Bewertung

Review: #4.11 Wie in alten Zeiten

Und dann ging es doch ganz schnell. Ohne weitere Betrachtungen im Gerichtssaal wird dem Zuschauer vermittelt, dass Hank Moody für schuldig gesprochen wurde. Die Episode widmet sich also der Zeit nach dem Schuldspruch und vor der endgültigen Strafverkündigung. Der kleine Zeitsprung geht also in eine eher bedrückende Szenerie und trotzdem wird es sehr harmonisch.

Entsetzen

Die Nachricht macht schnell die Runde. Karen liest es im Internet und Becca zieht sich schockiert zurück. Charlie und Marcy unterbrechen sofort ihren Tagesrhythmus um mit der Meldung umzugehen, aber eigentlich sind alle fassungslos. Das, was alle befürchtet haben, ist tatsächlich eingetreten. Auch als Zuschauer, ist man etwas bedrückt, auch wenn man diese Entscheidung erwartet hat. So einen kleinen Ausweg gab es trotzdem immer und auch wenn ich mit Hanks Taten der letzten Zeit häufig nicht zufrieden war und durchaus der Meinung bin, dass er auch mal zurecht ordentlich bestraft werden sollte, ist es jetzt, da es fest steht, keine wirkliche Genugtuung. Das liegt wohl auch vor allem daran, dass er letztlich für diejenige von zahlreichen Aktionen bestraft wird, für die er irgendwie am wenigsten schuldig ist. Aber so ist das eben manchmal. Während nun alle besorgt sind, versucht Hank dann auch wieder auf seine ganz eigene Art damit umzugehen.

Zunächst macht er sich einen schönen Abend mit Abby Rhodes und lässt seine besorgten Freunde und seine Familie im Stich. Das ist zwar irgendwie verständlich, aber die feine Art ist es auch nicht. Natürlich will er für sich sein und den Menschen, denen er den größten Schmerz zugefügt hat, nun nicht auch noch gegenüberstehen, aber man kann ja zumindest Bescheid geben, dass man Zeit für sich benötigt. Da seine Freunde ihn aber bestens kennen, werden die sicherlich gewusst haben, dass Hank so reagieren könnte.

Zufluchtsort

Hank will schließlich mit seiner Tochter Zeit verbringen, macht da aber mal wieder den Fehler, unnahbar und realitätsfern zu sein. Seine Hoffnung auf eine letzte Illusion geht nicht auf, weil Becca mehr von ihrem Vater erwartet und ihn anklagt, dass er kein normaler, langweiliger Vater gewesen ist. Natürlich hätte Becca das auf Dauer auch nicht gefallen, aber in der jetzigen Situation wäre ein Stück Normalität schon das höchste der Gefühle. Wenn man sich aber daran erinnert, wie Hank und Karen ihr vor kurzen noch das Autofahren beigebracht hatten, sie also einen fast perfekten Tag hatten, weiß man, dass Becca auch mit diesem Hank eine tolle Zeit hatte. Der überaus witzige Traum der 50er-Jahre-Bilderbuch-Familie wäre sicherlich nichts für Becca gewesen, aber nach Beccas berechtigter Klage war es einfach sehr schön, diese Sequenz zu Gesicht zu bekommen und der bis dahin eher beklemmenden Episode so eine sehr unterhaltsame Note zu verleihen.

Eine sehr gelungene Passage war dann auch das erneute Auftreten von Trixie, die sich unheimlich gut mit Hank versteht und so eine Art Beichtmutter für ihn darstellt. Erneut verbringt er eine ganze Nacht mit ihr, um zu reden und einfach in der Gegenwart mit jemanden zu sein, der einfach da ist, nicht urteilt, Hank so annimmt, wie er ist und ganz ohne Konsequenzen leben kann. Die wunderbare Judy Greer ist hier einfach immer wieder eine Bereicherung und zeigt ihr Talent, vor allem, wenn man sich von ihr auch so wunderbar in "Mad Love" unterhalten lässt. Der sorgenfreie Abend von Hank führt zu den bereits erwähnten Traum aber auch dazu, dass Hank von Trixie angestachelt überlegt, einfach zu fliehen und seiner Strafe zu entgehen, damit aber auch alles hinter sich zu lassen, weil er auf Dauer gesucht werden würde. Er ist kurz davor, das in die Tat umzusetzen, wird aber im quasi letzten Moment umgestimmt. Hank ist eben doch ein Familienmensch.

Noch einmal mit Harmonie

Die kleine Überraschungsparty war dann eine unglaublich intensive lange Abschlussszene, die sofort Wehmut aufkommen ließ. Die wichtigsten Menschen waren um Hank versammelt und es gab keine Vorwürfe, keine Anschuldigungen sondern einfach nur ein gemütliches Zusammensein, eine lockere Stimmung und ein schönes Schwelgen in Erinnerungen. Der Szenerie hätte man noch Stunden zuschauen können, weil alle irgendwie fröhlich wirkten. Sie haben den bevorstehenden Tag einfach noch mal ausgeblendet, viele unschöne Momente der Vergangenheit gelöscht und sich darauf besonnen, warum diese Runde zusammen gehört und auch so viele schöne Zeiten hatte. Da lief es einem schon irgendwie kalt den Rücken runter. Nach und nach verkleinerte sich die Runde und die schwere Gewissheit, dass die Zukunft nicht aufzuhalten ist, brachte sich wieder ein. Erst konnte Becca noch ein paar beeindruckende, traurig-schöne Worte sagen, bevor sie ins Bett musste, dann verabschiedeten sich auch Charlie und Marcy und Hank blieb mit Karen zurück. Mit einem Gänsehautmoment verabschiedet sich diese Episode schließlich, denn das ruhige, gefasste und von so viel Traurigkeit umlagerte Gespräch zwischen Hank und Karen ist sehr emotional und damit äußert gelungen gewesen. Der Wunsch, einfach alles vergessen zu machen, stieg an und Hank und Karen verabschieden sich so, wie man es irgendwie erhofft hatte. Dass es dazu nur den Dialog und keine weitere Szene brauchte, spricht für sich selbst.

Fazit

Während man am Anfang der Episode wie Hank selbst noch nach Halt suchte, entwickelte sich diese Episode von Minute zu Minute zu einem immer intensiveren Gemisch aus Harmonie und Traurigkeit, sodass diese Episode letztlich noch mal besser war als #4.09 Another Perfect Day, obwohl die Dramaturgie ähnlich war. Mit dem Wissen um Hanks Verurteilung war es insgesamt noch mal intensiver.

Emil Groth - myFanbase

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