch Prue zurecht, die sofort den persönlichen Vorteil nutzen möchte, um Piper zu retten. Letztendlich lässt sich Phoebe auch zu diesem Schritt bewegen. Dass es natürlich Konsequenzen haben wird, war schon voraus zu ahnen.

Phoebe gefällt mir diesmal besonders gut. Wie sie dem kranken Jungen mit Hilfe des positiven Denkens zur Gesundheit verhilft, beweist ihren sehr feinfühligen, loyalen und starken Charakter. Die Puppe des Jungen ist dann der Auslöser für eine richtig unschöne Konsequenz, des Aufwachzauberspruches zum persönlichen Vorteil. Das Blut der Hexen scheint irgendwie anders zu sein und wird von der Puppe an andere übertragen. Während Piper also aus dem Koma erwacht, sind es Helfer im Krankenhaus, die ins Oroya-Fieber verfallen. Ich bin einfach total begeistert von dem Hauptplot, der mit so kleineren Storylines und effektiven Wendungen die Dramatik stets weiter nach oben treibt. Nachdem die Halliwell-Schwestern selbst die Konsequenzen des Zaubers bemerken, wissen sie schon, dass sie das rückgängig machen müssen und dennoch wird durch das eingreifende Gesundheitsministerium die Situation noch eine ganze Stufe brenzliger. Plötzlich steht Piper davor, ihren erfolgreich gewordenen Club zu verlieren und das Hexen-Geheimnis wird durch den aufkommenden Medienwirbel auch zunehmend unsicherer.

Letztendlich werden die Drei von Dr. Williamson im Krankenhaus unter Quarantäne gestellt. Das Blut wird ihnen abgenommen und die Lage scheint ausweglos zu sein. Prue kann mit Hilfe der Astralprojektion den Rückkehr-Zauber jedoch beschaffen und die Situation umkehren. Wobei Piper darauf sofort wieder ins Koma fällt und sogar droht zu sterben. Ich muss zugeben, dass ich spätestens ab da selbst emotional vollkommen ergriffen war. Doch bei der Dramatik und Spannung ahnte ich, dass noch ein Clou folgen muss. So kommt es dann auch. Nach den Halliwells bricht auch Leo für Piper die Regeln und bewahrt sie vor dem Tod. Was für eine süße und starke Liebeserklärung das ist, weiß auch Piper und erwähnt seinen Namen kurz nach dem Aufwachen. Dan hört das zufällig und tja, für mich ist ab dem Zeitpunkt verständlich, worauf die Piper-Leo-Dan-Story hinauslaufen wird. Zumindest ansatzweise kann man es nun sicher erahnen.

Aber das war es noch nicht mit der Haupt-Storyline: Dr. Williamson, der absolut nachvollziehbar verwundert ist, wie die eigentlich schon tote Piper wieder lebt, schwört dem Ganzen nachzugehen. Zu diesem Zeitpunkt ist somit eine Story kreiert, die den Anschein hat, sich über die Episode hinaus zu ziehen. Einmal abgesehen von den Beziehungs-Storyelementen der Schwestern. Super gespannt war ich an dieser Stelle, was Dr. Williamson herausfinden würde?

Prue reißt die Brücken hinter sich ab

Auch die Nebenstoryline rund um Prue geht in der Folge hier ganz auf. Ihr Verhältnis zu Jack wird endlich vertieft und letztendlich zu Ende gebracht. Zuvor wird dazu eine geschickte Metapher beigeführt, die nicht nur die Veränderung im Auktionshaus Buckland zur Schau stellt, sondern eine gute Anspielung auf die Situation zwischen Prue und Jack ergibt. Vorrangig geht es um die Echtheit eines wertvollen Kunstgemäldes, jenes Prue als Fälschung entlarvt. Während Jack dafür ist, das zu ignorieren, wünscht das Prue nicht. Ich gebe zu, dass ich da ähnlich denke wie Prue. Ein Gemälde ist als Fälschung nicht jeden Preis wert. Auch dem Argument kann ich persönlich übereinstimmen, dass Qualität nicht dem Kommerziellen zum Opfer fallen sollte. Das kann jeder für sich entscheiden aber ich für mich konnte Prues Standpunkt total verstehen.

Ähnlich wie das Kunstgemälde erweist sich auch die Beziehung zwischen Prue und Jack als eine Art von unecht. Es war schon in der letzten Episode zu erkennen, dass die beiden nicht auf einen Nenner zugehen. Wobei Jacks Charakter diesmal von einer anderen Seite gezeigt wird. Nicht nur der humorvolle, lockere Typ, der Spaß nur im Visier hat. Nein, ihm liegt wirklich etwas an Prue. Er scheint Gefühle für sie entwickelt zu haben, jene sie scheinbar nicht erwidert. Es beweist schon Charakterstärke, offen zu verstehen zu geben, dass es nicht passt, selbst wenn man einige Vorteile genießt. So gefällt mir hier auch, wie Prue offen und ehrlich und auf schöne Weise Jack Lebewohl sagt. Schade ist, dass Jack nicht der Serie erhalten bleibt. Seine Art hat mich amüsiert und dem häufigen Drama um die Halliwells einen lockeren, entspannten Gegenpart verpasst. Besonders zur eher strengeren, toughen und oft auch dramatischen Prue. Bei der ältesten Halliwell-Schwester wurde nun eine sehr interessante Ausgangssituation kreiert. Den Job kündigte sie ebenfalls und so ist bei ihr letztendlich alles offen. Für die Autoren bedeutet dies, dass Prues Charakter (hoffentlich innovative) Storylines zugeordnet werden können. Prue und arbeitslos, das gab es bis zu dem Zeitpunkt nicht wirklich.

Fazit

Dramatik, Spannung, effektive Wendungen und Romantik. Zudem interessante Story-Abschlüsse und ebenso eröffnete interessante neue Storylines. #2.12 Fieber ist das bisherige Episoden-Highlight der zweiten Staffel. Es überzeugt in allen Parts und von solchen Folgen kann ich nie genug bekommen.

Samuel W. - myFanbase

Die Serie "Charmed - Zauberhafte Hexen" ansehen:


Vorherige Review:
#2.11 Drei Hexen und ein Baby
Alle ReviewsNächste Review:
#2.13 Ein tierisch guter Spuk

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier mit anderen Fans von "Charmed" über die Folge #2.12 Fieber diskutieren.